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Sonntag, 9. Juni 2024

Donnerstag, 12. Januar 2023

Museum of Brands (Ein Museum)

Welcome to the Museum of Brands

A nostalgic journey through 200 years of consumer culture

Our collection takes visitors on a nostalgic journey through 200 years of social change, culture and lifestyle. It is an exciting new way of looking at history through the things that generations of families have thrown away. It’s a journey back through the memories of your childhood, all brought back to life again by our Time Tunnel – a fascinating insight into how we have lived since Victorian times. Explore the remarkable story of how our consumer society has evolved since Victorian times! In this journey of discovery that puts our favourite brands into their historical context, you’ll see royal coronations, two world wars, man landing on the moon and right up to the digital age! (Webseite https://museumofbrands.com/)

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The museum showcases over 12,000 items from the Robert Opie Collection which were housed in the Museum of Advertising and Packaging at Gloucester Docks from 1984 until its closure in October 2001. The collection moved to Notting Hill in 2005. Another display of the Robert Opie Collection at Opie's Museum of Memories formed part of the now-defunct Wigan Pier Experience. The museum receives over 40,000 visitors annually.



The museum features over 12,000 original items including domestic "everyday" products, packaging, posters, toys and games.

Set out in chronological order in the form of a "Time Tunnel" the museum takes visitors on a nostalgic journey through 200 years of consumer culture, and shows how the brands around us have evolved from the naïve charm of Victorian times to the greater sophistication of today. It also reflects the change in shopping habits, the impact of transportation, media, the effects of two world wars and the gradual emancipation of women.

Throughout the year, the museum presents temporary exhibitions, talks and workshops to create debate and examine the role of brands in history and the modern world. In 2020, the Museum opened 'When Brands Take a Stand' exploring how brands engage with social issues such as gender, sexuality, wellbeing, human rights and social justice.

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Robert Opie ist der unumstrittene Sammlerkönig historischer Kaufwaren. Seit Jahrzehnten widmet er sich dem Archivieren der Alltagskultur der vergangenen 200 Jahre: Süßigkeitenverpackungen, Seifenschachteln, Werbefiguren, Parfümfläschchen, Zigarettendosen und unzählige weitere Zeitgeisterscheinungen sind Teil davon.

Ausgang nahm seine Leidenschaft 1963 am Bahnhof im schottischen Inverness. Der 16-Jährige bekam Hunger, doch es war ein Sonntag, kein Geschäft hatte offen. Er drückte sich also einen Munchies-Schokoriegel aus dem Automaten und entschied, das Papier nicht in den Mistkübel zu werfen, sondern mit Inventarnummer 1 als Gründung seines zukünftigen Archivs aufzuheben. (...)

Robert bezeichnet seine Tätigkeit selbst als ‚modern day archeology‘." Auf sein Konto gehen mittlerweile etwa 20 Bücher und unzählige Radio- und Fernsehauftritte, wo er seine Forschungsergebnisse erläutert. Im Museum sind 12.000 seiner 500.000 Sammlungsobjekte ausgestellt, chronologisch arrangiert im kurvigen "Time Tunnel", dem Hauptbestandteil des Museums, durch den man in eigener Geschwindigkeit flaniert.

Aus: Marschall, Clemens: Archäologie der Alltagskultur. Zu Besuch im Londoner Museum of Brands, das Zeitgeschichte anhand von Verpackungen und Konsumartikeln erzählt. In: Wiener Zeitung, 11.1.2023 https://www.wienerzeitung.at/nachrichten/kultur/kunst/2174016-Archaeologie-der-Alltagskultur.html




Samstag, 6. November 2021

Zu mir oder zu dir? (Sokratische Frage 70)




 „Zu mir oder zu dir?“ fragt die Süddeutsche Zeitung, gemeint ist der Parthenon-Fries. Und der Anlass für die Frage ist die Unterstützung der UNESCO für die Rückgabeforderung Griechenlands. Also fragen wir uns auch hier sokratische: Zu dir oder zu mir?

