Je mehr Tage vergehen, seit Karlheinz Essl vorgeschlagen hat, daß der Staat seine Sammlung ankauft, desto unwahrscheinlicher wird es, daß ein solcher Kauf zustandekommt. Es ist die Fülle und die Qualität der Äußerungen, die ein insgesamt so ablehnendes Bild ergeben, daß man sich schwer vorstellen kann, daß unter solchen Bedingungen ein Minister imstande und willens ist, einen zweistelligen Millionenbetrag aufzutreiben, die Sammlung zu kaufen und auch die Wünsche Essls nach Beibehaltung des Leitunsgpostens und dem Familienbesitz am Gebäude zu erfüllen.
Es gibt auffallend aggressive und polemische Töne, aber es gibt auch gewichtige sachliche Argumente, die es unwahrscheinlich machen, daß ein Deal in der vom Sammler gewünschten Form möglich ist.
Die Argumente sind rasch aufgezählt: en bloc sei die Sammlung qualitativ zu uneinheitlich, in Teilen fragwürdig, schwierig materiell zu bewerten. Die Summe, um die es geht (nur Schätzungen, sehr grobe, sind möglich), ist angesichts des Sparkurses, dem die Museen unterworfen sind und angesichts der nahezu inexistenten Ankaufsbudgets ein Affront. Die Verquickung von wirtschaftlichen und kunstpolitischen Zielen - Rettung der Sammlung und des Baumax-Konzerns -, sei unannehmbar.
Es sind nicht nur Politiker (wie der Landeshauptmann von Niederösterreich), Galeriebesitzer, Kunstexperten, Journalisten, MuseumsleiterInnen, Universitätsdirektoren usw., die sich skeptisch bis ablehnend äußern, es zeigt sich in den Foren der diversen Tageszeitung auch eine quantitativ veritable Reaktion, wo sich zeigt, daß das Burgtheater-Desaster und die - ungleich größere - Hypo-Banken-Pleite, sehr sensibel gemacht hat für politische Unfähigkeit, Verschwendung und Sanierung auf Kosten der Steuerzahler.
Es ist auch dieses Klima, in dem politischen Handeln sich kaum rücksichtslos gegen den breiten Gegenwind wird verhalten können. Und eben sind zwei weitere Aspekte bekannt geworden, die sich beide als zusätzliche Hürden aufbauen. Der Staat haftet im Fall einer Baumax-Pleite mit um die 70 Millionen Euro, es würde also beim worst case eines Ankaufes und einer trotzdem folgenden Pleite eine sehr große Summe in der doppelten "Essl-Sanierung" versenkt werden. Und zweitens scheint im Falle des Verkaufs keine wirklich freihändige Festlegung eines Preises möglich, weil damit Gläubigerinteressen verletzt werden könnten. Denn im Falle des Firmenkonkurses wäre ja die Sammlung Teil des Vermögens und hier gilt offenbar, daß auch im Falle des Verkaufes, der die Sammlung aus der Konkursmasse ja herauslösen würde, der Wert nicht willkürlich gemindert werden darf.
Womit möglicherweise auch die Option einer Schenkung - was ich mir immer als "Lösung" vorgestellt hatte -, verbaut wäre.
Betroffen über eine mögliche Zerschlagung der Sammlung zeigt sich kaum jemand. Essl könne ja private Käufer finden, eine passgerecht dem Kunstmarkt zugutekommende Filetierung sei ja eine gar nicht so schlechte Option, Filetieren (ein Lieblingswort der Medien) könne man ja auch eventuell im Interesse der Bundesmuseen, die sich dann die Schnäppchen aussuchen könnten, solche und andere Antworten gibt es auf die Option "Verlust der Sammlung".
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