"Die Zerstörung der Dauerausstellung im Jüdischen Museum der Stadt Wien hat die Avantgarderolle des Hauses nachhaltig beschädigt". Mit diesem Urteil der Direktorin des Berliner Jüdischen Museum, Cilly Kugelmann, stellt die Autorin schon im Untertitel des zentrale Problem heraus. Jenes Problem, das das Museum selbst hartnäckig als rein technisches Problem des Abbaues der Hologramme diskutiert sehen will.
Marianne Enigl im Profil: "Die Homepage des Museums zeigt Spera vor einem unansehnlichen Plexiglas-Duplikat der Hologramme. Dieses war allerdings verdreht montiert worden, sodass die darauf schillernden Flaggen Österreichs und Israels liegend wehten"
Marianne Enigl interpretiert die Zerstörung der Hologramme als Effekt eines zu raschen und ehrgeizigen Versuchs, so schnell wie möglich die Sanierung des Gebäudes und die Errichtung einer neuen Dauerausstellung zu realisieren. Und sie zitiert den ehemaligen Geschäftsführer des Museums, der die Erhaltung der Hologramme als wohl möglich gewesen einschätzt.
Die Chefkuratorin darf sich auch gegenüber "Profil" nicht äußern. Dies sei, "lässt Prokurist Peter Menasse verlauten", … "nur in meinem Beisein möglich". Aber auch der Direktorin attestiert Marianne Enigl, nicht sehr geschickt agiert zu haben. Die Einladung jener ExpertInnen, die das Vorgehen des Museums kritisiert haben, sei von ihr nur mit Auflagen angenommen worden, sodaß die Angesprochenen mit der Empfehlung reagiert hätten (wie bei derartigen Projekten, wie der Neukonzeption einer Dauerausstellung üblich. GF) einen Beirat einzurichten.
Auch den Titel und den Zweck der Kurzzeitschau "Geschichte einer österreichischen Aufregung" werteten die Unterzeichner des offenen Briefes als Versuch, die Angelegenheit "ins Lächerliche zu ziehen."
Einigl zitiert eine - die mir bislang einzig bekannte - Politikeräußerung. Kulturstadtrat Mailath-Pokorny "bedauert, dass offenbar unabsichtlich Hologramme beschädigt wurden."
Mit dem Hinweis, daß sich die Politiker, die wesentlich für die Berufung verantwortlich sind, ein verstärktes öffentlichkeitswirksames Auftreten des Museums mit Danielle Spera als Garantin erwartet haben, legt Enigl ihren Finger auf einen der wundesten Punkte: reicht denn diese Vor- und Aufgabe zur Neu-Profilierung des Museums? Daß dabei Danielle Spera sich selbst als 'Botschafterin' der neuen Museumshaltung sieht, kommentiert Enigl nicht gerade wohlwollend:
Eine der Bildseiten in "First", die im Artikel erwähnt werden |
Auch nach diesem begrüßenswert klar argumentierenden und informierenden Artikel bleiben (für mich) zwei zentrale Fragen. Erstens: was geschieht jetzt mit der Chefkuratorin des Hauses, Felicitas Heimann-Jelinek, der das Museum Schuld und Verantwortung dort zuweist, wo sie weder Verantwortung haben konnte noch (schon gar nicht) Schuld. Das Vorgehen bei der Sanierung des Hauses, dem Abbruch der Hologramme und der anschließenden Kommunikation mit den Medien und der Öffentlichkeit liegt ausschließlich in der Leitungsverantwortung.
Zweitens: Wie sehen die Pläne der Museumsleitung aus? Wie wird eine künftige Dauerausstellung aussehen? Und wie wird diese den hohen Anspruch einlösen, die "Avantgarderolle des Museums" wenn schon nicht zu erweitern und auszubauen, so doch wenigstens wiederherzustellen?
Der Artikel ist mittlerweile online:
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