Posts mit dem Label Museumsanalyse werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Museumsanalyse werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

Freitag, 3. Februar 2023

Ausstellungsanalyse – eine Kernkompetenz? Veranstaltungsankündigung




Veranstaltungsankündigung

Ausstellungsanalyse – eine Kernkompetenz?

Eine Veranstaltung von museumdenken in Kooperation mit dem Württembergischen Kunstverein, Renate Flagmeier (Berlin), Claudia Luxbacher (Stuttgart) und Roswitha Muttenthaler (Wien)

Im vergangenen Jahr hat museumdenken in Wien eine erste öffentliche Veranstaltung zum Thema "Museumsanalyse und Ausstellungskritik" ausgerichtet. Diese war verknüpft mit einer Debatte, die nach der Funktion von Ausstellungen und Museen in unserer Gesellschaft fragt. Die Analyse und Kritik von Ausstellungen sind wichtige, aber selten genutzte Praktiken, um deren gesellschaftliche und kulturelle Rolle zu reflektieren und zu bestimmen. Oftmals fehlt die methodische Basis, eine Übertragung von Erkenntnissen in die kuratorische und gestalterische Praxis findet nur selten statt.

Dem Wunsch, die Wiener Überlegungen und Zugänge zu vertiefen, wollen wir uns in einer zweiten Veranstaltung mit Fokus auf methodisch angeleiteter Analyse und Kritik von Ausstellungen widmen – vom 17. bis 19. März 2023 in Stuttgart.

Stuttgart ist als Landeshauptstadt Baden-Württembergs nicht nur ein wichtiger Museumsstandort, sondern auch eine Stadt mit einer großen Gestaltungstradition und heute insbesondere auch ein Standort international arbeitender Szenografiebüros. Für die Analyse dessen, welche Deutungsangebote sich im visuellen Medium Ausstellung manifestieren, spielt die gestalterische Umsetzung im Raum eine zentrale Rolle. 

Die Veranstaltung setzt sich zum Ziel, wissenschaftlich-kuratorisch, journalistisch und gestalterisch Arbeitende miteinander ins Gespräch zu bringen, um gemeinsam auszuloten, welches Potential Ausstellungsanalyse für ihre Praxis hat oder haben könnte.

Eine Veranstaltung von museumdenken in Kooperation mit dem Württembergischen Kunstverein, Renate Flagmeier (Berlin), Claudia Luxbacher (Stuttgart) und Roswitha Muttenthaler (Wien)

Im vergangenen Jahr hat museumdenken in Wien eine erste öffentliche Veranstaltung zum Thema "Museumsanalyse und Ausstellungskritik" ausgerichtet. Diese war verknüpft mit einer Debatte, die nach der Funktion von Ausstellungen und Museen in unserer Gesellschaft fragt. Die Analyse und Kritik von Ausstellungen sind wichtige, aber selten genutzte Praktiken, um deren gesellschaftliche und kulturelle Rolle zu reflektieren und zu bestimmen. Oftmals fehlt die methodische Basis, eine Übertragung von Erkenntnissen in die kuratorische und gestalterische Praxis findet nur selten statt.

Dem Wunsch, die Wiener Überlegungen und Zugänge zu vertiefen, wollen wir uns in einer zweiten Veranstaltung mit Fokus auf methodisch angeleiteter Analyse und Kritik von Ausstellungen widmen – vom 17. bis 19. März 2023 in Stuttgart.

Stuttgart ist als Landeshauptstadt Baden-Württembergs nicht nur ein wichtiger Museumsstandort, sondern auch eine Stadt mit einer großen Gestaltungstradition und heute insbesondere auch einStandort international arbeitender Szenografiebüros. Für die Analyse dessen, welche Deutungsangebote sich im visuellen Medium Ausstellung manifestieren, spielt die gestalterische Umsetzung im Raum eine zentrale Rolle. 

Die Veranstaltung setzt sich zum Ziel, wissenschaftlich-kuratorisch, journalistisch und gestalterisch Arbeitende miteinander ins Gespräch zu bringen, um gemeinsam auszuloten, welches Potential Ausstellungsanalyse für ihre Praxis hat oder haben könnte.

Anmeldung unter: info@museumdenken.eu

Freitag, 17. März 2023

Ort: Württembergischer Kunstverein, Stuttgart

18:00 Uhr Begrüßung | Impuls  Iris Dressler und Hans D. Christ (Direktor:innen, Württembergischer Kunstverein)

18:30 Uhr Wozu Ausstellungen analysieren?

Podiumsdiskussion mit Impulsen von Adrienne Braun (freischaffende Journalistin, Stuttgart); Guido Fackler (Universität Würzburg); Kathrin Milic-Grunwald (Atelier Brückner, Stuttgart); Markus Speidel (Museum für Alltagskultur, Landesmuseum Württemberg, Stuttgart)

Moderation: Anika Reichwald (Jüdisches Museum Hohenems, museumdenken)

Wie steht es um die Analyse und Kritik von Ausstellungen – im fachlichen, museologischen Diskursen, in der journalistischen Praxis, im Machen von Ausstellungen, in der Ausbildung? Dazu sprechen die Talkgäste in Impulsbeiträgen und bei einer gemeinsamen Diskussion.

Eine Analyse schafft eine fundierte Basis, um nachvollziehbar und argumentativ über eine Ausstellung zu reden und mediengerechte Kritik zu üben. Sie bietet desgleichen eine Grundlage, um die eigene kuratorische und gestalterische Praxis und das Medium Ausstellung selbst zu reflektieren.

Samstag, 18. März 2023

Ort: Haus der Geschichte Baden-Württemberg | Landesmuseum Württemberg | StadtPalais – Museum für Stuttgart

10:00 Uhr Wie Ausstellungen analysieren? – Praxisübungen in Stuttgarter Museen

mit Renate Flagmeier (ehem. Museum der Dinge, Berlin) und Roswitha Muttenthaler (ehem. Technisches Museum Wien)


‍In Stuttgart gibt es drei Museen, die Dauerausstellungen zur Geschichte der Stadt und des Landes bieten: das Haus der Geschichte schaut auf Baden-Württemberg ab 1790, das Landesmuseum allein auf Württemberg (das Badische Landesmuseum ist in Karlsruhe) und das Stadtpalais auf die Hauptstadt Stuttgart. Alle zeigen eine chronologisch aufgebaute Ausstellung sowie unterschiedlich gelagerte thematische Aspekte.

Die Veranstaltung nimmt in diesen drei Häusern das Repräsentieren territorialer / regionaler Gemeinschaften und das darauf bezogene (kultur-)geschichtliche Erzählen mit visuellen Mitteln in den Blick. Im Fokus stehen die eingesetzten Ausstellungsmittel, die Elemente einer Ausstellung und ihr Zusammenspiel: Welche Effekte und Anmutungen resultieren aus der Wahl und Anordnung von Exponaten, den Gestaltungsmitteln, der Raumatmosphäre, der Text- und Medienebene je für sich und gemeinsam? Wie werden Objekte gerahmt, Displays und Storylines erstellt, Räume und Rezeptionsvorgaben geschaffen? Welche Deutungsangebote sind an den einzelnen Aspekten ablesbar? Welche Komponenten tragen zu welchen Narrativen und Bildern, zu gesellschaftlichen Selbstkonzeptionen und wissenschaftlichen Positionen bei? Wie beziehen sich die Elemente aufeinander – ergänzen sie einander, bestärken sie sich gegenseitig in ihren jeweiligen Deutungsangeboten und Wirkweisen? Können diese nebeneinander bestehen oder konkurrieren und unterlaufen sie einander? Wie spiegeln sich Haltungen der Ausstellungsmacher:innen, Wahrnehmungskonventionen, gesellschaftliche Konzeptionen und wissenschaftliche Positionen wider? Wie begreift sich eine Ausstellung zwischen Repräsentations-, Kommunikations- und Handlungsort, in seiner Haltung zum Publikum. Wie positioniert sich die Ausstellung in der Museums- und Ausstellungslandschaft, in den kulturellen, gesellschaftlichen und wissenschaftlichen Ordnungen, welche Denkansätze und (Re-)Präsentationsformen finden Eingang?

Diesen Fragen will die Veranstaltung durch (methodisch) angeleitete Analysen nachgehen. In einer Art sezierenden, künstlichen Trennung sollen die einzelnen Fäden der Ausstellungstextur in ihren Bedeutungsschichten erfasst, interpretiert und schließlich zusammengeführt werden. 

Analyse bedeutet, die jeweils gewählten Exponate und Ausstellungsmittel in ihren Deutungsangeboten zu erkennen, zu interpretieren und zu reflektieren: Was ist die Zeigeabsicht und welche Leseweisen werden mittels Raumgestaltung, Exponatauswahl und Präsentationsweisen nahegelegt? Wer oder was findet wie Eingang? Wer wird in welcher Weise angesprochen?

Eine Analyse sollte getragen sein von einer systematisch-planvollen bzw. methodischen Vorgehensweise, die versucht, alle einzelnen Elemente einer Ausstellung in den Blick zu nehmen. Die gewonnenen Erkenntnisse bilden die Grundlage, um die analysierten Ausstellungen jenseits von Geschmacksvorlieben für Kritik und Diskurs verhandelbar zu machen.


‍Ort: Württembergischer Kunstverein, Stuttgart

18:30 Uhr Was kann und braucht Ausstellungsanalyse? – Feedback und Ausblick

anschließendes gemeinsames Abendessen

Den gemeinsamen Abschluss bildet eine Feedbackrunde rund um die Frage, was Ausstellungsanalyse kann und für eine erfolgreiche Umsetzung benötigt. Zusammen wollen wir auf die in der Anfangsdiskussion aufgeworfenen Überlegungen und Denkanstöße zur Funktion von analytisch fundierter Rezeption von Ausstellungen und ihrer Rolle für die Kritik und Umsetzung von Ausstellungen zurückblicken und sie mit den Erkenntnissen der Workshops verknüpfen. Dabei steht die Frage im Vordergrund, inwiefern sich die gezeigten und angewandten Verfahren auch in der alltäglichen Praxis ein- und umsetzen lassen oder wie jede:r ihren / seinen Teil dazu beitragen kann, in Zukunft gewonnene Erkenntnisse in die eigene Arbeit – oder darüber hinaus – miteinfließen zu lassen.

Ferner soll in der Runde die Frage angestoßen werden, wie sich die Ergebnisse aus Diskussion, Workshops und Feedback nachhaltig dokumentieren lassen: Sollen die Ergebnisse gesammelt und zugänglich gemacht werden? Ist in dieser Form vielleicht ein (digitales) Handbuch zur Ausstellungskritik denkbar? Oder ein zugehöriger Blog, etwa auf der Plattform museumdenken? Inwiefern ist die Fortsetzung der Veranstaltungsreihe sinnvoll? Welche weiteren Aspekte können, sollen und müssen zukünftig in den Blick genommen werden?

