Samstag, 21. Juni 2014

Geld nicht vergessen! (Texte im Museum 485)

Schweizer Museumstext: Geld bitte nicht in der Garderobe einsperren, das könnte sie am Konsumieren hindern (Fonation Beyeler)


grau in grau

1975 hast du ein Museum entworfen, das wie ein Verwaltungsgebäude oder eine Kaserne aussah und 1000 Zimmer haben sollte...
...für 1000 graue Bilder. schön absurd. Ausgangspunkt waren die acht grauen Bilder, die heute im Museum Abteiberg in Mönchengladbach hängen. Die Idee war, dss in allen Räumen dieses gigantischen Museums immer das gleiche Bild hängt. ... Permanenz bis in die Ewigkeit. Das Ende der Malerei.
Hans Ulrich Obrist im Gespräch mit Gerhard Richter

Dienstag, 10. Juni 2014

Maßgeblich realisierte Arbeiten (Kuratorensprech 02)

Karl Neubacher zählt zu den Pionieren der Avantgarde bzw. Konzeptkunst in Graz (AT). Als Grafiker realisierte er maßgebliche Arbeiten, etwa für das internationale Festival für Gegenwartskunst steirischer herbst, das Schuhhandelsunternehmen HUMANIC und die Kunstzeitschrift pfirsich (als Mitglied der Kunstproduzentengruppe pool).
Seine legendären Plakate entstanden auf der Grundlage künstlerischer Konzepte und wurden international bekannt und ausgezeichnet, etwa mit dem Graphic Design Excellence Award der icograda. Die Zusammensicht von Gebrauchskunst und strengen Formen der bildenden Kunst erzeugte ein einzigartiges Spannungsfeld, das für Neubachers künstlerische Praxis in den 1960er- und 70er-Jahren bestimmend wurde.

Quelle: Kunsthaus Graz. Universalmuseum Joanneum (Webseite; Ausstellungsankündigung)

Montag, 9. Juni 2014

Museumsszene

Louvre. Räume für Dekorative Kunst des 18. Jahrhunderts

Texte im Museum 484

PSYCHOanalyse. Berlin 2006. Jüdisches Museum

Das Haus der Natur in Salzburg zeigt eine Ausstellung seiner Geschichte und seiner Rolle in der NS-Zeit

Zum neuesten Stand der Erforschung, Diskussion und Aufarbeitung der Rolle von Eduard Paul Trat und des von ihm gegründeten naturmuseums durch das Haus der Natur selbst siehe den Post „Das Haus der Natur stellt sich zum ersten Mal seiner Gesichte. Hier: http://museologien.blogspot.co.at/2014/10/das-haus-der-natur-stellt-sich-zum.html

Das Haus der Natur in Salzburg zeigt derzeit (aus Anlass seines 90jährigen Bestehens) eine Ausstellung zu seiner Geschichte unter dem (Gründungs)Direktor Eduard Paul Tratz. "Das Haus der Natur 1924-1976. Die Ära Tratz".

Mit der Ausstellung, die auf Forschungsarbeiten der Universität Salzburg beruht, stellt sich das Museums erstmals seiner Geschichte seit 1924 und damit der Rolle von Museum und Museumsleiter in der NS-Zeit. Auch auf seiner Webseite, von der ich die Zusammenfassung diese "Ära" des Hauses wiedergebe:
Eduard Paul Tratz. Ausschnitt aus einem Foto der Webseite des Museums

