1966 ordnete der Unterrichtsminister Theodor Piffl-Percevic den staatlichen Museen Österreichs ein Sparprogramm für an. DER SPIEGEL berichtete damals (8.12.1965): "Der Minister will im nächsten Jahr nicht einen Schilling für Ausstellungen, Bilderkäufe oder Investitionen ausgeben. Die laufenden Kosten (für Telephon, Korrespondenz und Strom zum Beispiel) seien ... aufs Minimum zu beschränken.
Hauptbetroffener war das jüngst gegründete Museum des XX. Jahrhunderts und sein Direktor - Werner Hofmann, der sich "zur Karikatur und Funktionslosigkeit verurteilt" sah. "Wenn das Museum nichts mehr zu zeigen hat", zitierete ihn der Spiegel, "braucht es nicht erst aufzumachen. Praktischerweise stellen sich Einsparungen an Strom- und Telephonkosten dann von selber ein."
Piffl-Percevic, vom 2. April 1964 bis 2. Juni 1969 auch für die staatlichen Musen zuständiger Minister, konnte ohne von einer empörten Öffentlichkeit dabei gestört zu werden, die Vorteile seines Sparkurses empfehlen: "Die Kustoden können sich ungestört ihrer wissenschaftlichen Arbeit widmen" und die Kunstwerke wären "den Gefährdungen entzogen, denen sie durch das Publikum ausgesetzt sind".
Einige Jahre später saß ich in einem Kunsthistorischen Seminar einer Ersten Direktorin des Kunsthistorischen Museums mit StudienkollegInnen gegenüber, die ein solches Museumsbild noch immer pflegte - und dabei nicht allein war. Die Museumsforschung solle von der Öffentlichkeit möglichst unbehelligt betrieben werden dürfen. Es war die Zeit, da große kunst- und kulturhistorische Ausstellungen allmählich eine erste Ahnung vom Potential der Popularisierung der Museumsarbeit gaben und konservativere Kuratoren und Direktoren zu solch heute ganz seltsam klingender Abwehrhetorik trieben.
P.S.: Piffl-Percevic, Jurist, Historiker, Kammerangestellter, Abgeordneter und dann Minister in der ÖVP-Regierung unter Kanzler Klaus, hatte auch in einem anderen Fall kein besonderes Glück mit der von ihm verwalteteten Kultur. Thomas Bernhard sollte den 1968 den Förderungspreis für österreichische Literatur erhalten, beleidigte aber, so der Minister, die Österreicher, die Bernhard als "Geschöpfe der Agonie" bezeichnet hatte. Der Minister enteilte der Veranstaltung wutentbrannt und ließ eine weitere Preisverleihung an Bernhard absagen.
Montag, 25. März 2013
Donnerstag, 21. März 2013
Verzettler
Schon wieder eine dieser Ausstellung, bei der ich mir denke, "würde ich doch zu gerne sehen", aber weiß, daß es unwahrscheinlich ist, daß ich es in die Weltecke schaffe, in der es etwas zu sehen gibt. Nämlich „Zettelkästen. Maschinen der Phantasie“ im Deutschen Literaturarchiv Marbach, in das ichs sowieso noch nie geschafft habe. Bis 15. September hätte ich noch Gelegenheit etwas über den Universalschraubenschlüssel des Geisteswissenschaftlers zu erfahren und mich wehmütiger (wehmütiger?) Erinnerung an meine Zettelei hinzugeben.
Beim letzten Umzug habe ich die unhandlichen und hässlichen Plastikbehälter samt ihrem Inhalt entsorgt, die zum Beispiel die umfangreiche Vorarbeit und Archivrecherche zu meinem Buch zur Geschichte der Kunstgewerbeschule und des k.k. Kunstgewerbemuseums enthielten. Das war hart. Aber ich war mir sicher, daß ich zu dem Thema nicht mehr arbeiten würde und zur Weitergabe etwa an das Archiv der Hochschule schien mir das System der Verzettelung zu individuell, als das es für jemanden brauchbar hätte sein können.
