Dienstag, 5. April 2011

Zehn Jahre Museumsquartier - Zehn Jahre "Neugier und Schlaf, Rausch und Aufklärung"

... was es nicht werden durfte
Auf "Neugier" wäre ich gekommen, sicher nicht auf "Schlaf", auf "Rausch" ja, aber in seltener und milder Form - und "Aufklärung?". Je nun.
Aber wir reden ja auch nicht von 'meinem Museumsquartier', sondern von dem von Vitus H. Weh, der dort als Kurator tätig ist und als 'Installateur' subtiler Interventionen.
Und wir reden (wieder mal) von 'Causeries du lundi' und seiner knappen, interessanten Würdigung eines Projektes, bei dem so gut wie alles anders gekommen ist als es je jemand beabsichtigt hatte.

Samstag, 2. April 2011

Wie man durchs Telefonieren plötzlich in eine Ausstellungskritik gerät und dabei die Mutter von Jonathan Meese kennenlernt oder: Ausstellungskritik mal etwas anders....

Eigentlich ist in der Titelzeile eh schon alles gesagt. 
Ich lese von P. wie er ein Kaffehaus verläßt und irrtümlich oder fast 
in die Blinky-Palermo-Ausstellung gerät und ehe ich noch recht dazukomme, 
mit ihm die Begeisterung für diesen "mafiösen" Namen zu teilen, 
und drüber nachzudenken, was ich von den Bildchen halten soll, 
die man hypertextig antippen kann, knipse ich schon am eingerückten Link rum 
und darf zusehen, wie die Mutter von Jonathan Meese alles zusammensammelt, 
was ihr Bub ein bisheriges Leben lang alles so zusammenklabautert hat. 
(Das ist jetzt eine Wortschöpfung von mir, die irgendwie zu dem Youtube-Video passt). 
Am besten: selber lesen. Hier!

Jüdisches Museum. Die Kritik reisst (nicht) ab?

Ob tatsächlich die Kritik nicht abreissen wird, wie Valerie Wendenburg in der gestrigen Online-Ausgabe von "tachles" schreibt, darf bezweifelt werden. Sie reagiert noch nicht auf die Aufsichtsratssitzung des Museums, hat aber ein paar Neuigkeiten, den Abbruch der Hologramme betreffend. Von denen das Museum nun nichts mehr wissen will.

Freitag, 1. April 2011

"Neuausrichtung". Die Information des Jüdischen Museums

Da die "Medieninformation vom 1. April 2011" des Jüdischen Museums ausführlicher und informativer ist, als die APA-Meldung vom gleichen Tag, gebe ich sie hier ungekürzt wieder

Jüdisches Museum Wien: Auf neuem Kurs

Danielle Spera präsentiert Pläne zur Neuausrichtung des Jüdischen Museums

Derzeit ist die Funktionssanierung des Museums, die im Jänner begonnen wurde
in vollem Gang. Direktorin Danielle Spera berichtete dem Aufsichtsrat des
Jüdischen Museums der Stadt Wien über die personellen und inhaltlichen
Planungen zur Wiedereröffnung des Standorts Dorotheergasse.

Neuaufstellung mit starkem Team

„Die Funktionssanierung des Hauses schreitet zügig voran und wird im Juni
abgeschlossen sein. Danach können wir mit der Ausgestaltung der
Ausstellungsbereiche beginnen“, sagte Spera nach der Aufsichtsratssitzung.
„Ich habe dem Aufsichtsrat ein starkes KuratorInnenteam und die
wissenschaftlichen MitarbeiterInnen präsentiert, mit denen ich die neue
ständige Ausstellung erarbeiten werde. Damit setzen wir konsequent den Weg
fort, der bereits beim Standort Judenplatz zum Erfolg führte: Eine
Neupositionierung des Hauses mit einer permanenten Schau und spannenden
Wechselausstellungen. Im Gegensatz zu anderen Häusern, die bei einem Umbau
geschlossen werden müssen, sind wir in der glücklichen Lage, dass wir mit
dem neuen Museum Judenplatz einen voll funktionsfähigen Ausstellungsort
anbieten können, der auch ausgezeichnet vom Publikum angenommen wird“, so
Spera.

