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Freitag, 28. Oktober 2022

Matthias Beitl im Gespräch. Das Museum als geschützter, sozialer und demokratischer Ort

Wie oft hört man einen Museumsleiter (oder eine Leiterin) ausführlich (fast dreißig Minuten) über Sinn und Zweck des Musuems reden? Matthias Beitl, Leiter des Volkskundemuseums in Wien, wurde diese Möglichkeit von der Tageszeitung Der Standard eingeräumt. In Form eines Podcasts, den man unter dieser Adresse abrufen kann: https://www.derstandard.at/story/2000140341166/wie-das-museum-der-zukunft-aussehen-koennte

Matthias Beitl hat seine Zeit gut genutzt und über Digitalisierung informativ und eher skeptisch gesprochen. Auch in der Debatte um Auswirkungen der Klimakrise, der jüngsten Teuerungswelle etc. argumentiert er wohltuend aus der Praxis heraus.

In der „Königsdisziplin“ der Zukunftsprognose zeigt er sich trotz aller Krisenphänomene optimistisch, was den Geschützen und sozialen ebenso wie demokratischen Ort Museum betrifft.

Hörenswert als facettenreicher und klug argumentiertet Beitrag zu einer grundsätzlicheren und gründlichen Musuemsdenatte.

Dienstag, 23. November 2021

Bauersfrau, auf dem Kopf einen Korb tragend oder Liegt die Zukunft des Museums in seiner Digitalisierung

 

Meret Oppenheim: Bauersfrau, einen Korb auf dem Kopf tragend

Informationstext zum Digitalisierungsprojekt

Die Helvetia-Versicherung wirbt im Kunstmuseum Bern für ihr Digitalisierungsprojekt, hier der "Handschuh" von Meret Oppenheim
Alle Fotos Gottfried Fliedl 2021


Freitag, 27. März 2020

Museen in der Coronakrise. Analog oder digital?



Bestrebungen zur Digitalisierung der Museen sind in der Coronakrise zur Hoffnung geworden, Museen digital weiter betreiben zu können.
Wenn das Museum, wie wir es bislang kannten, digital substituierbar ist, wozu soll man es denn wieder aufsperren?

Montag, 11. März 2019

Nur einen Mausklick vom Museum der Zukunft entfernt

Es ist ja nicht das erste Mal, daß uns versprochen wird, wir könnten uns den Museumsbesuch eigentlich auch sparen. Denn im digitalen Universum stünden uns ja Sammlungen und Museum ohnehin schon in unübersehbarer Zahl und Form zur Verfügung.
Jetzt lese ich etwas, das mir neu vorkommt, was eine weitere, interessante Entwicklung zu sein scheint. Eine Art von "Streamingdienst" als "Digitale Kunsthalle". Unter dem Titel wird ein virtueller Rundgang angeboten, bei dem Gemälde oder Skulpturen angeschaut und Informationen dazu abgerufen werden können. "Es sind weit verstreut ausgestellte Werke in Zukunft nur noch wenige Klicks voneinander entfernt", hieß es vom ZDF. "Kunst aus Museen und privaten Sammlungen wird so für alle zugänglich." Für das Angebot wird mit 35 kulturellen Institutionen in Deutschland zusammengearbeitet, darunter das Deutsche Literaturarchiv Marbach, das Städel Museum Frankfurt und die Berliner Staatsoper Unter den Linden. In der APA-Meldung heißt es weiter: Zum Auftakt des neuen Kulturangebots am Mittwoch wurden unter anderem Werke der Maler Lucas Cranach der Ältere und Lucas Cranach der Jüngere gezeigt, die nach Angaben des ZDF derzeit in den Depots der Klassik Stiftung Weimar lagern. Auch Interviews mit Schauspielern und Hintergründiges zu berühmten Kunstwerken sind über die neue Rubrikenseite ZDFkultur in der Mediathek abrufbar. So gibt es etwa eine Interviewreihe, in der unter anderem Katja Riemann, Marie Bäumer oder Nora Tschirner über ihre Erfahrungen am Filmset sprechen. Vielleicht ist den Verfassern des Textes da etwas durcheiandergekommen - Literaturarchiv, Katja Riemann, Oper, alles eins?
Daß es sich weniger um eine menschenfreundliche kulturelle Offensive einer staatlichen Rundfunkanstalt handelt, sondern um eine Diversifizierung des Angebots, das die Rentabilität des Unternehmens und seine Konkurrenzfähigkeit auf dem Kulturmarkt stärken soll, muß man sich selber dazudenken. Stattdessen wird uns ein Topos der 80er-Jahre neu schmackhaft gemacht, die "Kunst für alle". Deren Zugänglichkeit nun nicht mehr nur von den Museen und Ausstellungshäusern reguliert wird, sondern von neuartigen Anbietern.
Täusche ich mich? In letzter Zeit häufen sich, mehr oder minder euphorische Berichte über Projekte der Digitalisierung des Musealen (von Objekten, Sammlungen, ganzen Museen, Museumsarchiven, Bildarchiven im Museumsbesitz...). Was mir auffällt ist, daß es keinerlei Relativierung oder Kritik gibt, keinen Hinweis auf die Grenzen der Digitalisierbarkeit des Musealen, keine Verteidiger der - so hieß es noch vor fünfzehn oder zwanzig Jahren -, der "Konträrfaszination" des  absolut unverzichtbaren Originals. Die überdies das Museum gegen die digitale Konkurrenz immunisiere und die Leute in die Museen treibe.
Als die technische Möglichkeit der digitalen Speicherung entwickelt wurden, waren die Diskussionen noch Kontrovers. Ich erinnere mich an eine Tagung, wo Apologeten von Sammlung- und Vernetzungsideen im virtuellen Raum auf kritische Kuratoren, Didaktiker, Kulturtheoretiker trafen. Und jetzt? Weder IT Experten noch Kulturpolitiker noch Kuratoren noch Kunstkritiker nehmen Anstoß an der Digitalisierung. Selbst dann nicht, wenn z.B. für den Fall der Restituierung ganzer kolonialer Sammlungen vorgeschlagen wird, die so ihrer Schätze erleichterten Museen könnten ja digitale Kopien zeigen. 

