alla. Jüdisches Museum Hohenems |
Aus dem aktuellen Newsletter des Jüdischen Museum Hohenems
Liebe Freundinnen und Freunde des Jüdischen Museums Hohenems, sehr geehrte Damen und Herren, dieses Jahr geht in sorgenvoller Stimmung zu Ende. Anlässe dafür gibt es viele. Die unbeschreiblichen Terrorakte der Hamas am 7. Oktober haben uns alle tief erschüttert und der Krieg seither lässt bislang wenig Hoffnung zu. Hoffnung darauf, dass der Konflikt um Israel und Palästina einmal auf eine Weise gelöst werden kann, der beiden Seiten Gerechtigkeit widerfahren lässt und eine Perspektive auf Frieden, Gleichberechtigung und Sicherheit für alle Menschen in der Region bietet. Zugleich sind überall in Europa jene Kräfte auf dem Vormarsch, die die Perspektive einer geteilten europäischen Souveränität, der Menschenrechte und der Vielfalt mit jedem Mittel torpedieren. Und nichts Besseres zu tun haben, als die Menschen in Europa gegeneinander auszuspielen. Das Jüdische Museum Hohenems liegt in der Mitte Europas, zwischen Nord und Süd, West und Ost. Und es ist, das erfahren wir immer wieder von unseren Besucherinnen und Besuchern, eine kostbare Oase des zivilisierten Austauschs von Ideen, Ansichten und Perspektiven. Unsere gemeinsame Erklärung zum Krieg in Israel und Gaza mit dem Institut für Islamische Theologie und Religionspädagogik an der Universität Innsbruck fand internationale Beachtung - als einer der wenigen Versuche, in der um sich greifenden Polarisierung ein Zeichen dafür zu setzen, dass wir Antisemitismus und Rassismus, Nationalismus und Hass nur gemeinsam bekämpfen können. Es mag verwundern, dass ausgerechnet ein Museum ein guter Ort dafür sein soll. Aber die Menschen, die uns besuchen, sind neugierig darauf, ihre eigenen Perspektiven in Frage zu stellen, Dinge von verschiedenen Seiten zu sehen, Mehrdeutigkeit auszuhalten, ja zu schätzen und eine Kultur zu pflegen, in der es nicht darum geht, immer im Recht zu sein. Der Publikumszuspruch macht uns Mut, in diesem Jahr 2023 haben uns mehr Menschen besucht, als in den Jahren vor Corona. Wir werden offenbar gebraucht und sind auf dem richtigen Weg. |
Seit seiner Gründung 1991 "begleite" ich das Jüdische Museum Hohenems, meist als Besucher, in Ausnahmefällen aktiv beteiligt, etwa an der Ausarbeitung eines Mission Statements oder den vorbereitenden Diskussionen zur derzeitigen Dauerausstellung. Ich war mehrmals zu Veranstaltungen eingeladen und unterstütze das Museum seit einigen Jahren als Beiratsmitglied. Im vorigen Jahr habe ich mit Hanno Loewy und Anika Reichwald das Netzwerk museumdenken gegründet, für das das Museum so etwas wie die logistische homebase ist. In der Begründung zur Preisverleihung wird museumdenken ausdrücklich als begrüßenswerte Initiative des Museums gewürdigt.
Das Jüdische Museum Hohenems erhält den Österreichischen Museumspreis bereits zum zweiten Mal nach 1991 - als bislang einziges Museum.
Hier die Begründung der Preisverleihung durch die Jury und die begleitenden Grußworte der Kulturstaatssekretärin.
Begründung des Museums-Beirates für das Jüdisches Museum Hohenems als Museumspreisträger 2022
Das Jüdische Museum Hohenems ist ein kleines historisches Museum in einer kleinen Gemeinde im äußersten Westen Österreichs. Die Bedeutung des Museums reicht jedoch weit über den Ort oder die Region hinaus.
Das Museum erzählt die Geschichte einer Diaspora Gemeinde, bleibt aber nicht in der Vergangenheit stehen, sondern greift in seinen Ausstellungen aktuelle Themen und Fragen auf, die man sich auch an weit entfernten Orten stellen sollte.
