Die Sammlung Texte im Museum hält nun schon beim Beispiel 310. Noch immer tauchen Besipiele auf, die etwas Neues repräsentieren oder eine überraschende Variante von etwas Altbekanntem. Schön langsam wird diese Sammlung ein Kompendium zur Abfassung, Typografie, Anbringungen, Materialität, Informativität, Funktionalität und gelegentlch auch Absurdität von Museumstexten.
Wenn ich mich recht erinnere gibt es in der ganzen Sammlung nur ein einziges Beispiel für ein weitverbreitetes Phänomen, das jedem Museumssbesucher auffallen muß: den Betextungs-Vandalismus. Also jene mit Bleistift, Kugelschreiber, Filzstift oder was immer an dauerhaft Schreibfähigen zur Hand war, an Texten, vornehmlich Objektbeschriftungen (weil leicht erreichbar) vorgenommenen 'Verbesseruungen'.
Sie können die Rechtschreibung betreffen, typografische Fehler, wie z.B. die bei Computersatz häufigen Trennungsfehler, sachliche Fehler, falsch geschriebene Namen oder Begriffe oder, wahrscheinlich der Hit, falsche (oder vermeintlich falsche) Jahreszahlen.
Soll ich nun aus der Tatsache, daß es in meiner Sammlung dazu keine signifikanten Beispiele gibt, den Schluß ziehen, daß die Qualität der Texte derart verbessert wurde, daß einschlägiger Vandalismus keine Anwendung mehr finden kann?
Was mich aber besonders freut ist, daß diesem in der museologischen Literatur nicht gewürdigtem Phänomen endlch eine Aufmerksamkeit zuteil wurde, die es verdient. Und zwar in einem Blog, in dem ich immer gerne und vergnügt lese, "Der Umblätterer".
Unter dem Pseudonym Marcuccio wurde dort im April diesen Jahres (hier) endlch ein Text zum Textvandalismus veröffentlicht - unter dem Titel "Der oder die Ponte Molle? — Erneute Schlacht an der Milvischen Brücke.
In der Claude Lorraine - Ausstellung des Frankfurter Staedel entdeckt der Autor, daß die Bildbeschriftung "Hirtenlandschaft mit der Ponte Molle" insoweit beschädigt wurde, als das ›der‹ vor »Ponte Molle« mit blauer Kuli-Farbe durchgestrichen und "besserwisserisch" mit einem ›dem‹ getauscht wurde. Also: »Hirtenlandschaft mit dem Ponte Molle«.
Ich würde den sehr vergnüglichen Text ja gerne einfach hier einstellen, aber so viel an Klauen will ich mich grade gegenüber einem Blog nicht trauen, den ich so sehr schätze. Verraten sei nur, daß der Autor seine Beobachtung zum Ausgangspunkt, diverse Täterprofile (Man könnte auch medienverhaltenskundlich argumentieren und das Ganze als Übersprunghandlung eines digital native interpretieren, der Museen bislang nur von Google Art kannte... ) zu entwickeln, macht - etwas, was diesen Text zu einer kleinen Metatheorie zur Textsammlung in diesem Blog macht.
Und nicht vergessen: die Kommentare zu diesem Text auch anzusehen...!
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