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Freitag, 13. September 2019
Montag, 26. August 2019
Dienstag, 31. Juli 2018
Museumskühe
Anfang Mai kam es im Bozener Museum für moderne und
zeitgenössische Kunst zur Welturaufführung des von Olaf Nicolai
erdachten Projektes «Carillon». Für fünfzehn eigens angefertigte
Kuhschellen komponierte Isabel Mundry ein wohlklingendes Werk, das
freilich nicht von den Schellenträgern, den Kühen, losgelöst sein
sollte. Die Tiere – genauer: fünfzehn Kühe mit schönen Namen wie Lusa,
Eule, Gerti oder Fani – bekamen im Anschluss die Glocken umgehängt und
durften auf der Talferwiese vor dem Museum eine «zweite, freie
Komposition» beginnen.
Noch bis Ende September
besteht die Möglichkeit, Fani und Gerti auf das Hochplateau Tschögglberg
zu folgen und staunend ihren Kompositionen zuzuhören.
Für diejenigen Banausen, die
an der kreativen Kraft des Südtiroler Rindviehs leise zweifeln, haben
die Museumsleute natürlich kraftvolle Erklärungen parat. Demnach
verbinde «Carillon» die Museumsinstitution mit der «lokalen Umgebung und
ihren wiederkehrenden Rhythmen» und schaffe so eine «singuläre
Verbindung», deren Gegenstand selbstverständlich «auch die globalen
Netze» seien, «in denen Aufmerksamkeit und Werte zirkulieren».
Wen die Glocke schlägt oder: Auch Kühe können Musik
Rainer Moritz, NZZ 27.7
Wen die Glocke schlägt oder: Auch Kühe können Musik
Rainer Moritz, NZZ 27.7
Montag, 8. September 2014
Sein sechstes und letztes Museum. Reinhold Messner gründet und baut wieder
In den Dolomiten wird derzeit am sechsten der Messner Monutain Museums (so der Sammelname und die Marke) Reinhold Messners gebaut. Anstatt einer eigenen Charakterisierung gebe ich hier den Text der messnerschen Webseite wieder, in der er unter anderem Zaha Hadid als talentiert bezeichnet und auch sons recht schön sagt, was es denn nun mal wird..."ein Erfolgsrezept".
Schon Paul Grohmann, Erstbesteiger vieler anspruchsvoller Dolomitengipfel, schrieb einst: "Es besteht für mich kein Zweifel, dass die Rundschau vom Kronplatz eine der schönsten in den Dolomiten ist, und kein Gipfel, den ich kenne, vereinigt wieder die beiden Gegensätze Marmolata und Zillertaler Ferner in solcher Weise mit der schönsten Talaussicht, die man sich denken kann. "
Die einzigartige Lage des Kronplatz war es, die Reinhold Messner dazu bewogen hat, sein sechstes und letztes Museum hier zu eröffnen – eingebettet zwischen dem UNESCO-Weltnaturerbe Dolomiten und der Zillertaler Bergwelt in einem Schmelztiegel der deutsch-, italienisch- und ladinischsprachigen Kulturgruppen.
Das Thema des Museums wird der "Fels" und das Leben der Bergsteiger sein. Der Fels und das Leben der Bergsteiger werden die zentralen Themen des Messner Mountain Museums sein, veranschaulicht anhand von einzigartigen Sammlungen, Bildern und verschiedenen Gegenständen, die Reinhold Messner in seinem Leben als Grenzgänger gesammelt hat.
Die architektonische Umsetzung der Ideen wurde dem weltbekannten Architekturbüro Zaha Hadid anvertraut. Zaha Hadid zählt zu den talentiertesten und innovativsten Architektinnen der Gegenwart. Reinhold Messner, Zaha Hadid und Kronplatz – ein Erfolgsrezept, das die Presse bereits jetzt beschäftigt.
Schon Paul Grohmann, Erstbesteiger vieler anspruchsvoller Dolomitengipfel, schrieb einst: "Es besteht für mich kein Zweifel, dass die Rundschau vom Kronplatz eine der schönsten in den Dolomiten ist, und kein Gipfel, den ich kenne, vereinigt wieder die beiden Gegensätze Marmolata und Zillertaler Ferner in solcher Weise mit der schönsten Talaussicht, die man sich denken kann. "
Die einzigartige Lage des Kronplatz war es, die Reinhold Messner dazu bewogen hat, sein sechstes und letztes Museum hier zu eröffnen – eingebettet zwischen dem UNESCO-Weltnaturerbe Dolomiten und der Zillertaler Bergwelt in einem Schmelztiegel der deutsch-, italienisch- und ladinischsprachigen Kulturgruppen.
Das Thema des Museums wird der "Fels" und das Leben der Bergsteiger sein. Der Fels und das Leben der Bergsteiger werden die zentralen Themen des Messner Mountain Museums sein, veranschaulicht anhand von einzigartigen Sammlungen, Bildern und verschiedenen Gegenständen, die Reinhold Messner in seinem Leben als Grenzgänger gesammelt hat.
Die architektonische Umsetzung der Ideen wurde dem weltbekannten Architekturbüro Zaha Hadid anvertraut. Zaha Hadid zählt zu den talentiertesten und innovativsten Architektinnen der Gegenwart. Reinhold Messner, Zaha Hadid und Kronplatz – ein Erfolgsrezept, das die Presse bereits jetzt beschäftigt.
