Freitag, 12. November 2010

Eine Schweizer Museumskrise: Das Alpine Museum in Bern

Kaum hat sich die Situation des Altonaer Museums, das knapp vor der von der Politik beschlossenen Schließung stand - zumindest kurzfristig - entspannt, gehen Meldungen über die Gefährdung eines weiteren großen kulturhistorischen Museums durch die Medien. Diesmal kommen die Nachrichten aus der Schweiz, wo dem in Bern angesiedelten Schweizerischen Alpinen Museum fast die Hälfte der Bundessubvention gekürzt werden soll, was die Kürzung der kantonalen Mittel nach sich ziehen würde.
Das Museum, kurz nach 1900 gegründet, zuletzt in den 90er-Jahren gründlich umgestaltet ist in einem interessanten und sachlichen Bau der 30er-Jahre untergebracht. Die Dauerausstellung unterscheidet sich nicht wesentlich von der vergleichbarer alpiner Museen. es geht um die Topografie und Geologie der Alpen, den Alpinismus und die technische Erschließung der Berge, um Flora und Fauna, um Tourismus und wissenschaftliche Erforschung. Wie jedes der einschlägigen Museen hat auch diese Besonderheiten in der Sammlung, großartige Reliefs oder etwa die Fragmente eines riesigen panoramatischen Gemäldes, das Ferdinand Hodler für eine Weltausstellung malte.
Als ich das Museum vor einigen Monaten besuchte, habe ich es mit großer Sympathie und Neugier kreuz und quer durchstreift und ich wurde selten in einem Museum so liebenswürdig empfangen, wie dort. Ich hätte mir nicht vorgestellt, daß ein gleichsam 'nationales' Museum ernstlich in Gefahr geraten könnte, obwohl schon damals von einer kritischen Finanzierungssituation gesprochen wurde.
Unglücklich ist die Situation auch, weil das Museum sichtlich einen gründlichen Relaunch braucht und dafür auch ein vielversprechender Wechsel in der Leitung schon beschlossen wurde. Beat Hächler, einer der Verantwortlichen der Ausstellungen in Lenzburg (Stapferhaus) wird das Museum übernehmen (oder ist gerade dabei). Das Stapferhaus in Lenzburg hat Ausstellungen gemacht, die nicht bloß thematisch von Interesse waren und sind, sondern wo eine gründliche begleitende Reflexion der medialen und sozialen Potentiale des Ausstellens stattgefunden hat. So sickerte das Gerücht schließlich auch über die österreichische Landesgrenze, "daß es da was Interessantes gäbe" und heuer führte mich mein Weg nach Bern (ohnehin verkehrstechnisch unvermeidlich) auch nach Lenzburg.
Wenn es ganz schlimm kommt, dann wird der neue Direktor am Berner Museum mit einer Konstellation konfrontiert sein, die der in Altona ähnelt: bei gekürzten Mitteln wird dem Museum eine Neukonzeption und Neupositionierung abverlangt werden.
Indes haben sich auf hoher politischer Ebene bereits Advokaten des Museums zu Wort gemeldet, und zwar genau deswegen, weil das Alpenland schlechthin wohl nicht so ohne weiteres auf sein - mit Abstand - wichtigstes alpines Museum verzichten kann.
Bei vielen Aufenthalten in der Schweiz habe ich ein wenig etwas von den formalisierten Verfahren der Bürgerbeteiligung mitbekommen, so daß ich mal drauf vertraue, daß die Stimmen einiger Bundesräte und - wie in Hamburg -, der zivilgesellschaftliche Widerstand letztendlich zu einem Weiterbestehen des Museums beitragen werden - und das unter guten Bedingungen für einen Neustart.

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