Mittwoch, 24. Oktober 2018

Mustergültige Oase der Ordnung (Texte im Museum 596)

Ausstellung Otto Ender. vorarlberg museum 2018 Foto GF

Das Haus der Geschichte Österreich als politisches Instrument des Parlaments und Symptom der Dritten Republik

In zwei Beiträgen, die ich im Rahmen von Tagungen zum Haus der Geschichte Österreich zur Diskussion gestellt habe (Vortrag vor der Österreichischen Forschungsgemeinschaft und in der Akademie der Wissenschaften), war ich äußerst skeptisch gegenüber der engen Verzahnung von Politik und Projekt. Die ungewöhnliche Politisierung veranlasste mich schon seinerzeit, das Haus der Geschichte abzulehnen.

Jetzt kommts aber heftig.

Wie die APA heute berichtet, soll nun das Haus der Geschichte Österreich als Republikmuseum dem Parlament angegliedert werden. Denn "Wenn man Republiksgeschichte vermitteln will, ist das ohne das Parlament nicht möglich", stellte Nationalratspräsident Sobotka "im Einklang mit Minister Blümel fest". Und im Einklang mit der Leiterin Monika Sommer, die sich "wirklich sehr freut" über eine derart "richtungweisende Pressekonferenz".

In welche Richtung wird da gewiesen und wer weist?

In eine sehr österreichische, was zunächst einmal die Organisation anbelangt, denn Minister Blümel verspricht Eigenständigkeit in einem Atemzug mit dem Versprechen, das Museum "ans Parlament anzubinden." Oder so: Wissenschaftlich sei das Museum unabhängig. Sehr schön. Aber warum nur wissenschaftlich? Keiner der Wissenschafter werde parteipolitisch bestellt. Na eh nicht. Das ist ja schon passiert.

Dieser organisatorischen Unabhängigkeit korrespondiert die inhaltliche, die - ganz unabhängig - vom ÖVP-Politiker Sobotka formuliert wird. Als jenes identitätspolitische Konzept, das dem Historiker Botz so abgegangen ist. Jetzt endlich gibt es eins, von Herrn Sobotka: "Sobotka" so berichtet uns die APA,  "denkt in diesem Zusammenhang auch an Wanderausstellungen in den Bundesländern, aber auch über die Staatsgrenzen hinaus. Mit dieser Arbeit beabsichtige man vor allem, die Identität Österreichs in allen Teilen zu stärken. (...) Sobotka unterstrich die Notwendigkeit der Eigenständigkeit und Unabhängigkeit der Institution und wies unter anderem auf die unabhängige Tätigkeit etwa des Nationalfonds hin, der ebenfalls an das Parlament angebunden ist."

"Kein Historiker und keine Historikerin wird von einer Partei bestellt", stellte er klar." Wie das die ÖVP versteht und praktiziert, und wie man dort mit willfährigen HistorikerInnen (aller Lager) parteiideologische Ausstellungen macht, kann man beim unsäglichen Museum in St. Pölten sehen. Aber weiter im O-Ton Sobotka: "Der Nationalratspräsident rief in diesem Zusammenhang zu einem nationalen Schulterschluss auf und kündigte an, alle politischen Kräfte von Nationalrat und Bundesrat einzubinden. 'Die Verantwortung, sich der Geschichte der Republik zu stellen, hat in einem großen nationalen Bogen zu erfolgen'". 
Also eine Art von nationaler Einheitsgeschichte? 

Man könnte das alles auch großartig finden: Am zentralen Ort der Demokratie, asm Ort der Austragung von Debatten, Interessen und Konflikten, am Ort der repräsentativ den Willen des Volkes vertetenden und agierenden Gremiums, gibt es einen symmetrischen kulturellen Ort, ein Museum, das genealogisch und strukturell aus den Ideen von Demokratie und Aufklärung hervorgegangen ist und ihnen verpflichtet ist.

Da könnten wir uns ein bürgerschaftliches, partiztipatives Museum vorstellen, an dem der Demos selbst die Erzählung und Deutung seiner Geschichte selbst in die Hand nimmt. Ein Ort der permanenten Selbstauslegung, der immer wieder sich erneuernden Deutung der Vergangenheit und der Entwürfe wünschbarer und lebenswerter Zukünfte.

