Dienstag, 31. Juli 2012

1000 Posts

Dies ist der 1000. Post seit ich am 8. Dezember 2009 den Blog begonnen habe. Wäre ich Politiker, würde ich mich bei meinen Lesern (Wählern) bedanken, wäre ich Wissenschafter, müsste ich mich genieren. Denn, so habe ich gelesen, als Wissenschafter darf man nicht täglich posten. Sonst macht man sich in Wissenschaftskreisen verdächtig.

Mach ich ja nicht, vor allem nicht in letzter Zeit. Aber fast. Das hat aber nichts mit täglichem Posten zu tun, sondern mit einem großen Fundus an Notizen, der schon lange vor dem Blog da war. Und mit einem großen Fundus an Fotos, der ständig größer wird. Wohl mehr als die Hälfte aller Posts besteht aus kaum mehr als einer Abbildung und allenfalls einem kurzen Text oder einer Bildunterschrift.
Das hat auch damit zu tun, daß ich drunter leide, daß Museologie, eine Art von Bildwissenschaft, nahezu ohne Bilder / Abbildungen und Bild (Ausstellungs)Analysen auskommt. Also gibt es hier viele Bilder, auf deren Aussagekraft ich vertraue, ohne ihnen zu viel Text zuzumuten.

In wissenschaftlichen Kreisen gilt Bloggen als unvornehm, degoutant bis verabscheuungswürdig. Das galt für das Ausstellungsmachen auch lange, vor etwa 30, 40 Jahren. Mich interessiert aber dieses Urteil und das Maß nehmen am wissenschaftlichen Schreiben nicht.

Mich fasziniert die Möglichkeit, die auch eine Schwierigkeit ist, knapp und möglichst genau Sachverhalte auf den Punkt zu bringen, Fragen zu entwickeln. Es wird oft der Mangel an Ausstellungskritik oder Museumskritik beklagt; darum geht es hier auch. Um Kritik und Reflexion.

Bei meinen Lesern kann ich mich insofern nicht bedanken, wie ein Politiker nach gewonnener oder auch verlorener Wahl, weil ich meine LeserInnen nicht kenne, mit wenigen Ausnahmen. Ich weiß nicht mal so recht, wie viele es sind, weil ja, wie in Museen, nicht Besucher sondern Besuche gezählt werden. Alles was ich weiß ist, daß es ein paar tausend Besuche pro Monat gibt und, was das Bloggen signifikant von anderen Möglichkeiten des Veröffentlichens unterscheidet, daß diese Besuche 'aus aller Welt' gemacht werden. Selbstverständlich haben deutschsprachige Leser den Vorrang, aber ich staune, aus wie vielen Ländern es Interesse an dem Blog gibt.

Was ich schade finde, ist das Bloggen generell wenig geeignet scheint für Auseinandersetzungen, Debatten, Feedback. Obwohl das nur einen Klick weit weg wäre - jeder Post hat ja eine Kommentarecke, die leicht zugänglich ist. Das wird wenig genutzt, meist sehr unspezifisch. ich wundere mich über die Euphorie, die bezüglich der neuen Medien in Museumskreisen herrscht (Museum 2.0 und so), auch meine Erfahrungen mit Facebook sprechen massiv gegen die Qualität des Bloggens als Diskussionsmedium.

Ich träume von einer Internationalisierung. Die Leser, die ich in Ungarn, Litauen, den USA (dort erstaunlich viele), Südafrika oder Neuseeland habe, die könnten doch etwas von ihren Erfahrungen, aus ihren Institutionen berichten? Was wäre so eine Tauschbörse der Informationen nicht toll. Denn wirkliche Internationalität gibt es in der Museologie auch nur in einem extrem schmalen Sektor - wer weiß schon wirklich etwas über Museen, Museumspolitik, Museumsstandards usw. in Japan oder Indien oder Albanien?

