1995 gab es in Hittisau (Bregenzer Wald) eine Ausstellung über das Kopftuch. Das Kopftuch war schon damals ein symptomatisches Objekt eines 'Kulturkampfes', aber noch nicht ganz so heftig und verbissen, wie heute.
Ich erinnere mich noch an Foto, ich glaube es war eins von Romy Schneider, das mir blitzartig ein paar Einsichten verschaffte; ich mußte lachen, ja, klar, da trägt sie Kopftuch, 5oer-Jahre - und sofort gingen mir Erinnerungsbilder meiner Schwester und ihrer Freundin durch den Kopf. Klar, die hatten alle Kopftücher.
So simpel, so gewitzt kann Museum sein. Klarerweise gab es da auch jeder Menge an Material, Bilder, Texte, die das Thema sortierten, auffächerten, historisierten. Das Kopftuch als Tracht, als Arbeitskleidung, als Zeichen, als Mode...
Vor kurzem habe ich ein paar Fotos wiederentdeckt, die ich jetzt hervorkrame, einerseits um an diese kluge, einfache Ausstellung zu erinnern und damit an die Möglichkeiten, die Museen haben (und kaum nutzen), sich zu aktuellen Fragen mit ihren speziellen Mitteln zu äußern. Andrerseits um mal ein wenig Werbung zu machen für dieses Museum.
Das war mir beim ersten Besuch sofort sympathisch aus einem ganz und gar nicht museologischen Grund: es ist in einem jener modernen Bauten untergebracht, für die die zeitgenössische Architektur in Vorarlberg berühmt ist. Ein unprätentiöser, selbstbewußt in das Ortsbild eingerückter Würfel aus Holz und Glas.
Das Museum besteht aus einem einzigen, unglaublich angenehm wirkenden Raum und einigen ohne Wände anschließenden kleine Annexe (Sitzecke, Büro, Bibliothek).
Das Museum hat kaum eine eigene Sammlung und 'lebt' von seinen Ausstellungen, die alle aus ihrer buchstäblichen Überschaubarkeit Vorteile ziehen - man läßt sich gerne und gründlich auf etwas ein, was einen nicht schon mit hunderten Objekten von vornherein Bildungsanstrengung drohend entgegenhält.
Und wie kommt das (ein) Frauenmuseum nach Hitttisau? Daran ist sozusagen die Museologie schuld. Elisabeth Stöckler hat nach ihrer Ausbildung und nach Absolvierung einer Museologie-Ausbildung nach einer 'Anwendung' ihrer Kompetenzen und Interessen gesucht - und das Museum gegründet. So kann mans auch machen, statt Arbeit zu suchen, sich eine schaffen, und wenns halt nicht anders geht, indem man ein Museum gründet und Direktorin wird. Inzwischen hat sie die Leitung abgegeben und als ich das letzte Mal in Hittisau war, führte mich bereits Stefanie Pitscheider Soraperra, die neue Leiterin, durch die Ausstellung.
Jedes Mal hat sich das Haus (hier die Internetadresse) als gastlich, offen, entspannt gezeigt und jedesmal habe ich die Ausstellungen interessiert besucht.
Und jedesmal habe ich mich amüsiert über die Nachbarschaft, die das Haus erst ermöglicht (und vielleicht auch politisch annehmbar gemacht) hat. Das Frauenmuseum (im ersten Stock) teilt sich den Bau mit der Ortsfeuerwehr (im Erdgeschoss).
Wem das alles zu 'entlegen' vorkommt, dem sei versichert, daß auch ein so kleiner Ort mit öffentlichen Verkehrsmitteln (mit dem Auto sowieso) sehr gut erreichbar ist und daß der Bregenzerwald nicht nur mehrere interessante kleine Museen hat (das Felder Museum in Schoppernau war hier schon mal Gast...) und bekanntlich eine schöne Landschaft, beachtliche Architektur, grandiosen Käse und wunderbare Hotels und Gasthäuser.
Museen 'verrate' ich, Gasthäuser muß jeder selber finden...
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