Oder einfach nur: Back to the Roots. Ein Naturkundemuseum hat eröffnet. Das könnte man jetzt auch so stehen lassen. Im Joanneum hat das aber Bedeutung. 202 Jahre nach der Stiftung durch den allmundigen Erzherzog Johann ist das heutige Universalmuseum zu seinen Ursprüngen zurück gekehrt. Was gab es im Vorfeld nicht für Diskussionen? Intern wie extern! Blaue Blase-dominiert sei dieses Unternehmen. Die Keimzelle Natur an den Rand der Stadt deponiert. Nur mehr Kunst hat ihren Wert in einem neugeschaffenen Grazer Straßenviertel. Und jetzt ist sie zurück, die Natur. Offensichtlich besteht das Bedürfnis, selbige museal betrachten zu wollen. Rund 5.500 Besucher in den ersten fünf Tagen können nicht irren. Die Naturkundeabteilung in den oberösterreichischen Landesmuseen besticht durch ihre Disneylandhaftikeit. Stimmung wird dort vorgegeben. Kommt man nach Graz, da genießt man seine eigene Stimmung. Nichts kann langweiliger sein als Herbarbelege. Das könnte man so meinen. Betritt man die Natur, steht man vor einer Wand aus getrockneten Pflanzen einem Theatervorhang gleich szeniert und schmunzelt, weil so getrocknete Pflanzen doch betrachtenswert erscheinen. Textierung wird dort zur Nebensache. Kunstvoll wissenschaftlich sein, das ist das Motto dieser wahrlich sonderbaren Schau. Begreift man verstaubte naturkundliche Abteilungen in diversen Heimatmuseen, ist man gar nicht so überrascht über den Mut zur Ästhetisierung des Objektes. Back to the Roots. Tausende Objekte wurden aus der ursprünglichen Naturkundlichen Abteilung ausgesiedelt, die Konzeption des neuen Museums hat szenographisch eine Schau hervorgebracht, in der viele Stammstücke wieder zurück gekehrt sind. Traditionell museal im Museum steht die historische mineralogische Sammlung so neben neuen Highlights wie dem galoppierenden Geparden, der neben seinem eigenen Skelett den Besucher gleichsam entgegenspringt. „Wow. Cool.“ Das war an den Tagen der Eröffnung von Kindern wie Erwachsenen zu hören. Ein Naturkundemuseum wird lebendig. Back tot he Roots eben.
Bernhard Samitsch, geb. 1966. Hundebesitzer (sie heißt Miss Marple). Studium der Volkskunde und Museologie, zumindest von dem, das in Graz zu ergattern war. Derzeit Betriebsratsvorsitzender im Universalmuseum Joanneum. Nebenbei noch Volkskulturpreisträger für die Umgestaltung des Mautener Troadkostn.
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