Medieninformation, Februar 2011
Aufgrund des aktuellen großen Interesses an den Hologrammen des Jüdischen Museums wird das zweite Set der Hologramme an einem Beispiel der Öffentlichkeit präsentiert. Unter dem Titel "Die Geschichte einer österreichischen Aufregung" ist ein ausgewähltes Hologramm von 16. Februar bis einschließlich Sonntag, den 20. Februar 2011 im Museum am Judenplatz zu sehen.
"Die Geschichte einer österreichischen Aufregung"
von 16.2.2011,10 Uhr bis 20.2.2011, 18 Uhr
Museum Judenplatz, Judenplatz 8,1010 Wien
Öffnungszeiten: So bis Do 10 bis 18 Uhr
Freitag 10 bis 14 Uhr, Samstag geschlossen
Zweiter Satz Hologramme geht in die USA
Alle Hologramme werden wir gleich nach Eröffnung unseres Haupthauses in der Dorotheergasse 11 in einigen Monaten für kurze Zeit der Öffentlichkeit zugänglich ausstellen, danach werden die Hologramme für ein halbes Jahr an ein Museum in den USA verliehen. Durch die Probleme beim Abtransport der Hologramme hat sich unser Zeitplan erheblich verzögert, die Wiedereröffnung wird sich daher vermutlich um zwei Monate verschieben. Im September werden wir Sie gerne wieder in der Dorotheergasse 11 begrüssen.
Stationen der Geschichte einer österreichischen Erregung
Die Fakten vorweg - Die Hologramme
Im 2. Stock des Jüdischen Museums Wien befanden sich 21 Hologramme. Jedes bestand aus zwei Glasplatten mit einer dazwischen fixierten Folie. Die Glasplatten waren rund 3,00 Meter hoch und 2,00 Meter breit. Das Gewicht dieser jeweils zwei Platten betrug rund 360 Kilogramm. Gefertigt waren die Platten aus einem Sicherheitsglas, das sich physikalisch nicht schneiden lässt. Es existiert laut vom Jüdischen Museum Wien hinzu gezogenen Glasexperten keine Methode, um diese Art von Glas zu bearbeiten. Wendet man mechanischen Druck an, zerbirst das Glas in kleinste Teile.
Beim Versuch des Abbaus Anfang Jänner 2011 zeigte sich, dass die Glasplatten nicht nur in die im Boden versenkten Stahl-Traversen verschraubt, sondern darüber hinaus auch verklebt waren. Dieser Umstand war vorher niemandem im Jüdischen Museum bekannt. Der Kleber war nach der langen Zeit von 15 Jahren so sehr ausgehärtet, dass man ihn nicht mehr lösen konnte.
Es gab also keine anwendbare Methode, um die Glasplatten von den Traversen zu lösen (Problem des Klebers) oder sie oberhalb der Traversen abzuschneiden (nicht bearbeitbares Sicherheitsglas).
Zu diesen Ausführungen liegt ein Fachgutachten der beauftragten Glasfirma Briza, Wien vor.
Genes der Aufregung
Juli 2010
Danielle Spera beginnt ihre Tätigkeit als Direktorin. Sehr rasch muss sie erkennen, dass sämtliche Anforderungen an den Schutz der Kunstgegenstände in der jüngeren Vergangenheit nicht mehr gegeben waren.
Die Klima- und Befeuchtungsanlage, die noch aus den 1980er Jahren stammt, war nicht mehr geeignet, Bedingungen herzustellen, die für sensible Artefakte notwendig sind. Die Kunstwerke waren in Gefahr!
Die Chefkuratorin des Hauses, Felicitas Heimann-Jelinek befürchtete sogar, dass in naher Zukunft kein anderes Museum dem Haus mehr Leihgaben zur Verfügung stellen würde.
August 2010
Während der heißen Tage des Sommers brach die Klimaanlage nahezu täglich zusammen. Die Reparaturen beliefen sich rasch auf mehrere zehntausend Euro. Es stellte sich heraus, dass die Anlage mit einem Kühlmittel betrieben wurde, dass nach EU-Richtlinien nicht mehr zulässig ist und auch nicht mehr nachgekauft werden kann.
Beide Aufzüge, Personenlift und Lastenlift entsprachen nicht mehr den gesetzlichen Auflagen. Immer wieder kam es auch zu Defekten, die kostenaufwendig repariert werden mussten.
Die neue Leitung suchte daraufhin bei der Stadt Wien um eine Bausubvention an, die im Dezember 2010 gewährt wurde.
Herbst 2010
In Jour fixes mit dem wissenschaftlichen Team wurde mehrfach diskutiert, dass die Hologramme, die in der Mitte des größten Raums im 2. Stock des Museums aufgestellt waren, bei einem Umbau entfernt werden müssten.