Der Ort und seine Bespielung: Das Jüdische Museum Hohenems betritt man durch einen kleinen Garten im Herzen der Stadt. Dieser Garten wird als Gesprächs- und Verweilraum bespielt – das Museum ist als offene Institution angelegt, die Reisende wie Ortsansässige einlädt. Das Haus selbst, eine Villa des 19. Jahrhunderts, bleibt dabei als Aufenthaltsraum, als Diskursraum und als Entwicklungsort bestehen. Die Arbeit der Vermittlung, die Arbeit mit dem Publikum und die Arbeit mit den Bewohner:innen der Stadt und der Region sind dabei ein zentraler Teil Museumsaktivitäten.
Unter der Direktion von Hanno Loewy gelingt es, ihm und seinem Team, das Museum zu einem Ort inmitten eines europäischen Netzwerks anderer Museums- und Kulturinstitutionen zu etablieren und jetzt schon über viele Jahre zu erhalten. Hanno Loewy ist dabei Gastgeber und Ermöglicher, wenn es darum geht, mit großem Einsatz sowohl geistiges Potential als auch die für den Betrieb notwendige Finanzierung zusammenzubringen. So ist es ihm nicht nur gelungen Sponsoren (international wie auch aus der Region) zu gewinnen, sondern auch Felicitas Heimann Jelinek, die als Kuratorin eine der gewichtigsten Stimmen des Landes ist, immer wieder an definierenden Momenten ans Haus zu holen.
Nicht zuletzt findet bei Hanno Loewy auch die Debatte über die Institution Museum selbst einen Ankerpunkt. Mit der Initiative „museumdenken“ hat am Jüdischen Museum Hohenems letztes Jahr ein aktueller und wesentlicher Prozess der Diskussion und Definition museologischer und museumspolitischer Fragen begonnen.
Das Museum Hohenems ist ein mutiges Museum, dass sich kein Blatt vor den Mund nimmt, gerne provokante Fragen in den Raum bringt und offen ist für den Diskurs mit allen Interessierten. Die Wichtigkeit des jüdischen Museum Hohenems für die österreichische Museumslandschaft ist unumstritten.
Der Museumsbeirat des Bundesministeriums für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport empfiehlt daher das Jüdische Museum Hohenems als Preisträger des Österreichischen Museumspreises im Jahr 2022.
Kunst- und Kulturstaatssekretärin Mayer würdigt Museum als "Begegnungs- und Heimatort für viele Menschen"
Wien/Hohenems (OTS) - Der Österreichische Museumspreis 2022 geht an das Jüdische Museum Hohenems. Das hat Kunst- und Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer heute bekanntgegeben. Der mit 20.000 Euro dotierte Preis wird jährlich durch den Museumsbeirat des BMKÖS für hervorragende Leistungen auf dem Gebiet der Museumsarbeit vergeben.
„Das Jüdische Museum Hohenems ist weit mehr als ein Museum. Es ist ein Begegnungs- und Heimatort für viele Menschen – unabhängig von ihrem religiösen Hintergrund“, so Staatssekretärin Mayer. „Auch für mich selbst gehört das Jüdische Museum Hohenems zu den Fixpunkten eines Vorarlberg-Aufenthalts. Es ist ein inspirierender Ort, der den Museumsbeirat zurecht überzeugt hat. Ich schließe mich daher gerne an und darf Direktor Hanno Loewy und seinem Team herzlich zu diesem wichtigen Preis gratulieren.“
Als Jury für die Vergabe des Museumspreises fungierte wie jedes Jahr der Museumsbeirat des BMKÖS, derzeit bestehend aus Andrea Bina, Edith Hessenberger, Monika Holzer-Kernbichler, Nadja Al Masri-Gutternig und Niko Wahl. Der offizielle Verleihung des Preises erfolgt am 13. Oktober im Rahmen des Österreichischen Museumstages in Klagenfurt.
Das Jüdische Museum Hohenems wurde 1991 in der Villa Heimann-Rosenthal im Zentrum des ehemaligen jüdischen Viertels von Hohenems eröffnet. Es bietet eine Dauerausstellung über die Geschichte der lokalen jüdischen Gemeinde hin zu ihrer Vernichtung während der NS-Zeit sowie jährliche Sonderausstellungen und ein umfangreiches Veranstaltungsprogramm.