Montag, 12. November 2012

Noch immer gibt es bei Friedrich Kiesler etwas zu entdecken. Empfehlung für einen Ausstellungsbesuch

Ausstellungstext

Friedrich Kiesler wurde am 22. September 1890 in Czernowitz, Bukowina, Österreich-Ungarn geboren. Kiesler war Architekt, bildender Künstler, Designer, Ausstellungsdesigner, Typograph und Bühnenbildner. Mit der "Raumbühne" hatte er auf der Internationalen Theaterausstellung in Wien 1924 ein derart großes Echo, daß er im folgenden Jahr nach Paris zu einer ähnlichen Ausstellung eingeladen wurde. Diese wiederum ebnete ihm den Weg in die USA, in die er 1926 emigrierte und wo er unter anderem für Betty Guggenheim ein semipermanentes Museum konzipierte, "Art of this Century". Kiesler beschäftigte sich mit dem Kino, dem Theater, dem Städetbau, aber viele seiner Arbeiten waren ephemer und viele Ideen und Projekte wurden nicht realisiert. Erst im Todesjahr - Kiesler starb am 27. Dezember 1965 -, wurde sein einziges realisiertes und erhaltenes monumentales Bauwerk eröffnet: der "Shrine of the Book" in Jerusalem als Teil des Israel-Museum.
Kiesler hat sich mit vielen Medien, Bautypen und Formgelegenheiten beschäftigt, was ihn so unverwechselbar macht und inspirierend beim Nachdenken über heutiges Ausstellen ist die Konsequenz, mit der ein "theatralisches" Verständnis vom Raum auf alle Aufgaben, Projekte und Ideen bezog. Beim Konzipieren von Ausstellungen bedeutete dies, alles in die Überlegungen einzubeziehen, die Wechselbeziehung zwischen allen Elementen zu beachten und Gestaltung als ein Gestalten der Wahrnehmungsbedingungen insgesamt, vor allem den Betrachter einbeziehend, aufzufassen. Kiesler hat dabei unter anderem dem "Gestell", also all dem, was zum Zu-Sehen-Geben wichtig ist aber vom Betrachter oft ausgeblendet, vom Ausstellungmacher gelegentlich vernachlässigt wird, zur hervorragenden Gestaltungsaufgabe gemacht.
Die Ausstellung "Die Kulisse explodiert" im Österreichischen Theatermuseum in Wien ist zwar den Theater- und Kinoprojekten gewidmet, aber es lohnt allemal sich diese Ausstellung auch mit der "museologischen Brille" anzusehen, zumal es um Prinzipien geht, die Kiesler zwar immer weiter entwickelt hat, aber auf alle Aufgaben zu übertragen versuchte.
Dem Ehepar Bogner und der Friedrich Kiesler-Stiftung muß man dankbar sein für ihr Engagement für Kiesler und das Zustandekommen von Ausstellungen, die immer neue Aspekte von Kieslers Arbeit bekanntmachen. (Bis 25.Februar)



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