Mittwoch, 17. Dezember 2014

Sterbebegleitung fürs Weltmuseum

"Wir werden redimensioniert". "Cover" des Weltmuseum-Blogs

In einer Kultursendung des ORF Fernsehens wurde über den Baustopp berichtet, der genau in dem Moment von Minister Ostermeyer verhängt wurde, als das Museum eben geschlossen hatte, um seinen "Relaunch" zu beginnen. Bislang galt als zentrale Begründung für den Stopp, daß künftige Betriebskosten eines erweiterten Weltmuseums in den Planungen nicht enthalten und nicht finanzierbar seien.
In der TV-Sendung wollte Minister Ostermeyer offenbar das Bild eines visionären Machers präsentieren. Ich bin hingegangen (ins Museum), sagt er, habe mir die Räume angesehen. Und da sei ihm die Erleuchtung einer Win-Win-Situation gekommen.
Wir, in Verschleierungs-Politspeak geschulte Staatsbürger, wissen inzwischen, daß eine Win-Win-Situation etwas wirklich Herrliches sein muß. Warum - ich fahre in der Schilderung des Erweckungserlebnisses von Herrn Minister Ostermeyer fort -, warum sollte man in den mit ministeriellem Besuch nobilitierten Räumen nicht zwei statt bloß einem Museum errichten? Fragt uns der Minister. Eine rhetorische Frage, denn die Antwort ist sonnenklar. Das versteht jeder. Ein Museum ist gut, aber zwei sind natürlich viel besser. Noch dazu, wenn man zwei zum selben Preis bekommt. Denn, so der Minister, um die für den Ausbau vorhandenen Mittel ginge sich auch noch "Haus der Geschichte" aus. In den Räumen, die für die Erweiterung des Weltmuseums geplant seien.
Der Direktor des betroffenen Museums wird - in derselben Sendung - so deutlich wie bisher noch nie. Österreich macht sich lächerlich, sagt er in die Kamera hinein.
Aber da gibt es nun den Sog, der ansonst kluge und besonnene Menschen zur Idee eines "Hauses der Geschichte" zieht und die nicht nur diese Idee an und für sich und ohne jeden Gedanken an Zweck, Sinn, Inhalt, Form, Autorschaft, Interessen, Machtverhältnisse gutheissen, sondern auch den Standort als zentralen Ort der österreichischen Geschichte (ein Historiker) für ideal halten. Daß - einmalig in der Geschichte der Bundesmuseen - zwei Institutionen offen gegeneinander ausgespielt werden, ist eine Sache, eine andere, daß mit dem "Halt" für das Weltmuseum dieses in eine schwierige Lage gebracht wird. Man kann ja nicht einfach jetzt irgendwie an den alten Plänen herumbasteln und die implizite und gewünschte "Redimensionierung" in Angriff nehmen (was Sabine Haag, Direktorin des Kunsthistorischen Museums andeutet. Denn so lange weder ein realisierungsreifer Plan für ein Haus der Geschichte vorliegt, also Raumbedarf, Kosten usw. feststehen, kann im Grunde am Weltmuseum gar nichts getan werden außer die Schließung zu verwalten. Hätte man die Schließung vor dem Stopp bekanntgegeben, hätte das Museum eine Chance, wenigsten in dem provisorischen Rahmen, also mit einem schon veralteten, halbherzig realisierten Daueraustellungs-Fragment und diversen Sonderausstellungen und Veranstaltungen sozusagen am Leben zu bleiben. Ohne Perspektive zu schließen, das Museum mit verstreichender Zeit von seinem Stammpublikum abzukoppeln, schickt es aber auf den Weg in ein langsamen Siechtum. Und auch das ist einmalig. Noch nie ist ein staatliches Museum indirekt mit der "Abwicklung" bedroht gewesen.

Hier der Link zur ORF-Sendung: http://tvthek.orf.at/…/Kulturmont…/1303/Kulturmontag/8947109

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