Das Museum ist Museu Nacional de Machado de Castro. Coimbra, Portugal |
Dienstag, 9. Oktober 2012
Le Stanze del Vetro - ein neues Museum in Venedig
Von Carlo Scarpa, dem Architekten des ingeniösen Museums in Verona (hier) und dem Gestalter zahlreicher Ausstellungsräume in den großen nationalen Kunstmuseen Italiens, wie Venedig, Florenz oder Palermo) war hier schon öfter die Rede.
Gelegentlich wird behauptet, daß die Qualität seiner Architektur, seine Sensibilität für das Stoffliche der Materialien und seine handwerkliche Akribie, mit seiner ursprünglichen Tätigkeit als Glaskünstler zusammenhängt.
Dieser seiner Kunst ist nun eine Ausstellung in Venedig gewidmet, und zwar in einem neuen Museum, das unter dem Namen Le Stanze del Vetro auf der Isola San Giorgio Maggiore eröffnet hat.
Die Scarpa-Ausstellung ist die Eöffnungsausstellung der Stanze. Die sehr elegante Webseite des Museums (hier) und die Fotos von dem sehr kühl und klar designten Ausstellungsräumen läßt vermuten, daß hier ein sehr interessantes neues venezianisches Museum entstanden ist.
Montag, 8. Oktober 2012
Morbus Klimt
Morbus Klimt ist eine in der medizinischen Literatur wegen ihres lokal und berufsspezifisch engen Auftretens noch kaum beschriebene, heilbare Krankheit. Betroffen sind von ihr vor allem Direktoren und Kuratoren von Museen, die Werke oder Dokumente des Wiener Malers Gustav Klimt ihr Eigentum nennen. Morbus Klimt tritt in Wien selbst ungleich häufiger auf, als in den österreichischen Bundesländern und hier wiederum ungleich häufiger als im benachbarten Ausland.
Symptome der meist harmlos aber hartnäckig verlaufenden Erkrankung sind unzusammenhängendes Stammeln ("Klimt und seine Modelle", Klimt und die Eotik", "Klimt und die Frauen") sowie die Manie, die Umwelt möglichst umfassend in ein Klimt-Ornament zu verwandeln, etwa Kaffetassen, Bieruntersetzer, Spielkarten, Schals, Aschenbecher, Notizbücher, Toilettenpapier, Servietten, Sektflaschen oder auch Teddybären.
Die Erkrankung kann zu einschlägigen Klimt-Gedenktagen bzw. -Jubiläen gehäuft beobachtet werden. So wurde im Wiener Allgemeinen Krankenhaus im Jahr 2012 vorübergehend eine eigene Ambulanz für von Morbus Klimt Befallene eingerichte, da in diesem Jahr nicht nur die genannten Symptome auftraten, sondern auch besorgniserregende Verwirrungszustände, und das über den einschlägig gefährdeten Kreis hinaus.
Zu ernstlicheren Verlaufsformen kam es in Zusammenhang mit der Eröffnung der sogenannten Klimt-Villa im XII. Wiener Gemeindebezirk, wo eine Koalition von "Verein Gedenkstätte Gustav Klimt", Bundesdenkmalamt, beratenden Architekten dem Eigentümer der Villa, "Kuratorium für künstlerische und heilende Pädagogik / Comenius-Institut" (sic!) die Wiederherstellung des sogenannten ursprünglichen Zustandes erfolgreich und zwingend nahelegte.
Wiewohl Klimt nie in dieser Villa gelebt und gearbeitet hatte, sondern für einige Zeit ein Atelier an ihrem Standort, in ungleich bescheidenerem baulichen Umfang betrieb, wurden alle Anstrengungen unternommen, das offensichtlich Unmögliche zu leisten: die "Rückführung" einer umfassenden baulichen Veränderung und Überformung - was bedeutete, die jahrzehntelange, wechselvolle Besitz- und Nutzungsgeschichte der - späteren - Villa in den "authentischen" Zustand, über den man mal mit gerade zwei Fotografien unterrichtet ist, gewissermaßen ungeschehen zu machen, um jene Räume wiederherzustellen, in denen Klimt einige seiner Gemälde entwarf oder fertigstellte.
Jetzt ist die "Klimt VIlla" eröffnet und noch ist nicht die Entwicklung einer mutierten, offenabr gefährlichern Verlaufsform von Morbus Klimt abzusehen. Es ist abzuwarten, ob in der Villa nicht fürderhin ein täuschend echter Klimt-Schauspieler sich auf einem penibel nachgebildeten Sofa mit ebenso täauschen von begabten Schauspielerinnen gemimten Modellen sich räkeln wird, nicht ohne zwischenzeitlich ab und zu seinen Pinsel an einer der Leinwände (in originalgetruer Fotoreproduktion) zu erproben.