Digitale Techniken, das zeigen die Versuche, sie in Schulen durchzusetzen, etwa sie flächendeckend mit Computern auszustatten, gejören zu den "matktkonformen" und neoliberaen Strategien. Dessen Ziel ist es aber immer, "Daten in Geld zu verwandeln" (Björn Schulz) und nicht ein pädagogisches Sendungsbewußtsein. Das gilt natürlich auch für Museen. Wird die Digitalisierung etwa dort im Dienst kritischer Diskurse eingesetzt?
Unlängst lese ich einen Artikel über die mühsame Erforschung, man muß sagen Fahndung, nach Kunst von Frauen, die in psychiatrischen Kliniken, Irrenanstalten usw. kreativ waren, und deren Werke mühsam wiederentdeckt und veröffentlicht werden - durch Ausstellungen in Museen. Die Expertin und Kuratorin dazu: diese Werke müssen ins Museum, im Internet verschwinden sie aus der Öffentlichkeit. Da hätten wir schon mal ein Argument, wo man doch eine Diskussion beginnen könnte, kein schlechtes, eins mit dem behauptet wird Veröffentlichung zieht Verschwinden nach sich.
Ein anderes Argument wäre: das staatlich-öffentliche Museum sperrt sich seiner institutionellen Logik nach gegen Ökonomisierung, es "rechnet sich nicht". Digitalisierung ist aber sehr wohl ein Geschäftsfeld. Und eins, das offenbar schon drauf und dran ist, den Museen aus der Hand genommen zu werden. Aber man könnte ja auch - ganz altmodisch? - fragen, was ist denn nun mit den schönen Begriffen Original, Aura, Zeugenschaft, Echtheit geworden?

Mittwoch, 27. April 2016

Das Wort des Tages

"Vielleicht wird die Qualität des 'Hier und Jetzt' eines Kunstwerks, dessen Aura im Sinne Walter Benjamins heutzutage aber auch gar nicht mehr vermisst? Man schaue sich um in den Museen! Groß und Klein tippen dort mehr auf interaktiven Monitoren oder der Museumsapp am Smartphone herum, als den eigenen Augen am Original zu vertrauen. Die Sehgewohnheiten haben sich radikal verändert. Ganz analog und ohne Netz geht es freilich heute nicht mehr. Die verpönten Artflipper hypen ihre heißen Kunstaktien auf Instagram, wo die Künstler ihre Arbeiten mit der Hoffnung auf Follower auch selbst promoten."

Anne Katrin Fessler über "L'Exposition Imaginaire" in der Kunsthalle Wien

Donnerstag, 9. August 2012

Schaufeln nun die Museen ihr eigenes, digitales Grab?

Vom New Museum in New York behauptet man neuerdings, daß es das erste renommiertes´ Haus für internationale Gegenwartskunst ist, das eine rein digitale Ausstellung anbietet, regelmäßig (monatlich) und nur im Netz.
Eine Revolution?
Na ja.
Der Image Atlas der Künstlerin Taryn Simon kann etwas, aber das ist nicht sehr aufregend. Für  Länder, die man aus einer Auswahl festlegen kann (Achtung: Partizipation!) kann sich der 'Besucher' der der Webseite imageatlas.org zu einem eingegebenen Wort die ersten fünf Bild-Treffer bei Google anzeigen lassen.
Wahnsinnig viel gibt das nicht her und der beschworene interkulturelle Vergleich, der einem als Surplus angedient wird, ist ein wenig läppisch und sehr mager.
Eher ein Kaltstart als eine Revolution.