Samstag, 12. Februar 2011

Angriff als Verteidigung. Und noch einmal: die Leitung des Jüdischen Museums erklärt uns, daß alle im Unrecht sind

Ein Überraschungsei: Die Leiterin des Jüdischen Museum der Stadt Wien läßt via Standard ein Gesprächsangebot an ihre Kritiker vermelden. Ja, sie habe ihre Kritiker (die sich in einem offenen Brief an sie gewandt hatten), eingeladen, das Gespräch mit ihr aufzunehmen.

Nur, was weder sie noch der Verfasser des Artikels (hier der Link), Thomas Trenkler, sagen: das Gesprächsangebot kam von den Kritikern selbst. "Wir würden uns sehr freuen", steht da als letzter Satz des Briefes, "Ihre Antworten auf unsere Fragen zu hören und mit Ihnen in ein Gespräch darüber zu treten." Das war vergangenen Mittwoch.
Nun, am Freitag, will es also Danielle Spera gewesen sein, die die Hand ausgestreckt habe.

Mit dem Halbsatz, der relativierend nachgeschoben wird - "Antwort ist bis dato aber keine eingelangt" - soll uns vermutlich die Seriosität der Kritiker zweifelhaft gemacht werden, und uns an die Möglichkeit denken lassen, sie würden nicht gesprächsbereit sein. 

Frau Spera und Herr Menasse, die für diese bislang letzte museumsoffizielle Äußerung firmieren, müssten nur mal die Leserbriefe ansehen, um zu erkennen, wie kontraproduktiv ein derartiger Auftritt ist. Für wie dumm verkauft man uns?, die Frage wird da mehr als einmal in den Postings gestellt.
 
Nachdem dann im Text ein weiteres Mal auf die technisch nicht mögliche Erhaltung hingewiesen wird, entscheiden Frau Spera und ihr Prokurist Peter Menasse, daß es sich bei den Hologrammen nicht, wie die Kritiker behauptet haben, um Kunstwerke gehandelt habe. Sondern um "Hologramme von Porträts und Objekten", die "im Auftrag der Chefkuratorin Felicitas Heimann-Jelinek und des Architekten Martin Kohlbauer (er ist der Mann von Gabriele Kohlbauer-Fritz, einer Kuratorin des Museums)" angefertigt worden seien.
 
Während wir noch nachdenken, was man uns mitteilen will, indem man uns über den Familienstand eines Hausarchitekten informiert, werden dieser und die Kuratorin erst mal gerügt. Die Hologramme und die Demontage seinen bei den Vorgesprächen nie ein Thema gewesen. Was sie "menschlich enttäuscht" habe. Aber das genügt nicht. Da muß auch Strafe sein, worin auch immer das Vergehen der beiden Genannten gelegen haben muß, das sich im Satz "Die Hologramme und die Demontage seien bei den Vorgesprächen nie ein Thema gewesen", versteckt hält. Und die 'Strafe' besteht darin: "Heimann-Jelinek und Kohlbauer werden nun, nach den Vorfällen, nur mehr den zweiten Stock gestalten."
 
Und jetzt noch eins drauf (das Überraschungsei wird zur russichen Puppe): "Dadurch komme es, so Menasse, zu weiteren Verzögerungen beim Umbau." Da hatten wir uns doch eben erst mit der Frage zu beschäftigten begonnen, wieso das Entsorgen der Glasscherben der Hologramme, wie das Museum erst vor Stunden mitteilen ließ, die Eröffnung um zwei Monate verzögern würde, da wird uns auch schon einer neuer, ganz anderer Grund für den Aufschub mitgeteilt.
 
Wenn ich die krause Logik der Argumentation noch einigermaßen nachvollziehen kann, bedeutet das, daß die 'Bestrafung' der beiden Mitarbeiter, nur den zweiten Stock gestalten zu dürfen, zur Verzögerung der Eröffnung führt, mit anderen Worten, die Museumsleitung die Verzögerung nicht nur in Kauf nimmt, sondern selbst herbeiführt, indem sie - wofür? - Mitarbeiter 'bestraft'.

Kann mir jemand helfen? Ich versteh's nicht mehr. - Waren da  nicht die 'Glasscherben' der 'bessere Grund' um das Hinauszögern der Eröffnung zu rechtfertigen?

Ja und dann noch was: bedeutet das, daß im ersten und zweiten Stock die Dauerausstellung, wie sie bisher war, wieder hergestellt und unverändert weiter gezeigt wird, ohne ihr Herzstück, den Hologramm-Raum, also gleichsam als Fragment, als Ruine? Oder kommt dann doch eine ganz neue Dauerausstellung? Aber wann, und wie? (Und wer darf sie machen?).

Wie gesagt: Ein Überraschungsei. Bloß - wer hat's (sich) gelegt?

3 Kommentare:

  1. Herr Fliedel,

    es ist alles so einfach, wenn man nicht den Wutschaum vor Mund und Augen hat.
    Die MuseumsdirektorInnen haben einen Diskurs vorgeschlagen, wir haben das per Mail sofort begrüßt und um Terminvorschläge gebeten. Antwort darauf haben wir keine erhalten.

    Erstaunt über Ihre aggressive Energie,
    Peter Menasse

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  2. Sehr geehrter Herr Menasse!
    So steht es aber nicht im Artikel. Da steht, daß Frau Spera das Gespräch angeboten hat. Da bislang keine Zeitung (soviel ich weiss) den gesamten Text der Direktoren veröffentlicht hat, gibt es für den Leser daher kaum eine andere Möglichkeit, als den folgenden Satz, man habe keine Antwort erhalten, tendentiell als Verweigerung einer z u e r s t vom Jüdischen Museum angebotenen Diskussion verstehen. Das ist aber das Gegenteil dessen, was tatsächlich vorgegangen ist. Oder? Um darauf aufmerksam zu machen, braucht man keine aggressive Energie, das ist eine ganz nüchterne, einfache Überlegung. Sicher haben Sie bemerkt, daß auch in den Postings manche Leser das als ganz massive Irreführung auffassen und das nicht so gut finden. Und ihre Formulierung "wir haben das per Mail sofort begrüßt und um Terminvorschläge gebeten", was bedeutet das genau? Ich fürchte, da haben Sie etwas gemacht, womit Sie sich erneut Ärger einhandeln werden. So einfach ist eben nicht alles. -- Aber das ist Angelegenheit der Verfasser des Briefes. Die werden Ihnen antworten. Da bin ich mir sicher.
    Ich bins gewohnt, daß man meinen Namen falsch schreibt, aber da sie schon einige Male wie ein Pressesprecher an die Öffentlichkeit treten (während ihr eigentlicher Pressesprecher wohin geraten ist?), finde ich es nicht wahnsinnig professionell, einen Kritiker anzugreifen und seinen Namen falsch zu schreiben. Dies festzustellen gebietet mir meine aggressive Energie. Ihr Gottfried Fliedl

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  3. Sehr geehrter Herr Menasse!
    Ein link ist zu Ihnen unterwegs, der Ihnen ermöglicht, jederzeit und ohne jegliche Redaktion durch mich auf meinem Blog zu Posten. Ich lade Sie ein, auch auf diesem Weg etwas zur Diskussion beizutragen und uns - mich und Freunde und Kollegen -, bei der Klärung nach wie offener Fragen zu unterstützen.
    Ihr
    Gottfried Fliedl

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