Montag, 12. Mai 2014
Sonntag, 11. Mai 2014
Orhan Pamuks Text über das Museum der Unschuld. Ein poetologischer und museologischer Text zu einem einzigartigen Projekt (Das Museum lesen 36)
Im
Jahr 2008 erschien in Istanbul der Roman Masumiyet
Müzesi, das Museum der Unschuld,
von Orhan Pamuk, der 2006 den Nobelpreis erhalten hatte. Eigentlich sollte
gleichzeitig mit dem Roman ein gleichnamiges von Pamuk geplantes und parallel
zum Buch entwickeltes Museum eröffnen, doch aus praktischen und politischen
Gründen - Pamuk wurde zeitweilig verhaftet und von radikalen Gruppen mit dem
Tod bedroht -, verzögerte sich die Realisierung erheblich. 2012 war es dann so
weit.
Aber
was ist das für ein Museum? Mein Reiseführer "Istanbul" stellt es
kurz und bündig als Alltagsmuseum vor. Sicher, es gibt hier vieles, was man so
landläufig als Alltagsgegenstände bezeichnet und gelegentlich wird einem auch
als Tourist, der Istanbul erst grade kennenlernt, einiges von den Bezügen zur
Stadt deutlich.
Aber
was sollen das für Straßen sein, "die mich an sie erinnern"? Wer
spricht da, und vom wem? "Phantome, die ich für Füsun halte".
"Die Sommerabschlußparty". "Eine leere Wohnung". "Die
erste türkische Fruchtlimonade".
Hat
sich da das sogenannte wirkliche Leben eingeschlichen? Aus dem Roman? Aus
Pamuks Leben und aus Istanbul? "Wie man ein Drehbuch durch die Zensur
bringt" oder "Onkel Tarik". Kann uns das interessieren, können
wir das verstehen?
Oder
muß man dazu den Roman gelesen haben?
Ich
bezweifle, daß das viel hilft (Pamuk verneint die Frage, ob man das Buch als
Voraussetzung eines Museumsbesuchs kennen müsse), selbst wenn man das erst
gerade getan und ein sehr gutes Gedächtnis hat. Selbst die strikte
Durchnummerierung der Vitrinen im Museum nach den Kapiteln wird nicht viel
helfen.
Illustriert
das Museum das Buch, oder erzählt der Roman jene Geschichte, die hier
ausgestellt ist?
So
viel sei verraten: Pamuk hat Roman und Museum von Anfang an als ein Projekt
verstanden und es folgte das Zusammentragen einer Sammlung keineswegs dem Buch,
sondern eher umgekehrt, wenn sich ein ungewöhnlicher, überraschender Fund
einstellte, wurde er als Requisite in die Erzählung des Romans integriert.
In
der Vitrine mit der Zahl 1 sehen wir, vor einem sich bauschenden Vorhang,
"Füsuns Ohrring". Auch von ihm weiß der Autor, der des Romans wie der
des Museums, von Kemal, dessen Geliebte Füsun war. Im Dachgeschoß des Museums
finden wir das Bett, auf dem liegend, Kemal Pamuk, der auf einem Stuhl neben
ihm saß, seine Lebensgeschichte erzählt hat. Dort muß er ihm auch berichtet
haben, unter welchen Umständen der Ohrring verloren ging, und warum er sagen
konnte, es sei "der glücklichste Augenblick meines Lebens" gewesen.
Noch
im Roman, in dessen letzten Kapiteln, hat Kemal nach dem Tod Füsuns, Orhan
Pamuk beauftragt, seine Geschichte zu erzählen und die seiner großen Liebe. Er
wünschte sich von Pamuk einen Text, der gleichsam jenes Museum, das er, Kemal,
einzurichten plante, begleitenden sollte oder gar einen Katalog, wie es im Roman wörtlich heißt (sogar eine Eintrittskarte
ist dort schon abgedruckt).
Gibt
der Roman also eine wirkliche Geschichte wieder, und ist dann das Museum so
etwas wie eine - fiktive oder konkretisierende - Erweiterung, Umspielung, ein
Ort der Beweise für die Wirklichkeitshaltigkeit des Buches? Eine
Asservatenkammer der Indizien, die die Geschehnisse des Romans beglaubigen?
