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Das Ding das sammelt. Zum Beispiel in diesen Tagen, Katholiken, Gläubige, Pilger, um eine Vitrine, mit einem heiligen Ding unter Glas. Trier 2012 |
Wie alt die ältesten Fäden des bräunlichen Kleides wirklich sind,
kann heute niemand mehr genau sagen. Man weiß, dass 1196 die Reliquie in
den Hochaltar des Trierer Doms eingeschlossen wurde und dass vor 500
Jahren Kaiser Maximilian I. den
Heiligen Rock zu sehen wünschte, als er
1512 anlässlich des Reichstags nach Trier kam. Daraufhin verlangten die
Bürger der Stadt lauthals, die angebliche Hinterlassenschaft Jesu ebenso
anschauen zu dürfen. Das war die Geburt der Heilig-Rock-Wallfahrt.
An diesem Freitag hat Bischof Stephan Ackermann die 18.
Heilig-Rock-Wallfahrt mit einem feierlichen Gottesdienst in Trier
eröffnet; bis zum 13. Mai, ist die Reliquie für die Gläubigen zu sehen.
Für einen Monat ragt also in Trier das Mittelalter in die Moderne.
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Wartende Pilger, kommen zusammen, um etwas Unsichtbares zu sehen. |
"Und führe zusammen, was getrennt ist", heißt das Leitwort
dieser Wallfahrt - der ungeteilte Rock soll im Jahr 2012 Zeichen dafür
sein, dass trotz aller Kirchenspaltungen die Christenheit in Jesus eins
ist. Denn in diesem Jahr geht auch die evangelische Kirche mit auf
Wallfahrt - auch wenn sie das Reliquien-Verständnis der Katholiken nicht
teilt.
„Die
Unterhose (von Karl Marx) soll provozierendes Gegenelement zum Heiligen
Rock sein“, sagte Künstler Helmut Schwickerath in Kyllburg (Eifelkreis
Bitburg-Prüm) der dpa. Das orange-braune lange Beinkleid („Longjohn“)
werde hinter Glas auf einem dreiflügeligen spätmittelalterlichen
Altar-Gebilde zu sehen sein. Das Kunstwerk solle in
einem Schaufenster unweit des Museums
Karl-Marx-Haus in Trier
ausgestellt werden. Der Philosoph Marx wurde 1818 in Trier geboren, er
starb 1883 in London.
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'Long John' Karl Marx'. Die Geschichte des Lächerlichmachens oder Widerlegens von Reliquien ist lang. Die Jakobiner der Großen Revolution der Franzosen freuen sich, wenn sie in ihrem Klub, sozusagen an Herrenabenden, Reliquien als Hühnerknochen entlarven können. |
... Demnach hat Marxens
Haushälterin Demuth das gute Stück auf einer Reise
von London in ihre saarländische Heimat mitgenommen, um es zu stopfen.Die
Hose gelangte in die Hände ihres Schwagers und blieb lange verschollen -
bis ein Forscher sie Ende des 20. Jahrhunderts bei dem letzten
Überlebenden der Familie auf dem Speicher fand.
Das common object der Erinnerung entsteht in der
Wechselbeziehung von institutioneller Erzählweise und der psychischen und
physischen Beteiligung der Museumsbesucher. (Sabine Offe)
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Die stoffliche Beschaffenheit, die Herkunft, das Alter, die Überlieferungsgeschichte, all das ist unklar. Aber es ist etwas. |
Der Zustand der Reliquie 'Heiliger Rock' ist heute nur schwer zu bestimmen. Das
eigentliche Gewebe ist mit verschiedenen Stoffschichten umgeben worden,
da man sich anlässlich von Präsentationen zu Ausbesserungen und
Schutzmaßnahmen gezwungen sah. Die Stoffe sind unterschiedlichen Alters
und teilweise beschädigt, fragmentiert oder zusammengeklebt. Den Kern
bildet ein
lückenhafter Faserstoff, über dessen Form und Zusammensetzung
Unklarheit besteht. (Wikipedia)
Horst Herrmann: Ich habe mehr als 400 Reliquien
beschrieben,
keine einzige davon ist authentisch. Das gilt auch für den
Heiligen Rock. Wo soll der auch herkommen? Es gibt doch niemanden, der
ein Gewand Jesu über Jahrhunderte hinweg verborgen aufbewahrt, damit es
dann auf krummen Wegen nach Trier kommt. Sie müssen das zudem in einem
historischen Kontext sehen: Die Großbischöfe von Mainz, Köln und Trier
mussten sich profilieren. So kamen die Kölner zu den Heiligen drei
Königen. Diese wurden dann von den Trierern mit dem Heiligen Rock noch
getoppt. Aber mit
gesundem Menschenverstand kann man das nicht glauben.
