ÖFG-Tagung zum geplanten Haus der Geschichte Österreich(s): Konzepte. Inhalt. Erzählung.
Wien (OTS) - Mehr als 100 Gäste folgten gestern der Einladung der Österreichischen Forschungsgemeinschaft (ÖFG) zur Tagung "Haus der Geschichte Österreich(s): Konzepte. Inhalt. Erzählung.". Im Augustinertrakt der Österreichischen Nationalbibliothek wurde das im März vom Parlament beschlossene Projekt von Historikern und Fachleuten aus dem In- und Ausland aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet und mit dem Publikum kontrovers diskutiert. "Der Österreichischen Forschungsgemeinschaft ist es ein Anliegen, den Diskurs über dieses für Österreich bedeutende Projekt mitzugestalten", so Karlheinz Töchterle, Präsident der ÖFG. Auch künftig wird die ÖFG Veranstaltungen zu gesellschaftspolitisch relevanten Fragestellungen initiieren, um damit den evidenzbasierten wissenschaftlichen Diskurs in der Öffentlichkeit zu fördern.
Im ersten Teil der Tagung stellte Oliver Rathkolb, Vorsitzender des Internationalen Beirats des geplanten Museums, die Pläne und Konzeption für das Haus der Geschichte Österreich dar und eröffnete damit die Standort- und Periodisierungsdebatte. Artur Rosenauer thematisierte die Geschichte der Wiener Hofburg und skizzierte die unterschiedlichen Ausbaustufen des historischen Burgkomplexes. Anschließend folgten Überlegungen von Gottfried Fliedl, der sich eine offene, demokratische und geschichtsvermittelnde Institution wünscht. Anhand von exemplarischen Beispielen von Museumsprojekten und Ausstellungen im In- und Ausland versuchte er zu zeigen, wie man sich auf die Bildung sozialer und öffentlicher Räume konzentrieren und dem Problem der Vermittlung von Geschichte stellen könnte.
Der zweite Teil der Tagung diente dem Erfahrungsaustausch vergleichbarer Projekte. Einem Vortrag von Philipp Lesiak über die Planungen zum Haus der Geschichte im Museum Niederösterreich folgte ein Vortrag von Hermann Schäfer, dem Gründungspräsidenten des Hauses der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland. Dieser zog nicht nur Parallelen zur kontroversen Berichterstattung im Vorfeld der Gründungen der beiden Häuser, sondern sieht in der ernsthaften und kontinuierlichen Unterstützung von Seiten der Politik bei ausreichend finanziellen Mitteln die Grundsäulen für die Realisierung eines solchen Museums. Schäfer thematisierte überdies die Bewertungsfaktoren für Museumserfolge, die notwendige Museums- und Ausstellungsevaluationen und die Einflussfaktoren von Politik und Gremien, die es auszuloten gelte.
Der dritte Teil war grundsätzlichen Fragestellungen zur inhaltlichen Basis des Projekts gewidmet. Thomas Winkelbauer und Roman Sandgruber zeigten die unterschiedlichen Periodisierungsansätze auf und warnten vor politischer Geschichtsinterpretation. Die Deutungshoheit über die österreichische Geschichte ginge immer mehr von der berufsmäßigen und akademischen Geschichtsforschung auf die Journalistik über, so Sandgruber. Es folgte eine kontroversielle Debatte über die räumlichen und zeitlichen Grenzen der Geschichte Österreichs.
In der abschließenden von Ö1-Journalistin Elisabeth J. Nöstlinger moderierten Podiumsdiskussion, an der Johanna Rachinger, Heidemarie Uhl, Franz Schausberger, Oliver Rathkolb und Thomas Winkelbauer teilnahmen, wurden die Gremienbesetzung des künftigen Beirats, des Publikumsrats sowie die kalkulierten Kosten thematisiert und diskutiert.
Einig war man sich darin, dass die Finanzierung schnellstmöglich fixiert und Direktion sowie Gremien alsbald eingesetzt werden müssen, damit die inhaltliche Detailkonzeption des Projekts gestartet werden kann. Im Rahmen der Veranstaltung nahm die oft vermisste inhaltliche Diskussion breiten Raum ein, wenngleich Grundfragen der museologischen Ausrichtung mit Verweis auf die künftige Leitung etwas zu kurz kamen.
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