„Wien. Jüdisches Museum. 21. Jahrhundert“

Für die neue Dauerausstellung gibt es im Jüdischen Museum Wien eine
innovative, seriöse und schrittweise Vorgangsweise. Werner Hanak-Lettner,
langjähriger Kurator am JMW und international renommierter
Ausstellungsmacher, hat das Konzept dazu ausgearbeitet. „Es ist eine
kreative und professionelle Antwort auf eine schwierige Situation. Das Haus
braucht eine neue Dauerausstellung. Daher schlage ich einen Weg vor, der das
Museum zur Wiedereröffnung konzeptionell belebt, zudem als selbstreflexives
Haus positioniert und das Team genügend Zeit lässt für Herbst 2012 eine
weitere außergewöhnliche Dauerausstellung zu erarbeiten.“

Daher eröffnet das Haus im Herbst 2011 mit einem Mix aus permanenten und
temporären Ausstellungen. Während das Schaudepot im 3. Stock bereits in
seiner permanenten Form „neueröffnet“, wird im Erdgeschoß eine Schau
erarbeitet, die das Medium Jüdisches Museum selbst in den Mittelpunkt rückt
und gleichzeitig auch hinterfragt. Unter dem Arbeitstitel „Wien. Jüdisches
Museum. 21. Jahrhundert“ werden mittels sieben Stationen sieben Fragen
gestellt, die auf vielfältige Art bewusst machen, wie sehr ein Jüdisches
Museum mit der Geschichte seines Entstehungsortes verbunden ist und wie
divers gleichzeitig die Erwartungshaltungen an ein solches Haus sind. Wir
stellen also den Prozess hin zur Dauerausstellung selbst aus, und suchen im
Rahmen einer Ausstellung den Dialog mit den Besuchern und Fachexperten. Eine
wichtige Rolle wird im Erdgeschoß auch wieder die Sammlung Berger im
Zusammenspiel mit der „Installation der Erinnerung“ von Nancy Spero
spielen“, so Hanak-Lettner. Die Dauerausstellung wird zum Thema des nächsten
Jahres. „Das Konzept von Herrn Hanak-Lettner hat mich sofort überzeugt, da
es sehr dynamisch ist und das Museum noch mehr zu einem Ort der Begegnung,
der Inspiration und des Dialogs macht“, sagt Spera. Das Jüdische Museum Wien
nehme das Thema neue Dauerausstellung sehr ernst. Es wird dazu ein Symposium
und auch eine Publikation geben, die die Erfahrungen mit der Ausstellung
wiederspiegelt.

„Wir werden mit einem breit aufgestellten Team der WissenschaftlerInnen des
Museums unter Leitung von Dr. Werner Hanak-Lettner das Konzept der
Dauerausstellung umsetzen“, betonte Spera nach der Aufsichtsratssitzung.
Wien Holding-Direktor Komm.-Rat Peter Hanke bekräftigte seine Unterstützung
für Dr. Spera: „Mit dem neu aufgestellten Museumsteam ist die Kontinuität
und Qualität der Arbeit des Museums gewährleistet. Wir sollten das Team nun
in Ruhe arbeiten lassen und an den Ergebnissen der Arbeit messen.“

Die erste große Wechselausstellung ist eine groß dimensionierte Schau zu
einem globalen kulturgeschichtlichen Thema mit der das
Hausöffentlichkeitswirksam eröffnet - „BIGGER THAN LIFE. 100 Jahre
Hollywood. Eine jüdische Erfahrung“. Sie wird von Dr. Werner Hanak-Lettner
kuratiert.