Optionales Programm – Exkursion nach Waldenbuch

Sonntag, 19. März 2023

Ort: Museum für Alltagskultur | Museum Ritter, Waldenbuch

10:00 | 11:00 Uhr Wie analytische Ansätze in die eigene kuratorische, gestalterische, journalistische Arbeit integrieren?


Museum für Alltagskultur, Waldenbuch; Foto: privat

Die Erfahrungen aus Analyseübungen und Diskussionen am Samstag sollen weiter verfolgt werden – nun jeweils aus der Sicht von Kurator:innen, Gestalter:innen und Kritiker:innen. Die Teilnehmer:innen können sich erneut in Gruppen zusammenfinden, die bei diesem zweiten, optionalen Museumsbesuch die Perspektiven der drei oben genannten Arbeitsfelder abbilden. Diese spezifisch fokussierten Analysen sollen nun mit der eigenen Praxis verknüpft und zur Diskussion gestellt werden.


Als Orte können je nach Interesse das Museum für Alltagskultur und / oder das Museum Ritter in Waldenbuch gewählt werden. Das Museum für Alltagskultur integriert in seinen umfangreichen Dauerausstellungen einzelne partizipative Elemente und die Sonderausstellung ist als Mitmachausstellung konzipiert. Im Museum Ritter können die am Samstag erworbenen Erkenntnisse auf Kunstausstellungen übertragen und reflektiert werden.

Sonntag, 24. April 2022

Museumsanalyse - Aussetllungskritik. Eine Veranstaltung von museumdenken







Hohenems 24.04.2022


Save the date!


Museumsanalyse - Ausstellungskritik


Liebe Freundinnen und Freunde,

liebe Kolleginnen und Kollegen!

 Endlich läßt die Entwicklung der Corona-Pandemie es zu, daß wir uns wieder persönlich treffen können.

Wir laden deshalb zu unserer nächsten Veranstaltung ein, nach Wien, in das Volkskundemuseum, wo wir uns vom 3. bis 5. Juni mit Ausstellungskritik beschäftigen wollen.

Wir haben die Ideen, die wir in der vorbereitenden ZOOM-Sitzung entwickelt haben, in ein Programm gefasst, das im Kern aus Museums- und Ausstellungsbesuchen besteht und aus einer museumspolitischen Diskussion zur Rolle von Museums- und Ausstellungskritik.

Wir bitten um umgehende Anmeldung unter der Mailadresse redaktion@museumdenken.eu und sind auch dankbar, wenn wir Hinweise auf Personen bekommen, die diese Veranstaltung interessieren könnte.

Dies ist erst mal eine Ankündigung mit einem noch vorläufigen Programm. Der genaue Ablauf kommt ja auch zustande, indem wir alle Vorschläge und Ideen zusammentragen, die von den TeilnehmerInnen kommen. Wer immer schon seine Wahl für eine bestimmte Ausstellung getroffen hat oder eine der Gruppenbesuche in einer Ausstellung moderieren will oder noch weitere Ideen hat, ist herzlich eingeladen, sich mit uns umgehend in Verbindung zu setzen. Wir freuen uns auf Eure Rückmeldungen!

Im Anhang findet sich das vorläufige Programm, ein knappes Exposé und eine Liste von Orten, die wir aufsuchen könnten und aus denen wir gemeinsam zu Beginn der Veranstaltung eine Auswahl treffen werden.

Wir möchten unser bescheidenes Budget dazu nutzen, einen Zuschuss zu den Fahrt- und Aufenthaltskosten zu zahlen. Das wird von der Herkunft und Anzahl der Interessierten abhängen.

Wer einen Reisekostenzuschuss braucht, bitte dies uns auch gleich schreiben. Wir wollen uns auch um eine günstige Bleibe in Wien bemühen.


Mit herzlichen Grüßen

Hanno Loewy     Anika Reichwald     Gottfried Fliedl


Anmeldungen und Anfragen bitte unter dieser Mailadresse: info@museumdenken.eu


Museumsanalyse - Ausstellungskritik

Programm 

Freitag, 3. Juni 2022

Ort: Volkskundemuseum, Wien

 

Abendveranstaltung:

-        Vortrag 

-        Diskussionsrunde mit JournalistInnen und ExpertInnen 

Gemeinsames Abendessen

  

Samstag, 4. Juni 2022

Ort: Volkskundemuseum, Wien; 

verschiedene Museen und Ausstellungsorte

 

10:00 Uhr

-        Einführung Roswitha Muttenthaler: „Was kann und soll Museums- und Ausstellungskritik“?

-        Gruppenbildung. Zusage zur Moderation von Gruppen gibt es bislang von Regina Wonisch, Felicitas Heimann-Jelinek (Heeresgeschichtliches Museum)

Mittagspause

13:30 Uhr

-        Besuch in unterschiedlichen Museen und Ausstellungen

17:30 Uhr

-        Feedback-Runde zum Museumsbesuch

Gemeinsames Abendessen


Sonntag, 5. Juni

Ort: Volkskundemuseum, Wien

10:00 Uhr

-        „Wozu Ausstellungskritik?“ – gemeinsames Brainstorming für thematische Zusammenfassung und Theoretisierung

Informeller Ausklang mit Mittagessen


Exposé

Die Veranstaltung hat zum Ziel, das Museum als Medium der gesellschaftlichen Selbstreflexion öffentlichkeitswirksam zu diskutieren. Es ist der erste Versuch, einige theoretische Vorannahmen und Beobachtung zur Entwicklung von Museen in der Praxis anzuwenden und zu erproben. Der Schwerpunkt liegt auf Ausstellungskritik und ihrem „Unterbau“, einer methodisch kontrollierten Ausstellungsanalyse.

Dabei steht die in der Corona-Krise sichtbar gewordene, aber nicht allein von ihr ausgelöste Fragwürdigkeit der gesellschaftlichen Aufgaben der Institution: Wir haben diese Krise mit Fragen wie der nach der demokratischen Qualität von Museen, der Erzählbarkeit und Repräsentation von Geschichte in Museen und Ausstellungen für das „Begehen“ von Ausstellungen strukturiert.

In der Diskussion spielte auch die Frage nach der Rolle und Verantwortung der Geschichtswissenschaften eine Rolle. Einerseits als ethische Frage (nach der Verantwortung der „Historiker-Zunft“ für die Geschichtskultur), andererseits als Frage nach der Kompetenz der textorientierten Wissenschaft für ein explizit visuelles Medium, sowie auch nach Wechselwirkungen von aktueller Entwicklung des Fachs und Rezeption dieser Entwicklung an Museen und für Ausstellungen.

Es wird „Besuche“ in Gruppen in einer Reihe von Museen und Ausstellungen geben, deren Gestaltung den jeweiligen Teilnehmerinnen freisteht. Im Anschluss soll gemeinsam über die Erfahrungen berichtet und diskutiert werden. U.u. gibt es eine schriftliche/bildliche Dokumentation, ein Essay, ein Protokoll etc.


Liste der Museen und Ausstellungen

Aus diesen Vorschlägen wird zu Beginn der Veranstaltung am 4.6. eine Auswahl getroffen und Gruppen gebildet


1a Haus der Geschichte Österreich. Dauerausstellung

Hitler entsorgen. Vom Keller ins Museum. Ausstellung im Haus der Geschichte Österreich (bis Okt.22)

Was tun mit den Überbleibseln des Nationalsozialismus? Gehören sie in ein Museum? Sollten sie entsorgt werden? Ist es vertretbar, sie am Flohmarkt oder im Internet zu verkaufen? Was ist Erinnerung, was Verklärung und was gar Wiederbetätigung?

Wien. Neue Burg. Heldenplatz

https://www.hdgoe.at/

Dienstag–Sonntag: 10.00–18.00 Uhr Donnerstag: 10.00–21.00 Uhr 

1b Haus der Geschichte Österreich. Digitales Schwerpunktthema: Das Wiener Modell der Radikalisierung: Österreich und die Shoa

2 Heeresgeschichtliches Museum. Dauerausstellung

Arsenal 1, 1030 Wien

https://www.hgm.at/

Täglich von 9 bis 17 Uhr

3a Volkskundemuseum. Die Küsten Österreichs. Die neue Schausammlung des Volkskundemuseums

Überarbeitete Dauerausstellungen sind in den ethnologischen Museen Europas zurzeit ein Muss. Im Museum in der Laudongasse hat eine Gruppe von externen Kurator*innen – alle im Asylverfahren – nicht nur ein Update der bestehenden Sammlung gemacht, sondern auch einen neuen Objektbestand eingearbeitet. Wie fügen sich Objekte, die von Flucht und Ankommen erzählen, in die Schausammlung ein? 

3b Volkskundemuseum. Jetzt im Recht! Wege zur Gleichbehandlung

Webseite: „Alle Menschen sind gleich! Das bedeutet aber leider nicht, dass alle Menschen im Alltagsleben gleich behandelt werden. Für die Ausstellung Jetzt im Recht! zeigen die Kurator:innen Akten und Dokumente unterschiedlicher Fälle, führen Interviews mit Anwält:innen, Aktivist:innen und Betroffenen und versuchen aus unterschiedlichsten Perspektiven auf jene Momente zu blicken, in denen Diskriminierung passiert und Gleichbehandlung erkämpft wird.Ziel der Ausstellung ist dabei nicht so sehr eine Dokumentation des bisher Erreichten, sondern vielmehr die Vermittlung eines komplexen, emotionalen Themas und das Verständnis für die Lebenswelt derer, die aufgrund ihrer Hautfarbe, ihres Geschlechts, ihrer sexuellen Orientierung, ihres Alters, ihrer Religion oder ihrer kulturellen Zugehörigkeit Herabwürdigung erfahren.

https://www.volkskundemuseum.at/gleichbehandlung

3c Volkskundemuseum. Honeymoon in Hennyland

qmv x vkm x susie flowers

Webseite: „In der Ausstellung „Honeymoon in Hennyland“, will die Kuratorin Susie Flowers verschiedene Künstler*innen, aus den Bereichen Performance und/oder bildende Kunst zusammenbringen.