Über die "Klimt Villa" und ihre merkwürdige Geschichte informiert gut der einachlägige Wikipedia-Eintrag, über die Einschätzung der "Rekonstruktion" Michael Hierner im Standard vom 3.10.2012 unter dem Titel "Die fünf größten Schönheitsfehler der Klimt-Villa". Der Verein, dem wir die "Rettung" der "Klimt-Villa" verdanken betreibt eine eigene Webseite. Thomas Trenkler hat schon im Mai 2012 auf die - freundlich gesagt - Widersprüche der Rekonstruktion hingwiesen und die trostlose (aber richtige) Feststellung getroffen, daß wohl der ganze Klimt-Rummel von 2012 wieder verscheinden werde, aber diese "Villa" nicht.
Symptome der meist harmlos aber hartnäckig verlaufenden Erkrankung sind unzusammenhängendes Stammeln ("Klimt und seine Modelle", Klimt und die Eotik", "Klimt und die Frauen") sowie die Manie, die Umwelt möglichst umfassend in ein Klimt-Ornament zu verwandeln, etwa Kaffetassen, Bieruntersetzer, Spielkarten, Schals, Aschenbecher, Notizbücher, Toilettenpapier, Servietten, Sektflaschen oder auch Teddybären.
Die Erkrankung kann zu einschlägigen Klimt-Gedenktagen bzw. -Jubiläen gehäuft beobachtet werden. So wurde im Wiener Allgemeinen Krankenhaus im Jahr 2012 vorübergehend eine eigene Ambulanz für von Morbus Klimt Befallene eingerichte, da in diesem Jahr nicht nur die genannten Symptome auftraten, sondern auch besorgniserregende Verwirrungszustände, und das über den einschlägig gefährdeten Kreis hinaus.
Zu ernstlicheren Verlaufsformen kam es in Zusammenhang mit der Eröffnung der sogenannten Klimt-Villa im XII. Wiener Gemeindebezirk, wo eine Koalition von "Verein Gedenkstätte Gustav Klimt", Bundesdenkmalamt, beratenden Architekten dem Eigentümer der Villa, "Kuratorium für künstlerische und heilende Pädagogik / Comenius-Institut" (sic!) die Wiederherstellung des sogenannten ursprünglichen Zustandes erfolgreich und zwingend nahelegte.
Wiewohl Klimt nie in dieser Villa gelebt und gearbeitet hatte, sondern für einige Zeit ein Atelier an ihrem Standort, in ungleich bescheidenerem baulichen Umfang betrieb, wurden alle Anstrengungen unternommen, das offensichtlich Unmögliche zu leisten: die "Rückführung" einer umfassenden baulichen Veränderung und Überformung - was bedeutete, die jahrzehntelange, wechselvolle Besitz- und Nutzungsgeschichte der - späteren - Villa in den "authentischen" Zustand, über den man mal mit gerade zwei Fotografien unterrichtet ist, gewissermaßen ungeschehen zu machen, um jene Räume wiederherzustellen, in denen Klimt einige seiner Gemälde entwarf oder fertigstellte.
Jetzt ist die "Klimt VIlla" eröffnet und noch ist nicht die Entwicklung einer mutierten, offenabr gefährlichern Verlaufsform von Morbus Klimt abzusehen. Es ist abzuwarten, ob in der Villa nicht fürderhin ein täuschend echter Klimt-Schauspieler sich auf einem penibel nachgebildeten Sofa mit ebenso täauschen von begabten Schauspielerinnen gemimten Modellen sich räkeln wird, nicht ohne zwischenzeitlich ab und zu seinen Pinsel an einer der Leinwände (in originalgetruer Fotoreproduktion) zu erproben.
Über die "Klimt Villa" und ihre merkwürdige Geschichte informiert gut der einachlägige Wikipedia-Eintrag, über die Einschätzung der "Rekonstruktion" Michael Hierner im Standard vom 3.10.2012 unter dem Titel "Die fünf größten Schönheitsfehler der Klimt-Villa". Der Verein, dem wir die "Rettung" der "Klimt-Villa" verdanken betreibt eine eigene Webseite. Thomas Trenkler hat schon im Mai 2012 auf die - freundlich gesagt - Widersprüche der Rekonstruktion hingwiesen und die trostlose (aber richtige) Feststellung getroffen, daß wohl der ganze Klimt-Rummel von 2012 wieder verscheinden werde, aber diese "Villa" nicht.
Sonntag, 7. Oktober 2012
Große Idee, unterirdisch.
