Das soll ein Museum sein? Dieses Felder-Museum in Schoppernau?
Franz Michael Felder war ein sozial und politisch äußerst engagierter Schriftsteller, der Zeit seines kurzen Lebens (er starb mit 29) von Konservativen und Klerikalen massiv angegriffen wurde. Sein Kampf gegen die destruktiven und existenzbedrohenden Tendenzen der Industrialisierung und wirtschaftlichen Konzentration wird bis heute durch einen Verein und ein Archiv (innerhalb des Vorarlberger Landesarchivs) in Erinnerung gehalten.
Die Qualität des kleinen Museums im Geburtsort Felders, Schoppernau (Bregenzerwald; Vorarlberg), liegt in der exzellenten Information.
Ja sicher, das widerspricht allen Regeln: im Stehen muß man an einer meterlangen Wand entlang lesen und lesen... Aber der Text ist vorzüglich und bahnt einem rasch und präzise eine Vorstellung von Biografie, Politik, Lebensweisen und verknüpft das Regionale mit den großen sozialpolitischen Fragen des 19.Jahrhunderts. Das Lesevergnügen und die Informativität werden von einer selten so durchdachten grafischen Gestaltung unterstützt. Die Gliederung der Texte, die Wahl der Schrifttypen, der Umgang mit den illustrativen Bildrepliken läßt einen vergessen, daß man grade dabei ist, sich entlang einer ‚Textwüste’ entlangzuarbeiten, also sich in einem eigentlich ‚unmöglichen’ Museum befindet.
Und dann: das Museum liegt im oberen Stockwerk eines für den Bregenzerwald typischen gleichermaßen traditionsbewußten wie modernen, unprätentiösen Baues mit gemischter Funktion. Zu einer Art Ortszentrum wird das Haus auch durch die kleine kommunale Bibliothek, die ohne jede Barriere an das Museum anschließt.
Als ich das Felder-Museum besuchte, herrschte in der Bibliothek reges Treiben, spielende Kinder und stöbernde Erwachsene kontaminierten den Einraum des Museums mit einer Lebendigkeit, die man viel ‚richtigeren’ Museen oft wünschen würde.
Ja, was ist ein Museum, und wann ist Museum?
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