Nur
was sollen wir denn mit dieser individuellen, privaten und intimen Erinnerung?
Nimmt uns nicht gerade das jeglichen
Zugang zur Geschichte, wenn wir das Museum besuchen? Erst wenn wir im Museum
etwas begegnen, das uns – auf Grund geteilter Erfahrung, geteilten Wissens -,
das Verstehen ermöglicht, können wir Gegenstände mit Bedeutung belehnen.
Nun,
Pamuk spielt mit beidem, mit der Spiegelung von Buch (dem wir als Roman die
Fiktion zuordnen würden) und Museum (dem wir Kraft der Konkretheit der Dinge,
ihrer physischen Präsenz in unserer Gegenwart, die Wirklichkeit, die Welt der
Tatsachen zuordnen würden) und mit der Spiegelung von Fiktion und Realität.
Er
spricht von "ausgestellten Rätseln" und "optischen
Täuschungen" und von einem "Traum, aus dem man sich nicht befreien
kann".
"Der
glücklichste Augenblick meines Lebens". Wer vermöchte ihn festzuhalten - außer in der fragilen, oft
entstellenden Erinnerung, die keiner gegenständlichen Stütze bedarf, also im
liebenden Eingedenken, in dem eine Berührung der nackten Körper durch den am
offenen Fenster wehenden Vorhang oder das Geschrei der fußballspielenden Kinder
in Erinnerung bleibt. Aber nicht als Text und nicht als Ding oder Bild. Sondern
ausschließlich als lebendiges Erinnern, das mit dem Tod erlischt.
Dieser
Traum, aus dem man sich nicht befreien
kann, soll aber dennoch nicht zu Ende gehen, aber es ist auch der, aus dem
sich nicht nur der Autor, der Held, sondern vielleicht auch der Besucher nicht
befreien kann und nicht befreien soll.
"Wenn
ein Mensch im Traum" zitiert Pamuk zu Beginn des Romans (und im Museum
taucht der Text auch auf) Samuel Taylor Coleridge, "das Paradies
durchwandert, und man gäbe ihm eine Blume als Beweis, dass er dort war, und er
fände beim Aufwachen diese Blume in seiner Hand - was dann?"
Das
ist die dritte Ebene in Pamuks Spiegelkabinett. Wie er mit der Un-Möglichkeit
des Erinnernd spielt. Ist er selbst Kemal? Gab es Kemal überhaupt je? Ist nicht
alles erfunden? Und woran sollen wir uns eigentlich erinnern? Wer ist hier das
Subjekt der Erzählung und wer des Gedächtnisses? Woran können uns Dinge
erinnern? An jene Wirklichkeit, in der sie einmal existiert haben oder ohnehin
nur an jene Träume, die sie in uns auslösen?
Aber
da ist ja Füsuns Ohrring, in der
Vitrine, wir sehen ihn mit eigenen Augen, den Ohrring, von dem Füsun im Roman
sagt, "er sei ihr wichtig", als Kemal ihn später nicht in seiner
Jackentasche findet. Dort hat er ihn verstaut, nachdem er ihn gefunden hat.
Aber inzwischen hat er die Jacke gewechselt und kann ihn Füsun nicht
zurückgeben.
Während
der Planung und der Realisierung des Museums ist Pamuk von Kindern angesprochen
worden, ob er ihnen nicht die über den Zaun geschossenen Bälle zurückgeben
könne. Konnte er nicht, schreibt Pamuk, weil der Freiraum um das Haus derart
vermüllt war, daß man erst bei Baubeginn mit dem Entrümpeln beginnen konnte.
Dann fand man siebzehn Bälle.
Ist
einer der Bälle derjenige, mit dem die Kinder in der Gasse spielten, als sich Füsun
und Kemal in ihrem Zimmer bei offenem Fenster liebten?
Jedenfalls
gibt es einen Ball in einer Vitrine des Museums. Und Füsuns Führerschein. Und
selbstverständlich die 4213 Stummel, die
von Füssens gerauchten Zigaretten übrigblieben. Aber das ist eine andere
Geschichte. Die erzähle ich ein anderes mal.
Und
im Kleingedruckten, am Ende des Buches, dort, wohin man als Leser vielleicht
nie hingelangt, unter Danksagung, erfährt
man auch, wer Füsuns Ohrring fürs Museum hergestellt hat...