In der Ausstellung Honeymoon in Hennyland, bringt die Kuratorin Susie Flowers verschiedene Künstler*innen aus den Bereichen Performance und bildende Kunst zusammen. Der Ausstellungstitel setzt sich aus dem Wort "hen" zusammen, ein in Schweden verwendetes Personalpronomen für nicht-binäre Menschen. Hennyland wäre also die queere Utopie, wo Gender längst vorbei ist. "Honeymoon" steht für einen möglichen kollektiven Honeymoon, eine intime und romantische Erfahrung, die man jedoch auch mit sich selbst, mit anderen Menschen und mit dem eigenen Körper machen kann. Der Fokus der Ausstellung liegt also auf queeren Identitäten und Körpern in einer heteronormativen Welt. Das Ziel ist es, aufzuzeigen wie die Künstler_innen mit ihren nicht-binären Körpern in Wien (und anderswo in Österreich) ihre queere Identität leben und ihren Körper in ihre Kunst einbringen, der Körper als Werkzeug für ihre Kunst fungiert. Die Arbeiten von LEVI Pritz, jiachen xu, Berivan Sayici, Ari Ban, Luis Javier Murillo Zuniga, Ingrid Dorfinger, Haus of Rausch, ContextCocktail und anderen werden in den Raum gestellt und so soll eine Utopie einer queeren Welt geschaffen werden, in der jedes Henny willkommen ist und Queerness ohne Beurteilungen von Außen stattfinden kann. Ziel ist es ebenso, zu zeigen, wie Körper und Queerness in der Kunst ein Zusammenspiel finden und außerdem aufzuzeigen, welche unterschiedlichen queerfeministischen Lebensstile im heutigen Wien möglich sind und in den künstlerischen Arbeiten zum Vorschein kommen.

https://www.volkskundemuseum.at/ausstellung_susieflowers

Laudongasse 15-19 

1080 Wien

https://www.volkskundemuseum.at/

Di bis So, 10.00 bis 17.00 Uhr

Do, 10.00 bis 20.00 Uhr

4 Das rote Wien im Waschsalon 

Politik und Kulturpolitik des „Roten Wien“. Webseite: „Das „Neue Wien“ der 1920er und frühen 1930er Jahre war ein einzigartiges gesellschaftspolitisches Experiment, das sämtliche Lebensbereiche der Menschen umfasste – von der Sozial- und Gesundheitspolitik über das Bildungswesen bis zum sozialen Wohnbau.“  

Halteraugasse 7

1190 Wien

Karl-Marx-Hof

http://dasrotewien-waschsalon.at/dauerausstellung/

5a Technisches Museum. Frauengalerie

Webseite: „Die „Frauengalerie“ widmet sich einer von Frauen maßgeblich gestalteten Technikgeschichte: Sie forschen, entwickeln und erfinden seit jeher. Biografien leiten den Ausstellungsrundgang mit insgesamt 14 Stationen, der sich auch mit Fragen der Arbeit und (Aus-)Bildung beschäftigt.“

https://www.technischesmuseum.at/ausstellung/geliebt__gelobt__unerwuenscht

5b Technisches Museum. Geliebt – gelobt – unerwünscht. Haushaltsdinge zwischen Wunsch und Wirklichkeit 

Hier kommen Nutzer_innen von Haushaltsgeräten zu Wort. Sie geben Einblick in ihre Erinnerungen zu geliebten Wegbegleitern, aber auch unerwünschten Geschenken und enttäuschten Versprechen.

https://www.technischesmuseum.at/ausstellung/frauengalerie

Mariahilfer Straße 212

1140 Wien

6 Weltmuseum

Hinter dem Namenswechsel vom Völkerkundemuseum zum Weltmuseum vollzog sich eintiefgreifender Wandel des Museums. Erstmals wurden historische, politische und wissenschaftsgeschichtliche Themenbereiche einbezogen und damit die Rolle eines ethnologischen Museums selbstreflexiv thematisiert, einschließlich des Themas Kolonialismus. Wegen der Größe des Museums und seiner Sammlungsausstellungen wäre die Beschränkung auf diese einschlägigen Abteilungen sinnvoll.

Heldenplatz, 1010 Wien

https://www.weltmuseumwien.at/ausstellungen/

7 Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstands. Dauerausstellung

Altes Rathaus

Wipplingerstraße 6 – 8

1010 Wien

https://www.doew.at/erkennen/ausstellung/dauerausstellung

Öffnungszeiten: Montag bis Mittwoch, Freitag (werktags) 9.00 bis 17.00 Uhr, Donnerstag (werktags) 9.00 bis 19.00 Uhr

8 Kunstsammlungen der Akademie der Bildenden Künste Wien. „Das entwendete Meisterwerk. Bilder als Zeitmaschinen“

Webseite: „Die Ausstellung „Das entwendete Meisterwerk. Bilder als Zeitmaschinen“ stellt der gängigen Praxis der Schausammlung ein Modell gegenüber, das die historischen Kunstsammlungen der Akademie – Gemäldegalerie, Kupferstichkabinett und Glyptothek – mit zeitgenössischen Werken in Konversation treten lässt. Die Ausstellung schöpft aus dem Reichtum der drei Sammlungen und greift dabei nur eine Auswahl der vielen möglichen Bildprogramme, Typologien und allegorischen Formeln heraus, um sie mit anderen Werken aus anderen Zeiten lose zu verweben.

Auf Umwegen unternimmt die Ausstellung einen Parcours durch die Kunstgeschichte seit dem 15. Jahrhundert bis heute, wie sie sich in den Kunstsammlungen der Akademie der bildenden Künste abbildet. Dabei beschäftigt sie sich mit den Bildtheorien des 17. Jahrhunderts, wie jener von Samuel van Hoogstraten, genauso wie mit medientheoretischen Überlegungen der Gegenwart als Folge von technologischem Wandel und dessen Niederschlag in der Generierung von Bildern – nämlich der Frage, was das Bild als Medium leisten kann und soll.

Typologien, fluide Übergänge von Subjektkonstitutionen werden auf einer Bühne voller überraschender Übereinstimmungen und radikaler Gegenüberstellungen im Sinne eines Sehens in „Familienähnlichkeiten“ und Korrespondenzen sowie Verbindungen bei aller historischen Konditionierung zur Anschauung und Diskussion gestellt.“

Rezension von Katharina Rustler in Der Standard: https://www.derstandard.at/story/2000134766388/ab-in-die-zeitmaschine-neue-schau-in-der-gemaeldegalerie-am

Schillerplatz 

1010 Wien, Schillerplatz 3

täglich außer Montag 

10.00–18.00 Uhr

9 Die widerständigen Musen. Kunsthalle Wien

Webseite: „Widerständige Musen. Delphine Seyrig und die feministischen Videokollektive im Frankreich der 1970er- und 1980er-Jahre erforscht die Überschneidung zwischen den Geschichten des Kinos, des Videos und des Feminismus: Die Ausstellung beleuchtet ein Netzwerk kreativer und politischer Akteurinnen rund um die Schauspielerin, Videomacherin und Aktivistin Delphine Seyrig und entwirft so eine Geschichte des Feminismus als Mediengeschichte.“

https://kunsthallewien.at/ausstellung/widerstaendige-musen-delphine-seyrig-und-die-feministischen-videokollektive-im-frankreich-der-1970er-und-1980er-jahre/

Rezension in Der Standard: https://www.derstandard.at/story/2000134747480/frankreich-1970-feministische-filmkollektive-in-der-kunsthalle-wien?ref=perlentaucher

Museumsplatz 1, 1070 Wien

Dienstag – Sonntag 11–19 Uhr

Donnerstag 11–21 Uhr

 

 



Dienstag, 2. Februar 2021

Heeresgeschichtliches Museum Wien. Der abschließende Kommissionsbericht wurde veröffentlicht

Nun ist der letzte „Kommissionsbericht“ zum Heeresgeschichtlichen Museum erschienen. Er wurde in vollem Umfang veröffentlicht, umfasst fast einhundert Seiten und eine Kritik, die die bislang unberücksichtigt gebliebenen Abteilungen der Dauerausstellungen umfasst. Zudem bildet er eine Art abschließender Zusammenfassung, die man in aller Kürze so umreißen kann: das Museum ist in großen Teilen veraltet und mangelhaft und eine Erneuerung ist dringend notwendig.

Was von der zuständigen Ministerin angekündigt wurde, läßt eine solche Erneuerung erwarten, etwa als Wechsel in der Leitung des Hauses und der Freigabe von Mitteln zur Erneuerung der Dauerausstellung.


Besonders tief wird die Erneuerung vermutlich nicht gehen. Weder der Sinn eines Militärmuseums im 21.Jahrhundert noch die Führung des Museums durch das Bundesheer werden hinterfragt.


Bemerkenswert bleiben zwei Umstände. Es ist das erste Mal, daß ein Museum umfassend auf seine Qualität hin überprüft wurde und seine Verfassung und seine Bedeutung öffentlich debattiert wurden und werden.


Und es ist das erste Mal, daß es zivilgesellschaftliches Engagement war, die den Stein ins Rollen brachte und die die Debatte u,a. durch Veranstaltung einer Tagung am Leben hielt. Zwei Blogs machten auf Mißstände im Museum aufmerksam und deren Recherche wurde von Zeitungen aufgegriffen und vertieft. Die Tagung vertiefte die Kritik weiter und belebte die Diskussion mit neuen Fragestellungen und Einwänden gegen fragwürdige Verhältnisse im Museum.


Jetzt kommt es darauf an, ob die weitere Entwicklung allein vom Ministerium bestimmt werden wird, mit Bedacht auf vielleicht eher kosmetische Maßnahmen, auf Kalmierung oder ob es, v.a. den zivilgesellschaftlich Engagierten gelingt, eine Grundsatzdebatte durchzusetzen. Eine zweite Tagung zum HGM ist in Vorbereitung und wird im April stattfinden.


Den Bericht findet man hier: 


https://www.bundesheer.at/download_archiv/pdfs/bericht_hgm_01022021.pdf


Der Standard berichtet hier:


https://www.derstandard.at/story/2000123782814/heeresgeschichtliches-museum-experten-sehen-grossen-reformbedarf?ref=push_os_forum_post#posting-1066670261


Und hier:


https://www.derstandard.at/story/2000123782418/hgm-bericht-praesentiertkeine-hinweise-auf-antisemitische-inhalte

 

Sowie:

 

https://www.derstandard.at/story/2000123821091/reform-des-heeresgeschichtlichen-tanner-ist-auf-dem-richtigen-weg

 

Die Wiener Zeitung berichtet über den Vorschlag der NEOS, das Heeresgeschichtliche Museum mit dem Haus der Geschichte zusammenzulegen

 

https://www.wienerzeitung.at/nachrichten/politik/wien/2091403-Neos-fuer-Zusammenlegung-von-HGM-mit-Haus-der-Geschichte.html

 

Im Standard ein kurzer Bericht über den Wunsch der Gewerkschaft, daß das Museum beim Landesverteidigungsministerium bleiben soll

https://www.blogger.com/blog/stats/week/936424358107584429?pli=1

 

Michael Hochedlinger findet die gesamte DEbatte verfehlt. "Geistiger Musikantenstadel"). Ebenfalls im Standard

https://www.derstandard.at/story/2000124090680/hgm-reform-geistiger-musikantenstadel 

 

Und dann macht sich der Standard noch auf die Suche nach dem Narrativ (15.2.)

https://www.derstandard.at/story/2000124142638/neue-geschichtsmuseen-auf-der-suche-nach-dem-narrativ 

