Güntner macht sich weidlich über die Epidemie des Kuratierens lustig aber er steuert auch Historisches bei: "Das Verb ist ganz jung, das Nomen alt. Kuratoren kannten schon die Römer, und zwar in grosser Zahl und Zuständigkeit. Unter Kaiser Augustus waren es mit Machtfülle ausgestattete Aufsichtsbeamte, denen das Regiment über Wege und Landstrassen übertragen war und die sich darum kümmerten, dass der Tiber nicht verdreckte. Auch mit Erhaltung und Ausbesserung der Wasserleitungen, Brücken, Tore, Mauern waren curatores beauftragt. Ihnen oblag die Kontrolle aller öffentlichen Gebäude, namentlich der Tempel, Gerichte und Theater. Curatores überwachten Versteigerungen und vertraten Dritte in Rechtsangelegenheiten. In Zedlers «Universal-Lexikon aller Wissenschaften und Künste» von 1733 füllt die Aufzählung ihrer Metiers drei Spalten. Dem voran stellt Zedler den Hinweis auf den Curator als Vormund, «der eines in die Pubertät getretenen Jünglings Güter und Geschäfte zu administrieren auf sich nimmt".
Was ist er heute? Die Bundesagentur für Arbeit informiert uns: Kuratoren und Kuratorinnen betreuen Sammlungen in Museen und organisieren Ausstellungen sowie Sonderaktionen. Kuratoren
und Kuratorinnen arbeiten in Museen und bei Betreibern historischer
Stätten, in Kultur- und Freizeitämtern, bei Landes- oder
Stadtverwaltungen oder in Bibliotheken und Archiven. Auch bei
Kulturvereinen können sie tätig sein.
Die Kuratoren-Epidemie kommt also durch eine Ausweitung der Anwendung zustande. Kuratiert wird alles, Modescahuen oder Parkanlagen, so Güntner, Literaturhäuser und Festivals. "Rhetorischer Quark." (Güntner).
Der Autor hat auch eine These, warum das so ist. "Die chaotische Fülle des Netzes ruft nach Pflege (cura) via Smartphone und Selfies. Na ja.
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