Um
Pamuk besser zu verstehen, seine - soweit ich sehe einzigartige - Idee, einen
Roman und ein Museum als komplementäre Teile eines Projektes zu entwickeln,
kann man auf ein anderes Buch von ihm zurückreifen (das auch auf Deutsch
vorliegt): "Die Unschuld der Dinge. Das Museum der Unschuld in
Istanbul". (München 2012). Es gibt einen einleitenden Teil mit
ausführlichen Texten Pamuks zum Roman und vor allem zum Museum und einen Teil,
in dem in 74 Abschnitten - reich bebildert - die Stationen und Vitrinen des
Museums vorgestellt werden. Und das wiederum so, daß die Texte eher
Erweiterungen denn Erklärungen sind. Sein poetologischer Zugang ist subtil,
leicht, wunderbar zu lesen. Etwa wie die Geschichte der Entdeckung des Hauses,
das er als Museum wählte, am Schulweg, den er täglich mit seiner Tochter
zurücklegte. So nebenbei kann von Pamuk lernen, wie man ein Museum vorstellt.
Pamuk
hat aber auch eine veritable Museologie zur Hand, die er seit dem Roman sichtlich
weiterentwickelt hat und die einem zusätzlich hilft, seine Ideen und sein
Konzept des Doppelprojektes besser zu verstehen. Dieser Museologie (die einer
gesonderten Auseinandersetzung lohnte) liegt das begeisterte Stöbern und
Sammeln zugrunde, aber Pamuk ist auch ein begeisterter Museumsbesucher
(übrigens wie Kemal, von dem im Roman gesagt wird, daß er nach Füsuns Tod über
4000 Museen bereist habe). Ein Besucher vor allem kleiner Museen und da
wiederum solcher Museen, die möglichst die Spuren der Personen, die dort gelebt
haben, noch bewahrt haben. Das war ein nicht geringes Vergnügen, zu erfahren,
wie sehr Pamuks Museumsvorlieben sich mit meinen decken. Mit wenigen Ausnahmen
kannte ich die Orte, die er ausdrücklich als Inspiration für Roman und sein Museum
nennt.
Mit
diesem „Begleit“-Buch in der Hand, wird man sich dem Spiel der Verweise und dem
changieren der Ebenen des Museums viel besser aussetzen können, wird tiefer in
die eigentümlich zweideutige Welt des Romans, des Museums und Orhan Pamuks
eintauchen können.
Samstag, 10. Mai 2014
Die Sammlung Essl scheint gefährdeter denn je
Nachdem Karl-Heinz Essl mit seinem Bemühen, die Kunstsammlung vom Staat erwerben zu lassen, gescheitert ist, ist die Berichterstattung darüber in den Wirtschaftsteil der Zeitungen gerutscht. vor dem Hintergrund eher negativer gewordener Meldungen zum Zustand des Baumax-Konzerns würde bekannt, daß die Sammlung auf Wunsch von Gläubigern nun geschätzt werden soll. Das heißt, daß man sehr wohl den Wert der Sammlung in die Sanierung einbeziehen will. Gleichzeitig wird mitgeteilt, daß es mehrere Interessenten für einen Kauf der Sammlung gibt. Ob das nun nicht mehr heißt, als daß eine seriöse Bewertung bloß rechnerisch in ein Sanierungskonzeot einfließt oder ob damit der erste konkrete Schritt für eine Veräußerung der Sammlung gemacht ist, ist nicht so klar. Die Möglichkeit, daß das Museum "verschwindet" scheint größer denn je.
Alles wunderbar, aber nicht so, daß es nicht noch wunderbarer werden könnte: Das Kunsthaus in Graz bleibt Teil des Landesmuseums
Es war zu erwarten, daß der Bürgermeister Nagl nicht an seinem Vorschlag festhält, das Grazer Kunsthaus von der Stadt betreiben zu lassen. Es waren vielleicht nicht nur die Solidaritätsbekundungen, die ihn überzeugt haben, sondern die Einsicht, welche Probleme mit der Übernahme entstünden und mit der Idee, das Ausstellungshaus mit biennal ausgeschriebenen Intendanzen zu bespielen.