 

ORF-Kulturmontag (1):  

https://orf.at/stories/3199810

ORF-Kulturmontag (2):  

https://tv.orf.at/groups/kultur/pool/hgm

 

Martin Fritz im Standard, 19.2.2021

https://www.derstandard.at/story/2000124297015/keine-adaequate-erinnerungskultur-schwachpunkt-heeresgeschichtliches-museum  

 

Und der Zeithistoriker Peter Pirker, am gleichen Tag im Standard, der sich mit eineigen NS-Biografien von Musuemsleitern und-mitarbeitern beschäftigt

https://www.derstandard.at/story/2000124297015/keine-adaequate-erinnerungskultur-schwachpunkt-heeresgeschichtliches-museum

 

 Manfried Rauchensteiner, der langjährige Direktor, wiederum im Standard

https://www.derstandard.at/story/2000124391599/hgm-debatte-kraeftig-uebers-ziel-geschossen


Und ein Ruf nach mehr Sachlichkeit von Erwin A. Schmiedl am selben Tag in derselben Zeitung

https://www.derstandard.at/story/2000124390494/hgm-debatte-zurueck-zu-mehr-sachlichkeit

Sonntag, 9. November 2014

Das Museum brennt

Ed Ruscha: Das Los Angeles County Museum on Fire. 1965–68, Oil on canvas. 53 1/2 x 133 1/2 in. Hirshhorn Museum and Sculpture Garden, Smithsonian Institution, Washington, D.C., Gift of Joseph H. Hirshhorn


The Los Angeles County Museum on Fire, 1965–68, Ed Ruscha. Oil on canvas. 53 1/2 x 133 1/2 in. Hirshhorn Museum and Sculpture Garden, Smithsonian Institution, Washington, D.C., Gift of Joseph H. Hirshhorn, 1972. - See more at: http://blogs.getty.edu/pacificstandardtime/explore-the-era/worksofart/the-los-angeles-county-museum-on-fire/#sthash.fU8xEjkd.dpuf
The Los Angeles County Museum on Fire, 1965–68, Ed Ruscha. Oil on canvas. 53 1/2 x 133 1/2 in. Hirshhorn Museum and Sculpture Garden, Smithsonian Institution, Washington, D.C., Gift of Joseph H. Hirshhorn, 1972. - See more at: http://blogs.getty.edu/pacificstandardtime/explore-the-era/worksofart/the-los-angeles-county-museum-on-fire/#sthash.fU8xEjkd.dpuf
Das Museum brennt. Wenn man das Bild (oder das Museum) schon mal gesehen hat, kann man sich erinnern, daß es das Los Angeles County Museum ist. Aber vielleicht kommt es darauf gar nicht so an.
Ruscha hat ja kein Katastrophen- oder Historienbild gemalt. Weder wurde das Museum Opfer eines Missgeschicks oder Unfalls, noch hat jemand es in Brand gesetzt.
Er, der Künstler, legt Feuer ans Museum.
Und er ist nicht der erste, der die Idee hatte, aber vielleicht der erste, der sie umsetzte, wenngleich nur ästhetisch. Verbale Angriffe auf das Museum, aggressive Äußerungen bis hin zum Wunsch es anzuzünden gibt es nachweislich seit der Mitte des 19. Jahrhunderts. 1871 wäre aus den Phantasien fast Realität geworden. Eine Brandlegung im Louvre während der Commune wurde verhindert, aber das anschließende Tuilerienschloß brannte tatsächlich ab, so gründlich, daß es abgebrochen werden musste.
Vermutlich galt der Anschalg auf den Louvre gar nicht in erster Linie dem Museum sondern seiner historischen Bedeutung als Herrschaftssitz und seiner Aktualisierung als Residenz des Kaisers.

Warum die Aggression gen das Museum als Institution? Für nicht wenige Künstler waren (und sind) Museen Totenhäuser einer verstaubten Tradition, und was Sammlungen jahrhundertelang für sie waren, Ausbildungs- und Inspirationsstätten, waren sie kaum noch, stattdessen wurden sie verantwortlich gemacht für das Verschwinden der Kunst aus der Lebenspraxis. Nicht nur im Museum wurde sie museal. Und außerdem bildete der Kanon der großen, der bewunderten Kunst eine Last, die schwer abzuschütteln war.

In einer Äußerung zu seinem Bild spricht denn auch Ruscha von der Autorität des Museums als etwas Negativem. Seine Autorität zurückzuweisen, läuft auf eine Zurückweisung der herrschenden Kultur hinaus. Diesen Generalverdacht hegten Künstler immer wieder und forderten seine Abschaffung und Zerstörung, wie die italienischen Futuristen, oder machten es lächerlich wie Chris Burden, der die Frage nach dem Sinn des Museums beantwortete: Should the rain keep off.

Das Los Angeles County Museum ist eines der größten Museen der USA, ein komplexes Museum mit großen Sammlungen vieler, nicht nur der europäischen Kulturen. Schon 1910 ist es entstanden, als Naturmuseum. Auf dem Bild ist der Bau zu sehen, der in den 60er-Jahren entstand, inzwischen ist das Museum wesentlich größer geworden und bildet fast so etwas wie einen Stadtteil. Die Gebäude von damals sind genau wiedergegeben, aus einer Aufsicht, die Ruscha möglicherweise nach einer Fotografie malte (eine zeitgenössische Ansichtsakarte gibt ziemlich genau diesen Blickwinkel und -ausschnitt wieder).
Aber authentisch ist die Ansicht nicht. Nicht nur daß die Gebäude in einer Vereinfachung gemalt sind, die sie wie Modelle ihrer selbst erscheinen läßt, schon damals lagen sie in einem Park und in einem zwar lockeren aber den Gebäuden naherückenden urbanen Umfeld. Nichts davon sieht man hier. Keine Stadt, kein Los Angeles, selbst das was Ruscha uns im Gespräch als sorgfältig getrimmten Rasen versuchsweise wahrzunehmen anbietet, ist ein diffuser in einem unbestimmten Nirgendwo übergehender Farbraum. Das Museum erscheint ganz isoliert, ohne Verortung. Welche Tageszeit ist es? Welche Jahreszeit ist es? Auch das ist unbestimmt. Und etwas fehlt gänzlich: Menschen. Passanten, Besucher. So als ob das Museum schon preisgegeben worden wäre und nun auch noch abbrennt.

Zeitlosigkeit ist etwas, was wir mit Museen assoziieren, aber positiv, wenn auch ambivalent. Das Museum entzieht die Objekte der Zeit, d.h. in materieller Hinsicht ihrem Verbrauch, Verschleiß oder Verfall. Und: das Museum sammelt in einen offenen, unbestimmten Zeithorizont hinein.
Ist das hier gemeint? Ich denke eher nicht. Die Ort- und Zeitlosigkeit hier, im Bild, ist etwas unheimlich, beklemmend. Das Museumsbild vermittel etwas Totes in einem umfassenden Sinn. Ist es also eine Art Allegorie auf das Museum als Mausoleum?

Ed Ruscha hat in einem Interview, in dem er einige Sätze zum Bild fallen läßt, etwas gesagt, was mich auf die Idee gebracht hat, eine zum Befund des Musealen, also Abgestorbenen konträre Lesart zu versuchen. Es raucht heftig aus dem Dach oder Innehof des einen Gebäudes und die Flammen scheinen so mächtig, als wäre Rettung nicht mehr denkbar. Aber seltsamerweise ist das Gebäude noch vollkommen intakt, nicht ruinös, wie es ein anderer, verbreiteter Topos der Museumsadarstellung (von Hubert Robert bis Komar und Melamid) zeigt. Vieleicht gehts nicht (nur) um die Darstellung eines Brandes, sondern eines Feuers. Es ist das einzig Lebendige im Bild, das einzige, was Zeitlichkeit vermittelt. Es wird sich ausbreiten oder ermatten, es wird das Gebäude beschädigen oder vollkommen vernichten...

Ich weiß, es ist weit hergeholt, aber diese eigentümliche Leere und Abgestorbenheit der Architektur gibt es in der revolutionsklassizistischen Architektur (des späten 18.Jahrhunderts, in Frankreich. Ich argumentiere keineswegs, daß dies ein Modell für Ruscha war), und da gelegentlich auch mit gespenstischen (Opfer)Feuern, Brandaltären oder sehr profanen Schloten für Fabriken, freilich nicht rund und hoch, sondern in Form von Pyramiden.

Wie in den Ruinenbildern, wo die Natur über das zivilisatorischen Menschenwerk siegt, aber die Ruine weiter Zeugnis der einstigen Größe und Kultur ablegt, so könnte man das Feuer hier auch als einen Triumph über die aufgestapelte Zeit und versanmmelte Kultur verstehen. Allerdings: triumphal ist das Bild nicht. Ed Ruscha hat zwar nach den Zündhölzern gegriffen, aber es beim Bild belassen, also beim Erstarren, bei dem offen bleiben muß, ob das Museum wirklich zerstörbar ist. Das Bild als Provokation? Sagen wir so: als jedenfalls ambivalente, manchen Museumsliebhaber nervös machende, den pedantischen Museologen irritierende, vielleicht auch ironische Versuchsanordnung.

Dienstag, 20. September 2011

Was verlangt die Gesellschaft von Museen?


Diesen Text habe ich für den Reader der heurigen Sommerakademie geschrieben. Einige freundliche Reaktionen veranlassen mich, ihn in den Blog zu stellen. Gottfried Fliedl

Was verlangt die Gesellschaft von Museen?