Dr. Werner Hanak-Lettner leitet Neukonzeption

Der Theaterwissenschaftler und Museumsfachmann präsentierte erst vor kurzem
sein neuestes Buch über Ausstellungsdramaturgie. Er ist seit 1993 im
Museumsteam, baute das Museumsarchiv auf und ist seit 2000 Leiter der
Bibliothek. Er betreute über 20 Ausstellung, darunter die erste große
Wechselausstellung nach der Eröffnung „Chagall – Bilder. Träume. Theater.
1908 – 1920“. Hanak-Lettner zeichnete in den letzten Jahren für zahlreiche
wichtige Ausstellungen des Museums verantwortlich. Er gestaltete die Harry
Weber-Ausstellung „Heute in Wien“, die als Eröffnungsausstellung des neu
gestalteten Museums 1996 präsentiert wurde, die geschichts- und
religionsphilosophische Ausstellung  „Eden. Zion. Utopia. Zur Geschichte der
Zukunft im Judentum“ (2000) sowie die große Festwochen-Koproduktion  „quasi
una fantasia – Juden und die Musikstadt Wien“ (Wien 2003, New York 2004).
Mit „Papier ist doch weiß? Eine Spurensuche im Archiv des Jüdischen Museums“
(1998) stellte Hanak-Lettner erstmals die Sammlungsbestände des Archivs des
Jüdischen Museums vor. Hanak-Lettner kuratierte zudem die permanente
„Installation der Erinnerung“ von Nancy Spero im Kuppelsaal des Jüdischen
Museums. 2006 und 2009 beauftragte ihn das Wien Museum mit der Neukonzeption
der permanenten Ausstellungen in der Mozartwohnung und im Haydnhaus.

Chefkuratorin Dr. Felicitas Heimann-Jelinek verlässt das Museum

Getrennte Wege gehen das Jüdische Museum Wien (JMW) und seine bisherige
Chefkuratorin, Dr. Felicitas Heimann-Jelinek. Der Dienstvertrag wurde im
beiderseitigen Einverständnis per 31. 3. 2011 aufgelöst. Dr. Heimann-Jelinek
verlässt das JMW auf eigenen Wunsch. Sie will sich in Zukunft verstärkt der
wissenschaftlichen Arbeit im akademischen Bereich und der
Kuratoren-Tätigkeit widmen. „Hinter mir liegt eine schöne, aber auch höchst
intensive Zeit. Ich möchte mich bei dem Team, mit dem ich so viel erleben
durfte, für seine Zuverlässigkeit und seinen Einsatz bedanken und auch der
Stadt Wien, die dieses Museum und viele seiner Erfolge ermöglicht hat, meine
Anerkennung aussprechen“, so Heimann-Jelinek.

Die neue künstlerische Leiterin des Jüdischen Museums Wien, Dr. Danielle
Spera, bedauert die Entscheidung Heimann-Jelineks. Spera betont, „dass die
hohe wissenschaftliche Qualifikation von Felicitas Heimann-Jelinek die
Positionierung des Museums lange Jahre geprägt hat.“ Als Chefkuratorin und
ausgewiesene Museologin zeichnete Heimann-Jelinek im Jüdischen Museum Wien
unter anderem für die Betreuung der Sammlungen, die Konzeption der
bisherigen Dauerausstellungen und eine Vielzahl der auch international immer
wieder Aufsehen erregenden Ausstellungen des Hauses – von der
Eröffnungsausstellung „Hier hat Teitelbaum gewohnt“ 1993 bis zur vorerst
letzten Ausstellung im Haupthaus „Die Türken in Wien. Geschichte einer
jüdischen Gemeinde“ 2010/11 - verantwortlich.

„Die von Frau Dr. Heimann-Jelinek betreuten Ausstellungen waren immer
geprägt von gesellschaftspolitisch relevanten Diskursen, exakten
wissenschaftlichen Recherchen und hohem ästhetischen Anspruch. Mit ihrer
Fachkompetenz und ihrer wissenschaftlichen und kommunikativen Arbeit hat sie
wesentlich zur international hervorragenden Position des Jüdischen Museums
Wien beigetragen“, so Wien Holding-Geschäftsführer Peter Hanke. Die
Entscheidung Dr. Heimann-Jelineks, ihre Tätigkeit im Jüdischen Museum Wien
zu beenden, wurde auch vom Aufsichtsrat des JMW mit Bedauern zur Kenntnis
genommen.

