Die Bilder der Zerstörung der Hologramme aus dem Jüdischen Museum in Wien haben mich empört und entsetzt. Noch die Argumentation der Direktorin, ihr Vorgehen sei technischen Problemen geschuldet (man habe die Hologramme auch für ein Depot nicht erhalten können, denn sie ließen sich nicht auseinanderschrauben!) belegt, wie Gedankenlosigkeit umschlägt in Bedenkenlosigkeit gegenüber ästhetischer, gesellschaftspolitischer und ethischer Verantwortung den Dingen gegenüber, die das Museum bewahrt.
Ich kenne das Wiener Museum seit seiner Gründung, und ich kenne kein anderes, das die besondere Aufgabe Jüdischer Museen so sensibel in die Gestaltung von Dauer- und Sonderausstellungen übersetzt hat. Aufgabe Jüdischer Museen ist es, Aspekte der Geschichte der Juden auszustellen in den Spuren einer materiellen Überlieferung, die vernichtet werden sollte wie die Menschen. Die Hologramme waren eines der Medien, mit dem das Museum an das, was übrig blieb und an das, was zerstört wurde, erinnern und die Nähe von Erinnern und Vergessen, von Anwesenheit und Abwesenheit im Museum erfahrbar machte und den Besuchern ermöglichte und zumutete, darüber nachzudenken.
Die Zerstörung der Ausstellung und die Verstörung über die uns aus Wien erreichenden Bilder sind auch Zeichen dafür, wie Erinnern und Vergessen dieser Geschichte konfliktreich in die Gegenwart hereinragen. „Neue Wege“ zu gehen hat die neue Direktorin angekündigt. Vielleicht sollte sie den Raum, so wie er jetzt aussieht, für Besucher öffnen und diese fragen, woran diese „Installation“ sie erinnert?
Dr. Sabine Offe, Bremen.
Autorin von "Jüdische Museen in Deutschland und Österreich", Berlin 2000
Institut für Religionswissenschaft
Universität Bremen
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