Dienstag, 16. November 2010

Die letzten Tage von Pompeij

In Pompeji ist ein Haus eingestürzt, "Case dei Gladiatori". Pompeji ist mit dem UNESCO-Etikett Weltkulturerbe ausgezeichnet, aber niemand scheint sich um die systematische Erhaltung, Pflege und Erforschung der archäologischen Stätte zu kümmern. Seit etwa 50 Jahren wird praktisch nichts mehr gemacht, weitere Bauwerke drohen zusammenzubrechen oder sind wegen ihres Zustandes geschlossen. Während der FAZ das einen Empörungsartikel wert ist, sieht man das vor Ort großzügiger. Vor der Kamera des Fernsehens weist man auf das riesige kulturelle Erbe Italiens hin und auf die Unmöglichkeit, das alles zu schützen und zu pflegen. Tja, ab und zu stürze eben auch was ein. Von den Kürzungen der Kulturbudgets redet hier niemand, die FAZ hingegen von Klientelismus und mafiösen Zuständen.
Zeitungen veröffentlichen Listen, was nicht schon alles in Italien eingestürzt (z.B. ein Gewölbe der Domus Aurea, auch das Kollosseum und die Arelianische Stadtmauer bröckeln). Da das Kulturbudget, mit 0,18% des Staatshaushaltes ohnehin schon sensationell niedrig, um ein Viertel gekürzt wird, ist es neheliegend, diese einstürzenden Altbauten gleich als Symptom für den Berlusconismus als Ganzes zu nehmen.
So uninteressant ist das kulturelle des Erbes des Landes nicht für die Politik. Nämlich dann, wenn sich seine "Aufwertung" betreiben ließe. 2008 wurde die Direzione generale per la valorizzazione del patrimonio culturale (Generaldirektion für die Aufwertung des Kulturbesitzes) dem Chef von McDonald's Italien anvertrau. Und jetzt soll die Verbesserung der Managementqualitäten der regionalen Denkmalbehörden in dieselbe Richtung wirksam werden.

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