Freitag, 1. April 2011

"Neuausrichtung". Die Information des Jüdischen Museums

Da die "Medieninformation vom 1. April 2011" des Jüdischen Museums ausführlicher und informativer ist, als die APA-Meldung vom gleichen Tag, gebe ich sie hier ungekürzt wieder

Jüdisches Museum Wien: Auf neuem Kurs

Danielle Spera präsentiert Pläne zur Neuausrichtung des Jüdischen Museums

Derzeit ist die Funktionssanierung des Museums, die im Jänner begonnen wurde
in vollem Gang. Direktorin Danielle Spera berichtete dem Aufsichtsrat des
Jüdischen Museums der Stadt Wien über die personellen und inhaltlichen
Planungen zur Wiedereröffnung des Standorts Dorotheergasse.

Neuaufstellung mit starkem Team

„Die Funktionssanierung des Hauses schreitet zügig voran und wird im Juni
abgeschlossen sein. Danach können wir mit der Ausgestaltung der
Ausstellungsbereiche beginnen“, sagte Spera nach der Aufsichtsratssitzung.
„Ich habe dem Aufsichtsrat ein starkes KuratorInnenteam und die
wissenschaftlichen MitarbeiterInnen präsentiert, mit denen ich die neue
ständige Ausstellung erarbeiten werde. Damit setzen wir konsequent den Weg
fort, der bereits beim Standort Judenplatz zum Erfolg führte: Eine
Neupositionierung des Hauses mit einer permanenten Schau und spannenden
Wechselausstellungen. Im Gegensatz zu anderen Häusern, die bei einem Umbau
geschlossen werden müssen, sind wir in der glücklichen Lage, dass wir mit
dem neuen Museum Judenplatz einen voll funktionsfähigen Ausstellungsort
anbieten können, der auch ausgezeichnet vom Publikum angenommen wird“, so
Spera.

„Wien. Jüdisches Museum. 21. Jahrhundert“

Für die neue Dauerausstellung gibt es im Jüdischen Museum Wien eine
innovative, seriöse und schrittweise Vorgangsweise. Werner Hanak-Lettner,
langjähriger Kurator am JMW und international renommierter
Ausstellungsmacher, hat das Konzept dazu ausgearbeitet. „Es ist eine
kreative und professionelle Antwort auf eine schwierige Situation. Das Haus
braucht eine neue Dauerausstellung. Daher schlage ich einen Weg vor, der das
Museum zur Wiedereröffnung konzeptionell belebt, zudem als selbstreflexives
Haus positioniert und das Team genügend Zeit lässt für Herbst 2012 eine
weitere außergewöhnliche Dauerausstellung zu erarbeiten.“

Daher eröffnet das Haus im Herbst 2011 mit einem Mix aus permanenten und
temporären Ausstellungen. Während das Schaudepot im 3. Stock bereits in
seiner permanenten Form „neueröffnet“, wird im Erdgeschoß eine Schau
erarbeitet, die das Medium Jüdisches Museum selbst in den Mittelpunkt rückt
und gleichzeitig auch hinterfragt. Unter dem Arbeitstitel „Wien. Jüdisches
Museum. 21. Jahrhundert“ werden mittels sieben Stationen sieben Fragen
gestellt, die auf vielfältige Art bewusst machen, wie sehr ein Jüdisches
Museum mit der Geschichte seines Entstehungsortes verbunden ist und wie
divers gleichzeitig die Erwartungshaltungen an ein solches Haus sind. Wir
stellen also den Prozess hin zur Dauerausstellung selbst aus, und suchen im
Rahmen einer Ausstellung den Dialog mit den Besuchern und Fachexperten. Eine
wichtige Rolle wird im Erdgeschoß auch wieder die Sammlung Berger im
Zusammenspiel mit der „Installation der Erinnerung“ von Nancy Spero
spielen“, so Hanak-Lettner. Die Dauerausstellung wird zum Thema des nächsten
Jahres. „Das Konzept von Herrn Hanak-Lettner hat mich sofort überzeugt, da
es sehr dynamisch ist und das Museum noch mehr zu einem Ort der Begegnung,
der Inspiration und des Dialogs macht“, sagt Spera. Das Jüdische Museum Wien
nehme das Thema neue Dauerausstellung sehr ernst. Es wird dazu ein Symposium
und auch eine Publikation geben, die die Erfahrungen mit der Ausstellung
wiederspiegelt.

„Wir werden mit einem breit aufgestellten Team der WissenschaftlerInnen des
Museums unter Leitung von Dr. Werner Hanak-Lettner das Konzept der
Dauerausstellung umsetzen“, betonte Spera nach der Aufsichtsratssitzung.
Wien Holding-Direktor Komm.-Rat Peter Hanke bekräftigte seine Unterstützung
für Dr. Spera: „Mit dem neu aufgestellten Museumsteam ist die Kontinuität
und Qualität der Arbeit des Museums gewährleistet. Wir sollten das Team nun
in Ruhe arbeiten lassen und an den Ergebnissen der Arbeit messen.“

Die erste große Wechselausstellung ist eine groß dimensionierte Schau zu
einem globalen kulturgeschichtlichen Thema mit der das
Hausöffentlichkeitswirksam eröffnet - „BIGGER THAN LIFE. 100 Jahre
Hollywood. Eine jüdische Erfahrung“. Sie wird von Dr. Werner Hanak-Lettner
kuratiert.