Dienstag, 31. Juli 2012
Sonntag, 22. Juli 2012
Freitag, 20. Juli 2012
Freitag, 29. Juni 2012
Mittwoch, 27. Juni 2012
Sonntag, 17. Juni 2012
Samstag, 12. März 2011
Sonntag, 27. Februar 2011
Ötzi reviseted
Unlängst bin ich mit Beat Gugger, der als Kurator an der kommenden Ausstellung im Südtiroler Archäologiemuseum mitgearbeitet hat, zusammengesessen. Er hat mir Geschichten über Geschichten von seinen Recherchen erzählt, warum man den Ötzi überhaupt gefunden hat, wie man ihn zuerst für einen verunglückten Skifahrer hielt, welche Theorien es für den gewaltsamen Tod gibt. Dann von Interviews mit Reinkarnationen von Ötzi, von brachliegenden Archiven, von Forschungsarbeiten, von genealogischen Theorien, von den Sicherheitsvorkehrungen in Österreich und Italöien anlässlich der "Überführung" der "Mumie" nach Bozen...
Ja, diese Geschichten hatten mich von Anfang an an dem "Fund" und der Resonanz, die er auslöste, fasziniert, diese nicht zu bändigenden Phantsamen, in den sich uralte Sehnsüchte nach Wissen um die Herkunft und um den "Vater" zeigten, Wunschphantasien von einem kollektiven, sogar einem nationalen "Wir", das der Mann aus dem Eis bediente. Und vor allem, Phantsamen des Überdauerns, der Unsterblichkeit, der Einschreibung in das scheinbar unabschließbare Gedächtnis von Wissenschaft und Museum...
Jetzt scheint sich das Museum entschlossen zu haben, sich von den rationalisierenden Zugriffen der Wissenschaften und der Museumsdeutungen ein wenig zu emanzipieren. Ab 1. März hat dann die Ausstellung geöffnet, die unter dem Titel Life Science Fiction Reality - Ötzi 20 - die Mythologien um Ötzi zum Thema machen wird.
Gerade zur richtigen Zeit kommt da eine neueste Rekonstruktion, die mir gestern bei Lektüre der Morgenzeitung entgegen..., nein, Lachen kann Ötzi nicht. Da sah er eher aus wie ein verknitterter Hartz IV - Empfänger mit vernachlässigter Kopfhygiene. Kamm muss er aber schon gehabt haben, denn woher sonst der sauber gezogene Linksscheitel? Und der mißtrauische Blick? Gilt den Museologen, oder?
(Foto oben: Ausschnitt aus der Einladung. -- Ötzi als Wiedergänger? Gespenst? in Faschingslaune? Vor der Denkmalenthüllung? - Foto unten: Die neueste Ötzi-Rekonstruktion, wie sie derzeit durch so gut wie alle Medien wandert).
Hier zum Post "Ötzi darf nicht sterben".
Ja, diese Geschichten hatten mich von Anfang an an dem "Fund" und der Resonanz, die er auslöste, fasziniert, diese nicht zu bändigenden Phantsamen, in den sich uralte Sehnsüchte nach Wissen um die Herkunft und um den "Vater" zeigten, Wunschphantasien von einem kollektiven, sogar einem nationalen "Wir", das der Mann aus dem Eis bediente. Und vor allem, Phantsamen des Überdauerns, der Unsterblichkeit, der Einschreibung in das scheinbar unabschließbare Gedächtnis von Wissenschaft und Museum...
Jetzt scheint sich das Museum entschlossen zu haben, sich von den rationalisierenden Zugriffen der Wissenschaften und der Museumsdeutungen ein wenig zu emanzipieren. Ab 1. März hat dann die Ausstellung geöffnet, die unter dem Titel Life Science Fiction Reality - Ötzi 20 - die Mythologien um Ötzi zum Thema machen wird.
Gerade zur richtigen Zeit kommt da eine neueste Rekonstruktion, die mir gestern bei Lektüre der Morgenzeitung entgegen..., nein, Lachen kann Ötzi nicht. Da sah er eher aus wie ein verknitterter Hartz IV - Empfänger mit vernachlässigter Kopfhygiene. Kamm muss er aber schon gehabt haben, denn woher sonst der sauber gezogene Linksscheitel? Und der mißtrauische Blick? Gilt den Museologen, oder?
(Foto oben: Ausschnitt aus der Einladung. -- Ötzi als Wiedergänger? Gespenst? in Faschingslaune? Vor der Denkmalenthüllung? - Foto unten: Die neueste Ötzi-Rekonstruktion, wie sie derzeit durch so gut wie alle Medien wandert).
Hier zum Post "Ötzi darf nicht sterben".
Sonntag, 19. Dezember 2010
Sonntag, 7. November 2010
Ötzi darf nicht sterben (Museumsphysiognomien 10)
Das Bild des mumifizierten Mannes, den man "Ötzi" nennt, ist - mit seinem einem Totenschädel ähnelnden Kopf, dem ledrig-ausgetrockneten und braunen Körper und der unnatürlich weggestreckten Hand - zu einer weit verbreiteten und sehr populären 'Ikone' geworden. Ich muß hier kein Bild einstellen, wir haben es im Kopf.
2011 feiert "Ötzi", der "Mann aus dem Eis" oder "…vom Hauslabjoch" seinen zwanzigsten Geburtstag und bekommt dafür im Archäologiemuseum in Bozen eine große Ausstellung, die seinem "zweiten Leben" (Museumstext) gewidmet sein wird. Also nicht nur der wissenschaftlichen Erforschung, sondern auch dem medialen Diskurse und populären Verarbeitung.
Von Anfang begleiteten und überdeckten diese Diskurse die wissenschaftliche Forschung und ihre Ergebnisse. Bezeichnend dafür ist, daß sich der von einem Journalisten wenige Tage nach der Entdeckung des Toten kreierte Name sofort durchsetzte und eine wissenschaftliche Bezeichnung nie durchsetzte. 'Ötzi', das war ein sehr gelungener Taufakt.