Stattdessen bekommen wir zwergenhaftes Denken und Handeln, kübelweise Oppurtpnismus und tonnenweise politische Ideologie.Denn das Parlament ist fest in den Händen der Parteien und die Machtverhältnisse zwischen Regierung und Parlament einerseits und Parlament und Wahlvolk nicht so ganz im Sinne der Verfassung.


Und die Direktorin, zwischen den zwei Rechtskonservativen freudig beim Pressekonferenz-Verkünden eingeklemmt, insistiert darauf, wie großartig und diskussionsfreudig das alles werden wird, etwas, was man nun seit Monaten gehört hat, was aber nie eingelöst wurde. Auf der Webseite wird nicht nur nicht diskutiert, es werden dort alle Debatten, die zum Projekt geführt wurden vollkommen ignoriert. Und die Diskussionskultur ist so exzellent, daß im Beirat hat zwei Mitglieder zum Austritt bewogen. 

Dort wurde etwa darüber befunden, daß man den Begriff Austrofaschismus besser nicht verwenden sollte (wiewohl er von Historikern verwendet wird und seine Verwendung begründet wird, etwa bei Emmerich Talos). Stattdessen wurde am Begriff Kanzlerdiktatur herumgebastelt, der wurde aber auch wieder verworfen, weil er sich für Schüler (?) als mißverständlich erwiesen habe. Angeblich soll die Lösung nun in der Begriffswahl Dollfuss-Schuschnigg-Dikatur bestehen. Die versprochene Diskussionsfreudigkeit besteht also darin, Schüler zu befragen, ob sie etwas im Sinne der KuratorInnen verstanden haben, und dann, wenn das nicht der Fall ist, die Diskussion im planenden Gremium zu beenden, statt die Frage im Museum zur Diskussion zu stellen. Es ist ja nicht weniger als die bis heute umstrittenste Phase der österreichischen Zeitgeschichte, an deren Deutung in aller erster Linie die ÖVP als entlastende "Eindeutigung" ein Interesse hat.

Doch das sozialdemokratisch durchwirkte Planungsteam, das das Museum in sozialdemokratischem Auftrag gebastelt hatte, ist jetzt genau dort, wo sich die Herren Ostermeyer und Drozda das Projekt nie vorstellen konnten und sie selbst auch nicht: Im Kraftfeld der politischen Hegemonie einer weit rechts stehenden Regierung. Sie wollten es nicht wahrhaben, aber so schnell kann es gehen. Jetzt haben sie die Höchststrafe und dürfen sich verbiegen bis zum Anschlag, um das Projket - als Budgetposten, nicht mehr -, zu "retten".

Allerdings:So wird es, eine symptomatische Lesart vorausgesetzt, ein wirkliches Republik-III-Museum. 
"Wenn man Republiksgeschichte vermitteln will, ist das ohne das Parlament nicht möglich." - derstandard.at/2000089997798/Haus-der-Geschichte-soll-Haus-der-Republik-werden "Wenn man Republiksgeschichte vermitteln will, ist das ohne das Parlament nicht möglich." - derstandard.at/2000089997798/Haus-der-Geschichte-soll-Haus-der-Republik-werden "Ich freue mich wirklich sehr, dass wir heute so eine richtungsweisende Pressekonferenz abhalten dürfen", sagte HDGÖ-Direktorin Monika Sommer. "Ich freue mich über dieses klare politische Commitment." - derstandard.at/2000089997798/Haus-der-Geschichte-soll-Haus-der-Republik-werden"Ich freue mich wirklich sehr, dass wir heute so eine richtungsweisende Pressekonferenz abhalten dürfen", sagte HDGÖ-Direktorin Monika Sommer. "Ich freue mich über dieses klare politische Commitment." - derstandard.at/2000089997798/Haus-der-Geschichte-soll-Haus-der-Republik-werden
"Ich freue mich wirklich sehr, dass wir heute so eine richtungsweisende Pressekonferenz abhalten dürfen", sagte HDGÖ-Direktorin Monika Sommer. "Ich freue mich über dieses klare politische Commitment." - derstandard.at/2000089997798/Haus-der-Geschichte-soll-Haus-der-Republik-werden

Mittwoch, 17. Oktober 2018

Lisl Ponger "The Master Narrative"