Um das Gesicht zu wahren, gibt es aber einen Auftrag an Peter Pakesch und das Universalmuseum Joanneum. Erstens: ein bißerl mehr Provinz soll schon sein, es muß mehr steirische Kunst ins Kunsthaus. Und: das Haus soll sich öffnen. Das ist buchstäblich gemeint. Das Erdgeschoss soll anders genutzt werden, offen zur Stadt. Man wird sehen. Der Berg hat gekreißt.
Dienstag, 6. Mai 2014
Was nicht alles eine "Museumsdebatte" ist. Das Beispiel Kunsthaus Graz
Der Grazer Bürgermeister Nagl sagt: das Kunsthaus ist mir zu teuer. Da gehören mehr Leute rein, also muß auch das Programm anders werden, bunter und so. Außerdem will ich es zurück, es soll aus dem Landesmuseum ausgegliedert und an die Stadt übergeben werden.
Daraufhin zieht das Landesmuseum einen Blockadering um sein Kunsthaus, in Form zahlloser in- und ausländischer solidarischer Wortmeldungen. Der Bürgermeister schweigt seither. Und auch die lokale Zeitung, druckt lieber Presseagenturmeldungen ab, als selbst eine Meinung zu haben.
In die überregionalen Zeitungen braucht das alles eine Weile, aber es gibt eigentlich kaum etwas zu debattieren, denn ob der Herr Bürgermeister noch etwas will, weiß man nicht und ob das Museum auf die Situation anders als defensiv reagieren wird, hat sich bis jetzt auch nicht abgezeichnet.
Das alles ist, wie Thomas Trenkler im Standard feststellte, in einer Hinsicht überraschend: warum kommt der Warnschuß erst jetzt und nicht schon viel früher?
Das spektakuläre Ausstellungshaus ist ursprünglich ein Projekt der Stadt gewesen, ließ sich aber in der geplanten Form nicht bauen und zusätzlich zur eingreifenden bautechnischen Änderung wurde eingespart, um das Budget einzuhalten. Dennoch entschloß man sich, die Kosten zwischen Stadt und Land aufzuteilen und den "Friendly Alien" ins landeseigene Museum einzugliedern.
Es war immer klar, daß die spektakuläre Erscheinung der "blauen Blase" mit einer schwierigen Nutzung als Ausstellungsraum erkauft war und die Umplanung hat die Probleme eher verschärft. hinzu kam, daß das Haus ohne Leitung errichtet wurde, das heißt, es gab keinen museumserfahrenen Bauherrn, der möglicherweise noch einiges hätte retten können.
Das Haus wird derzeit mit der doppelten Hypothek einer schwierigen und vergleichsweise teuren Bespielung betrieben, aber es gibt noch eine andre Hypothek. Mit der Eingliederung in das Joanneum hatte das plötzlich zwei "Orte" an denen neuere und moderne Kunst gezeigt wurde, ein struktureller Konflikt, der durch die persönliche Rivalität zwischen Peter Pakesch und Peter Weibel verschärft wurde - bis zum (m.M. völlig gerechtfertigten Rauswurf von Weibel). Hausintern kam noch eine weitere Reibungsfläche hinzu: das im Zusammenhang des Kulturhauptstadt-Jahres eröffnete Kunsthaus erhielt eine personelle Ausstattung, die im Vergleich zu anderen Abteilungen beachtlich war. Daß ein Teil des Personals allen Abteilungen zugutekam verhinderte nicht, daß das von Peter Pakesch, der zugleich ja Intendant war, geleitete Kunsthaus als notorisch privilegiert und relativ zu anderen Abteilungen überfinanziert erschien.
ich habe keine Ahnung, ob aus dem Anstoß von Bgm. Nagl noch irgendeine Debatte werden wird, die sich all diesen Fragen stellt und Auswege sucht.
Inzwischen geistert im Hintergrund Red Bull als Nutzer und Interessent umher. Ob das ein böswillig in die Welt gesetztes Gerücht ist oder nicht, auch das wird sich vielleicht zeigen.