Was der über 5000 Jahre alte, auf Grund vieler Zufälle konservierte und schließlich entdeckte Körper bewirkte, war nicht so sehr Interesse an Fakten über ein fernes unbekanntes Leben sondern Mobilisierung von Phantasmen.
Sofort setzte die Beanspruchung unter nationalen Vorzeichen ein, womit die Feststellung des Fundortes - jenseits oder diesseits einer Staatsgrenze - zur diplomatisch-politischen Agenda wurde. und ernsthaft wurde Ötzi, gestützt auf genetische Spekulationen, zum Ahnen erklärt (was heute widerlegt ist), so als ob es so etwas wie eine rein männliche Genealogie geben könne. Ötzi ließ sich für erstaunlich viel reklamieren: nationale Identität, männliche Identität (legendär das ZIB 2 - Schreiduell zweier 'Ötzilogen' wegen der Frage, ob Ötzi einen Penis habe oder nicht), Suche nach der (kollektiven wie individuellen) Herkunft, dem Ursprung, Spekulationen über Todesumstände.
Wie jede Mumie bediente er aber vor allem ein zentrales museales Phantsama, das des "Überdauerns".
Die Paradoxie jeder Mumie liegt ja im ostentativen 'Überleben', das dem Körper durch geschickte Bearbeitung verliehen wird. Die Konservierung bewirkt die Verdinglichung des Körpers, der den Status eines unzerstörbaren Objekts erhält. Die Identität des Leibes dauerhaft zu behaupten stellt aber auch den Tod auf Dauer. Die religiöse Vorstellung des in seinem Leib 'weiterlebenden' Menschen und die unabweisliche Tatsache, daß er als Toter konserviert wird, kreuzen sich in der Mumie auf unauflösliche Weise.
Jede aus dem Grab geholte Mumie ist so etwas wie ein zwischen Leben und Tod wandernder Untoter und es ist kein Wunder, daß Populärliteratur und Film (nicht das Museum) die Rachemacht dieses unagegoltenen Lebens und Todes ausmalten.Was Archäologie und Museum der Mumie antun ist ja nicht weniger als die Zerstörung nicht der des dinglichen Kontextes (Grabbau, Grabbeigaben usw.), sondern einer spirituellen Vorstellung eines durch diesen Kontext mit garantierten 'Lebens nach dem Tod'.
An und für sich hat die Mumie den Zweck der visuellen Bekräftigung der 'Dauer' gar nicht (anders als etwa 'Effigies' aus Wachs oder Holz, die einen Ersatzleib bilden, die eine Person so repräsentieren können, daß selbst eine Hinrichtung als Bild möglich wird), denn als Teil des Totenrituals ist sie unsichtbar. Das gilt ja für fast alle Bestattungsrituale aller Kulturen und aller Zeiten.
Erst durch Ausstellung und Musealisierung wird eine Erfahrung virulent, die das Museum - bedrohlich und tröstend zugleich - vermittelt. Es gibt 'Dinge', sagt uns das Museum, die uns überdauern (und wir 'in ihnen'). Das gilt für Dinge als Lebensspuren selbstverständlich generell, aber es gilt in einer besonderen Weise für den menschlichen Körper 'als (Museums)Ding'.
Das unüberbietbar symptomatische Objekt des Museums ist die Mumie deswegen, weil strukturell das Museum Dauer garantiert oder zu garantieren glaubt - in Form eines 'unzerstörbaren' technischen Gedächtnisses (der Dinge) und in Form der abstrakten Vorstellung eines damit gestützten transgenerationellen Gattungsgedächtnisses.
Wie Reliquien konfrontiert uns ein solcher Mumien-Leib wie der Ötzis nicht nur mit seinem Tod (der spekulativ nur in bezug auf die Umstände ist), sondern auch mit unserem Tod, tröstet uns aber mit der Botschaft, daß der Leib überdauern kann, physisch und mental, im 'Gedächtnis des Museums': wir werden nicht spurlos verschwinden.
Diesem 'wir' war und ist Ötzi natürlich ungleich näher als jede ägyptische Mumie, weil er 'bei uns' gefunden wurde, in 'unserer Gegend' und irgendwie (ja wie eigentlich?) zu 'unserer Geschichte', 'unserer' Kultur gehört. Das Phantasma, daß wir von ihm abstammen könnten, mag wissenschaftlich widerlegt sein, erledigt ist es damit aber nicht.
Daß Ötzi nicht bestattet werden kann, versteht sich. Nicht so sehr wegen der Option auf bislang noch ungeahnte, künftige wissenschaftliche Methoden, für die der Leib als 'Forschungsobjekt' 'aufgespart' werden muß, sondern weil seine Sichtbarkeit eine einzigartige Möglichkeit eines Identitäts-Spiels erlaubt, das ein Grabmal nie bieten könnte (mal ganz abgesehen von touristischer und materieller Umwegrentabilität). Wo würde man Ötzi bestatten können?
Der Aufwand, der für das Sichtbarmachen getrieben wird ist technisch groß. Gekühlt und bei hoher Luftfeuchtigkeit liegt der Tote auf einer Art von Seziertisch in einer mit Eisziegeln ausgekachelten Kammer, die vielfach kontrolliert und überwacht wird. Angeblich steht für den Fall eines Totalausfalls eine idente zweite Kammer zur Verfügung. Ötzi darf nicht sterben.