Felicitas Heimann-Jelinek verläßt das Jüdische Museum der Stadt Wien

Noch ist nur die APA-Meldung in den Medien zu lesen.  Über das Ergebnis der heutigen Aufsichtsratssitzung des Jüdischen Museum. Aus ihr geht vor allem hervor: Es gibt eine Trennung "im beiderseitigen Einverständnis", der Vorwurf, daß "Heimann-Jelinek (...)  Bilder der zerstörten Hologramme dem Vernehmen nach ohne Absprache mit der Museumsleitung im Internet veröffentlicht und die erhitzte Debatte damit losgetreten (hatte)" wird weiter erhoben, vermutlich um die "Trennung" zu legitimieren.
Felicitas Heimann-Jelinek: "Hinter mir liegt eine schöne, aber auch höchst intensive Zeit. Ich möchte mich bei dem Team, mit dem ich so viel erleben durfte, für seine Zuverlässigkeit und seinen Einsatz bedanken und auch der Stadt Wien, die dieses Museum und viele seiner Erfolge ermöglicht hat, meine Anerkennung aussprechen."
Danielle Spera stellte offenbar in der Sitzung auch die "Neuausrichtung" des Museums vor. "Vorgesehen sei", heißt es in der Aussendung, "eine permanente Schau und 'spannende Wechselausstellungen'". "Für die neue Dauerausstellung versprach sie eine 'innovative, seriöse und schrittweise Vorgangsweise'. Werner Hanak-Lettner, langjähriger Kurator des Museums, habe das Konzept dazu ausgearbeitet".
Was in der APA-Meldung etwas verwirrend formuliert ist, deutet auf eine Eröffnung von Ausstellungen im Herbst dieses Jahres hin, von denen einige als eine Art Vorstufe zu einer neuen Dauerausstellung 2012 fungieren werden. So wird für das Erdgeschoß eine Ausstellung erarbeitet, die "das Jüdisches Museum selbst in den Mittelpunkt rückt" und die "Erwartungshaltungen an eine derartige Einrichtung thematisiert".

Mittwoch, 30. März 2011

Wien wartet mit einem Kulturskandal auf. Sagt die "taz". Und mit dabei: Das Jüdische Museum

Die heutige "taz" (hier der Link) ortet gleich mehrere "Kulturskandale" in Wien: Die Zerstörung der Hologramme im Jüdischen Museum, sozusagen als Aufmacher, die Ablehnung von Rückgabeforderungen Vermeers "Malkunst" betreffend und, damiot es ein Triple-Pack wird, noch "Montezumas Federkrone" dazugepackt.
Muß Journalismus schön sein! Hat zwar miteinander Null zu tun, gibt aber diese Schlagzeile:

Stark heruntergekommene Artefakte. Wien wartet mit einem Kulturskandal auf: Im Jüdischen Museum werden Hologramme zerdeppert und das Kunsthistorische Museum gibt Vermeer nicht her. (Ralf Leonhard ist der tollkühne Collagist).

 

Arte Povera (Entrée 19)

Lieu de Mémoire

Der Begriff Erinnerungsort (frz.: un/le lieu de mémoire; Pierre Nora)) ist ein Ort, an dem sich das kollektive Gedächtnis einer sozialen Gruppe kristallisiert.

Dienstag, 29. März 2011

Kein Ende. Weitere Medienberichte zum Jüdischen Museum der Stadt Wien

Schon wollte ich mich entspannt zurücklehnen, und die Tage genießen, da die Diskussionen, Meldungen und Kontroversen um das Jüdische Museum der Stadt Wien abzuebben schienen. Wie angenehm, Tage des 'Normalbetriebs' des Blogs, ohne merkwürdige Äußerungen und ohne neue Hiobsbotschaften...
Jetzt entdeckt aber der KURIER (nach Wochen) das Thema, allerdings nicht ganz zufällig, denn am kommenden Freitag tritt wieder der Aufsichtsrat des Museums zusammen.
Und es sind viele Fragen weiter offen: was geschieht mit Felicitas Heimann-Jelinek, der mit Redeverbot und indirekter Kündigungsdrohung belegten Chefkuratorin? Welches Konzept wird Danielle Spera für die Wiederöffnung des Museums präsentieren? Wie reagiert sie auf die Tatsache, daß wichtige Mitarbeiter das Haus verlassen haben? Welche Strategie hat sie, um dem offensichtlichen Vertrauensverlust bei Museen entgegenzuwirken, die wichtige Partner beim Austausch von Ausstellungen und bei Kooperation in Projekten sind? Wie wird sie auf die Beschädigung des Images des Hauses reagieren?
Neu an der Berichterstattung des Kurier ist der dankenswerterweise mal sachliche Ton und die Korrektur einiger Legenden, etwa die alberne, Hanno Loewy habe sich als frustrierter abgewiesener Bewerber initiativ an der Kritik beteiligt. Nichts daran stimmt.
Man darf gespannt sein, was die Aufsichtsratssitzung ergibt.