P.S.: "Wenn schon Kapazitäten dann m2 / Personen-Stunden und jetzt dürfen sie ausrechnen dass der Unterschied zwischen 275 m2/Ph und 245 m2/Ph marginal ist, vorausgesetzt dass beide gleiche Öffnungszeiten haben und sehen können sie in beiden genug !" So lautet der Post eines Lesers des Standard-Artikels, in dem von T. Trenkler verschiedene Maßzahlen diverser Ausstellungshäuser gegeneinender aufgerechnet werden. Zeitungs-Artikel wie - ob ironisch gemeint oder nicht - Leserreplik machen deutlich daß wie in letzter Zeit fast ausschließlich in einem neoliberalen Kontext argumentiert wird. Schon Bgm. Nagl gibt dazu den Startschuß, indem er nahelegt, daß mehr Besucher, die seiner Meinung nach städtische Kulturpolitik besser verwalten könnte, mehr Einnahmen bringen. Ihn wird weniger stören, wenn er sät, was er erntet, aber auch dem Kunsthaus und dem Joanneum (und auch anderen Museen) wird auf den Kopf fallen, daß sie sich dem Spiel der großen und größer werdenden Zahl freiwilig anschließen und aussetzen. 2003ff. träumten Pakesch und Co. noch von der Million Besuche(r)...
Sonntag, 4. Mai 2014
Das Archäologische Museum Istanbul
Das 1891 eröffnete Archäologische Museum in Istanbul ist das älteste Museumsgebäude (Architekt: Alexandre Vallaury) der Türkei. Anlass zur Errichtung waren ungewöhnlich reiche und besondere Funde in einer Nekropole in Sidon (heute im Libanon gelegen). Fund und Museumsgründung stellen eine Zäsur in der türkischen Museumspolitik dar. Bislang hatte man antike Reste und Spolien eher beiläufig gesammelt und aufbewahrt (in einem Hof der innerhalb der Mauern des Topkapi-Palastes gelegenen Haghia Eirene), die Sorge um die Sammlungen wurde meist aus dem Ausland kommenden und einschlägig ausgebildeten Experten überlassen. Jetzt kam der Ausgräber und Spiritus rector des Museums aus der türkischen Elite, ein Maler und Wissenschafter, Osman Hamdi Bey, Sohn eines Großwesirs. Er war an den Grabungen in Sidon beteiligt, setzte sich für den Bau des Museums ein, gründete, dem Museum gegenüberliegend eine Kunstakademie - heute das Museum für den Nahen Osten und den Orient (auch: Altorientalisches Museum; 1935 gegründet) -, und veranlasste eine Gesetzgebung, die die türkischen archäologischen Funde vor Plünderung und Ausfuhr schützten.
Zum Komplex des Archäologischen Museums gehört ein drittes Bauwerk und Museum, das Fayencen-Museum, das im ältesten islamischen Profanbau Istanbuls untergebracht ist (1472 als Lustschloss errichtet, im 18. Jahrhundert verändert).
Die aus Sidon stammenden Funde, unter anderem wurden dort 18 phönizische Königsgräber gefunden, gehören zu den berühmtesten des Museums, darunter der sogenannte Alexandersarkophag und der Sarkophag der Trauernden Frauen. Die danach gemachten Grabungskampagnen im osmanischen Reich und weitere zahllose Funde machten die rasch aufeinanderfolgende Erweiterung des Baues des Museums, 1903 und 1907 eröffnet) nötig, bis zur heutigen Größe.
Derzeit wird das Museum restauriert, was auch nötig ist, denn als Bau und Schauraum ist das Museum seit seiner Gründung kaum vom Fleck gekommen. Namentlich die Lichttechnik ist problematisch, die Beschriftung karg - bis auf eine sehr informative, den ganzen Eingangsraum einnehmende Ausstellung zur Geschichte des Museums, die Vitrinen und die Ausstellungsarchitektur veraltet.
Überall in Istanbul wird an den Museen verbessert, gebaut, modernisiert. Die Stadt entwickelt sich gerade zu einer der weltweit größten Tourismusmetropolen und man ist sichtlich bemüht, die kulturellen Institutionen zu modernisieren. Im Komplex der drei Häuser umfassenden archäologischen Museen hat man einen kleinen neuen Shop zur Verfügung und einen Kiosk, um den herum man in diversen Spolien wie in einem Antikengarten (nicht nur) Tee trinken kann. Man kann aber auch in den riesigen Park unterhalb ausweichen, um sich für andere Must Sees frisch zu halten, die in unmittelbarer Nähe liegen: Topkapi Serail und Hagia Sophia.
