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Donnerstag, 2. März 2023

Staff only (Texte im Museum 1129)

 

Die Glastüre, die die Galerieräume im Oberen Belvedere von der Schloßkapelle trennt, trägt den Schriftzug: Kein Zutritt/Staff only. 

Mittwoch, 18. September 2019

Anders als. Kuratorensprech


"Anders als die angloamerikanische Concept Art entwickelt Bauer nicht nur Ideen, sondern auch sinnlich erfahrbare Werke."
(Copyright Belvedere 21)

Anders als sinnvolle Informationen zu Künstlern und Werken zu vermitteln, bevorzugt Belvedere 21 den Leersprech.

Montag, 2. September 2019

Künstler kreist um Kunst (Texte im Museum 928)

Ich habe beschlossen, die Facebook-Texte des Belvedere21 selbst als Kunstprojekt zu kesen. Hier die neueste Emanation der Mraketingabteilung: „Josef Bauers Installationen, Gemälde, Objekte und Performancefotografien kreisen stets um die Frage, was mit Kunst wie artikuliert werden kann.“

Mittwoch, 28. August 2019

Marketingsprech. Diesmal Belvedere 21

Für Blüten der Sprache, die in Museen gesprochen wird, habe ich im Blog das Lemma Kuratorensprech reserviert. Bei meinem heutigen Beispiel geht es um Marketing, im Facebook. Aber der Slang der Kuratoren und die Textbausteine der Marketingbeauftragten ähnelt sich ohnehin zusehends.
Eine Fundgrube für Stilblüten und Gedankenschlichtheit aller Art ist der Facebook-Account von Belvedere 21.
Heute zum Beispiel das: "Happy Birthday Ai Weiwei! Der chinesische Künstler wurde heute vor 62 Jahren geboren und zählt zu den international bekanntesten Künstlern der Gegenwart."
Na gut, da kann man nicht viel falsch machen. Der Geburtag ist ein Fakt, die Gratulation ein Akt der Höflichkeit und des Respekts, der als öffentlich gemachter, das Prestigekonto des Musuems auffüllt wie das auch der Schlußsatz tut: "2016 präsentierte das Belvedere 21 seine" - wir erinnern uns: es geht um den international bekanntesten Künstlern der Gegenwart -. "erste große Einzelpräsentation in Österreich."
Dazwischen wird es ganz schön: "Als Konzeptkünstler, Dokumentarist und Aktivist setzt er sich nicht nur kritisch mit Geschichte, Kultur und Politik seiner Heimat China auseinander, sondern reagiert auch auf gesellschaftliche Realitäten." Whow! Das sitzt! What a man!!

Sonntag, 25. August 2019

Huldigung (Texte im Museum 922)

Dieser Text steht für viele aus Kunstmuseen. Es ist ein als Verpflichtung zur Würdigung angelegter Text, der von uns, ehe wir uns ein Urteil selbst an Hand der ausgestellten Werke haben bilden können, zu Anerkennung, Würdigung anmahnt. Solche Texte beginnen meistens mit einer apodiktischen Platzierung der Künstlerin/des Künstlers möglichst hoch oben on der Hierarchie des Kunstkanons. "August Walla ist einer der bedeutendsten Künstler des 20.Jahrhunderts" las ich unlängst in der Art Brut-Galerie in Klosterneuburg Gugging.

Hier ist es "eine der renommiertesten Künstlerinnen der Gegenwart". Sie hat sich mit vielem ("facettenreiches Werk") beschäftigt, darunter mit Themen, die man sich anspruchsvoller kaum vorstellen kann, "Tod, Verwundung, Heilung, Sexualität, ...Mensch und Umwelt...Identität...Mythologie...religiöse Vorstellungen", kurzum "die conditio humana. Dabei gilt es, die Künstlerin/den Künstler möglichst als innovativ, mutig, tabubrechend, grenzüberschreitend usf. zu stilisieren. "Ohne Scheu vor Tabus, Peinlichkeit und Grenzen der Scham..." heißt das hier. überdurchschnittliches Engagement muß nicht nur innerhalb der künstlerischen Arbeit ausgewiesen werden, es kann, wenn man eine entsprechende Resonanz durchs Publikum erwartet werden kann (das kommt ganz aufs Museum an), auch politisches oder soziales Engagement zum Vorteil gereichen, hier etwa die Auseinandersetzung "unter dem Eindruck des brisanten wandels der politischen, sozialen und kulturellen Bedingungen", inklusive der Erwähnung nicht einfach von "HIV/AIDS", sondern des "Diskurses" darüber - damit d a s Schlüsselwort des kuratorischen New-Speaks auch noch platziert werden kann.