Qualität ist nicht messbar, sie wird erstritten

Qualitäten eines Museums sind keine objektivierbaren Eigenschaften der Institution und ihrer Praktiken, die man an ein- für allemal festlegbaren Kriterien messen könnte.
Qualität wird in einem sozialen Feld definiert, das die Institution und Organisation ebenso umfasst, wie auch die Besucher und Nutzer, aber auch den sozialen Umraum, also Öffentlichkeit, Politik, Kulturpolitik oder die Geschichtskultur einer Gesellschaft und die typologischen oder medialen Eigenheiten des Museums.
Und das ist mit Sicherheit keine vollständige Aufzählung, denn eine der signifikanten Merkmale des Museums ist, daß es so viele hat. Es ist ein ‚Hybrid’. Es besteht aus den ältesten Medien, Bild und Schrift und es ist imstande, die neueren und neuesten zu integrieren, wie Film, Video oder das Internet. Und dabei spreche ich nur von den Medien, nicht von der Architektur, der Sammlung, der Organisation und so weiter.
Qualität konstituiert sich zwischen erstarrten kulturellen Praktiken, schnell wechselnden Erwartungen, unterschiedlichen Forderungen und immanenten institutionellen Intentionen und Strukturen. Sie setzt sich sowohl aus individuellen Handlungen und Erwartungen zusammen, wie kuratorischen Entscheidungen oder Interessen und Erwartungen von Besuchern, als auch aus gesellschaftlichen Vorstellungen, die sich an das Museum richten.
Versuche eines normierenden Zugriffs auf Qualität, wie sie in den vergangenen Jahren mehr und mehr üblich, in einigen deutschen Ländern angewendet werden, sind von vornherein auf mess- und zählbare Aspekte des Museums begrenzt. Davon gibt es aber wenige, wie Besucherzahlen, Budgetkennziffern oder zum Beispiel Ausstellungsflächen. Dabei hat man es mit allgemeinen Charakteristika von Organisationen zu tun, aber genau nicht mit dem, was das Besondere und Unverwechselbare des Museums ausmacht.
Gerade das was an einem Museum Qualität ist, ist nicht fest und nicht feststellbar, es ist flüssig, gleitend, launisch. Es ist keine Essenz und fügt sich keinen regulierbaren Normen.
Qualität ist keine Eigenschaft von Museen, sondern eine Erwartung an sie, ein ständiger Prozess, in dem Erwartungen und Einlösung der Erwartungen abgeglichen werden. Qualität bedarf nicht des Messens, sondern der Kritik. Und Qualität entsteht durch Kritik, nicht durch Kontrolle.
Prinzipiell sehe ich zwei Möglichkeiten eine Museumskritik zu entwickeln. In Analogie z.B. zur Film- oder Theaterkritik aus dem Spannungsverhältnis heraus, in dem Erwartungen, Interessen, das Medium und seine Geschichte, seine Produktionslogik, seine Ästhetik und seine technischen Bedingungen stehen. Und zweitens aus der Geschichte der Institution heraus, aus der Logik der Entwicklung, die das Museum genommen hat. Zu dieser Geschichte kann ich mich produktiv verhalten, affirmativ oder zurückweisend. Aber was meiner Meinung nach nicht möglich und auch nicht wünschbar ist, ist diese Geschichte zu vergessen und zu ignorieren.
Erst im Messen an früheren Funktionen, Erwartungen, Praktiken und Formen lässt sich jenes Feld abstecken, in dem das Neue definiert und bewertet werden kann. Mit anderen Worten: Man kann mit der Museumstradition brechen, dann muss man aber wissen, womit man bricht. Alles andere wäre Amnesie oder Arroganz.
Qualität kann also jetzt, aktuell bestimmbar werden aus dem heraus was wir uns vom Museum erwarten, was wir vom Museum brauchen, aber auch aus dem, was das Museum einmal war oder was es vielleicht auch in mancher Hinsicht nicht geworden ist aber noch werden könnte.
Qualität ist keine Norm, deren Erreichen kontrolliert werden kann, sondern Qualität ist für mich das Zusammenspiel von Museumsarbeit mit Erwartungen und Forderungen an das Museum, etwas, was umstritten sein kann und um das auch gestritten werden muss.
Das Museum scheint zwar, wie kaum eine andere kulturelle Praktik, dem Streit entzogen, aber es ist ein Ort, an dem sich soziale und ideologische Interessen kreuzen, aber auf eine sehr diskrete, verschwiegene Art und Weise. Diese Interessen und Ideologien sichtbar zu machen, also eine Art Entmythologisierung des Museums zu betreiben, ist nur möglich, wenn im und durch das Museum selbst diese Widersprüche thematisiert und ausgetragen werden.

Qualität ist ein prinzipiell unabschließbarer Diskurs

An zwei aktuellen Beispielen, die mich in jüngster Zeit beschäftigt haben, möchte ich zeigen, dass Maßstäbe für Qualität in einem sozialen Prozess ausgehandelt werden müssen, und daß es in einem solchen Prozess kaum einen Punkt gibt, an dem man sagen könnte, er sei beendet.
Museen können etwa mit Hilfe eines Mission Statement oder eines Statuts ihre Ziele festlegen. Das wird sie aber nicht und sollte sie aber auch nicht davor schützen, gelegentlich diese Ziele zu überprüfen und zu verändern. Oder sie sind so intelligent, und nehmen das Prozesshafte ihrer institutionellen Identität in das Mission Statement selbst auf. So wie es das National Museum of Canberra gemacht hat, in dessen programmatischen Statement man Fragen findet wie diese: „What does it mean to be an Australian?“
Diese direkte Frage nach der Identität, eröffnet ein Spiel der Antworten und weiteren Fragen, aber kaum eine definitorische Festlegung, was denn ein Australier denn nun ‚ist’. Genauso ist es mit der institutionellen Identität des Museums. Sie ist stets im Fluß (auch wenn es gelegentlich vorkommen kann, daß sie erstarrt, versteinert).
Nun zu meinen zwei Beispielen. Vor einigen Monaten beschloss die Regierung der Stadt Hamburg ein Sparpaket mit Kürzungen im Kulturbereich einschließlich der Schließung eines ehemaligen Regional- nun Stadteilmuseums. Das Altonaer Museum sollte einfach geschlossen werden.
Es entstand eine zivilgesellschaftliche Bewegung gegen die politisch verordnete Schließung des Museums. Diese Bürgerinitiative hat weit über 20.000 Unterschriften dem damals neugewählten Senat der Stadt vorgelegt, mit Forderungen nicht nur gegenüber der Politik, sondern auch gegenüber den Museen. Eine der Forderungen lautet, die Politik soll künftig nur nur noch die juridische, nicht aber mehr die fachliche Aufsicht über die historischen Museen der Stadt beanspruchen. Damit wäre das Museum politisch unabhängiger und fachlich autonom, aber die Bürgerbewegung artikuliert ihre Interessen auch gegenüber dem Museum. Sie pocht auf ihr Recht, sich einmischen zu können. Wie ich meine mit dem Recht, dass sie de jure und politisch Träger, Financier und – was die Sammlung betrifft – sogar Besitzer des Museums ist.
Museen haben eine politische, administrative und rechtliche Trägerschaft. Die kann sich verselbständigen und dann werden Museumsziele (wenn überhaupt) nur in nicht-öffentlichen Verfahren ausgehandelt.
Diese weithin gängige Praxis blendet aus, dass Museen in einem sehr umfassenden Sinn auf Öffentlichkeit angewiesen sind und von ihr getragen werden. Politik, Verwaltung und selbst die Museumsleitung steht in einem treuhänderischen Verhältnis zur Gesellschaft, deren Interessen sie wahrnimmt.
Das wird aber kaum noch wo unter den formellen und informellen Vollzügen sichtbar. Politik, Verwaltung und Museum erscheinen in dieser Hinsicht ein geschlossenes System zu bilden, die Gesellschaft, das Publikum, der Besucher scheint nichts anderes zu sein als ein Konsument ohne Rechte und ohne Einfluss.
Die Hamburger Bürgerinitiative, zielte nicht bloß auf die Rettung des Museums im Sinne eines ‚weiter so wie bisher’. Sie forderte die Wiederherstellung von etwas, was so manchem Museumsleiter und Kurator sehr unbehaglich scheinen mag: Mitbestimmung, oder allgemeiner gesagt, Wiederherstellung eines Stücks klassischer liberaler Öffentlichkeit, in der die Beteiligten selbst über die sie betreffenden Angelegenheiten diskutieren und entscheiden.
Die Hamburger Museumsbürger bewegen sich dabei genau in dem Rahmen, der die Idee des Museums der Moderne so faszinierend macht. Sie nutzen das Museum als sozialen und kulturellen Ort der Repräsentation wie der der Selbstauslegung, als Ort der Verhandlung historischer wie aktueller Fragen, als Ort des Wissens und des Entwurfs und der Erprobung von Identitäten.
Nebenbei gesagt, das ist etwas anderes als Partizipation, die immer ein asymetrisches Verhältnis voraussetzt von jemandem der etwas macht und von jemanden, den er daran beteiligt.
Mein zweites Beispiel. Vor etwa 15 Jahren wurde das Jüdische Museum der Stadt Wien geschaffen, eigentlich müsste man sagen wiederbegründet, denn als ältestes Jüdisches Museum, das die Wiener Jüdische Gemeinde Ende des 19. Jahrhunderts gegründet hatte, war in der Zeit des Nationalsozialismus zerstört worden.
Eine vor wenigen Monaten bestellte neue Museumsleitung hat hastig und ohne Diskussion die Dauerausstellung abbrechen lassen, eine Ausstellung die wegen ihrer museologischen und geschichtstheoretischen Raffinesse berühmt war.
Heute ist nicht mehr die Jüdische Gemeinde Träger des Museums, sondern die Stadt Wien, genauer gesagt, deren ausgegliederte Wirtschaftsbetriebe, die Wien-Holding, wenngleich die Jüdische Gemeinde im Aufsichtsrat des Museums vertreten ist und jederzeit eine gewichtige Stimme hat.
Am Abbruch der Dauerausstellung entzündete sich ein Streit, als von namhaften Vertretern europäischer Jüdischer Museen die Professionalität der Leitung massiv in Frage gestellt wurde. Ein äußerst ungewöhnlicher Fall, weil normalerweise innerhalb einer fachlich einander verbundenen Gruppe von Museen nicht derart offen eine Museumsleitung kritisiert wird. Was losbrach war eine Debatte um die einstige, weit überdurchschnittliche Qualität eines Museums, und über die - bis heute - offene Frage einschloss, welche Qualität denn die nachfolgende Dauerausstellung haben würde oder haben sollte.
Der Konflikt drehte sich aber auch um unterschiedliche Vorstellungen von dem was ein Jüdisches Museum am Beginn des 21. Jahrhunderts sein könnte. Die alte Dauerausstellung stellte die Frage nach der durch den Holocaust unwiderruflich beschädigten und prekären Erinnerbarkeit der Geschichte und machte das in einer ingeniösen Installation (unter anderem unter Verwendung großformatiger Hologramme, die die Nicht/Repräsentierbarkeit von Geschichte medial thematisierten) direkt zum Thema. Inzwischen gibt es aber innerhalb der jüdischen Communities auch Strömungen, die die veränderten heutigen Lebensbedingungen stärker berücksichtigt wissen wollen und sich von der Fixierung auf den Holocaust freimachen wollen. Dieser Linie scheint die neue Direktion folgen zu wollen.
Mich interessieren hier im Moment nicht so sehr die sachlichen Fragen, die noch komplexer sind, als ich sie hier darstelle, sondern der Mechanismus der Debatte, des Streits, der Planungen. Denn hier geht es um mehrere Vorstellungen von Qualität, die alle von Interessen und Projektionen, von Erfahrungen und Wissen mehrerer Gruppen abhängig sind. Jede dieser Gruppen hat eine Vorstellung von einer wünschbaren Qualität des Museums, was nichts anderes heißt, von den wünschbaren Eigenschaften, Funktionen, Themen usw. jeweils aus der Perspektive einer bestimmten Sichtweise, Erfahrung und Haltung.
Die Konfrontation der unterschiedlichen Auffassung vollzog sich nicht rational und öffentlich, sondern nur punktuell und indirekt, etwa über die (in diesem Fall sehr parteilichen) Print-Medien oder die nichtöffentlichen Sitzungen des Aufsichts-Gremiums.
Es wäre aber wünschenswert gewesen, dass es eine öffentliche Auseinandersetzung gibt. Diese wurde aber unglücklicherweise gerade vom Museum selbst nicht gewünscht.