Um die Bedeutung des berühmtesten Objekts zu charakterisieren, den Alexandersarkophag, der als attisches Werk der Zeit um 325 v.Chr. gilt, kommt mir ein Text von Franz Winter von 1912 gelegen, der auch meine - durchaus laienhafte - Überraschung angesichts des Sarkophags spiegelt: "Ein Werk feinster attischer Marmorkunst auf der reifen Stufe der Entwicklung, in die das vollendete Schaffen des Praxiteles in noch unmittelbar frischer Tradition hineinwirkte, gibt er uns in seinem Bildwerk einen ganzen Zyklus von Darstellungen der Art, wie sie das Erleben einer großen Zeit hervorrief, als Alexanders Taten die Welt erfüllten, Schilderungen glänzender Waffentaten, Bilder von Kampf und Mord und von abenteuerlichen Jagdzügen in den persischen Landen. Aber von dem Gegenständlichen zieht an diesem Denkmal die Ausführung doch immer als das überwiegend Wirkende den Blick zu sich hin und wir meinen deutlich zu spüren, daß auch dem Künstler selbst in diesem Falle die Form mehr als der Inhalt, die Aufgabe der künstlerischen Dekoration mehr als die der Mitteilung bedeutet hat. Wir besitzen kein zweites Werk von ähnlich reicher Fülle der Schmuckausstattung."
Der zweite unmittelbar auffallende Sarkophag - inmitten einer Sammlung unglaublich vieler und herausragender Objekte -, ist der Sarkophag der trauernden Frauen, der möglicherweise um 360 v. Chr. für König Straton von Sidon bestimmt war. Die Oberfläche des Sarges ist mit Reliefs verziert, die die anlässlich des Todes des Königs klagenden Frauen und seine Leichenbegängnisse darstellen.
Montag, 28. April 2014
Occupy Museum - Protestaktionen am Guggenheim Museum New York
Am 22. 2. ist es im Guggenheimmuseum in New York zu eider aufsehenerregenden Protestaktion gekommen. "Over 40 protesters staged an intervention inside the Guggenheim Museum in Manhattan during Saturday night’s pay-what-you-wish admission hours. Unfurling mylar banners, dropping leaflets, chanting words, handing out information to museum visitors, and drawing attention with the use of a baritone bugle, the group worked to highlight the labor conditions on Saadiyat Island in the United Arab Emirates, where Guggenheim Abu Dhabi, a franchise of New York’s Guggenheim, is being built." (Hyperallergic, 23.02.2014)
Die Aktion, die unter anderem von Occupy Museum (hier zur Webseite) und Gulf (hier zur Webseite) unterstützt wurde, und von Künstlern und Wissenschaftern (u.a. der New York University) unterstützt wird, richtet sich gegen die Expansionspolitik von Guggenheim mit Schwerpunkt auf einer Kritik der Arbeitsbedingungen bei der Errichtung der Gebäude und generell dem ökonomischen Kontext dieser Politik.
Etwa ein Monat später kam es zu einem weiteren Protest: "Protesters dropped thousands of pieces of paper from the Guggenheim rotunda this weekend. Hyperallergic reports that 9,000 "1 percent" bills of a satirical currency rained down on visitors Saturday evening in an act to draw attention to the Guggenheim's alleged use of "slave labor" to build a satellite site in Abu Dhabi." (Huffington Post 31.3.2014).
Die Aktion, die unter anderem von Occupy Museum (hier zur Webseite) und Gulf (hier zur Webseite) unterstützt wurde, und von Künstlern und Wissenschaftern (u.a. der New York University) unterstützt wird, richtet sich gegen die Expansionspolitik von Guggenheim mit Schwerpunkt auf einer Kritik der Arbeitsbedingungen bei der Errichtung der Gebäude und generell dem ökonomischen Kontext dieser Politik.
Etwa ein Monat später kam es zu einem weiteren Protest: "Protesters dropped thousands of pieces of paper from the Guggenheim rotunda this weekend. Hyperallergic reports that 9,000 "1 percent" bills of a satirical currency rained down on visitors Saturday evening in an act to draw attention to the Guggenheim's alleged use of "slave labor" to build a satellite site in Abu Dhabi." (Huffington Post 31.3.2014).
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