Donnerstag, 10. Februar 2011

Offener Brief aus Frankfurt/M. an Danielle Spera

Sehr geehrte Frau Dr. Spera,

durch einen Anruf der Presse erfuhr ich, dass unser vorheriger e-mail-Austausch aus Ihrem Hause – ohne meine vorherige Zustimmung – an dieselbe gelangt ist. Um diesen Weg abzukürzen, erlaube ich mir, Ihnen nunmehr direkt einen „offenen Brief“ zu schicken.

Funktionssanierung ist für jede Immobilienentwicklung unumgänglich und begrüßenswert.

Wenn sie sich jedoch nur um den Preis der Zerstörung eines Kunstwerks realisieren lässt, ist sie gerade bei einem Museum dysfunktional und das umso mehr bei einem Jüdischen Museum, das einem ohnehin schon viel zu sehr dezimierten Kulturerbe verpflichtet ist.

Wenn ich in den letzten Jahren in Wien war, habe ich mir immer wieder besonders die Hologramme angesehen.  Von Anfang an und immer wieder empfand ich Bewunderung und Hochachtung für diese für ihren speziellen Raum konzipierte Kunstinstallation, die nun unwiederbringlich zerstört ist. Ihr hoher intellektueller und ästhetischer Anspruch verschaffte dem Jüdischen Museum Wien einen einzigartigen internationalen Stellenwert. Eine kleinere, nicht für den ursprünglichen Raum konzipierte Replik ist kein gleichwertiger Ersatz – zumal für mich derzeit nicht ersichtlich ist, dass sie im umgebauten Haus erneut installiert wird. Sollte sie aus dem sanierten Bau verbannt bleiben, käme das für dieses Kunstwerk in meinen Augen – mutatis mutandis – einer neuen „Wiener Gesera“ gleich.

Nach dem ersten Schock angesichts der Bilder der Verwüstung bleiben mir trotz Ihrer Ausführungen noch Fragen.

Wie steht es mit den Rechten des oder der Urheber dieses Kunstwerks? Ist dieser oder sind diese bezüglich der Zerstörung befragt worden? Hat er oder haben sie eventuell sogar zugestimmt? Geht der von Ihnen erwähnte gerichtliche Sachverständigen evtl. auch auf die Urheberrechtsproblematik ein?

Ohne dessen Gutachten zu kennen, kann man dazu nicht Stellung nehmen. Dabei bin ich allerdings grundsätzlich der Meinung, dass kein Sachverständigengutachten einen der eigenen Verantwortung entheben kann.

Ihrer Antwort entgegensehend und mit kollegialen Grüßen

Johannes Wachten


STADT FRANKFURT AM MAIN
– Der Magistrat –
JÜDISCHES MUSEUM
Dr. J. Wachten
Oberkustos und stellv. Direktor

(Hier zur Reaktion von Frau Direktor Spera auf Herrn Wachtens Schreiben)

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