Qualitätskontrolle – ein Paradigmenwechsel ohne Reflexion

Vielleicht verstehen sie vor dem Hintergrund der beiden Beispiele, warum ich gegen ein bestimmtes Verständnis von Qualität polemisiere, das in Museumskreisen und bei Politikern so beliebt geworden ist.
Ich meine jene Vorstellung von Qualität, wie sie in Methodik und Praxis von Qualitätskontrolle gepflegt wird. Qualitätskontrolle scheint in Deutschland und in der Schweiz in Mode zu kommen, kaum noch in Österreich. Ich sehe mindestens vier Probleme, zwei methodische und zwei museumspolitische, deren Diskussion höchst wünschenswert wäre.
Zunächst die zwei methodischen Fragen: offensichtlich gibt es höchst unterschiedliche Ebenen, auf denen über Qualität gesprochen werden kann. Ein Museum kann wegen der Qualität von Objekten, z.B. seiner Gemäldesammlung, geschätzt werden; es kann aber auch als lieu de mémoire der Museumsgeschichte als berühmt und bedeutend gelten, wie etwa eine leidlich erhaltene Kunst- und Wunderkammer des 16. Jahrhunderts; oder aber es kann als sozialer Ort für eine Community aktuell sehr wichtig sein, als Ort, an dem eine Auseinandersetzung mit konfliktreichen sozialen oder kulturellen Fragen stattfindet. Das sind drei völlig verschiedene Ebenen und die Zuschreibung von Qualität, wo sich Wertvorstellungen auf vollkommen verschiedene Aspekte beziehen.
Ich sehe nicht, dass und wie dem geschilderten Sachverhalt normative und quantifizierende Verfahren der Qalitätsbestimmung gerecht werden könnten. An dem Museum, an dem ich arbeite, habe ich gelernt, welche Grenzen zum Beispiel das Benchmarking hat. Scheinbar gleiche Klassen von Kennziffern erweisen sich als für den Vergleich meist untauglich, weil sie im Zusammenhang höchst unterschiedlicher Museen sehr Verschiedenes bedeuten können.
Das zweite methodische Problem habe ich bereits genannt, das weitgehende Fehlen museumsspezifischer quantifizierbarer Merkmale an denen das Museum gemessen werden könnte. Welche Erfahrungen Besucher im Museum machen, welche ‚Lerneffekte’ eintreten und auf welcher Ebene, wie nachhaltig durch Ausstellungen Haltungen, Meinungen verändert werden, das alles entzieht sich nicht nur weitgehend jeder Erfassung, sondern jeder Quantifizierung.
Drittens: Kontrolle setzt immer ein Subjekt der Kontrolle voraus, das Absichten verfolgt und ein Objekt, das kontrolliert wird. Das ist eine hierarchische Situation mit ungleicher Machtverteilung. Daher stellen sich die Fragen, wer mit welcher Absicht und zu welchem Zweck eine solche Kontrolle wünscht, wie transparent die Kontrolle vor sich geht, wie durchschaubar Kriterien, Methoden, Ziele sind und wer die – mit welchen Kompetenzen ausgestatteten - handelnden Personen oder Instanzen sind.
Mir scheint es offensichtlich zu sein, dass der Wunsch nach Qualitätskontrolle mit der generellen sozioökonomischen Entwicklung zu tun hat. Es gibt ein kaum hinterfragtes globales Gebot organisatorischer wie ökonomischer Effizienz. „Sparsamkeit“ setzt sich wie ein Naturgesetz in der öffentlichen Verwaltung durch und trifft auch die Museen. Das Museum, an dem ich arbeite, verliert 2011 25% seiner öffentlichen Mittel und im kommenden Jahr soll sein Budget weiter gekürzt werden.
Qualitätskontrolle ist ein Werkzeug eben dieser staatlichen Verwaltung. Sie bewertet (informell) die Museen nach solchen Kennziffern und agiert auf ihrer Grundlage.
Und es ist ein Werkzeug, mit dem Ausschlüsse stattfinden: Museen, die den Kriterien nicht entsprechen, können dann ‚begründet‘ geschlossen werden oder ihre Förderwürdigkeit wird in Frage gestellt. Aktuell wird in den Niederlanden die staatliche Museumsförderung an 17,5% Eigendeckung gekoppelt. Museen, die weniger erwirtschaften, bekommen keine staatliche Förderung mehr.
Deshalb stehen bei Qualitätskontrolle Kriterien im Zentrum, die der beschriebenen staatlichen Lenkungsabsicht zuarbeiten, wie etwa Besucherzahlen, öffentliche Zahlungen, Eigenmittel, Betriebsgröße usw., nie aber etwa die bildungspolitische oder museologische Qualität einer Museumsarbeit.
Es zeigt sich, dass die Methoden der Qualitätskontrolle nicht neutral sind. Was erhoben wird, wird zum Maßstab von Erfolg oder Misserfolg umgedeutet. Zahlen, die allein betriebswirtschaftlich Sinn machen, werden plötzlich zum Maßstab der Güte eines Museums. Was allein Anreiz sein könnte, die Organisation, betriebliche Abläufe, zu kontrollieren und optimieren, wird zum ‚Sinn des Museums’. Staatliche Politik und Verwaltung, Medien, die Öffentlichkeit und dramatischerweise auch die Museen selbst machen nun Quoten und Rentabilität zum Maß aller Dinge.
Hier dreht es sich dann nicht mehr um Methodenfragen. Hier geht es um einen Wandel der gesellschaftlichen Funktion des Museums.

Das Museum als Dienstleistungsbetrieb

Was sich abzeichnet ist ein Verständnis vom Museum als Dienstleistungsbetrieb und vom Besucher als Kunde. Das verkennt die Beziehung zwischen Museum einerseits und Öffentlichkeit und Publikum andrerseits. Das Museum wäre dann nur noch Produzent von Waren, z.B. Katalogen, oder von Leistungen, wie Führungen, die entgeltlich oder gelegentlich kostenlos, in Summe aber kostendeckend, angeboten werden würden.
Das verkennt den Öffentlichkeitscharakter und die Bildungsidee des Museums im Kontext eines wohlfahrtsstaatlichen Gesellschaftsbegriffs fundamental. Der Staat muss sich dann nicht mehr als Garant der Vermittlung von Bildung und Wissen verstehen, sondern allein noch als Wächter und Regulator betrieblicher Rationalität und Sparsamkeit. Man kann beobachten, wie zum Beispiel staatliche finanzielle Mittel nicht mehr als notwendiger Unterhalt in eine gesellschaftlich sinnvolle Aufgabe verstanden werden, also nicht mehr als Förderung, sondern als Subventionen. So als sei ein Museum ein wirtschaftlicher Betrieb mit dem Ziel maximaler Rentabilität und maximalen Profits.
Ich glaube, dass man, auch und gerade in Museen selbst, unterschätzt, welcher Bruch sich da in der Geschichte und im Selbstverständnis des Museums vollzieht. Dies ist ein Paradigmenwechsel, der hinter den Feingriffen der Qualitätskontrolle, der juridischen Nachbesserungen wie (in Österreich) die Vollrechtsfähigkeit u.v.a.m. vollkommen verschwindet.
Was vor sich geht, ist nicht mehr und nicht weniger als das Austauschen eines gesellschaftspolitischen Begriffs vom Museum durch einen betriebswirtschaftlichen.
Wirklich fassungslos bin ich über die Zumutung uns Dienstleistungsorientierung als Orientierung am Kunden zu verkaufen, und das als einen Art Mehrwert oder Fortschritt gegenüber der bisherigen Entwicklung anpreisen zu wollen. Die Dienstleistungsorientierung wird gerechtfertigt und empfohlen als verstärktes Eingehen auf die Interessen der Besucher.
Das gilt auch für die Euphorie, die über das vermeintliche Potential der Verschwisterung des Museums mit den Social Media etwa unter dem abstrusen Slogan Museum 2.0 in jüngerer Zeit ausgebrochen ist.
So als ob das Museum nicht undenkbar wäre ohne die Resonanz einer Öffentlichkeit, die im übrigen weit über das hinausgeht, was wir Publikum nennen. Hier gibt es nicht nur keinen erkennbaren Fortschritt, im Gegenteil - hier geht es um Zerstörung. Und zwar um Zerstörung jener Idee bürgerlicher und demokratischer Öffentlichkeit, die sich nicht im konsumistischen Dabeisein erschöpfte, sondern Teilhabe an den öffentlichen Angelegenheiten meinte und die ein zentrales Strukturmerkmal des Museums der Moderne war.
„Kunden“ entgegenzukommen in Form einer Dienstleistung, bedeutet, diese für Quote, Akklamation oder Einnahmen zu instrumentalisieren, sie bloß als passiven Konsumenten eines Angebots zu betrachten. Die Idee des öffentlichen Bildungsmuseums geht aber von der aktiven und produktiven Teilhabe der Bürger an ihren Angelegenheiten aus, auch im Feld der Kultur und auch im und durch das Museum.

