Wunderbar! "Wo itzt Paläste stehn, wird künfftig nichts als Gras und Wiese seyn." Mit diesem Andreas Gryphius Zitat leitet Andreas Rosenfelder seine Sympathiebekundung über soviel Wiese inmitten von Berlin ein. Auch der Prophet Jesaja - DIE WELT (Online, 9.6.2010) darf sowas - wird zitiert, um der Hybris eines Schlosses etwas entgegenzusetzen.
Der Autor kokettiert mit einer Idee, die er selber abwegig findet. Wenn er die symbolische Unterdeterminiertheit einer Wiese ziemlich easy findet, auch als ein "Gras drüber wachsen lassen" über die ganze verkorkste Idee und Debatte um die Wiedererrichtung des Schlosses und das Humboldt-Forum, warum muß er dann meinen, daß "dieses urbane Idyll nicht dazu (taugt), das von der Geschichte entkernte Zentrum der Hauptstadt mit neuer Substanz zu versorgen"?
Warum nicht? Taugen dazu nur Monumente, Herrschaftsarchitekturen?
Sicher, die Wiese, die wird irgendwann so oder so verschwinden, das hält niemand aus, und das immer weniger. Denn daß es einen undeterminierten Raum im urbanen Gefüge gibt, das darf nicht sein. In unseren Stadtzentren ist alles geplant, abgegrenzt, gepflegt, bezeichnet, aber ich hab schon mal mit italienischen Kids auf der zentralen Piazza von Bologna stundenlang Fußball gespielt, und das war ein tolles Gefühl, eine Stadt mal so zu nutzen. In Berlin geht das nicht. DIE WELT zitiert dazu Horst Bredekamp, aber ich bin mir nicht so sicher, ob er nicht heimlich selbst daran denkt. Als Assistent des Kunsthistorischen Seminars in Hamburg konnte man ihn jedenfalls oft einschlägig in der nahen Wiese hinterm Ball herrennen sehen...
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