"Die Ausstellung schildert die Geschichte des Museums von den Anfängen als Ornithologische Station über die Gründung des neuen Museums für Naturkunde bis zum Ende der Direktion des Museumsgründers Eduard Paul Tratz. Sie beleuchtet dabei insbesondere die Rolle des Museums während der Zeit des Nationalsozialismus, in der das Haus der Natur in die SS-Wissenschafts-organisation „Das Ahnenerbe" integriert war.
Im Jahr 1913 gründete Eduard Paul Tratz die „Ornithologische Station Salzburg“, die im Jahr 1920 als „Vogelmuseum“ im Monatsschlösschen Hellbrunn öffentlich zugänglich wurde. Zwei Jahre später präsentierte Tratz den Plan zur Gründung eines Salzburger Naturkundemuseums. Trotz schwieriger wirtschaftlicher Verhältnisse eröffnete bereits im Jahr 1924 das „Neue Museum für darstellende und angewandte Naturkunde“ in der ehemaligen Hofstallkaserne. Die Ausstellung wurde ständig erweitert, 1937 umfasste sie 23 Abteilungen auf einer Fläche von 3.000 m² und nannte sich erstmals „Haus der Natur“.
Nach dem „Anschluss“ Österreichs an das Dritte Reich vollzog Tratz eine rasche Anpassung an die neuen politischen Verhältnisse. Am 1. März 1939 erfolgte die Integration des Museums in die SS-Wissenschaftsorganisation "Ahnenerbe". Tratz beteiligte sich sowohl an der Enteignung von kirchlichem und jüdischem Besitz als auch an völkerrechtswidrigen Kulturraub-Aktionen in polnischen Museen. Er nahm Änderungen im Schaubreich vor, die der Vermittlung NS-ideologischer Inhalte dienten. Ein Saal zeigte etwa biologistisch begründet, „höher-„ und „minderwertigere“ „Menschenrassen“. Mit Raubgut aus Polen und der Ukraine schuf er einen neuen „Eiszeit-Bereich“ rund um ein Wollhaarnashorn. Mit völkerkundlichen Objekten aus der „Deutschen Tibet Expedition Ernst Schäfer“ errichtete er die „Tibetschau“.
Als Abteilungsleiter des „Ahnenerbes“ erwies sich Tratz als systemloyaler und anpassungswilliger Opportunist, der sich zu einer Ausrichtung des Museums im Geiste des nationalsozialistischen Naturverständnisses bekannte. Zwischen 1938 und 1945 veröffentlichte er einige Texte, die sich mit den Aufgaben naturwissenschaftlicher Museen im Dienste der NS-Ideologie beschäftigen. In anderen finden sich rassistisch-biologistische Textpassagen, in denen eine Rechtfertigung der Euthanasie anklingt. Tratz distanzierte sich von all diesen Äußerungen nach 1945 nicht.
Im Juni 1945 wurde Tratz verhaftet und blieb bis August 1947 in Salzburg Glasenbach interniert. Zu einer Anklageerhebung kam es nicht, auch wurde dem Ansuchen polnischer Behörden um Auslieferung nicht stattgeben. Nach der Internierung von Tratz ernannte man Maximilian Piperek zum neuen Leiter des Museums. Er versuchte das Haus auf humanistische Werte hin auszurichten und in ein Forum der Begegnung und Diskussion zu verwandeln. Rassenideologische Elemente wurden aus der Ausstellung entfernt. Im April 1949, bei der Neukonstitution des finanziellen Trägervereins, votierte die große Mehrheit der Vereinsmitglieder mit politischer Rückendeckung aller Parteien für die Rückkehr von Tratz.
Gemeinsam mit seinen langjährigen Mitarbeitern brachte Tratz das Haus sofort auf den alten Kurs und knüpfte an seine frühere Sammlungs- und Präparationstätigkeit an. Eine Auseinandersetzung mit der nationalsozialistischen Vergangenheit fand nicht statt. Ende 1956 wurde das Museum geschlossen, weil auf dem Areal der Hofstallkaserne ein neues Festspielhaus errichtet werden sollte. 1959 eröffnete das Haus der Natur im ehemaligen Ursulinenkloster neu. Das Museum blieb in seinen Grundzügen bis zum Ende der Direktion Tratz in seinen Grundzügen das alte."

Die Ausstellung wird bis zum Sommer 2014 zu sehen sein.
Zur Webseite Haus der Natur

Sonntag, 8. Juni 2014

Samstag, 7. Juni 2014

Museumsszene

icassos Guernica 1952 in Mailand


Hallen für Neue Kunst Schaffhausen geschlossen

Falls es wahr wird, daß die Sammlung Essl verkauft wird, stehen die Chancen wenig günstig, daß der Museumsbetrieb weitergeführt wird. 
Und ich verliere ein Lieblingsmuseum.
Ein anderes habe ich schon verloren. Die Hallen für Neue Kunst in Schaffhausen.
Aufmerksam geworden auf diesen innovativen und ungewöhnlichen Kunstort bin ich durch ein schmales Buch von Nicholas Seroat, der Schaffhausen als einen der Orte diskutiert, der neue Wege der Museumspräsentation neuer Kunst vorgezeichnet hat.
Die Schließung ist einem schon lange schwelenden Zerwürfnis unter den Gründern der Hallen geschuldet, der nun schon zehn Jahre dauert und zu einem Urteil geführt hat, das den Betreiber veranlasst hat, die Hallen zu schliessen. Während der, Urs Raussmüller, überlegt, alles nach Basel zu verlegen, könnte der Rechtsstreit weitergehen, in dessen Zentrum ein Hauptwerk von Joseph Beuys steht, dessen Besitzverhältnisse auch durch den neuesten Richterspruch noch immer nicht geklärt sind.
Jetzt ist erst einmal alles zu. Und wie lange ist völlig unklar.

