Samstag, 8. Mai 2010

Weltmaschine

Ein runder, ein hundertster Geburtstag: Am 13. Mai 1910 wurde Franz Gsellmann geboren. Sein ‚Nachruhm’ begann mit einem Ereignis, um das sich ein Dickicht von Legenden webt. Fest steht nur, daß das „Atomium“ der Weltausstellung in Brüssel den damals 48jährigen Landwirt anregen, eine Maschine zu bauen. Ob er damals in einer Nacht mit der Bahn nach Brüssel und in der folgenden zurückgefahren ist oder ob er bloß ein Foto des „Atomium“ gesehen hat?
Jedenfalls begann er (wir dürfen vermuten, zum Mißfallen seiner Familie) in einem Raum seines Bauernhofes in Kaag bei Edelsbach bei Feldbach (die Ortsangabe vermittelt eine Ahnung von der Entlegenheit eines Ortes) an einer Maschine zu arbeiten, bis zu seinem Tod im Jahr 1981
Bekannt wurde die „Weltmaschine des Franz Gsellmann“ noch zu seinen Lebzeiten, zuerst durch ein Feature des Österreichischen Fernsehen, dann durch das Interesse von Harald Szeemann, das wiederum Künstler wie  Jean Tinguely und Bernhard Luginbühl in die tiefste Steiermark lockte.
Gsellmann baute seine Maschine aus Resten, Abfall, Hausrat, Fundstücken, aus extra angefertigten Teilen, aus Lampen, Motoren, Lichtern, Ventilatoren, Heiligenstatuen, Rädern, Spielzeug, Geräten, Geschirr, Hufeisen, Kruzifixen, Installationsteilen, Glocken, Buchstaben, Instrumenten...
Die raumgroße Weltmaschine blieb unvollendet, konnte nie vollendet werden, hatte ihren ‚Sinn’ wohl gerade in ihrer Unvollendbarkeit. Eine Arbeit als ein obsessives Begehren, das sich seiner Einsamkeit und Unerfüllbarkeit stellt. Heute, in einem etwas – um das Betrachten und Umrunden zu ermöglichen - erweiterten Raum ausgestellt, zu besichtigen gegen ein kleines Entgeld, das Land subventioniert mit der Bezahlung der Stromkosten. Und nun, im Zustand, in dem sie nach Gsellmanns Tod zurückblieb, sorgfältig gepflegt, erfreut die „Weltmaschine“ mit ihrem rätselhaften Klingen, Leuchten und Bewegen – auf ewig & immer...

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