Die Tatsache, daß als Teil des bundesrepublikanischen Megasparpaketes ein "Stadtschlosswiederaufbauaufschubentscheid" (eine Wortspende des heutigen 'Perlentaucher') gefasst wurde, läßt alle Feuilletons der überregionalen deutschsprachigen Zeitungen die Alarmglocken läuten. Die Süddeutsche Zeitung findet das gar nicht so schlecht und freut sich überdies, daß die derzeitige grüne Wiese länger erhalten bleibt. (Ich fand die auch wunderbar, bei meinem Berlinbesuch im Vorjahr...).
DIE WELT hat schon ein Video, in dem die verschiedenen Stimmen zur "Kürzung" des Schlosses sammelt und zitiert den Präsidenten der Stiftung Preussischer Kulturbesitz, daß die nun nötige Sanierung der Museen in Dahlem 200-300 Millionen Euro kosten wird.
In der FAZ ist der Aufschub bereits auf Seite 1 der Online-Ausgabe "eine epochale Niederlage der Kulturpolitik". Andreas Kilb ("Die Brache der Nation") räumt aber ein: "Die Vagheit und Beliebigkeit der Konzeption des Humboldt-Forums, das den Schlossbau füllen soll, hat zu dem jetzigen Debakel beigetragen. Bis heute ist es der Stiftung Preußischer Kulturbesitz trotz zahlloser Interviews, Konferenzen, Aufsätze, Bildbände und Ausstellungen nicht gelungen zu erklären, wie sie sich ihr Haus der Weltkulturen hinter den Schlüterfassaden eigentlich vorstellt (... und) worin genau die Einzigartigkeit des Humboldt-Forums bestehen soll."
Gelassener sieht das in einer Glosse Harry Nutt von der FR, die allerdings auch das Schloß bildlich auf Seite eins hat - Sozialkürzungen lassen sich nicht fotografieren. Gefragt wird nach den Kosten und der Organisation der Unterbrechung. Die Planungen laufen, eine Stiftung zur Abwicklung des Baues wurde gegründet und ein Informationszentrum, die "Humboldt-Box", 3000 Quadratmeter groß und fünf Millionen Euro teuer, sollte demnächst eröffnet werden.
"Reicht doch völlig" meint die taz zur derzeit am Rande des Bauplatzes aufgestelleten Schloßansicht (Foto links).
"Reicht doch völlig" sagen auch die Berliner. 80% waren in einer Umfrage kürzlich für das Aufgeben des Projekts.
Siehe Blog vom 5. Juni zur Schloss-Rekonstruktion und dem Humboldt-Forum.
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