Michael Huber: Streit im Jüdischen Museum wird heftiger. Der Eklat um zerstörte Hologramme war erst der Auftakt: Die Debatte um Wiens Jüdisches Museum zieht weitere Kreise. Spera genießt wenig Unterstützung. KURIER, 29.3.2011 (hier der Link)

Eine neue museologische "Austausch-Plattform"

Unter der Internetadresse http://www.ausstellungen-einstellungen.de gibt es neuerdings etwas, was sich "Austausch-Plattform" und "Wissensspeicher" nennt und mit der "Konzeption, Gestaltung
und Zukunftsvisionen musealer Wissensvermittlung" beschäftigt".
Angeboten wird die Plattform von der berliner Grafikerin und Ausstellungsmacherin Claudia Wagner, mit ähnlichen Zielen, wie ich sie in meinem Blog verfolge: die Diskussion über einschlägige Museumsfragen zu unterstützen.
Wer der Einladung der "Mitmachseite" folgen will, beginnt am besten hier: http://www.ausstellungen-einstellungen.de/zukunftsvisionen/

Freitag, 25. März 2011

Zinnfiguren im Krieg (Texte im Museum 192)

Kaiserjägermuseum / Tirol-Panorama. Bergisel/Innsbruck (2011)

Peter Menasse spricht. Noch immer


Nachdem Peter Menasse nach seinem Rücktritt Platz für die Darstellung seiner Sicht bekommen hat, räumt ihm nun auch der FALTER (Nr.12/11, 23.3.2011) Raum ein, um sich zu seinem Rücktritt zu äußern und vor allem auf die beiden Artikel des vorangegeangenen FALTER von Matthias Dusini zu reagieren.
Zur Sache Jüdisches Museum der Stadt Wien erfährt man nichts Neues, dafür darf Peter Menasse unter dem langen Titel "Macht braucht Selbstkontrolle. Der im Zuge der „Hologramm-Affäre“ zurückgetretene Prokurist des Jüdischen Museums antwortet dem Falter" auch die Medien in jenes "System" einbeziehen, das ihm persönlich so gar nicht wohl gesonnen erscheint.
Der Artikel ist nicht Online. Für alle eingefleischten Peter-Menasse-Fans hier eine Kostprobe:
„Ein Museumsdirektor – seinen Namen hätte ich dem Redakteur auf Anfrage gerne genannt – mobilisiert in einer Blitzaktion 25 Kollegen seiner Zunft und lässt sie eine Resolution gegen die Direktion des Jüdischen Museums Wien unterschreiben. Die Museumsleute aus nah und fern überprüfen den Inhalt nicht, sondern unterschreiben einfach. Wer ihr Freund ist, hat jedenfalls Recht. Wer außerhalb des Systems steht, ist zum Abschuss freigegeben.“

Montag, 21. März 2011

Danielle Spera äußert sich zum Rücktritt Peter Menasses

Nach sehr langer Pause äußert sich die Leiterin des Jüdischen Museums der Stadt Wien, Danielle Spera, zu den jüngsten Vorgängen und dem Rücktritt Peter Menasses.
Die Jüdische (link) hier läßt einen allerdings rätseln, was an dem Text redigiert ist und was authentische Äußerung. Außerdem erfährt man leider nicht, welche Fragen eigentlich gestellt wurden.