Wenn eine Idee über 20 Jahre nach ihrer Propagierung erneut und unverändert lanciert wird - was sagt das über die Idee? Und über die, die sie erneut öffentlich machen? Wenn für eine Idee, die zwanzig Jahre unverändert geblieben ist, 90 Millionen Euro verlangt werden, was soll man sich dabei denken? Wenn für die Realisierung einer Idee, die seit 20 Jahren unverändert vor sich hin schlummert, Geld von einer Institution verlangt wird, die zu wenig Budget hat, um ihre Kernaufgaben zu verwirklichen, wie soll man das bezeichnen?
Daß man den Maria-Theresien-Platz, der ein Park mit geringer Attraktivität für eine öffentliche Nutzung ist, unterirdisch ausbauen könnte, um einen zentralen Zugang zu den beiden Museen und vielleicht auch zum Museumsquartier zu schaffen, das ist also eine alte Idee. Und sie wird nun mit bekannten Argumenten nun wieder propagiert. Depots, Bergeräume, Veranstaltungsräume, Ausstellungsräume, ein (fast) nie gezeigtes antikes Heroon, eine bessere Betreuung des Publikums und mehr verspricht diese subterrane Erweiterung.
Warum nicht? Aber das Kunsthistorische Museum, dem das Völkerkundliche eingegliedert wurde, kann oder will diesem Museum kein Geld für eine Dauerausstellung zur Verfügung stellen. Die Idee, sich selbst wieder mal etwas Großes zu gönnen, während der "Untermieter" am langen Arm verhungert ist schon erklärungsbedürftig.
Doch erst einmal wäre grundsätzlicher zu fragen: was wird für die beiden Museen hinsichtlich ihres Auftrages besser? Ändert sich am Konzept der Museen etwas, an ihren Möglichkeiten, neue Ideen zu realisieren? Ermöglicht die Erweiterung Innovationen?
So wird aber nicht verfahren, so wird nicht diskutiert. Erst bauen, dann weitersehen. Was ziehen soll sind wie so oft Quantitäten: mehr Besucher, mehr Ausstellung, mehr Depot.
Aber auch symbolisch soll etwas abfallen. Der Vergleich mit dem Louvre wird gezogen. Er stimmt nur hinten und vorne nicht, weder auf der symbolischen noch auf der museologischen noch auf der historischen Ebene. Und schon gar nicht auf der architektonischen: Platz und Museumsbauten verbieten große Eingriffe, Maria Theresia läßt sich durch keine Glaspyramide ersetzen. Das unterirdische Labyrinth hätte keine oder kaum eine zeichenhafte Präsenz an der Oberfläche.
Die Studie, die man von einem mit historischen Bauten vertrauten Architekten hat anfertigen lassen (hier der Artikel im Standard und zwei Abbildungen) muten einem architektonisch auch wenig zu. Ein unstruktiertes Gemenge von Räumen, mehr ist da nicht zu erkennen. Kein Versuch, funktional oder symbolisch einen starken Akzent zu setzen. Immerhin sollte der zentrale Eingangsbereich ja jene Funktion des Sich-Sammelns übernehmen, den die beiden gewaltigen zentralen Kuppelbauten der Museen bereitstellen. Stattdessen Räume, die sich von der Anmutungsqualität einer besseren U-Bahn-Station wahrscheinlich nicht wirklich unterscheiden würde.
Dafür gibts eine Rand-Bepflanzung mit Zypressen.
Aber: "Eine kulturelle Attraktion ersten Ranges" )die Museumsleiter).
Daß man den Maria-Theresien-Platz, der ein Park mit geringer Attraktivität für eine öffentliche Nutzung ist, unterirdisch ausbauen könnte, um einen zentralen Zugang zu den beiden Museen und vielleicht auch zum Museumsquartier zu schaffen, das ist also eine alte Idee. Und sie wird nun mit bekannten Argumenten nun wieder propagiert. Depots, Bergeräume, Veranstaltungsräume, Ausstellungsräume, ein (fast) nie gezeigtes antikes Heroon, eine bessere Betreuung des Publikums und mehr verspricht diese subterrane Erweiterung.
Warum nicht? Aber das Kunsthistorische Museum, dem das Völkerkundliche eingegliedert wurde, kann oder will diesem Museum kein Geld für eine Dauerausstellung zur Verfügung stellen. Die Idee, sich selbst wieder mal etwas Großes zu gönnen, während der "Untermieter" am langen Arm verhungert ist schon erklärungsbedürftig.
Doch erst einmal wäre grundsätzlicher zu fragen: was wird für die beiden Museen hinsichtlich ihres Auftrages besser? Ändert sich am Konzept der Museen etwas, an ihren Möglichkeiten, neue Ideen zu realisieren? Ermöglicht die Erweiterung Innovationen?
So wird aber nicht verfahren, so wird nicht diskutiert. Erst bauen, dann weitersehen. Was ziehen soll sind wie so oft Quantitäten: mehr Besucher, mehr Ausstellung, mehr Depot.
