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Donnerstag, 29. Juni 2017

Pilgrims and Indians (Figurinen im Museum 107)

Sam Durant’s motorized diorama Pilgrims and Indians, Planting and Reaping, Learning and Teaching, 2006, in the exhibition “The Old, Weird America” at the Contemporary Arts Museum Houston, 2008

Mittwoch, 7. September 2016

Nationalgeschichte (Figurinen 40)





Sam Durant’s motorized diorama Pilgrims and Indians, Planting and Reaping, Learning and Teaching, 2006, in the exhibition “The Old, Weird America” at the Contemporary Arts Museum Houston, 2008.

Samstag, 18. Juni 2016

Freitag, 17. Juni 2016

Schau-Stück (Figurinen 08)

'Basuto-Mädchen'. Figure aus den historischen Schaugruppen (Dioramen) des Städtischen Museums (heute Übersee-Museum). 

 

Samstag, 27. Juli 2013

Ein Museum: Biologiska Museet Stockholm












Das Biologiska Museet wurde 1893 von einem Taxidermisten gegründet, Gustav Kolthoff, der die Idee hatte, das Prinzip des Dioramas auf die Darstellung der Natur anzuwenden. Auf zwei Geschossen bewohnen über 200 präparierete Tiere ihre skandinavische Kunstwelt.
Als typische Attraktion einer Großausstellung, die der Industrialisierung Schwedens und Norwegens gewidmet war, überlebte das kleine, in einem den landestypischen Stabkirchen (Architekt: Agi Lindgren) nachempfunden Gebäde untergebrachte Museum, die Ausstellung und existiert bis heute weitgehend unverändert - in der Nähe weiterer musealer attraktionen Stockholms, wie dem Nordiska Muset und dem Freiluftmuseum Skansen.
Die etwas 'fremd' wirkenden (kleineren) Abbildungen stammen aus einer Intervention 20 schwedischer Designer im historischen Ensemble.


Samstag, 5. Februar 2011

Die ersten Weltbürger





Meine Auslandskorrespondentin D. in H. schickt mir diese Bilder, die sie kürzlich im Landesmuseum in Hannover gemacht hat, mit der Aufforderung etwas über Frisuren in anthropologischen Dioramen zu schreiben. Von anderen derartigen Aufforderungen, die mich erreichen - meist etwas, was zu grauslich, zu kontroversiell ist, als daß der / die Betreffende selber was drüber schreiben wollte -, unterscheidet sich diese Einladung dadurch, daß sie einen gewissen Charme hat und ich das ja tun würde. Vorausgesetzt ich hätte Zeit und Muße dazu. Ich schenke stattdessen das Thema einem künftigen Dissertanten oder Aspiranten eines einschlägigen Studiums.
Diese Spezialfrage soll uns aber keineswegs davon abhalten, die weit reichhaltigere semantische Anmutung der diversen hannoveranischen Dioramen in vollen Zügen zu genießen. Der Veranschulichungszwang der Wissenschaften, die sich mit schriftloser Kultur beschäftigen, verhält sich gewissermaßen umgekehrt proportonial zum gesicherten Wissen. Und muß daher interpoliert werden - und wenn es nicht anders geht, mit zeitgenössischem Wissen. Wobei wir wieder bei den Frisuren wären...

Montag, 17. Januar 2011

Der Jetztmensch und das Leben der anderen (Museumsphysiognomien 11)



Mir ist eine Postkarte zufällig wieder in die Hände gefallen, die ich vor vielen Jahren im Niedersächsischen Landesmuseum Hannover gekauft habe. Sie zeigt ein Diorama, das es es möglicherweise nicht mehr zu sehen gibt und das, wie die Beschriftung der Karte sagt, den "Jetztmensch" zeigt. Über die - ohnehin rasch wechselnden - Theorien über die Evolution des Menschen wenig unterrichtet, lege ich mir das Wort "Jetztmensch" so aus: Das ist die Spezies, zu der "wir" (immer noch) gehören, da bin ich gemeint, denn das sind unsere und meine Vorfahren oder wie man auch sagen könnte, Ahnen.
Die Beschriftung der Karte präzisiert: "Cromagnonmensch" und fügt in Klammer hinzu: "Jüngeres Eiszeitalter (Altsteinzeit; Aurignacien) vor 25.000 Jahren".
Die Jahreszahl hilft mir, die diversen Epochenangaben, mit denen ich ohnehin nichts anfangen kann, zusammenzufassen: lange her.