Freitag, 6. Juni 2014

Eben wird gemeldet: Verkauf der Sammlung Essl scheint fix zu sein

Wie der Standard eben meldet, soll darf Verkauf der Sammlung Essl beschlossene Sache sein. Teile der Schätzung sollen vorliegen, es werden auch schon Summen genannt. Zuletzt waren die Nachrichten über die wirtschaftliche Verfassung des Baumax-Konzerns sehr schlecht. Der worst case rückt näher. Offen bleibt die Frage, ob das Museum weitergeführt werden wird.

Hier zum Artikel: http://derstandard.at/2000001841973/Sammlung-Essl-wird-verkauft

Donnerstag, 5. Juni 2014

Schon wieder oder noch immer keine Museumskrise?

Schlechtes oder gutes oder gar kein Wetter?
Ein roter Faden (unter mehreren) in diesem Blog ist die Beschäftigung mit dem Phänomen "Museumskrise". Wo immer es nach Museumskrise ausschaut, riecht, anfühlt, wird zwar darüber geredet, aber eigentlich immer so, als ob es keine Krise gäbe. Meine Zeitzeugen waren Kuratoren, Direktoren, Funktionäre, überwiegend aus Deutschland, denn in Österreich äußern sich namhafte Museumsleute erst mal gar nicht in der Öffentlichkeit zu Grundsatzfragen.
Jetzt gibt es neuen Leiter des Deutschen Museumsbundes und da tritt der Deutschlandfunk in Gestalt von Frau Doris Schäfer-Noske auch schon an den obersten Museumsfunktionär heran, Hern Eckart Köhne.
Wir schreiben den 4.6.2014 und worüber reden die beiden?
Über die "Quote". Aha.
Ein kleiner Zuwachs Jahr für Jahr könnte ja beruhigen, der werde aber nur von Museen gefüttert, die "aktiv" sind, sich "um ihr Publikum" bemühen.
Die Rede ist hier, gleich ganz zu Beginn, von Sonderführungen, Workshops, Vorträgen und Festen. Also nicht von den klassischen Museumsaufgaben.
Hat an dem Punkt nicht die Krise schon begonnen, mitten im Gespräch und durch das Gespräch? In dieser Einigkeit von Journalistin und Museumsfachmann, sich zunächst mal über Quote und Quotenmanagement zu unterhalten?
Aber so ganz gut geht's den Museen ja nicht. Die "Leuchttürme" (eine Sprachregelung des Gesprächs), die seien ja noch gut dran, bei den kleineren wird's zusehends schwieriger. Es wird gespart. Und jetzt geht's an das "teure" wissenschaftliche Personal.
Wer gibt dem Herrn Präsidenten das Wort "teuer" ein. Teuer im Verhältnis wozu eigentlich? 
Und, fragt mutig und ausdrücklich "ketzerisch" Frau Schäfer-Noske, gibt's mit 6400 Musen nicht zu viele, kann man da nicht welche schließen?
Mit der Replik werden wir wieder Zeuge des geheimnisvollen Museumsrechtfertigungsrituals, das sich seit je her bewährt haben, und das jeder gestandene Museumsmensch in der Tasche mit sich führt und das auch noch immer gültig sein soll.a) "Museen sind größte kulturelle Bildungseinheit(en)" und b) "Museen bewahren das bewegliche kulturelle Erbe". (Der Museumspräsident).
Also was dann? Muß was geschehen? Und wenn ja, was?
Schwerpunkte zur Finanzierung der Kultur müssten her, und zwar klare.
Und die Museen, was müssten denn die machen? Nix?
In diesem Gespräch werden wir es nicht erfahren.
"Schäfer-Noske: Das war Eckart Köhne, der neue Präsident des Deutschen Museumsbundes, zum Internationalen Museumstag. Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen."
Wir bleiben am Ball...! Atemlos!

Eckart Köhne ist Direktor und Geschäftsführer des Historischen Museums der Pfalz in Speyer.

Objet trouvée "Partizipation"


Quart (Tiroler Kulturzeitschrft). Ich danke R.G. für die Spende!