Aber auch symbolisch soll etwas abfallen. Der Vergleich mit dem Louvre wird gezogen. Er stimmt nur hinten und vorne nicht, weder auf der symbolischen noch auf der museologischen noch auf der historischen Ebene. Und schon gar nicht auf der architektonischen: Platz und Museumsbauten verbieten große Eingriffe, Maria Theresia läßt sich durch keine Glaspyramide ersetzen. Das unterirdische Labyrinth hätte keine oder kaum eine zeichenhafte Präsenz an der Oberfläche.
Die Studie, die man von einem mit historischen Bauten vertrauten Architekten hat anfertigen lassen (hier der Artikel im Standard und zwei Abbildungen) muten einem architektonisch auch wenig zu. Ein unstruktiertes Gemenge von Räumen, mehr ist da nicht zu erkennen. Kein Versuch, funktional oder symbolisch einen starken Akzent zu setzen. Immerhin sollte der zentrale Eingangsbereich ja jene Funktion des Sich-Sammelns übernehmen, den die beiden gewaltigen zentralen Kuppelbauten der Museen bereitstellen. Stattdessen Räume, die sich von der Anmutungsqualität einer besseren U-Bahn-Station wahrscheinlich nicht wirklich unterscheiden würde.
Dafür gibts eine Rand-Bepflanzung mit Zypressen.
Aber: "Eine kulturelle Attraktion ersten Ranges" )die Museumsleiter).
Samstag, 6. Oktober 2012
Ein Museum: Der Garten der Künste, Kyoto
Das Jüngste Gericht im Originalmaßsstab |
Montes Seerosen mal dort, wo sie hingehöre: ins Wasser |
Freitag, 5. Oktober 2012
Das neue Département des Arts de l'Islam des Louvre
Wie es scheint, ist dem Louvre eine spektakuläre Erweiterung geglückt. Der Korrespondent der Neuen Zürcher Zeitung, Marc Zitzmann (hier), ist jedenfalls begeistert vom eben eröffneten Département des Arts de l'Islam, dem neu geschaffenen, inzwischen achten Departement des Museums. Im letzten noch nicht verbauten Innenhof wurde ein zweigeschossiger, tief in den Untergrund reichender Bau errichtet, mit einem goldfarbenen, semitransparenten und gewellten Glasdach, einer Art Segel.
Der Autor ist von allem begeistert, von der Architektur, der Gestaltung der Ausstellungsräume ("unsichtbare" Verglasung, da wüßte ich gerne, wie so etwas aussieht...), den Objekten und der "Botschaft" dieses neuen Museums im Museum. Für tausenden von Objekten steht nun das mehr als das Dreifache der bisherigen Ausstellungsfläche zur Verfügung.
Das alles passt noch in die übliche Logik von Museumserweiterungen, mehr, besser, attraktiver, größer, spektakulärer.
Aber das wohl interessanteste am neuen Museumsteil ist seine Finanzierung, die etwa zu 50% von Mäzenen aus muslimischen Ländern kam. Ihnen und dem Museum war daran gelegen den Islam als eine Zivilisation in Wechselwirkung mit anderen Hochkulturen zu zeigen, als ein Beitrag zur Verständigung zwischen Kulturen, die immer schon im Austausch gestanden hätten. Die Botschaft wurde wohl ausdrücklich vor dem Hintergrund der aktuellen politischen Auseinandersetzungen formuliert, aber auf die bezieht sich - soll man sagen selbstverständlich? - die Ausstellung nicht. Bei der Epochenschwelle 1800 endet der chronologische Parcours.
Der Französische Präsident, der die neue Abteilung eröffnete, bezog sich deshalb auf die Gründung des Louvre und der Französischen Republik in der Revolution und auf die seither aufrechte Verpflichtung des Museums auf die Aufklärung. Symmetrisch dazu werde nun der Islam als tolerante Kultur gezeigt, deren Toleranz der Gewalt und "Aufklärungsfeindlichkeit" (Hollande) mancher militanter Strömungen entgegengehalten werde.
Diesem Frieden traut Sascha Lehnartz in DIE WELT nicht. (hier) "Toleranzpropaganda" wählt er als Titel seines Essay mit dem er erinnert, daß am Tag nach der Eröffnungsfeier die Mohammed-Karikaturen in einer Französischen Satirezeitschrift die Kluft zwischen diplomatischem Ritual und "alltäglichem interkulturellen Diskursniveau" gleich wieder sichtbar machte. Lehnartz: "Das Problem am Dialog der Kulturen ist vor allem, daß er kaum stattfindet. Wenn, dann nur als Serie von Monologen - im Museum."