Meist versichert man uns, daß die Betreffenden das ideal ungebrochener personaler Identität aufrecht erhalten hätten, meistens in der Wendung sich treu geblieben zu sein. Wobei auch das Gegenteil, nicht selten direkt nebeneinander, auch eine Auszeichnung darstellt, nämlich einen Bruch vollzogen zu haben, also ein lebensgeschichtliches Risiko eingegangen zu sein. Für Kiki Smith muß hier genügen eine "faszinierende Entwicklung der künstlerischen Praxis. Als Zugabe wird nun auch noch aufgezählt, in wie vielen Medien die Artistin zu Hause ist, "Skulpturen, Radierungen, Bücher, Video, Gips, Bronze, Glas, Bienenwachs, Stoff...usw. usw.

In einem kurzen Werbetext für Facebook weiß Belvedere 21 (die Texte sind besonders ergiebig fpür meine "Studien": "Bonvicini arbeitet medienübergreifend mit Installation, Skulptur, Zeichnung, Video und Fotografie. In ihrer künstlerischen Praxis gilt sie als direkt, schonungslos und politisch."

Es sind Werbe-, Marketingtexte. Es geht kaum um Information, die uns hilft, das Werk und einzelne Werke in der Ausstellung besser zu verstehen oder, wie das mit einem Lieblingswort des deutschen Nachrichtenfernsehens heißt, "einzuordnen". Solche Texte tendieren dazu, uns von eigner wahrnehmung abzuschneiden (selbstverständlich kann man sie ignorieren). Wichtig ist den Verfassern solocher Texte über die Würdigungsverpflichtung hinaus die Institution ins rechte Licht zu rücken - als den Ort, der uns den Genuß der Begegnung mit einem außergewöhnlichen Künstler/einer außergewöhnlichen Künstlerin verschafft. Zu guter letzt erfahren wir aus dem Text, daß wir uns in der "bisher größten Überblicksschau zu Kikis Smith Werk in Europa" befinden. 

Mittwoch, 5. Juli 2017

Die Sammlung Essl ist "gerettet". Was nicht alles eine Rettung ist.

Erstens: „Stolz und glücklich“. Zweitens: „richtungsweisende Kooperation“. Drittens: „Win-win-Situation“.
Da ist von der „Übernahme“ der Sammlung Esel die Rede. Eindeutig. Alles gut, alle glücklich.
Oder war da was?

Fangen wir damit an: Was ist die Sammlung Essl - heute? Es heißt, es wurden zur Schuldentilgung wertvolle Objekte (die wertvollsten, in anderer Lesart, heißt die, die am Markt am meisten Rendite bringen) verkauft. Es gilt weitere hundert Millionen Euro Schulden, wenn ich mich recht erinnere, zu tilgen. Mit weiteren Sammlungsbeständen. Woraus besteht die Sammlung noch? Zahlen kursieren, von etwas über 7000 Inventarnummern ist die Rede. Wo die Schwerpunkte und Qualitäten der Sammlung nun liegen, who knows?
Und: Es soll Neuerwerbungen geben. Die wer bezahlt, ordert?
Sammlung Esel: Bekanntlich ist der Industrielle Hans Peter Haselsteiner Miteigentümer der Sammlung, der nun auch über Räume im Künstlerhaus verfügt, wo die Sammlung Essl gezeigt werden soll. Wer hat nun welche Verfügung, wer darf, will nun z.B. Themen setzten, kursieren oder Kuratoren bestimmen? Essl, Haselsteinen, Schroeder?
Der „Rest“, gemeint ist, was nicht in Wien gezeigt werden wird, soll den Bundesländern zur Verfügung stehen. Wieso (nur) der „Rest“. Wieso betrachtet man den Sammlungsbestand nicht als Fundus, aus dem gleichberechtigt diverse Orte, Museen bespielt, Kooperationspartner gewonnen werden könnten. Und wer führt Regie bei diesem Leihgaben-Karussell? (Übrigens ist das eine Idee, die schon im 19.Jahrhundert diskutiert wurde, „wiener“ Museumsbestände (jene von staatlichen Museen, Bundesmuseen) in die Länder zu bringen, um das Gefälle zwischen Hauptstadt und „Provinz“ auszugleichen).


