Mittwoch, 2. März 2011

Die Hologramme des Jüdischen Museum hätten demontiert werden können. Die Errichtungsfirma meldet sich zu Wort.


Den folgenden Brief veröffentliche mit Zustimmung seines Autors. Er stellt klar, daß die Konstruktion der Hologramme einen Abbau möglich gemacht hätten. Der Brief zirkuliert spätestens seit gestern und dürfte die APA-Meldung über ein Gutachten ausgelöst haben, die heute die Wien-Holding aussenden ließ. Auf den Brief von Herrn Haring an Frau Direktor Spera reagierte eben auch Thomas Trenkler in Der Standard.

23.2.2011

Sehr geehrte Frau Doktor Spera!

Sie schreiben an die Fritsch Stiassny Glastechnik GmbH, Herrn Ing. Wech, es würden im Zusammenhang mit den Hologrammen im Jüdischen Museum Wien „öffentliche Behauptungen“ aufgestellt und fordern ihn auf technische Erläuterungen bekanntzugeben. Erlauben Sie mir, dass ich dazu folgende Erklärungen abgebe: Mein Name ist Heinz Haring und ich war von 1986 bis 2006 Betriebsleiter und Geschäftsleiter der Fa. Fritsch Stiassny Glastechnik am Czerninplatz 1 in 1020 Wien. Nach erfreulich verlaufenden Verhandlungen mit dem Eigentümer der Gesellschaft, der französisschen Saint Gobain Gruppe, werde ich mit 1.3.2011 die Aktivitäten der Fritsch Stiassny Glastechnik GmbH übernehmen.

Mein Ziel ist es, das Unternehmensportfolio und die Marke mit seiner mehr als 100-jährigen Geschichte im besten Sinne der handwerklichen Tradition, verbunden mit meinem persönlichen Know How und dem Einsatz modernster Technologien weiterzuführen. Mit diesem Verständnis hat sich Fritsch Stiassny schon in den vergangenen Jahren zu einem hervorragenden, kompetenten Fachbetrieb und einem zuverlässigen, wertvollen Partner für Architekten, Bauherren und Künstler entwickelt.

Auf unserer Referenzliste stehen zahlreiche prominente Objekte wie die Vienna Twin Towers, die Ringstrassengalerien, das Palais Coburg, das Palmenhaus im Burggarten, die Österreichische Nationalbank und auf dieser Ebene sind wir stolz darauf, dass auch Ihr geschätztes Haus zu unseren Referenzen zählt.

Im Jahr 1995 durften wir in Zusammenarbeit mit Herrn Architekt Martin Kohlbauer für das Jüdische Museum Wien die Stahl-Glaskonstruktionen für die Aufnahme von Hologrammen entwickeln. Auf Grundlage der Architektenplanung sowie statischer Berechnungen haben wir damals die Gesamtkonstruktion im Detail geplant, geliefert und montiert. Die Glashalterungen wurden dabei in Form von horizontalen, linienförmigen Einspannungen konstruiert. Dabei wurde auch berücksichtigt, dass die Teile zu einem späteren Zeitpunkt demontiert werden können. Die Konstruktion wurde aus einseitig am Boden verschraubten Winkelkonsolen mit entsprechenden Gegenplatten gebaut. So wurde erreicht, dass die Glasplatten in die Glashaltekonstruktion „eingeklemmt“ werden können und dadurch die erforderliche Festigkeit ohne weitere Befestigung erzielt wurde. Und zwar ohne eine Verklebung einzusetzen. Als Zwischenlagen wurde Klingersil eingesetzt. Dieses Material gewährleistet eine optimale Druckverteilung und verhindert punktuellen Druck auf das Glas, klebt jedoch nicht.

Kurz gesagt: Die gesamte Konstruktion war geschraubt. Lediglich die Verankerung der feststehenden Bodenkonsole wurde geklebt. Dies hatte jedoch keinen Einfluss auf die Demontierbarkeit der Glaselemente. Beim Versuch der Demontage hätte es genügt, die Schrauben der Gegenplatte zu öffnen um feststellen zu können, dass keine kraftschlüssige Verklebung vorliegt. Kurz vor Weihnachten 2010 hat Ihnen Fritsch Stiassny Glastechnik auf die Anfrage aus Ihrem Haus die Demontage der Gläser mit den Hologrammen angeboten. Noch am 21.1.2011 wurde eine gemeinsame Besichtigung für die KW 4 in Aussicht gestellt (Ihr Schreiben vom 21.1.2011). Zwei Arbeitstage nach diesem Schreiben haben Sie dann per E-Mail am 25.1.2011 mitgeteilt, dass sich der Termin bezüglich der Demontage der Hologramme im JMW mittlerweile erübrigt hätte.

Sehr geehrte Frau Doktor Spera, was auch immer dazu geführt hat, dass die Arbeiten nicht im Sinne Ihrer ursprünglichen Anfrage und unseres Angebotes ausgeführt wurden: Das liegt nicht in unserer Verantwortung und nicht an der von uns errichteten Konstruktion. Wenn wir von jemandem gefragt werden, können wir dies natürlich nur wahrheitsgemäß beantworten, egal ob öffentlich oder nicht. Schließlich leben wir von unserer Kompetenz im Glasbau. In diesem Zusammenhang verstehen Sie sicherlich auch, dass ich Sie ersuchen muss nicht öffentlich zu behaupten, dass die Anlage nicht demontierbar gewesen sei. Diese Behauptung unterstellt eine unsachgemäße Errichtung durch uns und könnte deshalb unseren Ruf und unser Fortkommen beeinträchtigen.

Gerne erwarte ich die Richtigstellung aller diesbezüglichen Aussagen seitens des JMW, insbesondere auf der Website des JMW.

Abschließend möchte ich noch erwähnen, dass wir gerade im Kunst- und Museumsbereich über entsprechende Erfahrung und besonderes Know How verfügen. Ausstellungen und Installationen im In- und Ausland, unter anderem für Eva Schlegel, Dan Graham, Brigitte Kowanz, Monica Bonvicini / Sam Durant u. a. konnten wir immer gut im Sinne unserer Auftraggeber realisieren. Ich stehe Ihnen und Ihren Fachverantwortlichen für ein persönliches Gespräch zur Verfügung und hoffe, dass ich mit meiner Erklärung den Sachstand aufklären konnte. Der Ordnung halber möchte ich betonen, dass ich diese Zeilen nicht in meiner Eigenschaft als Sachverständiger sondern als zukünftiger Eigentümer des betroffenen Unternehmens an Sie richte.

Mit besten Grüßen 
Heinz Haring
Paniglgasse 24
1040 Wien

Allgemein beeideter und gerichtlich zertifizierter Sachverständiger für Glaserarbeiten, Glasbearbeitung, Isolierglas, Glaskonstruktionen und Verglasungen Fachgebiete 74.21, 74.23, 74.30, 74.40

Kommentar in DIE PRESSE online
Kommentar in Der Standard online
Kommentar in Wiener Zeitung online
Kommentar ORF.at 

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