Der Suche nach der Herkunft der Menschheit (ein jederzeit aktualisierbares Thema der Medien) wie dem Schaubild aus dem Hannoveraner Museum geht eine Frage voraus: Woher kommen wir? Da eine korrekte und nüchterne, sich auf Funde und Fakten beschränkende Antwort weder besonders anschaulich noch besonders befriedigend ausfiele, wenden Museen Kniffe an, von denen das 'lebenswahre' Diorama mit seiner räumlich-illusionistischen Suggestion einer der beliebtesten ist. Inzwischen hat man den Naturalismus solcher Veranschaulichungsräume erheblich verbessert, aber was geblieben ist, ist die mit einem Blick erfassbare Szene, die uns freundlicherweise insofern entgegenkommt, als sie den Schock der Differenzerfahrung mit der Durchdringung von Gegenwart mildert. Grillparty mit Männerüberschuss könnte die Überschrift heißen (ob Frauen überhaupt dargestellt sind, kann ich auf dem Bild nicht eindeutig erkennen), allerdings behauptet die Postkarte, daß der Jetztmensch grade mit der "Bestattung eines Mammutjägers" zu Gange ist. Ich kann auch das nicht erkennen und wenn es sich nicht um eine schlicht falsche Beschriftung handelt, bleibt nur die Vermutung von Leichenschmaus, Opferkult oder - Kannibalismus?

Überhaupt: was sagt uns das Diorama. Vermutlich geht es in erster Linie um die Vermittlung großer zeitlicher Distanz, von früher und jetzt (wir im Museum…), um Erfahrung, die aus der Zeitdifferenz entsteht. Etwa: die haben ganz primitiv gelebt, im Freien, haben Fleisch verzehrt, sich in Felle gekleidet, Vorräte geschaffen (an der Felswand links hängt Fleisch offenbar zum Trocknen) usw. Da ja wir gemeint sind, läßt sich das primitiv gut zur Grundlage einer Idee des Fortschritts machen, die uns das angenehme Gefühl eines weit haben wirs gebracht vermitteln kann.

Wäre hier aber eine ethnisch-kulturell differente Gruppe dargestellt, Eingeborene des vorkolonialen Amerika oder Urwaldbewohner der Regenwälder z. B., würde das primitiv zu deren Ungunsten ausschlagen und ein Wertgefälle erzeugen, also unsere Überlegenheit bekräftigen oder gar scheinbar beweisen. Es wäre dann das Leben der Anderen, nicht unseres. Damit nur ja die Identifikation mit dem wir über den "Jetztmenschen" funktioniert, ist er ja auch so hübsch zur Grillparty gruppiert und sind die Cromagnons mit auffallend üppigen Föhnfrisuren (a la 70er-Jahre, da könnte das Diorama gebaut worden sein) ausgestattet.

Das meiste von dem, was wir sehen, ist übrigens erfunden, durch gesichertes Wissen nicht abgesichert, so wie man ja auch nicht weiß, wie Saurier 'wirklich' ausgesehen haben (sie könnten ja auch lila gewesen sein oder fedrig, nicht?) oder was "Ötzi" denn ausgerechnet auf dem Hauslabjoch zu suchen hatte. Das ist freilich gar nicht so wichtig, wie uns der Authentizitätsdiskurs des Museums weismachen will, denn hier gehts nicht so sehr um Sachwissen (anthropologisches, archäologisches Wissen), sondern um Identitätswissen, das heißt, um etwas, was jetzt, im Museum, mit uns und für uns 'erzeugt' wird, aber dem Sachwissen so gar nicht entnommen werden könnte.

So viel (nebstbei) zur Wissenschaftlichkeit des Museums (siehe Föhnfrisuren).

Das merken wir alles nicht so richtig, denn rhetorisch ist das Diorama unschlagbar. Für das Museum, das räumliche und zeitliche Distanz in räumliche und zeitliche Nähe wunderbar zu verwandeln vermag, ist das dazu besonders geeignete Diorama, ein wunderbares Medium. Statt dem pars pro toto, mit dem so viele Ausstellungen arbeiten, gibt es hier eine zum Tableau erstarrte Erzählung. Wie wirklich zeigt man uns unsere Vorfahren, zwar nicht grade anheimelnd, aber doch vertraut, verwandt (siehe Grillparty), und mag sich auch die Art viriler Fleischzubereitung seither nicht verändert haben (25.000 Jahre Grillen - ein Museumsthema?), das Gefühl, daß wir es doch ein wenig besser und komfortabler haben, bleibt. Einübung in Zivilisiertheit eben.

Geben wir das Schlußwort der Beschriftung der Postkarte: "Werdet Mitglied der 'Freunde der Naturkunde-Abteilung des Niedersächsischen Landesmuseums e. V.".