Anderes habe ich in den Computer übertragen, der wohl wegen seiner reichen Möglichkeiten des Auflistens, Sortierens und Aufsuchens nicht nur meine Zettelkastenzeit beendet hat.
Mit so einer Frage könnte ich zum Beispiel nach Marbach fahren, wie sozialisierbar sind eigentlich solche Zetteluniversen, könnte man mit ihnen weiterarbeiten, etwas von ihrer Systematik lernen, gibt es eine Typologie des Verzettelns usw?
Schönes Thema auf das auch ein kurzer Essay von Jürgen Kaube in der FAZ Lust macht (hier).
Vielleicht schaff ich's ja doch noch.
Beim letzten Umzug habe ich die unhandlichen und hässlichen Plastikbehälter samt ihrem Inhalt entsorgt, die zum Beispiel die umfangreiche Vorarbeit und Archivrecherche zu meinem Buch zur Geschichte der Kunstgewerbeschule und des k.k. Kunstgewerbemuseums enthielten. Das war hart. Aber ich war mir sicher, daß ich zu dem Thema nicht mehr arbeiten würde und zur Weitergabe etwa an das Archiv der Hochschule schien mir das System der Verzettelung zu individuell, als das es für jemanden brauchbar hätte sein können.
Anderes habe ich in den Computer übertragen, der wohl wegen seiner reichen Möglichkeiten des Auflistens, Sortierens und Aufsuchens nicht nur meine Zettelkastenzeit beendet hat.
Mit so einer Frage könnte ich zum Beispiel nach Marbach fahren, wie sozialisierbar sind eigentlich solche Zetteluniversen, könnte man mit ihnen weiterarbeiten, etwas von ihrer Systematik lernen, gibt es eine Typologie des Verzettelns usw?
Schönes Thema auf das auch ein kurzer Essay von Jürgen Kaube in der FAZ Lust macht (hier).
Vielleicht schaff ich's ja doch noch.
Mittwoch, 20. März 2013
Elektrisierend (Objet trouvée)
Fundsache aus dem Focke-Museum Bremen, von Leserin J.D. gestiftet. „Die ganze Welt ist voll von Sachen, und es ist wirklich nötig, dass jemand sie findet. Und das gerade, das tun die Sachensucher“. (Pippi Langstrumpf)
„In einem unbekanntem Land, da war eine Biene sehr bekannt…“
Oder einfach nur: Back to the Roots. Ein Naturkundemuseum hat eröffnet. Das könnte man jetzt auch so stehen lassen. Im Joanneum hat das aber Bedeutung. 202 Jahre nach der Stiftung durch den allmundigen Erzherzog Johann ist das heutige Universalmuseum zu seinen Ursprüngen zurück gekehrt. Was gab es im Vorfeld nicht für Diskussionen? Intern wie extern! Blaue Blase-dominiert sei dieses Unternehmen. Die Keimzelle Natur an den Rand der Stadt deponiert. Nur mehr Kunst hat ihren Wert in einem neugeschaffenen Grazer Straßenviertel. Und jetzt ist sie zurück, die Natur. Offensichtlich besteht das Bedürfnis, selbige museal betrachten zu wollen. Rund 5.500 Besucher in den ersten fünf Tagen können nicht irren. Die Naturkundeabteilung in den oberösterreichischen Landesmuseen besticht durch ihre Disneylandhaftikeit. Stimmung wird dort vorgegeben. Kommt man nach Graz, da genießt man seine eigene Stimmung. Nichts kann langweiliger sein als Herbarbelege. Das könnte man so meinen. Betritt man die Natur, steht man vor einer Wand aus getrockneten Pflanzen einem Theatervorhang gleich szeniert und schmunzelt, weil so getrocknete Pflanzen doch betrachtenswert erscheinen. Textierung wird dort zur Nebensache. Kunstvoll wissenschaftlich sein, das ist das Motto dieser wahrlich sonderbaren Schau. Begreift man verstaubte naturkundliche Abteilungen in diversen Heimatmuseen, ist man gar nicht so überrascht über den Mut zur Ästhetisierung des Objektes. Back to the Roots. Tausende Objekte wurden aus der ursprünglichen Naturkundlichen Abteilung ausgesiedelt, die Konzeption des neuen Museums hat szenographisch eine Schau hervorgebracht, in der viele Stammstücke wieder zurück gekehrt sind. Traditionell museal im Museum steht die historische mineralogische Sammlung so neben neuen Highlights wie dem galoppierenden Geparden, der neben seinem eigenen Skelett den Besucher gleichsam entgegenspringt. „Wow. Cool.“ Das war an den Tagen der Eröffnung von Kindern wie Erwachsenen zu hören. Ein Naturkundemuseum wird lebendig. Back tot he Roots eben.