Mittwoch, 21. Juli 2021

Kleine Geschichte des Museums. Teil 01. Das neuntälteste Museum der Welt

 

Beim zerstreutem Recherchieren über irgendetwas, was ich längst vergessen habe, bin ich, wie das halt beim Googeln so passieren kann, auf einen überraschenden Eintrag auf der Webseite eines Museums in Indien gestoßen: „The ninth oldest regular museum of the world, INDIAN MUSEUM, Kolkata, INDIA is the oldest institution of its kind in Asia Pacific region and repository of the largest museum objects in India.“
 
Mir war mir das sympathisch. Wer will in Zeiten, wo selbst der zweite oder dritte Platz - im Abfahrtslauf, bei Deutschland sucht den Superstar, bei den Städten mit der höchsten Lebensqualität, wo auch immer sonst - kaum noch zählt, schon Neunter und auch noch sichtlich stolz drauf sein?
 
Verblüfft hat mich dann aber auch die Sicherheit, mit der da ein ganz bestimmter Platz im Museums-Ranking behauptet wurde, und zwar einer unter den regular museums. Das mit dem regular muß ich beiseitelassen, weil die Webseite keine Auskunft darüber gab, was denn nun regular und was - noch interessanter - nicht regular an einem Museum sein soll.
 
Wenn man exakt ein neuntältestes Museum ist, muss man über die geschichtliche und weltweite Entwicklung des Museums ebenso sicher Bescheid wissen, wie über die Entwicklung des Sammlungswesens, die Errichtung von Museumsbauten oder die Einrichtung von Trägerschaften. Den überall daran könnte ja die chronologische Einstufung und die Plaqtzierung als erstes Museum anknüpfen. 
 
Und wenn man von einem regular museum spricht, muss man über sehr haltbare Kriterien verfügen, einen sicheren Begriff von dem haben, wsa man unter Museum versteht, das Museum (als Idee, als Modell, als Institution) von anderen Institutionen und kulturellen Praktiken unterscheiden können.
 
Vor allem aber man muss wissen was ein Museum überhaupt ist. Das heißt, man muss sich einen sehr soliden Begriff vom Museum allgemein gemacht haben. Man muß sich sicher sein, daß es einen eindeutig definierbaren und verbindlichen Museumsbegriff überhaupt gibt gibt und einen ebenso eindeutig feststellbaren ‚Ursprung’, das heißt schließlich auch ein Museum, das unzweifelhaft ein erstes ist.
 
Wenn wir selbst mal uns auf die Suche nach einem ersten Museum machen, wenn wir alle mal alle kurz in unseren Köpfen kramen, werden wir rasch auf ein Durcheinander von Assoziationen und Erinnerungen stoßen, aber kaum auf ein solch eindeutiges Geburtsdatum. 
 
In Lexika und in einschlägigen Publikationen werden wir Angaben finden, die über viele Jahrhunderte hinweg streuen. Da kommt dann das hellenistische Alexandrinische Museum ebenso vor, wie ein privates Museion am Comer-See aus der Mitte des 16.Jahrhunderts oder das Kapitolinische Museum, das sich auf eine Bild-Stiftung des 15. Jahrhunderts beruft oder das British Museum, dessen Gründung 1753 sehr oft als Ursprung der Institution Museum genannt wird, weil hier erstmals ein Staat ein Museum gründet.
 
Das British Museum ist denn auch wirklich die Nummer eins auf der Bestenliste aus Kalkutta, denn freundlicherweise ist der Textinformation der indischen Webseite auch eine Grafik beigegeben, zwar nur etwas größer als eine Briefmarke, aber immerhin mit dem Anspruch, Weltkarte zu sein und mit Einträgen zu den ältesten Museen.
 
 
Die Podestplätze haben diesem museologischen Weltatlas im Bonsaiformat zufolge nach an zweiter Stelle die kaiserliche Gemäldegalerie im Belvedere in Wien inne und das Charleston Museum in Philadelphia.
 
Jetzt könnte ich beckmesserisch sein, und an der Liste rummäkeln. Da ist z.B. das Gründungsdatum des Gewinners falsch. Fehler der Zeitmessung sozusagen, aber macht nichts, es kommen sogar noch sechs Jahre dazu, denn korrekt ist für das British Museum 1753. Dennoch: Der erste Platz ist innerhalb dieses Rankings nicht gefährdet. Auch das Ungarische Nationalmuseum ist mit 1802 falsch datiert, richtig ist 1804.
 