Das Museum der Moderne: Das Recht auf Genuß des kulturellen Besitzes

Ich habe mich mehrfach auf etwas berufen, was ich die Museumsidee der Moderne genannt habe und ich hatte vorhin gesagt, die Aktivitäten der Hamburger Museumsbürger bewegten sich im Rahmen dieser Idee und könnten sich mit allem Rechtauf sie berufen. 
Ich möchte diese Idee in der nötigen Kürze skizzieren, nicht ohne noch einmal daran zu erinnern, dass ich diese Idee nicht als Norm behandelt wissen will, an der über aktuelle Entwicklungen bewertend entschieden wird. Sondern ausschließlich als einen Bezugspunkt, an dem ein orientierendes und reflexives Wissen für Gegenwartsfragen sich ausbilden kann.
In der Museumsgeschichtsschreibung wird in aller Regel die Kontinuität einer Entwicklung des Sammelns und Ausstellens von der frühen Neuzeit bis zur Gegenwart betont. Mit manchen anderen Forschern sehe ich allerdings eine entscheidende Zäsur in der Entwicklung zwischen etwa 1770 und 1810. In dieser Zeit entwickelt sich die Vorstellung vom Museum als Ort eines gemeinsamen und vom Staat protegierten und geschützten Besitzes an kulturellen Gütern und vom Museum als der gesamten (staatlichen) Gesellschaft – in welcher Form auch immer – nützlichen Einrichtung. Also die Vorstellung eines Erbes, das man bewahrt, studiert und genießt, an dem man gegenwartsrelevante Erfahrungen generieren kann und dem man zu diesem Zweck einen besonderen architektonischen und sozialen Ort schafft.
Die physiokratisch inspirierte Museumsreform in Florenz unter Großherzog Leopold, die radikale Öffnung der Gemäldegalerie in Wien unter Maria Theresia, die Umgestaltung des Fridericianum in Kassel, oder die Entscheidung des Englischen Parlaments, eine der größten europäischen Privatsammlungen gleichsam zu ‚verstaatlichen’ sind (um nur einige Beispiele zu nennen) Etappen auf dem Weg zu einer neuen Museumsidee.
Mit der Gründung des British Museum 1753 wird die rechtliche Vorstellung des gemeinsamen (staatlichen) Besitzes der Sammlungen ein zentrales Strukturmerkmal des Museums. Komplementär zur rechtlichen Vorstellung des gemeinschaftlichen Besitzes entsteht zu derselben Zeit die soziale vom Museum als Ort kollektiver Identität - vom Patrimoine, in Frankreich, der Beni Culturali, in Italien oder des Heritage in England.
Erst der gemeinschaftliche Besitz (statt des bis dahin usuellen privaten) macht komplementär den Wandel möglich vom Genuss der kulturellen Überlieferung als Privileg hin zum verbrieften Recht für jedermann, also von der privaten Sammlung zum öffentlichen Museum, und das heißt hin zur Idee der kollektiv verbindlichen Bedeutsamkeit des kulturellen Erbes.
Um sich die unvergleichliche kulturelle Dynamik dieser doppelten Idee von materiellem und geistigem Besitz, von Besitz und Identität vor Augen zu führen, bitte ich sie, kurz an das zwar anrüchige aber für unsere Zwecke unschlagbar illustrative Markenzeichen einer italienischen Verbrecherorganisation zu denken: „Cosa Nostra“.

Das Museum der Moderne: Sammeln und Sich-Sammeln

Die Vorstellung eines gemeinschaftlichen Besitzes, eines Gutes, das nicht nur durch die Gemeinschaft zusammengetragen wird, sondern das seinerseits das in gewisser Weise hilft, die Gemeinschaft herzustellen und die Gemeinschaft zu repräsentieren, entsteht in einer besonderen geschichtlichen Situation. Die alten religiösen und politisch-gesellschaftlichen Sinnstiftungen implodierten im Zeitalter der Aufklärung und Revolution und mussten durch neue ersetzt werden. Eine dieser Legitimations- und Sinnstiftungsinstanzen konnte die gemeinsame (nationale) Geschichte sein. Das ehedem einigende Band der Gemeinschaft, der religiöse Glaube und der (wie in Frankreich) an einen König, der Statthalter dieser religiösen Idee ist, musste ersetzt werden. In der Französischen Revolution vollzieht sich diese Transformation nicht langsam sondern wie ein Schock.
Dort wandelt sich das Verhältnis gegenüber der kulturellen Überlieferung besonders rasch – ablesbar an den Debatten des Nationalkonvents und seiner Ausschüsse und den öffentlichen medialen Debatten. Ohne eine erkennbare Zäsur folgt dem Bildersturm, der Zerstörung der Denkmäler, der Annexion und Säkularisierung die Politik des Sammelns, Aufbewahrens, der (Denkmal)Pflege. Man verstaatlicht im Frankreich der Revolution den königlichen Besitz, beschlagnahmt adelige Sammlungen, säkularisiert Kirchen und Klöster. Es entsteht ein riesiger Fundus, aus dem dann die Museumsgründungen der Revolution gespeist werden.
Mit der Gründung mehrerer großer Museen in den Jahren 1793 und 1794, schafft man so etwas wie ein Common Object, eine Sammlung kulturell-geschichtlich bedeutsamer Dinge, um die herum sich die Gemeinschaft bilden und sammeln kann. Das Erbe ist das (Sammlungs)Ding, um das man sich sammelt, buchstäblich und symbolisch. (Kaum ein Museum verzichtet seither auf entsprechende liminale und versammelnde wie empfangende Räume).

Das Museum der Moderne: Sammeln und Sich-Sammeln Die vergesellschaftende Kraft des kulturellen Erbes
Vielleicht halten Sie diesen Hinweis auf die Idee des kulturellen Erbes im Zeitalter der Bürgerlichen Revolution und Aufklärung für blutleere Theorie. Aber folgen sie mir zu einem bestimmten Datum des Jahres 1793 und sehen sie sich mit mir an, was an diesem Tag in Paris geschieht.
Wir schreiben den 10. August 1793, den Jahrestag der Erstürmung der Tuilerien, also jenes Ereignisses, das als definitives Ende des Königtums in Frankreich gilt, der Tag, ab dem Ludwig XVI. Gefangener und Angeklagter war.
An diesem Tag werden drei Ereignisse bewusst geplant und miteinander synchronisiert, die ihn in den Augen der heutigen Geschichtsschreibung zu dem Tag machen, an dem sich die Bevölkerung von Frankreich zur nationalen und demokratischen Gemeinschaft erklärte.
Es ist der Tag eines Festes, einer Urkunde und eines Ortes.
Das Fest ist La fête de l'Unite, das Fest der Einheit. Man muss es sich als eine Art Prozession vorstellen, mit dem Höhepunkt einer Zeremonie, die auf den Trümmern der Bastille stattfand. Die Abgeordneten aller Departements Frankreichs tranken aus einem Pokal Wasser das den Brüsten einer ägyptisierenden Statue der Weisheit entsprang.
Die Urkunde ist die Verfassung, die erste demokratisch-republikanische Frankreichs. Sie wird an diesem Tag feierlich deklariert.
Der Ort ist der Louvre, seit dem Mittelalter Schloss des Königs und baulich-symbolische Insignie seiner absolutistischen Macht. An diesem Tag wird aus dem königlichen Schloss ein öffentliches Museum. Das Museum Française wird eröffnet.
Alle drei Ereignisse zusammen konstituierten die Französische Nation auf der Grundlage eines demokratischen, rechtlichen und symbolischen Aktes.
Wie die anderen Ereignisse war auch die Eröffnung des Museum im Louvre – ich zitiere Andrew McClellan, Historiker der Geschichte des Museums in der Revolutionszeit -, “tied to the birth of a new nation. The investiture of the Louvre with the power of a revolutionary sign radically transformed the ideal museum public. To the extent that the Louvre embodied the Republican principles of Liberty, Equality, and Fraternity, all citizens were encouraged to participate in the experience of communal ownership, and clearly many did.”
Hier ist nicht von Kunsterfahrung die Rede, nicht vom Sammeln und vom Ausstellen, sondern von der sozialisierenden Funktion des Museums. Die aktive und eigenverantwortliche Teilhabe macht die Bürger zu Citoyens, die ihrerseits als politisch aktive die Nation bilden. Dies ist – buchstäblich – ein Zivilisierungsprozess, und zwar einer, der nicht nur aber auch im Museum stattfindet. 
Die Tragweite von Clellans Formulierung und des Anspruchsniveaus, das mit dem Museum im Louvre etabliert wurde, wird einem erst im Rückgriff auf die am Tag der Museumseröffnung deklarierten Verfassung bewusst. Dort wird das Recht auf Bildung für jedermann verankert und die Verpflichtung des Staates dieses Recht durchzusetzen: „Bildung ist das Bedürfnis aller. Die Gesellschaft muss ihre ganze Kraft daran setzen, die Fortschritte der allgemeinen Vernunft zu begünstigen und allen Bürgern Bildung zugänglich zu machen“, heißt es im Artikel 22 der Verfassung.
Diese staatliche Garantie macht den Kern des wohlfahrtsstaatlichen Verständnisses von Politik, also auch von Kulturpolitik und also auch von Museumspolitik aus. Teilhabe aller ist nicht das Ziel, es ist eine der notwendigen Bedingungen der Realisierung des Ziels. Und dies ist, wortwörtlich im Paragraph 1 der Verfassung, „…das allgemeine Glück“.
Alles was unser konventionelles Museumsverständnis ausmacht, die Sorge um das Objekt (das Bewahren), seine Deutung (Erforschung) und sein Zeigen (Ausstellen) oder Vermitteln sind nicht Zweck und Ziel, sondern Mittel. Mittel eines zivilisierenden Rituals, in dem sich Gemeinschaften ihrer selbst vergewissern, ihre Gemeinsamkeit symbolisch festigen oder auch reflektieren, die Frage nach Herkunft und Zukunft stellen.
Aus unserem Verständnis von Wohlfahrts- und Sozialstaat ist das Bewusstsein für die fundamentale Perspektive unseres Gemeinwesens, wie sie in den ersten Verfassungen, der der Vereinigten Staaten und der Frankreichs und den analogen Menschenrechtsdeklarationen niedergelegt wurde, weitgehend abhanden gekommen.
Bildung ist nicht allein Wissenserwerb oder Kunsterfahrung, sondern aktive Teilhabe an den öffentlichen Angelegenheiten, ein  - noch einmal sei’s gesagt -, zivilisierender Prozess über den sich Individuum und Gemeinschaft, Bürger und Staat gleichsam selbst entwerfen. Und Teilhabe ist nicht bloße Zugänglichkeit zu kulturellen Einrichtungen und schon gar nicht der Kundenstatus bei einem Dienstleistungsbetrieb. Teilhabe bedeutet Öffentlichkeit aktiv selbst herzustellen und sich aktiv an den öffentlichen Angelegenheiten zu beteiligen.
Insofern ist die Idee des Museums der Moderne mit der Idee der Demokratie untrennbar verbunden. Aber diesen Gedanken kann ich hier aus Zeitgründen nicht weiter verfolgen.
Wie dürr und erbärmlich nimmt sich da das Reden vom Dienstleistungsbetrieb, vom Museumskunden und seinen Bedürfnissen aus und erst recht das hartnäckige Selbstmissverständnis der Museen selbst und der Museumspolitik, dass sich Öffentlichkeit in der Zugänglichkeit der Museen für ihr Publikum erschöpft.
Was doch weit darüber hinausgehend im Konzept des Museums der Moderne angelegt ist, ist die Selbstbegründung und Selbstreflexion der Gesellschaft als demokratischer, wobei das Museum einer der vielen Orte ist, wo sich jene Sphäre bürgerlicher Öffentlichkeit entfalten kann, in der die ‚gemeinsamen Angelegenheiten‘ frei und ohne Zwang und idealiter auch unter Absehung aller sozialen Schranken ausgehandelt werden können. Öffentlichkeit ist das, worin sich das wohlfahrtsstaatliche Konzept erst realisieren kann und eine unverzichtbare Bedingung demokratischer Vergesellschaftung - auch in der Sphäre der Kultur. Museen sind, wie andere Institutionen auch, kostbarste Gefäße, in denen sich diese Öffentlichkeit herstellt, entwickelt, entfaltet. Diese Öffentlichkeit ist notwendigerweise diskursiv, analytisch und kritisch, denn nur so kann das permanente Aushandeln stattfinden, mit der sich der Bürger mit der Gemeinschaft identifizieren und diese sich – in einem unabschließbaren Prozess - 'bilden' kann.