Der Autor ist von allem begeistert, von der Architektur, der Gestaltung der Ausstellungsräume ("unsichtbare" Verglasung, da wüßte ich gerne, wie so etwas aussieht...), den Objekten und der "Botschaft" dieses neuen Museums im Museum. Für tausenden von Objekten steht nun das mehr als das Dreifache der bisherigen Ausstellungsfläche zur Verfügung.
Das alles passt noch in die übliche Logik von Museumserweiterungen, mehr, besser, attraktiver, größer, spektakulärer.
Aber das wohl interessanteste am neuen Museumsteil ist seine Finanzierung, die etwa zu 50% von Mäzenen aus muslimischen Ländern kam. Ihnen und dem Museum war daran gelegen den Islam als eine Zivilisation in Wechselwirkung mit anderen Hochkulturen zu zeigen, als ein Beitrag zur Verständigung zwischen Kulturen, die immer schon im Austausch gestanden hätten. Die Botschaft wurde wohl ausdrücklich vor dem Hintergrund der aktuellen politischen Auseinandersetzungen formuliert, aber auf die bezieht sich - soll man sagen selbstverständlich? - die Ausstellung nicht. Bei der Epochenschwelle 1800 endet der chronologische Parcours.
Der Französische Präsident, der die neue Abteilung eröffnete, bezog sich deshalb auf die Gründung des Louvre und der Französischen Republik in der Revolution und auf die seither aufrechte Verpflichtung des Museums auf die Aufklärung. Symmetrisch dazu werde nun der Islam als tolerante Kultur gezeigt, deren Toleranz der Gewalt und "Aufklärungsfeindlichkeit" (Hollande) mancher militanter Strömungen entgegengehalten werde.
Diesem Frieden traut Sascha Lehnartz in DIE WELT nicht. (hier) "Toleranzpropaganda" wählt er als Titel seines Essay mit dem er erinnert, daß am Tag nach der Eröffnungsfeier die Mohammed-Karikaturen in einer Französischen Satirezeitschrift die Kluft zwischen diplomatischem Ritual und "alltäglichem interkulturellen Diskursniveau" gleich wieder sichtbar machte. Lehnartz: "Das Problem am Dialog der Kulturen ist vor allem, daß er kaum stattfindet. Wenn, dann nur als Serie von Monologen - im Museum."
Donnerstag, 4. Oktober 2012
Donnerstag, 27. September 2012
Mittwoch, 26. September 2012
"Entscheiden". Eine Ausstellung des Stapferhauses in Lenzburg
Adam und Eva hatten eine Entscheidung zu treffen
Nur eine (und die war dann vielleicht falsch entschieden).
Das ist die Pointe einer Ausstellung des Stapferhauses Lenzburg.
Denn wir, wir haben pausenlos Entscheidungen zu treffen, können uns unter unendlich vielen Optionen entscheiden.
Da ist die Partnerwahl, die Berufswahl, der Kinderwunsch, die Entscheidung zur Scheidung. Wenn wir in einen Supermarkt gehen, können wir uns für eine Ware zwischen vielen Marken entscheiden, wenn wir ein Kind in die Welt setzen, haben wir die Qual der Namenswahl oder eine viel dramatischere, wenn eine Behinderung noch vor der Geburt vorausgesagt wird. Selbst bei unserem Körper können wir inzwischen Entscheidungen treffen, nicht bloß über Gesund oder Krank, sondern auch über Schön und Hässlich.
Überfordert uns dieses Wählen? Wie verantwortlich treffen wir Entscheidungen? Was oder wer hilft uns dabei? Und macht uns die Wahlfreiheit und -möglichkeit glücklich? Wie abhängig ist die Wahlfreiheit davon, wo wir leben und unter welchen Bedingungen wir leben?
Die Ausstellung "Entscheiden" ist als Parcours angelegt, beginnend mit Adam und Eva, von wo wir uns Station um Station durcharbeiten. Mit einer Tasche und einem Karton in der Hand, auf die wir die in Form von Strichcodes ausgegebenen Ergebnisse der Computerterminals aufkleben, wo uns Fragen zu unserer Entscheidungslust und -fähigkeit abverlangt wurden.
Wenn wir am Schluß den Eintritt zahlen bekommen wir am Kassenbon ausgedruckt das Ergebnis unserer Befragung.
Die Aussstellung ist stark textlastig, es gibt viel zu lesen, viel zu beantworten. Objekte im herkömmlichen Museumssinn gibt es wenige und eher als Alibi oder gestalterische Abwechslung. Im Grunde könnte das Ganze auch im Internet funktionieren, mit ambitionierter Grafik und denselben Texten.
