Freitag, 6. April 2012

"Die spinnen, die ... Franzosen"


Man kann offenbar seine Nationalmythen nicht den Comiczeichnern überlassen. Der heroische Widerstand der Gallier gegen die Römer (jeder Asterix-Leser, weiß wovon ich rede), im 19. Jahrhundert noch bitterernstes Versatzstück der staatlichen französischen Geschichtspolitik und auch heute noch sozusagen popkulturell virulent (Christopher Lambert als Vercingetorix auf der breiten Leinwand).
Jetzt hat grade ein 'Vercingetorixland' eröffnet, ein Centre d'Interpéetatation, ein MuséoParc Alésia - am Ort der Schlacht, in  der Vercingetorix Cäsar unterlag.
Ein Museum? Ein Interpretationszentrum?
Na jedenfalls ein Grabhügel (mit Aussichtsplattform), ein Schlachtgelände mit originalgroßen Bauten, mehr oder weniger echtes Hauen und Stechen, Schauen und Kriegspielen.

Hier Auszüge aus dem Text der Webseite: "Der Besucher wird in dieser von dem Architekten Bernard Tschumi geschaffenen Stätte zu einer Zeitreise in die Vergangenheit eingeladen. Hierbei erwarten ihn u. a.: die im Jahre 52 vor Christus stattgefundenen Kämpfe, die berühmte Schlacht von Caesar und Vercingetorix, die Entdeckung des Mythos der Gallier, wie auch ein Besuch der eindrucksvollen Nachbauten der römischen Festigungen.Antike Gegenstände, Bildreproduktionen, Diorama, Filme, Modellbauten, interaktive Geräte und Nachbauten von Kriegsmaschinen bieten den Besucher verschiedene Möglichkeiten, um die Geschichte Frankreichs auf seine ganz persönliche Art und Weise zu entdecken. Ebenso werden den Besuchern zahlreichen Animationen (Besichtigungen mit Fremdenführer, Ateliers, Nachbauten usw.), die sich gleichermaßen für Kinder wie auch Erwachsene eignen, angeboten.
Der Film „Alésia, le rêve d'un roi nu" umfasst die 7 großen Schlachten, die zur Verurteilung von Vercingetorix und zum Sieg von Caesar führten. Hierbei kann der Besucher das Fortschreiten der Truppen auf einem Miniaturnachbau der Stätte von Alésia nachverfolgen.Ein gleichermaßen für Erwachsene wie auch für Kinder höchst interessantes Erlebnis!"

Soweit die Webseite.

Voraussetzungslos wird hier nicht Geschichtspolitik gemacht. Es war Francois Mitterand, der in den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts den nicht weit von Alesia entfernten anderen archäologischen Ort gallischer Geschichte, Bibracte, eminent aufwertete - als "Ort an dem der erste Akt unserer Geschichte stattgefunden hat" (Mitterand). Hier sollten nach Mitterands Worten alle Franzosen zusammenkommen und ihre Wurzeln wiederfinden. Aber nicht genug damit. Seine Interpretation der gallischen Zivilisation ohne politische Grenzen, aber durch ihre Kultur definiert und vereint, rief das Modell des vereinten Europa als sich in der Tradition gallo-französischer Geschichte entwickelnd auf.

Mitterand, von dessen Identifikation mit Vercingetorix Historiker glaubhaft sprechen, sicherte sich ein kleines Grundstück auf dem Bibracte (ein Skandal, weil es Landschaftsschutzgebiet handelte), um sich dort bestatten zu lassen. Ob das wirklich geschehen ist, habe ich im Dickicht der Mythen nicht ausmachen können. Eigentlich soll er im Familiengrab seiner Heimatgemeinde Jarnac bestattet sein, aber man habe seine Asche heimlich auf den 'Gallischen' Berg gebracht... 

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