Das Museum der Moderne: Ein zivilisierendes Ritual

Wenn Carol Duncan und Sabine Offe von der zivilisatorischen Rolle des Museums sprechen, dann ist im Kern dieser soziale Prozess gemeint. Um von diesen Überlegungen zu einer Kritik des Museums zu kommen und zurück zur Frage nach dem „gutem Museum“ sind ein paar Erläuterungen dazu nötig.
„Der Mythos der  Aufklärung“ schreibt Sabine Offe, „beruht auf der Vorstellung der Wissbarkeit, Darstellbarkeit und Gestaltbarkeit der Welt und ihrer  Beherrschbarkeit durch menschliche Vernunft. Der Bildungsort Museum stellte die Hoffnungen und Illusionen aus, die mit der Engführung von abendländischem Zivilisationsprozess und langfristigen Veränderungen menschlicher Verhaltens- und Empfindensstandards einhergingen. Potentiell alle Museen waren gedacht als Orte, an denen das Publikum sich ein Bild machen konnte von der Ordnung der Welt durch die Anschauung von Objekten aus Natur und Kunst und von der Ordnung der Geschichte in Artefakten, deren vergangene Bedeutung richtungweisend schien für Aufgaben der zeitgenössischen Gegenwart und Zukunft.“
Weder ist das Museum ausschließlich retrospektiv und bloß archivalisch gedacht, nicht als ein Ort des behüteten und geschützten Schlafs der Dinge, wie es ein weitverbreitetes kuratorisches Rollenbild nahelegt, noch ist es ausschließlich eine Agentur des Wissens, das pädagogisch Lehren erteilt.
Das Museum ist ein Ort der Selbstbeschreibung und Selbstauslegung in individueller wie gesellschaftlicher Hinsicht. Die Rituale des Museums dienten der Einführung ziviler Normen, die durch öffentliche rituelle Performanz angeeignet, als allgemein verbindliche sichtbar gemacht und eingeübt wurden. Sie dienten der Dramatisierung von „Selbstbeschreibung" und „Selbstauslegung" der bürgerlichen Gesellschaft und ihrer Mitglieder, der Darstellung und Herstellung von Zivilisiertheit.
„Aber“, ich zitiere wiederum Sabine Offe, „dabei bleibt es nicht, darin erschöpft sich die Funktion des Museums nicht. Unbeachtet bleibt hingegen das diesen Ritualen eigene ambivalente Verhältnis zur gelebten Alltagswirklichkeit. Sie haben eine latente Funktion, die in der ‚Zivilisierung’ nicht aufgeht. Als solche stellen sie ein Wunschbild der bürgerlichen Gesellschaft dar, die sich darin nicht, wie sie ist, sondern wie sie sein sollte oder sich sehen wollte, spiegelt. Aber ‚zivilisierende’ Rituale im Museum schaffen - wie alle Rituale - Gegenbilder, die nicht nur auf gesellschaftliche Werte und Normen, sondern auch auf ganz andere reale gesellschaftliche Erfahrungen verweisen. Sie thematisieren Verborgenes in entstellter Form. Sie bezeugen nicht nur explizit die Wunsch-, sondern auch implizit die Schreckensbilder der Zivilisation. Denn Museen, alle Museen, repräsentieren nicht nur, was zu sehen ist, sondern auch, was dem öffentlichen Diskurs und der Wahrnehmung entzogen werden soll oder verborgen bleibt, eine Geschichte gesellschaftlicher Gewalt.“
Inzwischen gibt es mehr und mehr Museen, die sich dieser dunklen Seite der Geschichte annehmen. Seit etwa den 80er-Jahren, so ist meine Beobachtung, widmen sich in aller Welt Museen kollektiv traumatisierenden Ereignissen oder nutzen Museen um tiefe Konflikte zu bearbeiten. Daß es Museen gibt, die sich mit den Verbrechen der Roten Khmer auseinandersetzen, mit der Apartheid Südafrikas oder den Verbrechen des Nationalsozialismus, ist insofern neu, als Museen bis dahin immer eher triumphale Großerzählungen waren, affirmative Geschichtsschreibung betrieben haben.
Damit ist aber die von Sabine Offe beschriebene Doppeldeutigkeit von Museen nicht wirklich gelöst, sondern arbeitsteilig aufgespalten.   Die meisten Museen nehmen die Kehrseite ihrer Repräsentationspolitik nicht wahr oder nicht genügend. Aber in dem Maß, in dem etwas verdrängt, ausgeblendet bleibt, wirkt es als undurchschaut umso stärker in die Praxis der Institution hinein. Museen neigen immer noch dazu, Kultur und Geschichte triumphalistisch und affirmativ zu feiern, statt analytisch zu durchdringen.
Daraus leite ich die Notwendigkeit ab, daß Museumsarbeit selbstreflexiv werden muß, kritisch gegenüber dem eigenen Tun, den Methoden der Präsentation, Vermittlung, des Sammelns, kurzum dem gesamten Repertoire von Tätigkeiten, die die Institution Museum ausmachen.
Hier öffnet sich dem Museum ein Potential zu einer selbstreflexiven Praxis, mit der es sich und sein Publikum über sich selbst aufklären und das Entstellte, Verborgene und Verdrängte sichtbar, lesbar und besprechbar machen muss.
Museen müssen einen großen Schritt machen, über einen tiefen Schatten springen und ihre manipulative und hegemoniale Funktion hinterfragen. Denn Museen sind auch, wie es Carol Duncan beschrieben hat, „sites that publicly represent beliefs about the order of the world, its past and present, and the individual's place within it. [...] To control a museum means precisely to control the representation of a community and its highest values and truths."

Museen benötigen Reflexivität

Ein Beispiel dazu: Das Herzstück der Dauerausstellung des Jüdischen Museums Wien bildete eine Installation von Hologrammen, die Fragmente ehemaligen Wiener jüdischen Lebens zeigten. Sie waren wie um einen Platz herum angeordnet, und wer diesen Platz betrat, erlebte, wie die Dinge, Straßenansichten, Porträts, Ritualobjekte, Gebäude, Industrieerzeugnisse, vor seinem Blick auftauchten und verschwanden, ein Effekt von Hologrammen, wenn der Betrachter vor ihnen hin- und hergeht, sich bückt oder umwendet.
Die für diesen Teil der Ausstellung verantwortliche Kuratorin, Felicitas Heimann-Jelinek, erläutert die Installation so: „Das Medium der Transmissionshologramme thematisiert (das) Verschwinden, thematisiert, dass sich Geschichte uns entzieht. Darüber hinaus stellt es den absoluten Ausgangspunkt des historischen Objekts ebenso in Frage in Frage wie das Konzept einer ‚wahren’ historischen Rekonstruktion. Keine Ausstellung kann deutlich machen, was österreichisch-jüdische Geschichte in ihrem ganzen Ausmaß tatsächlich war.“
Das ‚Verschwinden’, das Ephemere der ‚Bilder’ eines Hologramms verweigert auch eine phantasmatische, an das Museum gerichtete Erwartung: dass es durch dauerhafte Sicherung, Fest-Stellung von Dingen ebenso dauerhaft Erinnerung sichern und aufbewahren könnte.
Damit reflektiert die Installation die durch Gewalt unterbrochene Erinnerung des in der NS-Zeit zerstörten Museums. Das Museum vermittelt uns – mit rein visuellen Mitteln -, daß wir einer Geschichte nicht ohne weiteres habhaft werden können, auch nicht und gerade nicht im Museum.
Die Leistung einer Ausstellung, wie ich sie hier andeutungsweise zeige, liegt nicht allein in ihrer dokumentarischen Aufgabe, nicht allein in der Vermittlung von Wissen, sondern überwiegend in der Problematisierung der musealen Geschichtserfahrung. Das heißt, sie gibt dem Besucher Möglichkeiten der Reflexion in die Hand, die ihm erlauben, nicht bloß Konsument einer Information zu sein, sondern ein Stückchen jener aktiven, selbstverantwortlichen – also letztlich auch gesellschaftlich-politischen – Teilhabe zu realisieren, die ihn zu Citoyen machen.
Gelingt so etwas im Museum, dann ist es nicht bloß Sammlung und Ausstellung, sondern ein Stück arbeitender, produktiver Öffentlichkeit.
Dies ist, wie ich glaube, eine sehr hohe Qualität. Etwas so zu machen ist anspruchsvoll, fordernd, fordernd für Kuartoren und Publikum, verlangt vom Besucher nicht Konsum, sondern sich selbst fordernd zu verhalten, etwas wissen zu wollen, sich nicht mit der Rolle des Zuschauers zu begnügen, sondern sich aktiv zu sich und seiner Geschichte, Gegenwart und Zukunft zu verhalten. Das zu erreichen ist gewiss nicht nur eine Aufgabe von Museen, die sich mit jüdischer Kultur und Geschichte befassen.

Resume

In den Debatten um Museumsqualität zeichnet sich eine Verengung auf eine nahezu ausschließlich betriebswirtschaftliche Sicht ab, die der Verengung des Museumsbegriffs auf eine Organisation mit eingeforderter ökonomischer Rentabilität und höchst unklaren gesellschaftlichen Zielen zuarbeitet. Die reichen und komplexen Optionen, die eine so einzigartig hybride kulturelle Institution wie das Museum besitzt, werden verkannt und auf das Ideal konsumistischer Bedürfnisbefriedigung zurückgestutzt.
Dem halte ich einen Begriff vom Museum entgegen, der sowohl aus der Geschichte der Institution gewonnen werden kann, als aus den aktuellen gesellschaftlichen Ansprüchen.
Qualität ist in meiner Sichtweise keine ein- für allemal festlegbare und feststellbare Eigenschaft, sondern die Artikulation von Forderungen an das Museum und die Überprüfung ihrer Einlösung.
Über die Qualität von Museen muss diskutiert und gestritten werden, in einem Prozess, der kaum zum Stillstand kommen darf und in einem Diskurs, den nicht allein, aber vornehmlich die Museen aktiv und energisch betreiben müssen.
Qualitätvolle Museen gibt es dort, wo es Museumskritik gibt, in den Museen selbst, innerhalb der Museumsgemeinschaft und den Museumsverbänden und in den Communities, die Museen finanziell und sozial tragen und die der Museen bedürfen.
Gute Museen entstehen nicht durch Kontrolle, sondern durch Kritik.
Qualitätvolle Museen gibt es dort, wo gesellschaftliche Gruppen, dem Museum etwas abverlangen und Museen klug genug sind, darauf zu reagieren.