Der Raum spielt eine ungleich weniger wichtige Rolle, als bei der Ausstellung "nonstop", die ich hier vor zwei, drei Jahren gesehen habe. Daß sich am dunklen Dachboden die schicksalshafte Unausweichlichkeit von Erkrankung oder Unfall findet, also am Schluß der Ausstellung, mag der Dramatisierung der Entscheidungslosigkeit geschuldet sein, aber zwingen ist das auch nicht, zumal der riesige Raum mit ganz wenigen (ausschließlich) Texten bestückt ist.
Die Ausstellungen des Stapferhauses haben sich ihren Ruf (weit über die Schweiz hinaus) durch die Kombination von Themenwahl und Gestaltung erworben. Es sind lebensweltlich bedeutsame Themen, wie der Umgang mit und das Ausgeliefertsein an Zeit, Sterben und Tod ("last minute") oder Glaube und Unglaube.
Während in den meisten Ausstellungen, vor allem bei denen, die von Museen ausgerichtet werden, die Sammlung bei der Wahl von Themen Pate steht, kommt hier offenbar zuerst das Thema. Die Gestaltung und die Wahl der Objekte folgt der Themenwahl und nicht umgekehrt. Das hat zur Folge, daß im Prinzip jedes Veranschaulichungsmedium in Frage kommt. Objekte, die Museumsqualität hätten, können auch auf Zeit geliehen werden, vieles wird von Fall zu Fall (architektonisch, grafisch) dem Thema entsprechend neu gestaltet.
Damit weichen die Ausstellungen des Stapferhauses signifikant von konventionellen Museumsausstellungen ab. Beides ist mir sympathisch: die selbstverständliche Wahl der Medien ohne Rücksicht auf museale und problematische Wertvorstellungen (das "authentische" Objekt...) und die konsequente Lebensweltlichkeit der Themen. Hier wird in der Gegenwart über die Gegenwart gesprochen, was nicht ausschließt bestimmte Fragen zu historisieren. Auch eine Statistik, wie die zu Scheidungsraten und Scheidungsmotiven kann verblüffende Aufschlüsse über Entwicklungen vermitteln.
Die Qualität der Ausstellung und der Spaß, den sie mir gemacht haben, hat damit zu tun, daß überraschende und erhellende Aspekte aufblitzen, die sich einem multiperspektivischen Zugang zum Thema verdanken.
Dagegen fand ich es schade, daß so manche "Interaktion", mit der man mich beschäftigte, in multiple choice - Manier einem problematische Fragen und noch problematischere Antworten aufdrängte. Witzig waren dagegen die vielen guten und praktischen Tipps, die man allerdings nur dann nach Hause nehmen konnte, wenn man das (wohlfeile) Magazin zur Ausstellung kaufte.
Wie schon bei der Ausstellung "nonstop" hatte ich den Eindruck, daß man eher phänomenologisch vorgeht und eine tiefer führende Reflexion nur an manchen Aspekten stattfindet. Daß wir uns so unter Zeitdruck setzen, wie uns in der Ausstellung "nonstop" gesagt wurde, hat wohl nicht nur mit unseren konsumistischen Bedürfnissen zu tun, den die Industrien willig folgen. Und auch der "Supermarkt der Möglichkeiten", von dem in "Entscheiden" die Rede ist, kennt - diskrete, verschwiegene oder verdrängte (Vor)Entscheidungen, um die man sich nicht immer herumdrücken sollte.
Der Philosoph Günther Anders zitiert zu Beginn seines Buches "Die Antiquiertheit des Menschen" einen Zeitungsbericht: "Die zum Tode Verurteilten können frei darüber entscheiden, ob sie sich zu ihrer Mahlzeit die Bohnen süß oder sauer servieren zu lassen." Um dann fortzufahren "Weil über sie verfügt worden ist".
So weit wagt sich die Ausstellung nicht. Aber sie hat mehr Fragen als sehr viele andere.
Nur eine (und die war dann vielleicht falsch entschieden).
Das ist die Pointe einer Ausstellung des Stapferhauses Lenzburg.
Denn wir, wir haben pausenlos Entscheidungen zu treffen, können uns unter unendlich vielen Optionen entscheiden.
Da ist die Partnerwahl, die Berufswahl, der Kinderwunsch, die Entscheidung zur Scheidung. Wenn wir in einen Supermarkt gehen, können wir uns für eine Ware zwischen vielen Marken entscheiden, wenn wir ein Kind in die Welt setzen, haben wir die Qual der Namenswahl oder eine viel dramatischere, wenn eine Behinderung noch vor der Geburt vorausgesagt wird. Selbst bei unserem Körper können wir inzwischen Entscheidungen treffen, nicht bloß über Gesund oder Krank, sondern auch über Schön und Hässlich.