Mittwoch, 4. Juni 2014

Die Debatte um das Grazer Kunsthaus ist beendet. Für den Intendanten des Joanneum

Joanneum-Newsletter Juni 2014



"Kunst der höchsten Qualität

Das Kunsthaus Graz erntete zuletzt lokale Kritik ebenso wie überwältigendes Lob aus der ganzen Welt. Beides markiert das Spannungsfeld eines Hauses, das sich der höchsten Qualität von Kunst verschrieben hat. Diese zieht nicht automatisch Massen an, aber sie festigt den weltweiten Ruf der Kunst-Stadt Graz.

Das Juni-Programm bildet dies vorzüglich ab: Die Retrospektive zu Karl Neubacher, einem großen Pionier aus Graz, zeigt, dass auch in der Peripherie Bedeutendes geschehen kann. Mit Katharina Grosse zeigen wir eine der meist diskutierten Positionen aktueller Malerei, und mit Werken des französischen Klassikers Eugène Leroy präsentieren wir in der Neuen Galerie Graz einen dazu kontrastierenden Hymnus auf die Farbe.

Über Sinn und Wert der Kunst lässt sich mit diesem Programm trefflich streiten. Jedenfalls ist es ein Plädoyer für einen Ort, der Kunst auf höchstem Niveau zeigt – und damit international punkten kann.

Peter Pakesch, Intendant"

Dienstag, 3. Juni 2014

Daniel Spera äußert sich zum Anschlag auf das Jüdische Museum in Brüssel. Auf bemerkenswerte Art.

Daniel Spera ist nicht nur Direktorin des Wiener Jüdischen Museums, sie ist auch Präsidäntin von ICOm Österreich. Für alle, die ICOM nicht kennen - dies ist ein internationaler Museumsverband, mit Sitz in Paris und zahllosen nationalen Komtees in aller Welt.

Im neuesten österreichischen ICOM Newsletter schreibt Frau Spera:

Sehr geehrte ICOM Mitglieder!
Der Terroranschlag auf das Jüdische Museum in Brüssel hinterlässt uns bestürzt und in Trauer. Das grausame Attentat traf ein Museum, das sich besonders für Toleranz, gegenseitiges Verständnis und interkulturellen Austausch einsetzt. Einen Ort des Erinnerns und Vermittelns von jüdischer Geschichte und Religion. Unsere Anteilnahme und Solidarität gilt unseren Kolleginnen und Kollegen, den Besuchern und allen Angehörigen. Wir senden den Familien der Opfer unser tiefstes Mitgefühl.
Dr. Danielle Spera
Präsidentin ICOM Österreich

Daniel Spera macht aus dem Anschlag einen auf ein Museum und gebraucht das Schlüsselwort zu dem Anschlag nicht: Antisemitismus. Sicher, der Ort ist nicht arbiträr, aber es hätte der Anschlag jeder jüdischen Einrichtung gelten können. Er galt nicht einem Museum als Institution. Sie nennt die Opfer und zollt ihnen Anteilnahme, aber es scheint sie ihre Position als Vorstand einer Museumsvereinigung dazu zu verleiten, erst einmal "das Museum" attackiert zu sehen.

Pierre Mertens, ein belgischer Autor in Le Monde, dem andere, einschlägig 'vermeidende' Medienberichte aufgefallen waren: "Ein Wort hätte ausgesprochen werden müssen, gewiss, es ist nicht angenehm zu hören, denn es spricht von Sorglosigkeit und Voraussehbarkeit. Nichts war so wenig unerwartet... Spielen wir kein Ratespiel. Der Antisemitismus, die neue Judenfeindlichkeit breitet sich überall in Europa aus: Warum sollte Belgien davon verschont bleiben?"

 


Das Zinsou-Museum. Ein Museum moderner Kunst in Afrika. (Ein Museum)

Die NZZ berichtete unlängst über "das erste Museum für Gegenwartskunst in Afrika".  Das klingt selbstverständlich interessant. Freilich stolpert man schon im Artikel selbst über einige Relativierungen. Es gibt in Afrike mehrere Plätze, wo moderne Kunst ausgestellt wird, nur entsprechen die nicht immer dem gängigen Bild von Museen. Wie auch übrigens der Ort, von dem die Rede ist: Es ist eine Fondation, die Wechselausstellungen veranstaltet, die sich wiederum in erster Linie an (Schul)Kinder wenden. Man könnte es also genausogut als Kunsterziehungsprojekt bezeichnen.
Es wird afrikanische Gegenwartskunst ausgestellt. Im Artikel bleibt aber unklar, ob das ausschließlich für Museen, Ausstellungen oder den Kunsthandel angefertigte Objekte sind, die also dem durch westliche Produktionsbedingungen geprägten Werk- und Kunstbegriff folgen, oder ob es sich nicht auch um - wie es die Aussage der Direktorin nahelegt, es würde Kunst aus allen Regionen Afrikas gezeigt -,  Objekte mit ganz anderen Funktionen handelt, denen nachträglich das Etikett (Museums)Kunst verliehen wurde.
Die Idee zum Projekt hat durch ihre Erfinderin durchaus westliche Konnotationen. Marie-Cecile Zinsou kommt aus einer angesehenen Familie Benins, die in Paris erzogen wurde und finanziert wird es in Form einer Familienstiftung durch ihren Vater, der als Geschäftsmann in Paris lebt.