Bernhard Samitsch, geb. 1966. Hundebesitzer (sie heißt Miss Marple). Studium der Volkskunde und Museologie, zumindest von dem, das in Graz zu ergattern war. Derzeit Betriebsratsvorsitzender im Universalmuseum Joanneum. Nebenbei noch Volkskulturpreisträger für die Umgestaltung des Mautener Troadkostn.
Bernhard Samitsch, geb. 1966. Hundebesitzer (sie heißt Miss Marple). Studium der Volkskunde und Museologie, zumindest von dem, das in Graz zu ergattern war. Derzeit Betriebsratsvorsitzender im Universalmuseum Joanneum. Nebenbei noch Volkskulturpreisträger für die Umgestaltung des Mautener Troadkostn.
Montag, 18. März 2013
Das vollendete Universalmuseum
Vor wenigen Tagen wurde das Naturkundemuseum des Universalmuseum Joanneum wiedereröffnet. Mit der Neuaufstellung einer der ältesten Abteilungen des Landesmuseums wurde der letzte Schritt gemacht, der mit dem organisatorischen und rechtlichen Revirement 2003 begonnen hat und nach und nach fast alle wesentlichen Sammlungen und Abteilungen umfasste.
Ursprünglich sollte das Naturkundemuseum mit dem Jubiläum von 2011 und der Eröffnung des sogenannten Joanneumsviertels erfolgen, aber die von der Landesregierung eingeforderten Einsparungen haben die Eröffnung verzögert. Nun gibt es also die jüngste der erneuerten Kernsammlungen wieder zu sehen und damit wird auch der erste Standort des Museums Raubergasse 10 wieder "bespielt".
Wenn in wenigen Wochen das Vorarlberger Landesmuseum, um einen Zubau erweitert, eröffnet werden wird, dann haben alle österreichischen Landesmuseen tiefgreifende Erneuerungen hinter sich gebracht, mit zwei Ausnahmen, das Wien Museum zeigt noch immer seine alte Dauerausstellung und man hat schon lange nichts mehr von der Entscheidung zum Standort des Museums gehört, die ja im Dezember 2012 hätte fallen sollen. Und das Kärtner Landesmuseums hatte zuletzt mit "Überlebensproblemen" insofern gekämpft, als der beklagenswerte Zustand der Depots bekannt wurde. Hier scheint man von einer nachholenden Erneuerung zuletzt weit entfernt gewesen zu sein. Aber wer weiß, vielleicht bringen die neuen politischen Verhältnisse Bewegung in die Entwicklung des Museums.
Ursprünglich sollte das Naturkundemuseum mit dem Jubiläum von 2011 und der Eröffnung des sogenannten Joanneumsviertels erfolgen, aber die von der Landesregierung eingeforderten Einsparungen haben die Eröffnung verzögert. Nun gibt es also die jüngste der erneuerten Kernsammlungen wieder zu sehen und damit wird auch der erste Standort des Museums Raubergasse 10 wieder "bespielt".