Überfordert uns dieses Wählen? Wie verantwortlich treffen wir Entscheidungen? Was oder wer hilft uns dabei? Und macht uns die Wahlfreiheit und -möglichkeit glücklich? Wie abhängig ist die Wahlfreiheit davon, wo wir leben und unter welchen Bedingungen wir leben?
Die Ausstellung "Entscheiden" ist als Parcours angelegt, beginnend mit Adam und Eva, von wo wir uns Station um Station durcharbeiten. Mit einer Tasche und einem Karton in der Hand, auf die wir die in Form von Strichcodes ausgegebenen Ergebnisse der Computerterminals aufkleben, wo uns Fragen zu unserer Entscheidungslust und -fähigkeit abverlangt wurden.
Wenn wir am Schluß den Eintritt zahlen bekommen wir am Kassenbon ausgedruckt das Ergebnis unserer Befragung.
Die Aussstellung ist stark textlastig, es gibt viel zu lesen, viel zu beantworten. Objekte im herkömmlichen Museumssinn gibt es wenige und eher als Alibi oder gestalterische Abwechslung. Im Grunde könnte das Ganze auch im Internet funktionieren, mit ambitionierter Grafik und denselben Texten.
Der Raum spielt eine ungleich weniger wichtige Rolle, als bei der Ausstellung "nonstop", die ich hier vor zwei, drei Jahren gesehen habe. Daß sich am dunklen Dachboden die schicksalshafte Unausweichlichkeit von Erkrankung oder Unfall findet, also am Schluß der Ausstellung, mag der Dramatisierung der Entscheidungslosigkeit geschuldet sein, aber zwingen ist das auch nicht, zumal der riesige Raum mit ganz wenigen (ausschließlich) Texten bestückt ist.
Die Ausstellungen des Stapferhauses haben sich ihren Ruf (weit über die Schweiz hinaus) durch die Kombination von Themenwahl und Gestaltung erworben. Es sind lebensweltlich bedeutsame Themen, wie der Umgang mit und das Ausgeliefertsein an Zeit, Sterben und Tod ("last minute") oder Glaube und Unglaube.
Während in den meisten Ausstellungen, vor allem bei denen, die von Museen ausgerichtet werden, die Sammlung bei der Wahl von Themen Pate steht, kommt hier offenbar zuerst das Thema. Die Gestaltung und die Wahl der Objekte folgt der Themenwahl und nicht umgekehrt. Das hat zur Folge, daß im Prinzip jedes Veranschaulichungsmedium in Frage kommt. Objekte, die Museumsqualität hätten, können auch auf Zeit geliehen werden, vieles wird von Fall zu Fall (architektonisch, grafisch) dem Thema entsprechend neu gestaltet.
Damit weichen die Ausstellungen des Stapferhauses signifikant von konventionellen Museumsausstellungen ab. Beides ist mir sympathisch: die selbstverständliche Wahl der Medien ohne Rücksicht auf museale und problematische Wertvorstellungen (das "authentische" Objekt...) und die konsequente Lebensweltlichkeit der Themen. Hier wird in der Gegenwart über die Gegenwart gesprochen, was nicht ausschließt bestimmte Fragen zu historisieren. Auch eine Statistik, wie die zu Scheidungsraten und Scheidungsmotiven kann verblüffende Aufschlüsse über Entwicklungen vermitteln.
Die Qualität der Ausstellung und der Spaß, den sie mir gemacht haben, hat damit zu tun, daß überraschende und erhellende Aspekte aufblitzen, die sich einem multiperspektivischen Zugang zum Thema verdanken.
Dagegen fand ich es schade, daß so manche "Interaktion", mit der man mich beschäftigte, in multiple choice - Manier einem problematische Fragen und noch problematischere Antworten aufdrängte. Witzig waren dagegen die vielen guten und praktischen Tipps, die man allerdings nur dann nach Hause nehmen konnte, wenn man das (wohlfeile) Magazin zur Ausstellung kaufte.
Wie schon bei der Ausstellung "nonstop" hatte ich den Eindruck, daß man eher phänomenologisch vorgeht und eine tiefer führende Reflexion nur an manchen Aspekten stattfindet. Daß wir uns so unter Zeitdruck setzen, wie uns in der Ausstellung "nonstop" gesagt wurde, hat wohl nicht nur mit unseren konsumistischen Bedürfnissen zu tun, den die Industrien willig folgen. Und auch der "Supermarkt der Möglichkeiten", von dem in "Entscheiden" die Rede ist, kennt - diskrete, verschwiegene oder verdrängte (Vor)Entscheidungen, um die man sich nicht immer herumdrücken sollte.
Am unzufriedensten sind die, die keine oder zu viel Wahl haben. Sagt der Pralinentest. |
So weit wagt sich die Ausstellung nicht. Aber sie hat mehr Fragen als sehr viele andere.