Markus H. Haefliger: Das Zinsou-Museum in Ouidah. In: Neue Zürcher Zeitung, 30.5.2014 (hier der Link)








Erfahrbarkeit der Existenz (Kuratiorensprech 01)

Alles fließt: Katharina Grosse lässt Böden in das Bild wachsen, Farbe legt sich unscharf über Leinwand-Landschaften, Räume und Funktionsobjekte erfahren eine skulpturale Kleidung. Durch minimale Perspektivwechsel wird groß zu klein. Der analytische Blick auf das Detail fließt in die metaphysische Erkenntnis des Gesamten. Das Publikum begreift das Bild als eigenständiges Wahrnehmungsereignis, der den Farbraum dynamisiert. Brutal, direkt, evolutionär und physisch festzumachen. Aus der Malerei kommend und sich auch als Malerin verstehend weitet Katharina Grosse ihre raumgreifenden Arbeiten seit den 1990er-Jahren als mächtige Farb-Vorstöße in den körperlich erfahrbaren Raum aus. Dabei schafft sie Situationen, die Farbe physisch spürbar machen. In ihren Arbeiten sind Grenzen dazu da, gefunden, betont und gleichzeitig gesprengt zu werden. Im Kunsthaus Graz beschäftigt sich die Künstlerin mit der Bedeutung der reduzierten Anspielung und des Theatralischen in der Farbe, indem sie einen Farbraum zum Bühnenraum ausbaut. Dabei stellen sich Fragen nach der Erfahrbarkeit von Materie und Existenz ebenso wie nach der ästhetischen Führung von Licht und Linearität.

AutorIn: unbekannt. Betroffene Künstlerin: Katharina Grosse. Jahr: 2014 Quelle: Webseite Universalmuseum Joanneum / Kunsthaus

Im Museum nach etwas Bestimmten suchen (Das Museum lesen 38)

Museen machen mehr Spaß, wenn man nach etwas Bestimmtem sucht. 
Ist man zum Beispiel in eine Zahnarzthelferin verliebt, kann man nach gar nicht seltenen Bildern fahnden, auf denen mit genüsslicher Boshaftigkeit das Zahnziehen dargestellt wird. Foto oder Postkarte von dem Motiv sind ein ideales Mitbringsel beim nächsten Zahnarzttermin.

Den (vergnüglichen) vollen Text von Joseph von Westphalen findet man in der Münchner Abendzeitung, online hier. Weiße Wäsche und faule Zähne

Sonntag, 1. Juni 2014

Gefährliche Kunst, ins Museum entsorgt

Ein deutscher Museumssziologe, der sich mit Kunst im öffentlichen Raum beschäftigte, hatte die These, daß Kunst dort ungleich konfliktträchtiger sei, als im Museum - ich denke, jedem fallen da rasch Beispiele. Einen kuriosen Fall gibt es jetzt um ein kurioses Denkmal des mit dem Kopf einen Gegener stoßenden Fußballspieler Zinedine Zidane, der darufhin ausgeschlossen wurde. Immerhin in einem WM-Finale.

Die Plastik, die den von einer Beleidigung Zidanes ausgelösten Kopfstoß verewigt, wurde vor dem Centre Pompidou in Paris aufgestellt und dann von der Museumsverwaltung Qatar gekauft und ebenfalls öffentlich aufgestellt. Und nun auf Grund von Protesten wieder entfernt. Gründe werden nicht genannt. Hat man die Botschaft des Künstlers, die er seinem Werk mitgegeben hat, es ginge um die Fehlerhaftigkeit auch heldenhafter Sportler (Männer?), nicht oder mißverstanden.
Die Lösung: die Plastik kommt ins Museum.
Womit wir wider sehen: Museen sind Orte der gefahrlosen Besichtigung - in vielerlei Hinsicht...