Diese Unheimlichkeit wird durch die klinische Umgebung herabgestuft, versachlicht. Das kleine rechteckige Fenster, durch das der Museumsbesucher einen Blick werfen darf, wird durch eine Wand abgeschirmt, um, wie es auf der Museumswebseite heißt, ein wenig jener Intimität zu ermöglichen, die der Begegnung mit einem Toten angemessen ist.
"Parallel dazu sollte die Forschungsarbeit am Körper fortgesetzt werden. Die Mumie selbst befindet sich heute fast versteckt in einem apsidenartigen, abgedunkelten Raum und kann durch ein Fenster betrachtet werden, an dem die BesucherInnen nacheinander vorbeiziehen. Das nur 40x40 cm große Schaufenster in die Kühlzelle von Ötzi folgt in erster Linie konservatorischen Vorgaben, da bei einer größeren Öffnung die Klimaschwankungen zu stark würden. Mit dieser abgeschirmten Ausstellungssituation wollten die Gestalter auch ethischen Anforderungen nach einer Art "Intimsphäre" für die Mumie gerecht werden."
Ich vermute, daß für den durchschnittlichen Museumsbesucher die Teile des Museums, die den Forschungsergebnissen gewidmet sind, zwar interessant, aber nicht das Entscheidende sind. Die wissenschaftliche Rationalisierung eines Begehrens nach einem unmöglichen Blick - den durch Jahrtausende zurück und in gewisser Weise auch in eine Zukunft, in die wir uns als Überdauernde projiziren können -, wird vor der Mumie unerheblich. Dort ist sie - als Exponat - auf eine Gegenständigkeit reduziert, an der wir unsere Subjektivität - als bedroht und als tröstend stabilisiert - erfahren können.
Wer sich darüber hinaus (und über das Museum hinaus) nach Verlebendigung sehnt und die Spannung von Todesangst und Lebenstrieb nicht aushält, wird reichlich mit animierten Puppen versorgt, bis hin zur filmischen Rekonstruktion oder dem archäologischen Reenactement.
Fotos: Archäologiemuseum Bozen Webseite
2011 feiert "Ötzi", der "Mann aus dem Eis" oder "…vom Hauslabjoch" seinen zwanzigsten Geburtstag und bekommt dafür im Archäologiemuseum in Bozen eine große Ausstellung, die seinem "zweiten Leben" (Museumstext) gewidmet sein wird. Also nicht nur der wissenschaftlichen Erforschung, sondern auch dem medialen Diskurse und populären Verarbeitung.
Von Anfang begleiteten und überdeckten diese Diskurse die wissenschaftliche Forschung und ihre Ergebnisse. Bezeichnend dafür ist, daß sich der von einem Journalisten wenige Tage nach der Entdeckung des Toten kreierte Name sofort durchsetzte und eine wissenschaftliche Bezeichnung nie durchsetzte. 'Ötzi', das war ein sehr gelungener Taufakt.
Was der über 5000 Jahre alte, auf Grund vieler Zufälle konservierte und schließlich entdeckte Körper bewirkte, war nicht so sehr Interesse an Fakten über ein fernes unbekanntes Leben sondern Mobilisierung von Phantasmen.
Sofort setzte die Beanspruchung unter nationalen Vorzeichen ein, womit die Feststellung des Fundortes - jenseits oder diesseits einer Staatsgrenze - zur diplomatisch-politischen Agenda wurde. und ernsthaft wurde Ötzi, gestützt auf genetische Spekulationen, zum Ahnen erklärt (was heute widerlegt ist), so als ob es so etwas wie eine rein männliche Genealogie geben könne. Ötzi ließ sich für erstaunlich viel reklamieren: nationale Identität, männliche Identität (legendär das ZIB 2 - Schreiduell zweier 'Ötzilogen' wegen der Frage, ob Ötzi einen Penis habe oder nicht), Suche nach der (kollektiven wie individuellen) Herkunft, dem Ursprung, Spekulationen über Todesumstände.
Wie jede Mumie bediente er aber vor allem ein zentrales museales Phantsama, das des "Überdauerns".
Die Paradoxie jeder Mumie liegt ja im ostentativen 'Überleben', das dem Körper durch geschickte Bearbeitung verliehen wird. Die Konservierung bewirkt die Verdinglichung des Körpers, der den Status eines unzerstörbaren Objekts erhält. Die Identität des Leibes dauerhaft zu behaupten stellt aber auch den Tod auf Dauer. Die religiöse Vorstellung des in seinem Leib 'weiterlebenden' Menschen und die unabweisliche Tatsache, daß er als Toter konserviert wird, kreuzen sich in der Mumie auf unauflösliche Weise.
Jede aus dem Grab geholte Mumie ist so etwas wie ein zwischen Leben und Tod wandernder Untoter und es ist kein Wunder, daß Populärliteratur und Film (nicht das Museum) die Rachemacht dieses unagegoltenen Lebens und Todes ausmalten.Was Archäologie und Museum der Mumie antun ist ja nicht weniger als die Zerstörung nicht der des dinglichen Kontextes (Grabbau, Grabbeigaben usw.), sondern einer spirituellen Vorstellung eines durch diesen Kontext mit garantierten 'Lebens nach dem Tod'.
An und für sich hat die Mumie den Zweck der visuellen Bekräftigung der 'Dauer' gar nicht (anders als etwa 'Effigies' aus Wachs oder Holz, die einen Ersatzleib bilden, die eine Person so repräsentieren können, daß selbst eine Hinrichtung als Bild möglich wird), denn als Teil des Totenrituals ist sie unsichtbar. Das gilt ja für fast alle Bestattungsrituale aller Kulturen und aller Zeiten.