Zum Eindrucksvollsten, was das "neue" Weltmuseum in Wien zu bieten hat, gehört eine Videoinstallation von Lisl Ponger, "The Master Narrative". Eine große Erzählung zum Kolonialismus, die im Museum mit Fotografien zu einer Rauminstallation erweitert wurde (hier auf der Webseite von Lisl Ponger).
Nicht weniger acht Stunden Erzählung kann man hier konsumieren, wobei man als Hörer/Seher keine Wahl hat, an welcher Stelle man in die Geschichte einsteigt. Und wer drückt sich schon auf einer extraharten Sitzgelegenheit platt, um alles in einem Zug zu hören?! Jetzt gibt es "The Master Narrative" auf Vimeo (hier).
Die Erzählung, die Frau Ponger auf Grund langer und offenbar unglaublich detailgenauer Recherchen verfasst hat, folgt keiner Chronolgie, sondern thematischen Schwerpunkten, in denen es Zeitsprünge und Querverbindungen jeder nur erdenklichen Art gibt, die sehr überraschend und instruktiv sein können. Es ist kein wissenschaftliches Handbuch des Kolonialismus, sondern ein dichtes Gewebe an Informationen aus vielen und sehr unterschiedlichen Quellen, eine originelle Erzählform, die zu verfolgen sehr spannend ist. Teil eins etwa spannt sich zwischen James Cooks erster, als wissenschaftliche noch relativ "unschuldige" Expedition einerseits und der Südessee-Sehnsucht der europäischen Künstler, die nur noch Ruinen dessen vorfanden, von dem, was sie sich erhofft hatten.
Große Empfehlung! 

Samstag, 13. Oktober 2018

Zwischen Eigensinn und Anpassung. Eine Veranstaltung im Museum der Völker Schwaz



Das MUSEUM DER VÖLKER in Schwaz beherbergt eine ethnografische Sammlung, die sich vor allem aus westafrikanischen und südostasiatischen Objekten zusammensetzt und das Interesse der Sammler widerspiegelt. Mitten im Prozess der Neuausrichtung laden wir zu einer öffentlichen Tagung und einem anschließenden Workshop ein, um den Weg, den das Museum seit der Wiedereröffnung im Herbst 2017 beschritten hat, zu reflektieren.
Dabei sollen ...

... aktuelle Fragen in Bezug auf Sammlungsobjekte außereuropäischer Provenienz, wie Verflechtungen von Kunstmarkt und privaten wie musealen Sammlungen, Kriterien wie Echtheit, Authentizität oder einem näher zu definierenden Kunstbegriff, zu brisanten Artefaktgruppen, die auf koloniale Strukturen verweisen, thematisiert werden.

Wesentlich ist ...

... die Diskussion über Entwicklungspotentiale kulturhistorischer und -anthropologischer Ausrichtungen der Museumstätigkeiten „am Land“. Wir wollen der Frage nachgehen, welchen Beitrag das Museum zur Beziehungsarbeit hier gelebter Kulturen – so genannter autochthoner wie neu hinzukommender – und jener, deren Sammlungsobjekte sich im Museum befinden, leisten kann.


PROGRAMM


MONTAG, 22. OKTOBER 2018
ÖFFENTLICHE VORTRÄGE MIT DISKUSSION
12.00 – 18.30 UHR

12.00 Eintreffen, Kennenlernen

13.00 Begrüßung
Hans Lintner,
Bürgermeister der Stadt Schwaz
Lisa Noggler-Gürtler,
Direktorin Museum der Völker

13.30 Steven Engelsman
Zur Neuorientierung Ethnologischer Museen (Vortrag und Diskussion)

14.30 Pause

15.00 – 17.30 Kurzvorträge
(max. 15 min. mit Diskussion 15 min.)
Regina Wonisch
Zur Lage der ethnologischen Provenienzforschung
Regula Tschumi
Ethnologische Museen und Kunstmarkt am Beispiel Ghana
Alexander Zanesco
Mission und ethnographische Sammlung am Beispiel Tiroler Franziskanermissionen in Guarayos/Bolivien
Stefania Pitscheider Soraperra
Das Museum „am Land“ - ein Ort gesellschaftlicher Relevanz am Beispiel des Frauenmuseum Hittisau

18.00 Résumé

Gottfried Fliedl, Moderation
Anita Berner, Graphic Recording


DIENSTAG, 23. OKTOBER 2018
GESCHLOSSENER WORKSHOP
9.00 – 13.00 UHR

Gottfried Fliedl, Lisa Noggler-Gürtler Moderation

Mit den Vortragenden, weiteren Gästen, dem wissenschaftlichen Kuratorium des Museums zu folgenden Themen:

Was kann und soll ein Museum „auf dem Land“ vermitteln?

