Dienstag, 31. Juli 2018

Museumskühe

Anfang Mai kam es im Bozener Museum für moderne und zeitgenössische Kunst zur Welturaufführung des von Olaf Nicolai erdachten Projektes «Carillon». Für fünfzehn eigens angefertigte Kuhschellen komponierte Isabel Mundry ein wohlklingendes Werk, das freilich nicht von den Schellenträgern, den Kühen, losgelöst sein sollte. Die Tiere – genauer: fünfzehn Kühe mit schönen Namen wie Lusa, Eule, Gerti oder Fani – bekamen im Anschluss die Glocken umgehängt und durften auf der Talferwiese vor dem Museum eine «zweite, freie Komposition» beginnen. 
Noch bis Ende September besteht die Möglichkeit, Fani und Gerti auf das Hochplateau Tschögglberg zu folgen und staunend ihren Kompositionen zuzuhören.
Für diejenigen Banausen, die an der kreativen Kraft des Südtiroler Rindviehs leise zweifeln, haben die Museumsleute natürlich kraftvolle Erklärungen parat. Demnach verbinde «Carillon» die Museumsinstitution mit der «lokalen Umgebung und ihren wiederkehrenden Rhythmen» und schaffe so eine «singuläre Verbindung», deren Gegenstand selbstverständlich «auch die globalen Netze» seien, «in denen Aufmerksamkeit und Werte zirkulieren».

Wen die Glocke schlägt oder: Auch Kühe können Musik
Rainer Moritz, NZZ 27.7

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