Wenn in wenigen Wochen das Vorarlberger Landesmuseum, um einen Zubau erweitert, eröffnet werden wird, dann haben alle österreichischen Landesmuseen tiefgreifende Erneuerungen hinter sich gebracht, mit zwei Ausnahmen, das Wien Museum zeigt noch immer seine alte Dauerausstellung und man hat schon lange nichts mehr von der Entscheidung zum Standort des Museums gehört, die ja im Dezember 2012 hätte fallen sollen. Und das Kärtner Landesmuseums hatte zuletzt mit "Überlebensproblemen" insofern gekämpft, als der beklagenswerte Zustand der Depots bekannt wurde. Hier scheint man von einer nachholenden Erneuerung zuletzt weit entfernt gewesen zu sein. Aber wer weiß, vielleicht bringen die neuen politischen Verhältnisse Bewegung in die Entwicklung des Museums.
Freitag, 15. März 2013
Werner Hofmann. Ohne Nachruf
In den letzten Wochen hatte ich den Eindruck, daß die - zumal Wiener - Kunst- und Kulturkritik völlig am Abdanken ist. Die Lust-, Interesse- und Kompetenzlosigkeit angesichts der Eröffnung der Kunstkammer im Kunsthistorischen Museums bildete einen gespenstischen Kontrast zum Medienhype, den das Museum um die Eröffnung gemacht hatte. Matthias Dusini, der mehrfach versucht hatte, kritische Auseiandersetzungen mit Grundfragen der Wiener Museen, etwa zum Völkerkundemuseum, zu initiieren, lieferte zu Albertina-Schröder eine Art Home-Story, die man kaum anders als völlige Resignation vor der selbstgestellten Aufgabe verstehen kann.
Und nun druckt das bürgerliche Intelligenzblatt Die Presse zu Werner Hofmanns Tod die APA-Meldung nach und der Standard auch, gezeichnet aber mit Thomas Trenkler, und macht Hofmann zum Gründunsdirektor des MUMOK, was Missverständnisse stiftender blanker Unsinn gleich in mehrfacher Hinsicht ist.
Ach was! Hofmann lag quer zu allem was in Wien kunsthistorisch und museologisch so zugange war und ist und so blieb er ab und zu höflich geladener Gast, als Akteur oder Berater wollteihn hier niemand. "Wienerisch-verbindlich im Tonfall, französisch in der Clarté seiner Gedanken, deutsch – wenn man so will – in der unbedingten Disziplin seiner Arbeit" nennt ihn der Tagesspiegel, und möglicherweise ist das der Grund, warum ihn die Wiener Presse mit Instant-Texten lieber totschlägt, als sich mit ihm auseinanderzusetzen.
Zu den in Deutschland und der Schweiz erschienenen Würdigungen siehe den Post "Nachrufe, nachbarlich" hier.
Und nun druckt das bürgerliche Intelligenzblatt Die Presse zu Werner Hofmanns Tod die APA-Meldung nach und der Standard auch, gezeichnet aber mit Thomas Trenkler, und macht Hofmann zum Gründunsdirektor des MUMOK, was Missverständnisse stiftender blanker Unsinn gleich in mehrfacher Hinsicht ist.
Ach was! Hofmann lag quer zu allem was in Wien kunsthistorisch und museologisch so zugange war und ist und so blieb er ab und zu höflich geladener Gast, als Akteur oder Berater wollteihn hier niemand. "Wienerisch-verbindlich im Tonfall, französisch in der Clarté seiner Gedanken, deutsch – wenn man so will – in der unbedingten Disziplin seiner Arbeit" nennt ihn der Tagesspiegel, und möglicherweise ist das der Grund, warum ihn die Wiener Presse mit Instant-Texten lieber totschlägt, als sich mit ihm auseinanderzusetzen.
Zu den in Deutschland und der Schweiz erschienenen Würdigungen siehe den Post "Nachrufe, nachbarlich" hier.