Wie lässt sich das Konzept, übergreifender „ethnologischer“ und historisch-anthropologischer Fragen zu thematisieren, weiter entwickeln – wie entwickeln sich „postkoloniale“ ethnologische Museen?

Wie geht man mit der grundlegenden doppelten (durch Musealisierung und Herkunft vermittelten) Fremdheit der Objekte um?

Beratung bezüglich Expertise zu einzelnen Sammlungsgruppen

(bei Interesse senden wir gerne ein „Ergebnisprotokoll“)


VERANSTALTUNGSORT

Museum der Völker
St. Martin 16, A-6130 Schwaz
Tel. +43 (0)5242 66 090
info@museumdervoelker.com
www.museumdervoelker.com


ÖFFNUNGSZEITEN
Donnerstag - Sonntag
10.00 - 17.00 h
letzter Einlass 16.15 h







Das Recht geht vom Volk aus (Texte im Museum 693)

"Im Kartenhaus der Reublik". GrazMuseum 2018. Foto GF

Seitensprünge (8: Eine Nacht der keltischen Feuer oder boys toys)

🔥 Entdeckt kommenden Samstag die mystische Welt der Kelten! Probiert ihr Handwerk aus, lauscht den packenden Dudelsackrhythmen oder kostet den schmackhaften Eintopf Ritschert - die Nacht der keltischen Feuer verspricht außergewöhnliche Erlebnisse 🔥 

Typischer Kelte in typisch mystischer Stimmung

Sonntag, 7. Oktober 2018

Ausstellungen, auf die zu warten sich gelohnt hat...

Ausstellungen des Universalmuseum Joanneum 1918. Foto GF 2018

Sells Sex?

Geht es eigentlich noch tiefer, primitiver? Was für eine infantilisierung!

Werbeträger

Ein einsamer Fischotter wirbt für das Naturmuseum des Universalmuseum Joanneum (Foto GF 2018)

Der Mut der Anderen. Sorge um die Demokratie

Veröffentlicht am 3. Oktober 2018
Die deutsche Geschichtswissenschaft ist geprägt von großer Stimmenvielfalt und einer Zurückhaltung hinsichtlich politischer Statements. In den letzten Jahren äußern sich jedoch zunehmend HistorikerInnen im Rahmen gesellschaftlicher Debatten, die aus ihrer Sicht Gefahr laufen, zu ideologischen Irrläufern zu werden und damit historisches Wissen zu verfälschen, zu negieren oder für politische Meinungsmache zu nutzen.
Die Diskussionen auf der Mitgliederversammlung des Verbandes der Historiker und Historikerinnen (VHD) Deutschlands auf dem 52. Deutschen Historikertag in Münster zeigten, dass es neben der Stimmenvielfalt eine übergroße Einigkeit gab im Willen, sich zur derzeitigen gesellschaftspolitischen Lage im Land zu äußern.
Im Folgenden finden Sie den Text der Resolution, über die in der Mitgliederversammlung des VHD am 27. September abgestimmt wurde und die mit großer Mehrheit von den Anwesenden angenommen worden ist.
A. Schuhmann