Aber darum geht es gar nicht. Die Frage ist, warum wurden diese Museen ausgewählt, warum wurde nichts in Erwägung gezogen, was früher und sonst noch alles an Institutionen existierte, die das Wort Museum  trugen, warum wird nicht Oxfords Ashmolean Museum oder die Museen, die die Habsburger in Florenz gegründet haben erwähnt. Warum kommen nicht noch ältere Sammlungen vor, etwa die bedeutenden Natursammlungen Italiens? Warum keine fürstlichen? Dreseden? Stockholm? Paris - die königliche Galerie im Palais du Louxembourg. Rom- das Museo Pio Clementino?
 
Kurz gesagt, es wäre interessant, was man in Kolkata/Kalkutta unter „Museum“ versteht.
Aber darauf gibt die Webseite (1) leider keine Antwort. Das Indian Museum weiß es so sicher, sagt aber nichts weiter begründend dazu.

Das Gründungsdatum des Indian Museum ist übrigens der 2. Februar 1814. Es ist das erste Museum Indiens, das ist korrekt und es ist das erste im asiatisch-pazifischen Raum. Anders gesagt, es gehört zu den frühesten Museen, die die Idee des Museums, das in Europa entstand, importiert haben. Und. Es ist eine koloniale Gründung, hervorgegangen aus der ausschließlich von einer britischer Elite 1794ff. gegründeten (und noch bestehenden) Asiatic Society. Viele Mitglieder waren zugleich Wissenschafter und Kolonialbeamte sowie Mitglieder der mächtigen East India Company. 
 
Abgesehen von einigen ganz wenigen Gründungen in den jungen Vereinigten Staaten von Amerika, ist das Indian Museum eins der frühesten Beispiele für den Export der genuin europäischen Idee des Musuems. Wir stoßen hier auf eine doppelte Kolonialisierung. Eine politisch-kulturelle, verkörpert in einer Institution wie der Asiatic Society, und einer museologischen. Das heißt der (beginnenden) Durchsetzung eines Modeölls kultureller Repräsentation, das sich nach und nach weltweit durchsetzen wird und sich insbesonders im Museumsboom der letzten Jahrzehnte (einer überproportional anwachsenden Zahl an Museumsgründungen) durchgesetzt hat.
 
Zurück zur Frage, die das Indian Museum aufgeworfen hat. Warum ist es denn so interessant, welches das erste Museum ist? Die triviale Antwort lautet: weil Ursprünge immer Interesse wecken. Die paradigmatische Frage ist die nach unserem Ursprung - woher komme ich -, biografisch, anthropologisch usw. - woher kommen wir? Eine solche Neugier nach dem woher und warum gibt es auch bei Institutionen, wann entstand der Film, das Kino, die Fotografie, das Theater?
 
Wir werden bei den Versuchen solche Ursprungsfragen zu klären, auch beim Museum auf den Umstand stoßen, daß es Antworten gibt, plausible und weniger plausible, aber keine endgültigen. Etwas rationaler gesagt: Die Frage nach dem Ursprung ist die nach dem Wesen, nach dem Sinn der Institution. Darauf kann man Antworten finden, aber eben nicht nur eine.

Als ich, am Beginn meiner beruflichen Laufbahn, den gewissermaßen unschuldigen Gebrauch des Museums als Ort, wo ich auf Kunst oder Geschichte treffen konnte, verlernte und die reflexive Frage stellte, war es genau die: was ist denn das - ein Museum? Und wann und vor allem: warum entsteht so etwas?

Das Museum in Kalkutta und seine Geschichte geben uns keine Antwort. Aber es provoziert die nötigen Fragen.

Fortsetzung folgt
 
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(1) Die Webseite, von der ich die (Selbst)Einschätzung des Indian Museum als neuntältestes bezogen habe, existiert nicht mehr. Offenbar nutzte die englischsprachige Wikipedia, dieselbe Quelle, weil es dort, als ob es eine Tatsache wäre, als neuntältestes Museum der Welt genannt wird. Hier die aktuelle Webseite des Museums, aufgeschlagen auf der Seite mit den Informationen zu seiner Geschichte.
Die Abbildung zeigt den ersten Sitz der Indian Society. Leider kenne ich die Quelle dieser Darstellung nicht. Es existiert eine andere, detaillierte Ansicht und die stammt von 1828. Das heutige Indian Museum ist in einem im Kolonialstil errichteten großen Museumsbau untergebracht. Es ist das größte und eines der prominentesten Museen Indiens.
 