Donnerstag, 14. März 2013
Mittwoch, 13. März 2013
Innenansichten eines Museums. Der Rechnungshofbericht zum Museum fürAngewandte Kunst Wien
Rechnungshofberichte zu lesen ist nicht jedermanns Sache. Die literarische Unergiebigkeit ist die Kehrseite ihrer besonderen Qualität: pedantische und akribische Notation. Wer es schafft, sich dieser Textsorte anzuvertrauen, kann einem museologisch ergiebigen Text begegnen, wie im Fall des nun im Volltext im Internet verfügbaren Berichtes zum Museum für Angewandte Kunst in Wien unter der Direktion von Peter Noever. (http://www.rechnungshof.gv.at/fileadmin/downloads/2013/berichte/teilberichte/bund/Bund_2013_02/Bund_2013_02_2.pdf).
Wer es durchhält, an einem Text wie an einem strohtrockenen Knäckebrot zu kauen, wird dann eben nicht nur die sattsam bekannten persönlichen Anwürfe vorfinden, sondern Informationen, die in die Untiefen der Organisation und ihrer Verwaltung durch das Ministerium und den Aufsichtsrat des Museums führen. Da zeigt sich, daß es gespenstisch unprofessionell zugehen kann, daß möglicherweise manchmal auch mit Absicht etwas übersehen oder stillschweigend geduldet wird, selbst wenn es mit Gesetzen und Regelungen nicht so ohne weiteres vereinbar ist. Hier hat man also Stoff genug, nicht nur einzelne Fehlleistungen zu finden, die sich schön skandalisieren lassen wie "Direktor feiert Muttertag auf Kosten des Hauses", sondern Schwächen der Konstruktion, der Trägerschaft, der Aufsicht.
Unter den vielen Informationen fand ich die besonders erstaunlich, die ein Versagen gerade dort dokumentieren, wo man die Stärke gerade dieses Museumskonzepts, wie es uns weisgemacht wurde, vermutet hätte, bei der Verwaltung der Gelder, der Effizienz der Verwaltung, der Medienarbeit oder der Acquirierung von Drittmitteln und Kooptierung von Partnern. Daß das MAK etwa nie ein Sponsoringkonzept besessen hat (und sein Eigendeckungsgrad zeitweiße ins Bodenlose abgesackt ist) ist doch erstaunlicher, als festzustellen, daß es nie ein Sammlungs- und Inventarierungskonzept hatte, oder?
Müßig anzumerken, daß es inhaltlich ohnehin nie so etwas wie ein Konzept gegeben hat, allerdings hält sich da der Rechnungshof nobel zurück, denn das würde vermutlich seine selbstgesteckten Grenzen sprengen. Da müssten die Medien einspringen. Aber die klauben sich die Rosinen für eine kurzlebige Alarmierung heraus und dann sinken alle wieder zurück in ihre Routinen.
Wer es durchhält, an einem Text wie an einem strohtrockenen Knäckebrot zu kauen, wird dann eben nicht nur die sattsam bekannten persönlichen Anwürfe vorfinden, sondern Informationen, die in die Untiefen der Organisation und ihrer Verwaltung durch das Ministerium und den Aufsichtsrat des Museums führen. Da zeigt sich, daß es gespenstisch unprofessionell zugehen kann, daß möglicherweise manchmal auch mit Absicht etwas übersehen oder stillschweigend geduldet wird, selbst wenn es mit Gesetzen und Regelungen nicht so ohne weiteres vereinbar ist. Hier hat man also Stoff genug, nicht nur einzelne Fehlleistungen zu finden, die sich schön skandalisieren lassen wie "Direktor feiert Muttertag auf Kosten des Hauses", sondern Schwächen der Konstruktion, der Trägerschaft, der Aufsicht.
Unter den vielen Informationen fand ich die besonders erstaunlich, die ein Versagen gerade dort dokumentieren, wo man die Stärke gerade dieses Museumskonzepts, wie es uns weisgemacht wurde, vermutet hätte, bei der Verwaltung der Gelder, der Effizienz der Verwaltung, der Medienarbeit oder der Acquirierung von Drittmitteln und Kooptierung von Partnern. Daß das MAK etwa nie ein Sponsoringkonzept besessen hat (und sein Eigendeckungsgrad zeitweiße ins Bodenlose abgesackt ist) ist doch erstaunlicher, als festzustellen, daß es nie ein Sammlungs- und Inventarierungskonzept hatte, oder?