Wahrscheinlich werden viele auch durch das Individuelle und Private eines Blogs abgeschreckt, selbst etwas beizutragen. Durch das Verrückte, Bunte, Unübersichtliche. Das Verrückte stört mich nicht, das Unübersichtliche ein wenig. Ein Blog ist kaum zu strukturieren, damit verliert man die Möglichkeit, Themen zu verfolgen, zu verknüpfen. Ein Leser aus den USA hat sich unlängst bei mir beschwert. Ja, sorry, es geht kaum anders. Ich habe schon an eine Restaurierung meiner Webseite gedacht samt Verknüpfung mit dem Blog. Ist aber zu aufwendig, zu zeitraubend.

Dabei ist ein Blog, anders als man denkt und anders als es gesagt wird, kein ganz so flüchtiges Medium. Einerseits werden auch Posts, die vor langer Zeit erschienen sind, noch immer abgerufen, zum Beispiel einige von denen, die im Zusammenhang mit der Zerstörung der Hologramme im Jüdischen Museum der Stadt Wien erschienen sind. Und es ist erstaunlich, daß auch lange Texte, die ich versuchsweise eingegeben haben, gelesen (wahrscheinlich ausgedruckt) werden. Die Analyse zur ehemaligen Dauerausstellung des Jüdischen Museums der Stadt Wien, die ich zusammen mit Sabine Offe verfasst habe und die zuerst in einer Zeitschrift erschien, gehört zu den meistgelesenen Posts.

Apropos Jüdisches Museum. Die zwei Monate andauernde Debatte war ein Musterbeispiel für das Potential des Bloggens. Für tausende Leser war der Blog ein zentrales Informationsmedium, das angesichts des eklatanten Versagens vieler Tageszeitungen alternative Nachrichten und Infos bot, wobei die besondere Stärke eines Blogs, praktisch unmittelbar reagieren und agieren zu können, für ein zwei Dutzend Personen für eine bestimmte Zeit zum 'Umschlagplatz' der Auseinandersetzung wurde. Übrigens: Anders als es immer wieder unterstellt wurde, vor allem aus dem Museum, war das keine organisierte Gruppe, sondern genau das, was neue Medien dann eben doch bieten, lose Verbindungen und Kooperationen auf Zeit einzugehen.

Irgendwann wird den LeserInnen langweilig werden, oder mir. Oder allen. Dann höre ich auf. Man wird sehen.

Ich habe mich in diesem Blog nie vorgestellt. Weils so eine 'Jubiläumsanlass' ist, mach ich das mal kurz. Auch um einige Mißverständnisse zu beiseitigen, mit denen ich in Anschreiben per e-mail konfrontiert werde.

Ich habe mich während des Studiums mit (Kunstgeschichte und alleds mögliche mehr) mit der Frage Was ein Museum ist konfrontiert und dfie ersten Antworten, die ich darauf bekam, waren so, daß dieses Fragen nicht mehr aufgehört hat. Schon an meinem ersten Arbeitsplatz, der (damals so genannten) Hochschule für Angewandte Kunst, hatte ich die Möglichkeit, mit in Forschung und Lehre mit dem zu beschäftigen, was heute meist Museologie genannt wird.

Dann wurde ich eingeladen, an einem interuniversitären Institut Lehrgänge, später eine eigne kleine Abteilung einzurichten, die Arbeitsgruppe Museologie. 1999 ermöglichten gute Kontakte die Gründung der Internationalen Sommerakademie Museologie, ehe dann die Einladung des (damals noch so genannten) Landesmuseum Joanneum zur Einrichtung einer 'Museumsakademie' kam. Aus gesundheitlichen Gründen kam mir die Verringerung meiner Arbeitszeit in Form der sogenannten 'Altersteilzeit' sehr entgegen, was für mich, nur noch 20 Stunden angestellt, auch bedeutete, die Leitung der Museumsakademie niederzulegen. Ebenfalls auf mein Betreiben hin bin ich dann kurze Zeit danach ganz aus der Museumsakademie ausgeschieden und nun einfacher Mitarbeiter des Universalmuseum Joanneum, im letzten meiner Arbeitsjahre.




1 Kommentar:

  1. Ihr Blog ist für mich eine der ersten Anlaufstellen bezügl. Museologie im Internet, und zwar v.a. wegen den anregenden Bildern und den interessanten sowie kritischen Berichten zu den Ausstellungen. Bitte weiter so!

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