 

Donnerstag, 29. August 2019

Museen zwischen den Fronten. Restitutionsforderungen und unethisches Sponsoring



Museen zwischen den Fronten

Über den Museen ziehen Gewitterwolken auf und das in zwei Fronten. In Deutschland und Frankreich aber langsam auch auf andere Länder übergreifend, ist eine heftige Debatte über die Restitution kolonialen Raubgutes entbrannt. Und in den USA und in England gerät das Sponsoring in Kritik und wird in durchaus militanten Aktionen attackiert. Es gibt einen Unterschied zwischen den beiden Auseinandersetzungen: die Restitutionsdebatten werden überwiegend von Wissenschaftern, Restitutionsexperten und Journalisten geführt. Und das durchaus vehement - kaum ein Tag vergeht ohne einen einschlägigen Artikel in einer großen Deutschen Tageszeitung. Die Angriffe auf Sponsoren großer Kulturinstitutionen werden aber von der Zivilgesellschaft unter starker Beteiligung von KünstlerInnen getragen.

Die Firma, die derzeit am heftigsten unter Beschuß geraten ist, Purdue Pharma, die einer der reichsten Familien der USA gehört, hat allem Anschein nach skrupellos ein süchtigmachendes Schmerzmittel aggressiv lanciert und zu einer Opioid-Krise in den USA geführt, der jährlich tausende Menschen zum Opfer fallen. Unter dem Druck erster Prozesse und Schuldsprüche beginnen erste, große Museen, sich von Sponsor zu trennen oder mindestens auf Distanz zu gehen.

Beide Vorgänge sind fundamentale Attacken auf das Museum als solches. In der Restitutionsdebatte wird die teilweise gewaltförmige und unrechtmäßige sowie verschwiegene Grundlage von Museen sichtbar und ihre hegemoniale politische Funktion. Beim Sponsoring durch unethisch eingeschätzte Konzerne agiert das Museum als Agentur der Veredelung und Verschleierung. Hinter den scheinbar selbstlosen Geldgebern verstecken diese ihre menschenverachtenden Praktiken – es handelt sich um toxische Philantropie.

Das British Museum wird wegen seines Sponsors British Petrol angegriffen und beim Whitney Museum steht ein Beirat der Institution in der Kritik, Warren Kanders, als Besitzer einer Firma, die unter anderem an der mexikanischen Grenze eingesetztes Tränengas produziert. Jetzt steht sogar die im Kunstbetrieb wichtige Biennale, die das Museum ausrichtet, auf dem Spiel, weil sich Künstler zurückziehen und über einhundert MitarbeiterInnen des Museums sich gegen ihren vice-chair wendeten. Eine Initiative Decolonise this Place, die auf den Rücktritt des Beirats hinarbeitet, verknüpft in ihrem Namen beide Motive, Museen anzugreifen: die neokoloniale staatliche Gewalt gegen farbige Minderheiten - als der der Einsatz des Tränengases gegen Migranten eingestuft wird - und das Art-Washing des Konzerns „Safariland“ (sic!) durch das Museums-Sponsoring.

Es konnte nicht ausbleiben, daß jemand auf die Idee kam, beide Fronten zu einer zusammenzufassen. In einem jüngst in The Guardian (20 Feb 2019) erschienen Essay verdammt die Kunsthistorikerin Alice Procter kurzerhand die Museen generell: „The whole concept of The Museum is a colonialist, imperialist fantasy, born from the fallacy that somehow the whole world can be neatly catalogued, contained in a single building, mapped out for easy digestion.“ Und mit Hinweis auf diegegen BP protestierenden BesetzerInnen des British Museum, schreibt sie: „They’re all tired of museums being unquestionable, unethically funded pleasure houses where dirty money gets made to look like shiny civic pride.“

Solcher Fundamentalismus läßt sich leicht beiseiteschieben, aber beide „Fronten“ haben ihre Dynamik entwickelt, die noch nicht auf ihrem Höhepunkt angekommen zu sein scheint. Es wird sich zeigen, ob das Geschlossenhalten der Augen und Ohren weiter die geeignete Strategie der Museen sein wird, der tiefreichenden Herausforderung gerecht zu werden. Denn noch nie in der Geschichte des Museums sind einer breiten Öffentlichkeit die strukturellen Widersprüche der Institution so klar vor Augen geführt worden.
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Dienstag, 26. März 2019

Die Drogenabhängigkeit der Museen

Die National Portrait Gallery in London hat eine Zuwendung der Familie Sackler zurückgewiesen. Sie ist die erste derartige und gewichtige kulturelle Einrichtungen, die dies tut.