Müßig anzumerken, daß es inhaltlich ohnehin nie so etwas wie ein Konzept gegeben hat, allerdings hält sich da der Rechnungshof nobel zurück, denn das würde vermutlich seine selbstgesteckten Grenzen sprengen. Da müssten die Medien einspringen. Aber die klauben sich die Rosinen für eine kurzlebige Alarmierung heraus und dann sinken alle wieder zurück in ihre Routinen.
Freitag, 8. März 2013
Verpackungskünste. Das Grazer Volkskundemuseum übt den Ausbruch
Der Trachtensaal, wie er bis vor kurzem aussah |
;Man hat sich verabschiedet, durch wegpacken. Die Vitrinen mit den Trachtenfigurinen der 30er-Jahre sind - nahezu - verschwunden, hinter - Trachtenstoffen. Ein paar Fenster geben den Blick frei auf Bruchstücke, einige von ihnen mit applizierten Zitaten aus höchst unterschiedlichen Zeiten und aus ebenso unterschiedlichen ideologischen Kontexten.
Der verhüllte Trachtensaal |
Beim ersten Anblick des so überraschenden Raumeindrucks wirkte das wie eine Befreiung. Die klobigen, ungeschlachten, buchstäblich und metaphorisch 'hölzernen' Figuren mit ihrer oft groben Kleidung, die dicht gestellten Vitrinen, in denen sich die Figuren zusammendrängen mussten, das allein wirkte schon immer unangenehm.
Dazu musste man noch nicht einmal wissen, daß dieser sogenannte Trachtensaal eine genuine Schöpfung staändestaatlicher Ästhetik und Wissenschaft ist. Protegiert vom damaligen Landeshauptmann Karl Maria Stepan, der seit 1934 Bundesleiter der Vaterländischen Front war, konnte der mit ihm persönlich befreundete, deutschnational-katholische Leiter des Volkskundemuseums, Viktor von Geramb, sich einen Traum erfüllen.
Was im aktuellen Begleittext im Museum als "neue Sachlichkeit" bezeichnet wird ist nichts weniger als das, es Ausdruck eines von Geramb immer wieder auffallend bellizistisch vorgetragenen pädagogischen Sendungsbewußtseins.
Im kleinen Musuemsführer von 1931 schreibt er unter anderem: "...für die Heimat und ihre Kultur zu leben, muß nun unsere heiligste Pflicht sein. In der Wahrung des guten Geistes der Heimat und ihrer gesunden Eigenart, in der Förderung, Verwertung und Vermittlung heimischer Sitten, Trachten und heimatlicher Kunst, in der liebevollen Pflege aller bodenständigen Werte und im heißen Kampfe gegen das Eindringen zerstörender, volksfremder Gifte wird wohl die ersten und wichtigste Aufgabe unserer Zeit zu sehen sein.“
Dem allem einfach etwas überzustülpen hat schon Witz und man kann es wohlwollend als ersten Probelauf deuten, sich von der Hypothek einer das Museum stark prägenden Geschichte langsam zu entlasten. Auch die erwähnte kleine Ausstellung hat manche Züge einer solchen befreienden Fingerübung.
Viktor Geramb im Kreis seiner Schülerinnen, wie die einschlägige Beschriftung festhält |
Verhüllen ist noch nicht bearbeiten, aufarbeiten, und wenn der Stoff wieder von den Vtrinen gezogen wird, dann bleibt ein bislang merkwürdig heimlich-unheimliches Erbe zurück, dem man bis jetzt glaubte treu bleiben zu müssen.
Doch die Geste ist stark und witzig, und mit Witz kann man mich immer überrumpeln, und auch optimistisch stimmen, daß etwas in Bewegung geraten ist...
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