Und wieso die Albertina? Wieso nun doch eine Art "staatlicher Übernahme", heißt "Sorge" um den Fortbestand einer privaten Sammlung, Sorge um ihre Zugänglichkeit. Mit erhöhten Mitteln mit befristeter Laufzeit. Und dann? Also, warum ein Bundesmuseum. Es sieht nach Männerfreundschaft(en) aus, Männer unter sich, sich auf einen Deal einigend. Kleiner Kollaterlschaden dabei: die Künstlervereinigung, der das Haus gehört, gibt Räumlichkeiten preis im Gegenzug zur Sanierung. Dabei kommt das Haus, die Architektur unter die Räder. Haselsteiner läßt abreissen. Über der Frage spaltet sich der Verein der Künstler. Ein Stück zivilgesellschaftlicher Selbstorganisation wird beschädigt, beschädigt sich, um eine PPP zuwege zu bringen von der war was genau hat? Am meisten Essl und Haselsteiner, die Eigner einer Sammlung, deren Wert symbolisch und geldwertig steigt, wenn sie Museumsrang hat.

Die Albertina wird definitiv zum bunten Kunst-Bauchladen. Ihr von Schröder eigenwillig und eigenmächtig vollzogene Transformation von der Grafischen Sammlung zum (Gemäldemuseum) wird zementiert. Andere Museen, bei denen die (Teil)Integration der Sammlung Essl sehr wohl Sinn gemacht hätte, wurden gar nicht gefragt. Die frischbestellte Direktorin des Belvedere kritisiert das mit klaren Worten. Der angesprochene Minister beschädigt sich gleich selbst mit. Er schafft Tatsachen ehe sein "Weißbuch" zu den Bundesmuseen, ehe seine Neuordnung auch nur formuliert ist.

Mittwoch, 24. Mai 2017

Leise Revolution. Qualität statt Quantität

In einer Pressekonferenz hat Stella Rollig verschiedene Maßnahmen vorgestellt, die in nächster Zeit im Belveder und im XXI-er-Haus vorgenommen werden. Die Spitzenmeldung (im Standard) ist das Wegfallen des e aus dem ehemaligen Belvedere.
Ungerührter nimmt der Berichterstatter zur Kenntnis, daß, wie Stella Rolig es ausdrückt, "die Perspektive gedreht" werden soll. Statt auf immer neue Besucherrekorde Augenmerk zu haben, werde es eine offensive Vermittlungs- und Forschungstätigkeit geben.
Denn die Frage ist: "Wie gehen die Menschen wieder aus dem Museum hinaus? Was nehmen sie mit von ihrem Besuch?"
Das sollte man nicht unterschätzen. die peridisch veröffentlichten Museumstatistiken sind schon längst zum Mantra der Kulturpolitiker und Journalisten. Und davon verabschiedet sich jetzt das Museum.
Es ist das erste große Museum in Österreich, das erste Bundesmuseum jedenfalls, das sich von der Philosophie der Markt- und Marketingorientierung abwendet und ostentativ den - im Kern immer gesellschaftspolitischen - Aufgaben des Museums zuwendet.
Auf einer Tagung im Vorjahr hat Stella Rollig die generelle Verweigerung gefordert: Museen sollten keine Besuchsstatistiken mehr veröffentlichen.
Um so etwas durchzusetzen, müßten sich ihr andere Museen anschließen, das kann sie nicht alleine machen. Es wäre interessant zu sehen, wie Medien und Politik reagierten.