Dr. Werner Hanak-Lettner leitet Neukonzeption

Der Theaterwissenschaftler und Museumsfachmann präsentierte erst vor kurzem
sein neuestes Buch über Ausstellungsdramaturgie. Er ist seit 1993 im
Museumsteam, baute das Museumsarchiv auf und ist seit 2000 Leiter der
Bibliothek. Er betreute über 20 Ausstellung, darunter die erste große
Wechselausstellung nach der Eröffnung „Chagall – Bilder. Träume. Theater.
1908 – 1920“. Hanak-Lettner zeichnete in den letzten Jahren für zahlreiche
wichtige Ausstellungen des Museums verantwortlich. Er gestaltete die Harry
Weber-Ausstellung „Heute in Wien“, die als Eröffnungsausstellung des neu
gestalteten Museums 1996 präsentiert wurde, die geschichts- und
religionsphilosophische Ausstellung  „Eden. Zion. Utopia. Zur Geschichte der
Zukunft im Judentum“ (2000) sowie die große Festwochen-Koproduktion  „quasi
una fantasia – Juden und die Musikstadt Wien“ (Wien 2003, New York 2004).
Mit „Papier ist doch weiß? Eine Spurensuche im Archiv des Jüdischen Museums“
(1998) stellte Hanak-Lettner erstmals die Sammlungsbestände des Archivs des
Jüdischen Museums vor. Hanak-Lettner kuratierte zudem die permanente
„Installation der Erinnerung“ von Nancy Spero im Kuppelsaal des Jüdischen
Museums. 2006 und 2009 beauftragte ihn das Wien Museum mit der Neukonzeption
der permanenten Ausstellungen in der Mozartwohnung und im Haydnhaus.

Chefkuratorin Dr. Felicitas Heimann-Jelinek verlässt das Museum

Getrennte Wege gehen das Jüdische Museum Wien (JMW) und seine bisherige
Chefkuratorin, Dr. Felicitas Heimann-Jelinek. Der Dienstvertrag wurde im
beiderseitigen Einverständnis per 31. 3. 2011 aufgelöst. Dr. Heimann-Jelinek
verlässt das JMW auf eigenen Wunsch. Sie will sich in Zukunft verstärkt der
wissenschaftlichen Arbeit im akademischen Bereich und der
Kuratoren-Tätigkeit widmen. „Hinter mir liegt eine schöne, aber auch höchst
intensive Zeit. Ich möchte mich bei dem Team, mit dem ich so viel erleben
durfte, für seine Zuverlässigkeit und seinen Einsatz bedanken und auch der
Stadt Wien, die dieses Museum und viele seiner Erfolge ermöglicht hat, meine
Anerkennung aussprechen“, so Heimann-Jelinek.

Die neue künstlerische Leiterin des Jüdischen Museums Wien, Dr. Danielle
Spera, bedauert die Entscheidung Heimann-Jelineks. Spera betont, „dass die
hohe wissenschaftliche Qualifikation von Felicitas Heimann-Jelinek die
Positionierung des Museums lange Jahre geprägt hat.“ Als Chefkuratorin und
ausgewiesene Museologin zeichnete Heimann-Jelinek im Jüdischen Museum Wien
unter anderem für die Betreuung der Sammlungen, die Konzeption der
bisherigen Dauerausstellungen und eine Vielzahl der auch international immer
wieder Aufsehen erregenden Ausstellungen des Hauses – von der
Eröffnungsausstellung „Hier hat Teitelbaum gewohnt“ 1993 bis zur vorerst
letzten Ausstellung im Haupthaus „Die Türken in Wien. Geschichte einer
jüdischen Gemeinde“ 2010/11 - verantwortlich.

„Die von Frau Dr. Heimann-Jelinek betreuten Ausstellungen waren immer
geprägt von gesellschaftspolitisch relevanten Diskursen, exakten
wissenschaftlichen Recherchen und hohem ästhetischen Anspruch. Mit ihrer
Fachkompetenz und ihrer wissenschaftlichen und kommunikativen Arbeit hat sie
wesentlich zur international hervorragenden Position des Jüdischen Museums
Wien beigetragen“, so Wien Holding-Geschäftsführer Peter Hanke. Die
Entscheidung Dr. Heimann-Jelineks, ihre Tätigkeit im Jüdischen Museum Wien
zu beenden, wurde auch vom Aufsichtsrat des JMW mit Bedauern zur Kenntnis
genommen.

1 Kommentar:

  1. Bei allem Respekt, aber der Pressetext trieft vor Lügen, was Frau Dr. Heimann betrifft. Ohne die Diktatur Speras und Menasses wäre es nie soweit gekommen. Man kann Frau Dr. Heimann nur gratulieren, den Klotz Spera an ihrem Bein jetzt endlich los zu sein. Die Direktorin hat nicht verdient, eine Fachfrau wie Frau Dr. Heimann in "ihrem Team" zu haben. Offensichtlich ist sie nicht im Stande, die Dauerausstellung selbst zu konzipieren, das muß jetzt einer der letzten noch verbliebenen Kuratoren für sie erledigen. Ein verzichtbares Armutszeugnis.

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