Erst durch Ausstellung und Musealisierung wird eine Erfahrung virulent, die das Museum - bedrohlich und tröstend zugleich - vermittelt. Es gibt 'Dinge', sagt uns das Museum, die uns überdauern (und wir 'in ihnen'). Das gilt für Dinge als Lebensspuren selbstverständlich generell, aber es gilt in einer besonderen Weise für den menschlichen Körper 'als (Museums)Ding'.
Das unüberbietbar symptomatische Objekt des Museums ist die Mumie deswegen, weil strukturell das Museum Dauer garantiert oder zu garantieren glaubt - in Form eines 'unzerstörbaren' technischen Gedächtnisses (der Dinge) und in Form der abstrakten Vorstellung eines damit gestützten transgenerationellen Gattungsgedächtnisses.
Wie Reliquien konfrontiert uns ein solcher Mumien-Leib wie der Ötzis nicht nur mit seinem Tod (der spekulativ nur in bezug auf die Umstände ist), sondern auch mit unserem Tod, tröstet uns aber mit der Botschaft, daß der Leib überdauern kann, physisch und mental, im 'Gedächtnis des Museums': wir werden nicht spurlos verschwinden.
Diesem 'wir' war und ist Ötzi natürlich ungleich näher als jede ägyptische Mumie, weil er 'bei uns' gefunden wurde, in 'unserer Gegend' und irgendwie (ja wie eigentlich?) zu 'unserer Geschichte', 'unserer' Kultur gehört. Das Phantasma, daß wir von ihm abstammen könnten, mag wissenschaftlich widerlegt sein, erledigt ist es damit aber nicht.
Daß Ötzi nicht bestattet werden kann, versteht sich. Nicht so sehr wegen der Option auf bislang noch ungeahnte, künftige wissenschaftliche Methoden, für die der Leib als 'Forschungsobjekt' 'aufgespart' werden muß, sondern weil seine Sichtbarkeit eine einzigartige Möglichkeit eines Identitäts-Spiels erlaubt, das ein Grabmal nie bieten könnte (mal ganz abgesehen von touristischer und materieller Umwegrentabilität). Wo würde man Ötzi bestatten können?
Der Aufwand, der für das Sichtbarmachen getrieben wird ist technisch groß. Gekühlt und bei hoher Luftfeuchtigkeit liegt der Tote auf einer Art von Seziertisch in einer mit Eisziegeln ausgekachelten Kammer, die vielfach kontrolliert und überwacht wird. Angeblich steht für den Fall eines Totalausfalls eine idente zweite Kammer zur Verfügung. Ötzi darf nicht sterben.
Diese Unheimlichkeit wird durch die klinische Umgebung herabgestuft, versachlicht. Das kleine rechteckige Fenster, durch das der Museumsbesucher einen Blick werfen darf, wird durch eine Wand abgeschirmt, um, wie es auf der Museumswebseite heißt, ein wenig jener Intimität zu ermöglichen, die der Begegnung mit einem Toten angemessen ist.
"Parallel dazu sollte die Forschungsarbeit am Körper fortgesetzt werden. Die Mumie selbst befindet sich heute fast versteckt in einem apsidenartigen, abgedunkelten Raum und kann durch ein Fenster betrachtet werden, an dem die BesucherInnen nacheinander vorbeiziehen. Das nur 40x40 cm große Schaufenster in die Kühlzelle von Ötzi folgt in erster Linie konservatorischen Vorgaben, da bei einer größeren Öffnung die Klimaschwankungen zu stark würden. Mit dieser abgeschirmten Ausstellungssituation wollten die Gestalter auch ethischen Anforderungen nach einer Art "Intimsphäre" für die Mumie gerecht werden."
Ich vermute, daß für den durchschnittlichen Museumsbesucher die Teile des Museums, die den Forschungsergebnissen gewidmet sind, zwar interessant, aber nicht das Entscheidende sind. Die wissenschaftliche Rationalisierung eines Begehrens nach einem unmöglichen Blick - den durch Jahrtausende zurück und in gewisser Weise auch in eine Zukunft, in die wir uns als Überdauernde projiziren können -, wird vor der Mumie unerheblich. Dort ist sie - als Exponat - auf eine Gegenständigkeit reduziert, an der wir unsere Subjektivität - als bedroht und als tröstend stabilisiert - erfahren können.
Wer sich darüber hinaus (und über das Museum hinaus) nach Verlebendigung sehnt und die Spannung von Todesangst und Lebenstrieb nicht aushält, wird reichlich mit animierten Puppen versorgt, bis hin zur filmischen Rekonstruktion oder dem archäologischen Reenactement.
Fotos: Archäologiemuseum Bozen Webseite
Freitag, 3. September 2010
Das ladinische Museum in St. Martin in Thurn
Glaubt hier wer an die Bedeutung des Museums?
Na, dann schauen wir mal.
Zum Beispiel war ich heute im Ladinischen Museum in St. Martin in Thurn.
Wenn man da von Bruneck hinfährt, bekommt man eine Ahnung, warum Menschen in langdauernder Abgeschlossenheit gelebt haben. Heute nutzt man eine kostspielige Straße, die eine Klamm mit vielen Tunnels und anderen Kunstbauten relativ bequem durchquerbar macht. Lange Zeit muß es hier unpassierbar gewesen sein. Auch die Straße nach Westen, in Richtung Brixen, ist kaum anders als modern vorstellbar. Vielleicht ein schmaler Weg, mehr nicht, früher.
Im Gasthaus im Zentrum des Dorfes höre ich viele Gäste eine fremdartige Sparche sprechen. Ich bin sofort bereit, das für ladinisch zu halten und daraus auf die Lebendigkeit dieser Sprache zu schließen. Der ladinischen Kultur überhaupt, grade bin ich am ladinischen Kulturzentrum vorbeigekommen, am Weg vom Parkplatz zum Ortszentrum.