*

So, inzwischen habe ich auch die Fragen, per Mail zur Verfügung gestellt vom Herausgeber:

Gruss/ Samuel Laster

Sehr geehrter Herr Stalzer, ich ersuche nochmals höflich um eine Stellungnahme der
Direktorin des jüdischen Museums zu den letzten Ereignissen, zu den
Fragen die z.B im Profil-Artikel aufgeworfen werden.
Hat der im Profil genannte Glaserbetrieb die Leitung des
jüdischen Museums geklagt?
Gibt es einen Maulkorb für DienstnehmerInnen des Museums?
Wann wird die Direktorin Stellung nehmen?

Falls die Direktorin nicht Stellung mimmt, ist der Vorsitzende
der Wien-Holding die Ansprechperson oder gar Bürgermeister
Häupl?

Wie empfindet die Direktorin ihr "Krisenmanagement"?

Hochachtungsvoll-S. Laster


Der Antworttext stammt also nicht direkt von Frau Direktor Spera, sondern von "Dr. Alfred Stalzer
Mediensprecher Jüdisches Museum Wien".

Sonntag, 20. März 2011

Umsturz-Objekte (Texte im Museum 191)

Ausstellung "Grazgeflüster", derzeit im Stadtmuseum Graz. Hier ein Ausschnitt aus einem der Texte von Daniel Spoerri

Die Kunst des richtigen und zweckmäßigen Sitzen in Kunstmuseen

John-Michael-Kohlers Art Center
Das konnte ja nicht ausbleiben. Eine Webseite über - nun ja, sagen wir: rest rooms von Museen. Jetzt gibts die, enzyklopädisch, global, illustrativ. Seien wir uns ehrlich - wo hat sich das Museum sonst noch so rasant entwickelt, wie am locus? Wo bei studentischen Reisen in den 7oern manche Museen z.B. in Italien mit transsylvanischen Hockergräbern als Abtritte aufwarteten, findet sich jetzt die Nirosta-Longue mit dem Wickeltisch für den Herren! Also! Besuchen Sie The Art Museum Toilet!

...da scheint es eine spezielle Neigungsgruppe zu geben, denn innerhalb kürzester Zeit trudelten Dankschreiben ein. Und ein "weiterführender" Link, nicht nur Museumsnoträume betreffend: http://www.restroom-charts.com/portfolio.jsp?pf=1721
Und noch eins..."...damit wir bloß nicht das beherrschende Thema verlassen, gibt es in den restroom charts auch das:
http://www.restroom-charts.com/portfolio.jsp?filter=location%Wien&pf=931
Eine Arbeit von Eichinger oder Knechtl, die es auch nicht mehr gibt..." (B.P.)

Nur mit einer neuen Leitung hat das Jüdische Museum der Stadt Wien eine Zukunft. Ein weiterer Artikel von Marianne Enigl im Profil.

Im Profil, das am 21.3.2011 erschienen ist (Nr.12, 42.Jg.; hier der Link) fasst Marianne Enigl die jüngsten Ereignisse um und nach dem Rücktritt von Peter Menasse zusammen. Sie wiest darauf hin, daß sich Danielle Spera zu den Äußerungen ihres Prokuristen nicht geäußert hat und daß auch die verantwortlichen Politiker hartnäckig schweigen.
Sie geht noch einmal auf die Frage ein ob und wie die Hologramme hätten abgebaut und bewahrt werden können und berichtet, daß die Firma Frisch und Stiassny bereits zwei Mal Frau Spera aufgefordert habe, "die Falschinformationen" über die Konstruktion der Hologramme "öffentlich zu widerrufen".
Im profil Artikel ist, meiner Beobachtung nach zum ersten Mal gewissermaßen offiziell, der brain drain des Museums in der kurzen Amtszeit der neuen Leitung nachzulesen. Demnach verlor "das Haus innerhalb eines halben Jahrs vier seiner acht Ausstellungsgestalter."
Der Direktor des Jüdischen Museums München bezeichnet die Leitung als "Laienduo" und auch die Direktorin des Jüdischen Museum Berlin äußert sich deutlich: man müsse "sich nun ernsthaft mit der Führung des Hauses" befassen. Dazu steuert Bernhard Purin noch die Beobachtung eines weiteren strukturellen Mankos bei: die Führung des Museums als Teil der Wien-Holding, der Wirtschaftsbetriebe der Stadt.