Es ist ein großer Betrug. (...) Ich kann das gut verstehen. Allerdings nur, wenn wir von einem
Souvenirsyndrom sprechen. Das hat jeder von uns, wenn sie beispielsweise
Andenken aus dem Urlaub mitbringen oder Fotos machen. Wenn wir von
einer religiösen Nippes-Neigung sprechen, ist das alles in Ordnung. Aber
wenn Sie sich Jesus nähern wollen, ist es der falsche Weg. Im
Leib
Christi, also dem konsekrierten Brot, das sie in der Eucharistie
empfangen, kommen Sie ihm und dem Glauben ungleich näher.
Gemeinschaften, vor allem dann, wenn sie unüberschaubare groß sind, eine face-to-face Kommunikation undenkbar ist, schaffen sich imaginäre 'Bilder', 'Objekte', in denen sich die Vorstellung eines allen Gemeinsamen kristallisiert.
Cosa nostra. Solche 'Bilder' können sich auf konkrete Dinge beziehen, müssen das aber nicht; sie sind vielmehr in hohem Maße konstruiert. Problematisch wird es, wenn ein solches 'Ding, das sammelt' fehlt, oder abhanden kommt.
Und besonders problematisch ist es, wenn Gemeinschaften strukturell ein solches Objekt eigentlich nicht besitzen dürfen. Das ist in der Demokratie der Fall, wo
der Platz der Macht leer bleiben muß, allenfalls auf Zeit ausgefüllt, durch einen 'Platzhalter', zum Beispiel einen (darum immer 'schwachen') Bundespräsidenten. Das Gemeinsame der Demokratie ist allein die vollkommen willkürliche, kontingente Entscheidung, eine Gemeinschaft bilden zu wollen. Ein 'Objekt' dafür kann es dafür auch gar nicht geben. Die Mitte, wo man sich sammelt kann / muss leer bleiben - auch im Museum. (GF)
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Man sagt, daß die Rotunde, der zentrale Raum des Karl Friedrich Schinkel geplanten Alten Museum in Berlin, aus praktischen Gründen leer geblieben sei. Die große Brunnenschale habe letztendlch nicht durch das Tor transportiert werden können und wurde im Lustgarten aufgestellt. |
Der dem gemeinschaftlichen Raum zugleich interne und
externe Ort ist das, was im alten Deutsch der Ausdruck 'das Ding' bezeichnete. ... Von diesem Ding kennen wir in unsere
zeitgenössischen Erfahrung einige Darstellugsformen: es ist zum Beispiel der
große Kreis, der, indem er den extimen Raum im Herzen der Republik abgrenzt, das mutmaßliche Opfer des sogenannten 'unbekannten'
Soldaten weiht, d.h. des anonymen, also jenseits jeglicher Identifikation
angesiedelten. (Bernard Baas
Die
neue
Bürgerlichkeit war und ist – gegen den Ruf ihrer vermeintlichen
Stabilität – erstaunlich wandlungsfähig. Sie fasziniert als Heimstatt
eines neu entdeckten Lifestyles, firmiert unter dem Etikett der „Neuen
Mitte“ als vermeintlich stabiles Wählerreservoir und reanimiert
konservative Hoffnungen auf ein Rollback des gesellschaftspolitischen
Klimas.
Als Anker eines Wertekanons mit Handlungsanweisungen taugt die neue
Bürgerlichkeit aber nicht. Und dass nicht einmal deshalb, weil es kaum
ein greifbares Milieu gibt, dass dieser Wortprägung beigesellen könnte,
worauf vor allem die Medienöffentlichkeit angewiesen ist: Gesichter, die
für jene Haltungen stehen, die als Begriff
immer abstrakt bleiben
müssen. Neue Bürgerlichkeit: Bei diesem Wort denkt niemand an Personen,
sondern vor allem an Utensilien von Einstecktuch bis Mahagoni-Tisch. (Osnabrücker Zeitung)
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Ein großes Ding bedroht das besondere, kleine. Die EU verschlingt alles, was uns eigen ist. Zuerst den Paradeiser, jetzt die Käsekrainer. Die Stadtzeitung interviet einen Würstelstand-Betreiber, der, wie die Zeitung betont, in Wien zwischen Albertina und Staatsoper, sechzig Prozent seines Umsatzes mit Käsekrainer macht. Aber auch ihm geht es um die Kultur, um unsere bürgerlichen Werte. |
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Cosa und Causa. Das Ding sammelt. Es ist aber auch die Ur-Sache der Gemeinschaft. Zum Beispiel der Bergisel.
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Auch in Tirol sucht man die Neue Mitte. Nein, in gewisser Weise war die schon da. Am Schlachtfeld Bergisel, jetzt mit Panorama des Kampfes der Tiroler Bauern gegen das Heer Frankreichs, mit Kaiserjägermuseum, Andreas-Hofer-Denkmal, GottKaiserVaterland, Restaurant, Cafe, Sprungscahnze, Parkplatz, Rundblick. |