Die Familie Sackler wurde mit dem Verkauf von abhängig machenden Schmerzmitteln über ihre Firma Purdue Pharma zu einer der reichsten Familien der USA. Das Ausmaß des Konsums der Droge und der Folgen mit zigtausenden Toten allein in den USA jährlich - Tendenz stetig steigend -, wird inzwischen offiziell als Epidemie oder Opiodkrise bezeichnet. Inzwischen laufen mehrere Gerichtsverfahren gegen die Familien, sehr spät, ist doch das Suchtpotential von Oxycontin, einem der umsatzstärksten Medikamente der Welt, seit Jahrzehnten bekannt. Das Medikament, ursprünglich nur für Schwerstkranke gedacht, wurde mit aggressiver Werbung und gezielten Strategien als allgemeines Schmerzmittel durchgesetzt. Dabei gelang es der Firma den gesamten Prozeß - von der Erzeugung über die Erporobung und Begutachtung, den praktischen Test in Krankenanstalten, die Werbung und den Vertrieb bis hin zur manipulativen Bericterstattung - in seinem Interesse zu kontrollieren und zu beeinflussen. Mittlerweilen wurde in Gerichtsverfahren die rücksichtslose Politik der Sacklers sehr weit aufgeklärt und es kam zu ersten Verurteilungen.

Aus ihrem Vermögen schöpfend trat die Familie Sackler als Sponsor vieler großer Kulturinstitutionen auf: Metropolitan Museum New York, Smithsonian Museum Washington, Victora & Albert Museum London, Guggenheim Museum New York, Louvre Paris, Tate Gallery Lonson, Harvard University, Princeton University, University of Oxford u.v.a.m. Zahlreiche Einrichtungen tragen den Familiennamen Sackler, wie etwa die Sackler Library der Universität Oxford für wissenschaftliche Literatur auf den Gebieten der Altertumswissenschaften, Archäologie und Kunstgeschichte oder die Serpentine Sackler Gallery in London. das Arthur M. Sackler Museum of Art and Archaeology der Harvard University, der Arthur M. Sackler Wing of Galleries at the Royal Academy of Arts. In Peking eröffnete 1993 The Arthur M. Sackler Museum of Art and Archaeology. Die Aufzählung ist bei weitem nicht vollständig.
Ein Mitglied der Familie, Mortimer Sackler ist übrigens Ehrensenator der Universität Salzburg, eine Ehre, die er mit einem anderen Kultur- und Museumsmäzen teilt: Herbert Batliner.


Die vielelicht berühmteste Sackler-Galerie in einem Museum, die im Metropolitan-Museum New York. Im Sackler-Wing ist unter anderem der Tempel von Dendur zu sehen, den die USA von Ägypten geschenkt bekamen, als der gewaltige Nilstaudamm, den man seit den 60er-Jahren erichtete, viele altägyptische Bauten und Kunstwerke überflutet hätte.
Carsten Probst hat im Deutschlandfunk die Motive von Konzernen gerade mit moralisch fragwürdiger Geschäftspolitik klar umrissen: "Spätestens seit der Finanzkrise von 2008 entdecken immer mehr Investoren ihre vermeintliche Liebe zur Kunst und sehen darin doch eigentlich nur einen alternativen Markt für Geldanlagen. Und wenn Großkonzerne oder von ihnen abhängige Stiftungen Museen und Universitäten in aller Welt fördern, hat auch dies in der Regel weniger mit rein philanthropischen Motiven zu tun, als mit Öffentlichkeitsarbeit. Auto- oder Zigarettenhersteller, Banken, Rüstungskonzerne oder Pharmafirmen, sie alle haben Imageprobleme, denen man am besten mit der öffentlichen Demonstration edler Gesinnungen begegnet. Volkswagen fördert mit Vorliebe Ausstellungen mit dem Thema Natur und Umwelt. Banken gerieren sich als Wohltäter am Gemeinwesen, Rüstungskonzerne wie Rheinmetall fördern die Völkerverständigung wie etwa durch Sponsoring einer Großausstellung mit europäischer Gegenwartskunst in Peking. Und die private Stiftung der Familie Sackler, die der Pharmabranche nahesteht, fördert großzügig Kunst und Wissenschaft in aller Welt, um den medizinischen Fortschritt in die Nähe anderer kultureller Errungenschaften zu rücken."