Das Museum, das ich suche, liegt außerhalb.
Freunde haben es mir vor Jahren empfohlen. Es steht schon lange auf meiner Agenda, und jetzt, wo mich meine Urlaubswege in die Gegend führen, schaffe ichs endlich.
Das mit dem Außerhalb heißt einerseits, daß es sich um eine Burg handelt, wenn man das Museum sucht und besucht, andrerseits, daß das Museum eine Überraschung (für mich) darstellt, weil es über die Ladiner handelt (abhandelt), als sei das ein rätselhafter Stamm am Amazonas und nicht eine Bevölkerung nebenan.
Das hab ich nicht erwartet. Obwohl es wohl genauso zu erwarten war. Touristen brauchen Ziele, Verweildauer, Konsummargen. Nein, die Tourismusindustrie braucht das, die Touristen brauchen Zeitvertreib, leichte Kost, ein bissl Geschichtskultur, lokal, exotiosch, unikal.
So kommts, daß hier über die Ladiner, nicht mit ihnen und nicht durch sie gesprochen wird. Wir sind in einem ethnologischen Einheimischenmuseum für 'Fremde'.
Kein Zweifel, es gibt viel zu Lesen, viel, sich zu informieren. wer die Ladiner sind, woher sie kommen. Identitätsgeschichten, Herkunftsgeschichten. Nur: für wen jetzt? Für mich? Für die Ladiner?
immer, wenn ich eine Frage habe, sagt das Museum: ich hab da einen Bildschirm für Dich.
So komm ich auch weiter, Raum und Raum, und noch eine Ecke und noch ein Annex und noch eine Abzweigung.
Es gibt viel Holz, Stahl, grünes Mattglas, weißverkalkte Wände. Nichts davon hilft mir beim Verstehen. Aber alles sagt: ich bin ein Museum am neuesten Stand des Design.
Ständig stellt sich mir was in den Weg und sagt: ich bin eine Schautafel, ich bin ein Leitsystem, ich bin ein Raumtext.
Und jetzt lieber Leser sind Sie dran. Dieses Bombardement von sozialhistorischen Informationen, wie gehen Sie damit um. Ständig hat man z.B. die Bauern in die Pfanne gehauen, daß es nur so geklescht hat. Landesherren, Äbtissin, Söldner, Bischöfe, Burgherren, alle droschen auf die Bauern ein. Dann raffen die sich mal auf und drehen den Spieß um, mit List und Tücke töten sie über 40 Kriegsknechte, die man zum Eintreiben des Zehent geschickt hatte. Es nützt Ihnen nur nichts. Alles bleibt beim alten, die Mächtigen arrangieren sich und die Äbtissin des adeligen Damenstiftes darf weiter die Bauern nach Belieben fertigmachen.
So und jetzt Sie. Was machen Sie? Kriegen sie Kopfwut? Depressionen? Denken Sie sich "Warum ist immer alles so gekommen, wie es keiner wollte?" Oder gehen Sie auf einen Espresso ins Museumscafé?
Welche Art von Geschichtswissen brauchen wir. In welcher Form? Wozu?
Ich habe in einer Burg in wunderbarer Lage einen bequemen, mich nicht zu verstörenden Rundgang hinter mich gebracht, mit sanftem Bildungserlebnis und - tatsächlich - einem Besuch in der Cafeteria zum Abschluß.
Es ist immer alles so kompliziert. Und das Museum muß es einfach machen. Es hat nun mal nur bestimmte Objekte und nur bestimmten Raum für Text. Da geht es um die Identität der Ladiner, wie man mir sagt, also um ihre Sprache. Da wird die Galerie der Alphamänner vorgestellt, die sich im 19. Jahrhundert um diese sprachlich fundierte Identität sorgten. Da taucht plötzlich der Begriff der "Nation" auf. Der ladinischen? Blöd nur, daß es das Ladinische gar nicht gibt, sondern Varianten in den verschiedenen Tälern. Das könnte bedeuten, daß der Versuch, das Ladinische im 19. Jahrhundert zu formieren, um es zur Anerkennung zu bringen, gleichzeitig das Ladinische gefährdet = seine Vielfalt. Da könnte es also um (mindestens) zwei Identitätskonzepte gegangen sein. Um ein ständig shiftendes, sich entziehendes, und eines, das um der politisch-kulturellen Anerkennung willen ("Rettung"), eine neue, gewaltsame Einheitlickeit herstellen will.
Sowas überfordert ein Museum. Oder?
Ich bin ohne tieferen Eindruck weggefahren, ein wenig mißgelaunt ob der Diskrepanz von gestalterischer Gebärden einerseits und inhaltlichem Gehalt andrerseits.
Es liegt natürlich an mir, und nicht am Museum.
Museen haben ja immer recht.
Na, dann schauen wir mal.
Zum Beispiel war ich heute im Ladinischen Museum in St. Martin in Thurn.
Wenn man da von Bruneck hinfährt, bekommt man eine Ahnung, warum Menschen in langdauernder Abgeschlossenheit gelebt haben. Heute nutzt man eine kostspielige Straße, die eine Klamm mit vielen Tunnels und anderen Kunstbauten relativ bequem durchquerbar macht. Lange Zeit muß es hier unpassierbar gewesen sein. Auch die Straße nach Westen, in Richtung Brixen, ist kaum anders als modern vorstellbar. Vielleicht ein schmaler Weg, mehr nicht, früher.
