Mittwoch, 2. März 2011

Jüdisches Museum Wien - CSI übernehmen sie!

Immer merkwürdigere Züge nimmt die Debatte um den Abbruch der Hologramme des Jüdischen Museum der Stadt Wien an. Jetzt geht’s offenbar (nur noch) um eine graue Masse und ihre Eigenschaften…

Wie erinnerlich spielt die Frage eine Rolle, ob die Hologramme ohne Zerstörung hätten demontiert werden können oder nicht. Daran hängt dann die Beurteilung, ob die Museumsleitung beim Abbau dieses Teils der Dauerausstellung einem technischen Sachzwang gefolgt sei und ob es ihr damit unmöglich war, zumindest Teile der Hologramm-Installation zu bewahren.
Obwohl mit dieser Frage nach wie vor die grundsätzlichere nach dem Umgang der Museumsleitung mit der bisherigen Haltung des Hauses und seiner Ausstellungstätigkeit, die international so hoch geschätzt wurde, und zu seiner Zukunft nicht zu entscheiden ist, kommt ihr doch eine große Bedeutung zu.
Mit dem Beharren auf der Darstellung nämlich, man sei wegen der materiellen Beschaffenheit der Konstruktion an der Bewahrung der (oder Teilen der) Hologramm-Installation gehindert worden, möchte sich die Museumsleitung rechtfertigen und der Kritik allen Wind aus den Segeln nehmen.
Die heutige Presseaussendung der Wien-Holding ist insofern bemerkenswert, weil sie ein Indiz dafür ist, daß der Rechtsträger des Museums selbst die Angelegenheit bislang nicht für geklärt hielt; das hatte ja auch die Sitzung des Aufsichtsrates vor wenigen Tagen auch ergeben.
An der heutigen Presseaussendung scheinen mir besonders zwei Dinge bemerkenswert: das Fehlen von Angaben zu Autor, Wortlaut und Datum des Gutachtens und die auffallend noch immer alles offen lassenden Formulierungen.
„Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit“ ist nicht sicher und wieso ein Gutachten sich nicht entscheiden kann, ob nun ein Kleber verwendet wurde oder nicht oder ein Dichtmaterial „kleberartige Eigenschaften“ entwickelt hat, ist erstaunlich. Denn das war ja eine der zentralen Fragen.

Hier nun der Text der Presseaussendung.

Wien (OTS) - Um die Frage zu klären, ob die Hologramme im Jüdischen Museum Wien demontierbar gewesen wären, ohne die Glasobjekte zu zerstören, hat die Wien Holding über das Jüdische Museum Wien einen unabhängigen, gerichtlich beeideten Sachverständigen eingeschaltet. Das Gutachten zu dieser Überprüfung liegt nun vor.
Das Gutachten kommt zum Ergebnis, dass "die Elemente zerstörungsfrei nicht voneinander getrennt werden konnten, da sie mit heutigem Wissensstand mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auch unter und miteinander verklebt sind, bzw. bei der Montage vor 15
Jahren verklebt wurden".
Laut dem Gutachten kommen für das Verkleben der Platten zwei Ursachen in Frage: Entweder wurde bei der Montage vor 15 Jahren ein Kleber verwendet oder die damals verwendeten Dichtbahnen zwischen den Glasscheiben bzw. ein Silikonmaterial haben über die Jahre hin
kleberartige Eigenschaften entwickelt.
"Das Gutachten bestätigt damit schwarz auf weiß den Eindruck, den wir aus den bisherigen Erkenntnissen und dem Hearing der Direktorin des Jüdischen Museums Wien in der letzten Aufsichtsratssitzung, gewonnen haben. Spera hat gewissenhaft alle Abbau-Varianten geprüft. Nachdem alle Versuche zum Abbau der Installation, ohne diese zu beschädigen,gescheitert waren, ist letztendlich nur mehr der vollständige Abbruch der Hologramme als Alternative geblieben. Ich hoffe, dass nun alle Beteiligten wieder von der emotionalen Diskussionsebene zu einer konstruktiven und auf die Zukunft des Jüdischen Museums Wien ausgerichteten Arbeit zurückkehren können", so Wien Holding-Geschäftsführer Komm.-Rat. Peter Hanke.


Siehe auch den Post "Blow up". Hätte man die Hologramme erhalten können?

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