Montag, 31. Mai 2010

Das wahre Museum. Le Corbusier (Das Museum lesen 12)

Stellen wir uns ein wahres Museum vor, in dem alles enthalten ist, in dem ein komplettes Bild dargestellt werden kann, nach dem Ablauf der Zeit, nach der Zerstörung der Zeit. (Und wie vollständig sie zu zerstören weiß! So gründlich und komplett, daß fast nichts übrigbleibt, nur die Objekte von großer Extravaganz, von großer Eitelkeit, die Katastrophen immer überdauern und somit die unzerstörbaren Kräfte der Eitelkeit bezeugen). Um unsere Vorstellung zu konkretisieren, sollten wir uns ein Museum der heutigen Zeit errichten, in dem Gegenstände der heutigen Zeit ausgestellt sind; zum Beispiel: eine einfache Jacke, eine Melone, ein gut gearbeiteter Schuh. Eine elektrische Glühbirne mit Bajonettverschluß; ein Heizkörper; ein Tischtuch aus weißem Leinen; unsere alltäglichen Trinkgläser und Flaschen verschiedener Form, in denen wir unsere Weine aufbewahren, vom edlen Mercurey über den Graves bis zum einfachen Tafelwein; eine Reihe von Kaffeehausstühlen mit Rattanauskleidung, wie die von Thonet aus Wien – und dann noch eine Waschschüssel, eine Uhr, ein Koffer, ein Aktenregal und ein Bild von einer Pfeife.

Le Corbusier 1924

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