Im Gasthaus im Zentrum des Dorfes höre ich viele Gäste eine fremdartige Sparche sprechen. Ich bin sofort bereit, das für ladinisch zu halten und daraus auf die Lebendigkeit dieser Sprache zu schließen. Der ladinischen Kultur überhaupt, grade bin ich am ladinischen Kulturzentrum vorbeigekommen, am Weg vom Parkplatz zum Ortszentrum.
Das Museum, das ich suche, liegt außerhalb.
Freunde haben es mir vor Jahren empfohlen. Es steht schon lange auf meiner Agenda, und jetzt, wo mich meine Urlaubswege in die Gegend führen, schaffe ichs endlich.
Das mit dem Außerhalb heißt einerseits, daß es sich um eine Burg handelt, wenn man das Museum sucht und besucht, andrerseits, daß das Museum eine Überraschung (für mich) darstellt, weil es über die Ladiner handelt (abhandelt), als sei das ein rätselhafter Stamm am Amazonas und nicht eine Bevölkerung nebenan.
Das hab ich nicht erwartet. Obwohl es wohl genauso zu erwarten war. Touristen brauchen Ziele, Verweildauer, Konsummargen. Nein, die Tourismusindustrie braucht das, die Touristen brauchen Zeitvertreib, leichte Kost, ein bissl Geschichtskultur, lokal, exotiosch, unikal.
So kommts, daß hier über die Ladiner, nicht mit ihnen und nicht durch sie gesprochen wird. Wir sind in einem ethnologischen Einheimischenmuseum für 'Fremde'.
Kein Zweifel, es gibt viel zu Lesen, viel, sich zu informieren. wer die Ladiner sind, woher sie kommen. Identitätsgeschichten, Herkunftsgeschichten. Nur: für wen jetzt? Für mich? Für die Ladiner?
immer, wenn ich eine Frage habe, sagt das Museum: ich hab da einen Bildschirm für Dich.
So komm ich auch weiter, Raum und Raum, und noch eine Ecke und noch ein Annex und noch eine Abzweigung.
Es gibt viel Holz, Stahl, grünes Mattglas, weißverkalkte Wände. Nichts davon hilft mir beim Verstehen. Aber alles sagt: ich bin ein Museum am neuesten Stand des Design.
Ständig stellt sich mir was in den Weg und sagt: ich bin eine Schautafel, ich bin ein Leitsystem, ich bin ein Raumtext.
Und jetzt lieber Leser sind Sie dran. Dieses Bombardement von sozialhistorischen Informationen, wie gehen Sie damit um. Ständig hat man z.B. die Bauern in die Pfanne gehauen, daß es nur so geklescht hat. Landesherren, Äbtissin, Söldner, Bischöfe, Burgherren, alle droschen auf die Bauern ein. Dann raffen die sich mal auf und drehen den Spieß um, mit List und Tücke töten sie über 40 Kriegsknechte, die man zum Eintreiben des Zehent geschickt hatte. Es nützt Ihnen nur nichts. Alles bleibt beim alten, die Mächtigen arrangieren sich und die Äbtissin des adeligen Damenstiftes darf weiter die Bauern nach Belieben fertigmachen.
So und jetzt Sie. Was machen Sie? Kriegen sie Kopfwut? Depressionen? Denken Sie sich "Warum ist immer alles so gekommen, wie es keiner wollte?" Oder gehen Sie auf einen Espresso ins Museumscafé?
Welche Art von Geschichtswissen brauchen wir. In welcher Form? Wozu?
Ich habe in einer Burg in wunderbarer Lage einen bequemen, mich nicht zu verstörenden Rundgang hinter mich gebracht, mit sanftem Bildungserlebnis und - tatsächlich - einem Besuch in der Cafeteria zum Abschluß.
Es ist immer alles so kompliziert. Und das Museum muß es einfach machen. Es hat nun mal nur bestimmte Objekte und nur bestimmten Raum für Text. Da geht es um die Identität der Ladiner, wie man mir sagt, also um ihre Sprache. Da wird die Galerie der Alphamänner vorgestellt, die sich im 19. Jahrhundert um diese sprachlich fundierte Identität sorgten. Da taucht plötzlich der Begriff der "Nation" auf. Der ladinischen? Blöd nur, daß es das Ladinische gar nicht gibt, sondern Varianten in den verschiedenen Tälern. Das könnte bedeuten, daß der Versuch, das Ladinische im 19. Jahrhundert zu formieren, um es zur Anerkennung zu bringen, gleichzeitig das Ladinische gefährdet = seine Vielfalt. Da könnte es also um (mindestens) zwei Identitätskonzepte gegangen sein. Um ein ständig shiftendes, sich entziehendes, und eines, das um der politisch-kulturellen Anerkennung willen ("Rettung"), eine neue, gewaltsame Einheitlickeit herstellen will.
Sowas überfordert ein Museum. Oder?
Ich bin ohne tieferen Eindruck weggefahren, ein wenig mißgelaunt ob der Diskrepanz von gestalterischer Gebärden einerseits und inhaltlichem Gehalt andrerseits.
Es liegt natürlich an mir, und nicht am Museum.
Museen haben ja immer recht.
Donnerstag, 5. August 2010
Sonntag, 13. Juni 2010
Worte der Erbauung (Texte im Museum 63)
Messner Mountain Museum Sigmundskron / Firmian.
Text auf zerbrochener Glastüre.
Für die Spende danke ich Monika Gärtner
Dienstag, 8. Dezember 2009
Sigmundskron - Ein Museum als Bergwanderung
Nach der Beendigung seiner Karriere als Extrembergsteiger hat sich Reinhold Messner dem Museumsgründen zugewendet. Fünf Museen dürften es derzeit sein, die er gegründet hat, aber er hat noch weitere Pläne.