Die Hologramme - eine Technologie zur Darstellung von Inhalten, die sich allerdings nicht
durchgesetzt hat - bestanden aus jeweils zwei Glasplatten, in deren Mitte eine Folie angebracht ist.
Durch Hintergrundbeleuchtung und einem Spiegelsystem entsteht für den Betrachter, der vor den Glasplatten steht, ein dreidimensionales Bild. Die Hologramme zeigten Bilder von Objekten und Gemälden, die sich zum Großteil im Besitz des Jüdischen Museums befinden.
Die Folien zwischen den Glasplatten waren aufgrund ihrer bereits 15jährigen Lebenszeit beschädigt und begannen sich abzulösen. Es war also nur eine Frage der Zeit, wann die Hologramme abgebaut hätten werden müssen, weil sie nicht mehr ausstellungstauglich waren. Dennoch wurde von der Direktion mit größter Sorgfalt nach einer Möglichkeit zur Aufbewahrung der Glastafeln gesucht.
Planung Herbst 2010
Nachdem die Hologramme auf Traversen unterhalb des Fußboden-Niveaus verankert waren, konnte optisch nicht erkannt werden, wie sie fixiert waren. Es wurden Fachbetriebe (Glaser, Stahlbau) eingeladen, ihre Offerte zu legen und schließlich aus diesem Kreis ein spezialisiertes Unternehmen ausgewählt.
Es ist ein Standard im Museumsbetrieb, dass Installationen so geplant werden, dass sie wieder entfernt werden können. So kommt es mitunter zu Situationen, wie etwa einem Wassereinbruch, bei denen Kunstwerke rasch aus dem Haus oder dem Stockwerk abtransportiert werden müssen. Das scheint - aus welchen Gründen auch immer - bei den Hologrammen nicht geschehen sein.
Vermutlich deswegen, weil die Glasplatten von der Chefkuratorin, die seinerzeit die Ausstellung geplant hatte, nicht als Kunstwerke, sondern als Instrumente zur Darstellung von Inhalten angesehen wurden, ähnlich heute üblicher Technologie, wie I-Pads, Bildschirme oder Vitrinen.
Die Suche nach einer neuen Heimat - Herbst/Winter 2010
Nachdem geklärt war, dass die Hologramme nach der Funktionssanierung nicht mehr aufgestellt werden würden, weil sie technisch ausgedient hatten, ging es darum, sie einzulagern, um sie als Stücke der Museumsgeschichte zu erhalten.
Die Direktorin Danielle Spera machte sich auf die Suche und konnte - nach vielen Absagen schließlich die Zusage des Technischen Museums erhalten, zwei der Tafeln zu übernehmen allerdings nicht für Ausstellungszwecke, da die Qualität dazu nicht mehr ausreichend war, sondern um sie in einem Depot des Technischen Museums aufzubewahren. Für die restlichen 19 Tafeln wurde das Lager einer Kunstspedition angemietet, in das die Glasplatten nach dem Abbau gebracht hätten werden sollen.
Abbauversuch Jänner 2011
Beim Versuch die Hologramme abzubauen und in das Depot zu bringen, stellte sich heraus, dass es keine Methode gab, sie abzumontieren oder abzusägen (siehe oben I/Die Fakten vorweg - die Hologramme).
Das zweite Set
Das Jüdische Museum Wien verfügt über ein zweites Set an kleineren Hologrammen aus Plexiglas.
Durch sie ist gewährleistet, dass dieses Instrument als Erinnerung an eine veraltete Technologie erhalten bleibt und damit ein wichtiger Teil der Geschichte des Jüdischen Museums Wien trotz der enormen Probleme um den Abbau der Originale in Erinnerung bleiben kann.
Diese so genannten Reisehologramme werden - nach heutigem Informationsstand - im Jahr 2012 für
sechs Monate in einem Museum in den USA ausgestellt werden.
Die neue Dauerausstellung
Das Jüdische Museum Wien wird die Erinnerung und die Zukunft weiterhin - mit anderen
Instrumenten als Hologrammen - zum Thema machen. Eines der Hologramme trug einen Satz von
Horkheimer und Adorno: "Nicht um die Konservierung der Vergangenheit, sondern um die
Einlösung der vergangenen Hoffnung ist es zu tun."
Rückfragehinweis:
Mag. Peter Menasse
Prokurist Jüdisches Museum Wien
Tel: 01 535 04 31134
E-Mail: peter.menasse@jmw.at
Dr. Alfred Stalzer
Presse & PR Jüdisches Museum Wien
Tel: 0664 506 4900
E-Mail: pr@stalzerundpartner.com
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