Verabschiedet von der Mitgliederversammlung am 27. Sept. 2018 in Münster

In Deutschland wie in zahlreichen anderen Ländern bedrohen derzeit maßlose Angriffe auf die demokratischen Institutionen die Grundlagen der politischen Ordnung. Als Historikerinnen und Historiker halten wir es für unsere Pflicht, vor diesen Gefährdungen zu warnen. Streit ist essentiell in einer pluralistischen Gesellschaft, aber er muss bestimmten Regeln folgen, wenn er nicht die Demokratie selbst untergraben soll.
Geschichtswissenschaft hat die Aufgabe, durch die Analyse historischer Entwicklungen auch zur besseren Wahrnehmung von Gegenwartsproblemen beizutragen und die Komplexität ihrer Ursachen herauszuarbeiten. Angesichts einer zunehmend von demoskopischen Stimmungsbildern und einer immer schnelllebigeren Mediendynamik getriebenen Politik möchten wir betonen, dass nur ein Denken in längeren Zeiträumen die Zukunftsfähigkeit unseres politischen Systems auf Dauer gewährleisten kann.
Die folgenden Grundhaltungen des demokratischen Miteinanders in Politik und Gesellschaft halten wir deshalb für unverzichtbar:
Für eine historisch sensible Sprache, gegen diskriminierende Begriffe
Zur politischen Diskussion in der Demokratie gehört eine prägnante Sprache, die die eigene Position auf den Punkt bringt, anderen aber den grundsätzlichen Respekt nicht versagt. Heutige Beschimpfungen von Politikern als „Volksverräter“ oder der Medien als „Lügenpresse“ nehmen die antidemokratische Sprache der Zwischenkriegszeit wieder auf. Zahlreiche historische Beispiele gibt es auch für die verhängnisvolle Wirkung abwertender Begriffe zur Ausgrenzung vermeintlich „Anderer“ aufgrund ihrer Religion, ihrer ethnischen Herkunft, ihres Geschlechts oder ihrer sexuellen Orientierung.
Für parlamentarische Demokratie und pluralistische Streitkultur, gegen Populismus
Politische Willensbildung in pluralistischen Demokratien vollzieht sich in öffentlichen Debatten, in denen die Vielfalt politischer Meinungen und sozialer Interessen zum Ausdruck kommt. Ein einheitlicher Volkswille, den dazu Berufene erfassen können, ist dagegen eine Fiktion, die vor allem dem Zweck dient, sich im politischen Meinungskampf unangreifbar zu machen. In der Weimarer Republik ebnete die Idee des „Volkswillens“ einer Bewegung den Weg zur Macht, deren „Führer“ sich als dessen Verkörperung verstand.
Für ein gemeinsam handelndes Europa, gegen nationalistische Alleingänge
Angesichts der zahlreichen gewaltsam ausgetragenen innereuropäischen Konflikte der Vergangenheit ist die europäische Einigung im Zeichen von pluralistischer Demokratie und unantastbaren Menschenrechten eine der wichtigsten Errungenschaften des 20. Jahrhunderts. Auch wenn die Legitimität unterschiedlicher nationaler Interessen außer Frage steht, gefährden nationalistische Alleingänge diese historische Leistung. Ausschließlich nationale Problemlösungsstrategien können den politischen, humanitären, ökologischen und ökonomischen Herausforderungen einer globalisierten Gegenwart nicht angemessen begegnen. Nicht zuletzt im Lichte der kolonialen Gewalt, die Europäer in anderen Teilen der Welt ausgeübt haben, gilt es, der gemeinsamen Verantwortung für die Folgen unserer Politik im außereuropäischen Raum gerecht zu werden.
Für Humanität und Recht, gegen die Diskriminierung von Migranten
Migration ist eine historische Konstante. Ungeachtet aller mit ihr verbundenen Probleme hat sie die beteiligten Gesellschaften insgesamt bereichert – auch die deutsche. Deshalb ist auf eine aktive, von Pragmatismus getragene Migrations- und Integrationspolitik hinzuarbeiten, die sowohl die Menschenrechte als auch das Völkerrecht respektiert. Es gilt, das durch die Verfassung garantierte Recht auf politisches Asyl sowie die Pflicht zur Hilfeleistung in humanitären Krisensituationen so anzuwenden, wie es Deutschland nicht nur aufgrund seiner ökonomischen Potenz, sondern auch aus historischen Gründen zukommt.
Für eine kritische Auseinandersetzung mit der Vergangenheit, gegen den politischen Missbrauch von Geschichte
Die Bundesrepublik Deutschland ist heute eine stabile Demokratie. Dazu beigetragen hat auch, dass die Deutschen nach anfangs erheblichen Widerständen inzwischen mehrheitlich selbstkritisch und reflektiert mit der Geschichte des Nationalsozialismus umgehen. Diesem Prozess hat sich auch unser eigenes Fach erst spät geöffnet. In jedem Fall setzt ein verantwortungsvoller Umgang mit der Vergangenheit die Befunde einer auch zur Selbstkritik bereiten Geschichtswissenschaft voraus, die von politischer Einflussnahme prinzipiell unabhängig ist. Ihre Erkenntnisse beruhen auf quellenbasierter Forschung und stellen sich der kritischen Diskussion. Nur so ist es möglich, die historischen Bedingungen unserer Demokratie auch zukünftig im Bewusstsein zu halten und gegen „alternative Fakten“ zu verteidigen.

Kritisches Design (Texte im Museum 692)

Im Kartenhaus der Republik
Graz 1918–1938

Wir danken unseren Sponsoren (Texte im Museum 692)

Zeughaus Graz. Universalmuseum Joanneum 2018

Auslegeware (Texte im Museum 691)

Camera Austria 2018 (Foto GF)