Das Land Südtirol unterstützt ihn, denn anders wäre es nicht denkbar, daß er das Schloß Sigmundskron (im Süden von Bozen gelegen, nahe der Ortschaft Firmian) – ein besonderer Gedächtnisort Südtirols - in (s)ein Museum umwandeln durfte.
Um es gleich zu sagen: das Museum ist nicht wegen der Sammlung (der privaten Messners) interessant. Dazu ist die Sammlung zu heterogen und zu wenig spektakulär. Und es ist auch nicht wegen des Austellungskonzepts sehenswert. Im Gegenteil. So etwas wie ein Narrativ, eine erkennbare Strukturierung gibt es kaum. Alles kreist um das Bergsteigen, vor allem – Messners Verständnis gemäß -, als spirituelle Grenzerfahrung.
So kommt es zu verblüffenden Nachbarschaften von Gerätschaften und religiösen Fetischen, von modernen Gemälden und Berg-Dioramen, kleinen verrätselten Interventionen und auftrumpfender Selbstdarstellung.
Unterfüttert ist das Ganze mit massenhaft ausgestreuten Zitaten, Merksätzen, Philosophischen Brosamen, die, beliebig platziert im oft unsäglich banal vergeblich Autorität durch die Nennung der Autoren erheischen.
An dieser Sammlung flaniert man mit einer Mischung aus Verwunderung, Befremden, Unverständnis und – manchmal - Neugier vorbei.
Dafür würde sich ein weiter Weg nicht lohnen.
Das Aufsehenerregende ist die Burg selbst, ihre Lage, die einen spektakulären 360-Grad Rundblick erlaubt und vor allem die die Ruine überbauende und sie durchziehende Architektur des Architekten Werner Tscholl.
Die Abstraktheit der Baukörper und das Material – rostiger Stahl – bilden einen scharfen Kontrast zur Ruine. Moderne Treppen, Stege, Plattformen, Gehäuse bilden zusammen mit der alten Architektur einen beinahe geschlossenen Rundgang an. Und dieser ist nichts weniger als eine veritable Bergwanderung, mit ausgesucht schwindelerregnden Tiefblicken, ausgesetzten Wegstellen, überraschenden Durch- und Fernblicken und einem beachtlichen Höhenunterschied, den man zu bewältigen hat, wenn man jedem möglichen Weg folgt. Wer sich in den Genuss des Gehens und den der Sammlung vertieft, der kann schon zwei, drei Stunden wandernd unterwegs sein. Der Genuß dabei liegt im durchqueren höchst unterschiedlicher Räume, Binnenräume des Burgmuseums und Außenräume, die sich immer neuen Blicklenkungen fügen, in raffiniert inszenierten Rahmungen, Durchblicken und kulissenhafter Verschränkung von Innen und Außen.
Ein Museum als Bergwanderung.
Das Land Südtirol unterstützt ihn, denn anders wäre es nicht denkbar, daß er das Schloß Sigmundskron (im Süden von Bozen gelegen, nahe der Ortschaft Firmian) – ein besonderer Gedächtnisort Südtirols - in (s)ein Museum umwandeln durfte.
Um es gleich zu sagen: das Museum ist nicht wegen der Sammlung (der privaten Messners) interessant. Dazu ist die Sammlung zu heterogen und zu wenig spektakulär. Und es ist auch nicht wegen des Austellungskonzepts sehenswert. Im Gegenteil. So etwas wie ein Narrativ, eine erkennbare Strukturierung gibt es kaum. Alles kreist um das Bergsteigen, vor allem – Messners Verständnis gemäß -, als spirituelle Grenzerfahrung.
So kommt es zu verblüffenden Nachbarschaften von Gerätschaften und religiösen Fetischen, von modernen Gemälden und Berg-Dioramen, kleinen verrätselten Interventionen und auftrumpfender Selbstdarstellung.
Unterfüttert ist das Ganze mit massenhaft ausgestreuten Zitaten, Merksätzen, Philosophischen Brosamen, die, beliebig platziert im oft unsäglich banal vergeblich Autorität durch die Nennung der Autoren erheischen.
An dieser Sammlung flaniert man mit einer Mischung aus Verwunderung, Befremden, Unverständnis und – manchmal - Neugier vorbei.
Dafür würde sich ein weiter Weg nicht lohnen.
Das Aufsehenerregende ist die Burg selbst, ihre Lage, die einen spektakulären 360-Grad Rundblick erlaubt und vor allem die die Ruine überbauende und sie durchziehende Architektur des Architekten Werner Tscholl.
Die Abstraktheit der Baukörper und das Material – rostiger Stahl – bilden einen scharfen Kontrast zur Ruine. Moderne Treppen, Stege, Plattformen, Gehäuse bilden zusammen mit der alten Architektur einen beinahe geschlossenen Rundgang an. Und dieser ist nichts weniger als eine veritable Bergwanderung, mit ausgesucht schwindelerregnden Tiefblicken, ausgesetzten Wegstellen, überraschenden Durch- und Fernblicken und einem beachtlichen Höhenunterschied, den man zu bewältigen hat, wenn man jedem möglichen Weg folgt. Wer sich in den Genuss des Gehens und den der Sammlung vertieft, der kann schon zwei, drei Stunden wandernd unterwegs sein. Der Genuß dabei liegt im durchqueren höchst unterschiedlicher Räume, Binnenräume des Burgmuseums und Außenräume, die sich immer neuen Blicklenkungen fügen, in raffiniert inszenierten Rahmungen, Durchblicken und kulissenhafter Verschränkung von Innen und Außen.
Ein Museum als Bergwanderung.
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