Der Entschluß der National Portrait Gallery, eine Spende der Familie Sackler anzunehmen fiel, als die Künstlerin Nan Goldin damit drohte, eine geplante Retrospektive ihres Werkes abzusagen, wenn das Museum nicht die finanzielle Zuwendung der Sacklers abweisen sollte. Nan Goldin, zeitweilig selbst opioidabhängig, hatte zuvor an mehreren Museen, Metropolitan Museum, National Gallery London und Guggenheim Museum Proteste gegen die Drogenpolitik der Sacklers organisiert. Ihre Aktivitäten scheinen mittlerweile zusammen mit den Gerichtsverfahren, Verurteilungen und der kritischen Berichterstattung in großen US-Medien, dazu zu führen, daß auch andere Museen sich gegen Sackler abgrenzen oder versprechen, ihre Sponsoring-Regeln zu überdenken. Eine Debatte, die die Tiefe der gegenwärtigen Restitutionsdebatte kolonialen Raubgutes hat, ist das noch nicht. Aber vielleicht ein Anfang dazu.

P.S.: Lange hat es gedauert, aber jetzt hat dann doch auch einen österreichische Zeitung das Thema entdeckt, und sich gefragt, wie es in dieser Frage um die Praxis österreichischer Museen steht. Michael Wurmitzer:  Glock, Novomatic, OMV: Von wem sollen Museen Sponsoringgeld nehmen?, in: Der Standard, 6.Juni 2019. https://derstandard.at/2000104411620/Glock-Novomatic-oder-OMV-Von-wem-sollen-Museen-Sponsoringgeld-nehmen


Dienstag, 29. Januar 2019

Parthenon-Fries. Ein wiederholtes "Ätsch" vom British Museum

Stilsicher hat der deutsche Direktor des British Museum, Hartwig Fischer, ausgerechnet in einer griechischen Zeitung die Verfrachtung des Parthenon-Frieses durch Lord Elgin als "kreativen Akt" bezeichnet. Er stützte sich dabei auf eine etwas abstruse Argumentation. Jede Musealisierung sei nun mal eine Entfremdung eines Werkes von seinem Kontext und verglich die Inbesitznahme des Frieses durch das British Museum mit - ausgerechnet - dem Akropolismuseum, wo ja derselbe "transformative" Vorgang stattgefunden habe.
Auf die paar Kleinigekiten kommts da nicht so drauf an, etwa auf die Unterscheidung von gewaltförmigen und gewaltlosem Handeln.
Schon einer seiner Vorgänger Neil MacGregor, ein Hardliner der Sonderklasse in Sachen Restitution, zeichnete sich durch eine Haltung in Sachen Elgin Marbles aus, die nahe an der Verhöhnung lag. Entgegen der Schutzbehauptung, die Skulpturen seien nicht mehr transportfähig, lieh er welche an die Eremitage aus, während er sich hartnäckig weigerte, auch nur über befristete Leihgaben an Griechenland nachzudenken.
Ein Museumssprecher schob nach: "We believe there is a great public benefit in being able to see these wonderful objects in the context of a world collection." Also: Restitutionskonflikte und -debatten gibt es nicht nur zwischen Europa und Afrika.
Übrigens: Der Chef der Labour-Party, Jeremy Corbin, verspricht im Falle eines Sieges seiner Partei bei Parlamentswahlen die athenischen Skulpturen und Reliefs zu restituieren. Da sollte man vorsichtig sein. Der hatte auch einen Vorgänger im Amt, Tony Blair, der das schon mal aus der Opposition heraus gleichlautend ankündigte. Und das Versprechen dann schnell vergaß, als er Premierminister war.

Freitag, 8. Juni 2018

Über die Nützlichkeit des Ausstellens

Lewis George P.: Crowd of children throng an exhibition of official war photographs, titled "See the War", at the City Art Gallery in Leeds. 5,000 school children visited the exhibition. 1919

Dienstag, 8. November 2016