Acht Prozent. Wer geht / wer geht nicht ins Museum?
Unlängst, ein museologischer Vortrag.
Die Hälfte der deutschen Bevölkerung geht nicht ins Museum.
Nie.
Das ist nicht neu, diesen Prozentsatz kenne ich, seit ich mich mit museologischen Fragen beschäftige.
Und er gilt auch für andere Länder.
Neu ist eine andere Zahl. Acht Prozent der Bevölkerung sind regelmäßige Nutzer.
Regelmäßige Nutzer sind Personen, die mindestens zwölf mal im Jahr in ein Museum gehen.
Einmal im Monat durchschnittlich.
Klingt wenig und elitär.
Die gute - oder schlechte - Nachricht ist: in dieser Hinsicht steht das Museum besser da als Konzert, Oper oder Theater.
Aber. Unter den acht Prozent sind alle die, die aus beruflichen Gründen das Museum besuchen, Wissenschafter, Museumsleute, Gestalter, Künstler, Vermittler, Lehrer...
Die fünfzig Prozent, die nicht ins Museum gehen werden gerne als Nichtbesucher bezeichnet.
Damit werden sie einerseits ein wenig stigmatisiert, denn ein Museum nicht zu besuchen, ist für den Bildungsbürger ein wenig verzeihlicher Mangel. Andrerseits bindet man sie begrifflich ans Museum. Zwar negativ aber doch. Die sind die, die nicht ins Museum gehen.
Tatsächlich haben wohl die meisten dieser Menschen "recht".
Denn für sie existiert das Museum nicht.
Und zwar deswegen, weil es nichts mit der von ihnen gelebten Kultur zu tun hat.
Deswegen sollte man auch sehr vorsichtig sein mit allen Absichten, wenigstens einen Teil davon ins Museum zu bringen (locken, verführen, bewirtschaften, entwickeln usw.).
Es sind eben weder Museumsnichtbesucher noch Kulturabstinente.
Sie teilen nur nicht "unsere Kultur".
Montag, 24. September 2012
Ein Museum: Bergsturzmuseum Goldau
„Schwyz, 5. Sept. Der 2. Sept. war für den Bezirk Schwyz ein
trauriger, jammervoller Tag. Nach einem vier und zwanzig stündigen
ausserordentlich heftigen Platzregen borst um 5. Uhr Abends an dem Berge
Spitzebüol, ob dem Dorfe Röthen, dessen oberste Felsenspitze. Zugleich
trennte sich, durch unterirrdisches Wasser von dem Kern des Berges
gelöset, eine ungeheure bey 300. Ellen tiefe Erdmasse in einer Breite
von 100. Fuss vom Gebürg. Diese fürchterliche Errdlauwe, riss Wohnungen,
Menschen und Vieh mit sich, über den Rücken des Bergs, und stürzte mit
unbeschreiblicher Gewalt in das unten gelegene Thal. Viele
Centnerschwere Steine vor sich her durch die Luft auf eine unglaubliche
Weite schleudernd, trieb der viele Ellen hohe Erdstrom mit
Blitzesschnelle über die eine Stund breite, fruchtbare und mit Wohnungen
übersäete Ebene an den gegenüber liegenden Rigi-Berg, drückte den
Schutt mehrere tausend Fuss hoch den Berg hinauf, zersprengte da die
dickesten Bäume in Splitter, weit herum alles verheerend und
überschüttend. Ein kleiner Theil der schrecklichen Masse hatte schon
beym Anbruche eine von der Hauptmasse verschiedene Richtung genommen;
diese drehte sich links, wälzte sich aufwärts gegen den Lauwerzer-See,
trieb ihn aus seinem Bethe, und nöthigte die Fluth 150. Schuh hoch über
das zu springen. Die Gewalt des Wassers riss alle Gebäude rings um den
See mit sich fort, zerstörte die Landstrasse, und bedeckte den See mit
Trümmern und Ruinen." (Neue Zürcher Zeitung 9.9.1806)
An der Südflanke des Rossberges im Kanton Schwyz setzten sich beinahe 40 Millionen m³ Nagelfluhgestein von der Gnypenspitze auf einer circa 20° talwärts geneigten Gleitbahn über stark durchfeuchteten tonigen Zwischenschichten in Bewegung und stürzten ungefähr 1000 Meter ins Tal hinab. Der Rutsch breitete sich unten fächerförmig aus, brandete an der gegenüberliegenden Rigikette hundert Meter empor, überschüttete insgesamt eine Fläche von rund 6,5 km² und zerstörte die Dörfer Goldau, Röthen sowie Teile von Buosingen und Lauerz. [2] 457 Menschen kamen ums Leben, über 100 Häuser, 220 Ställe und Scheunen sowie zwei Kirchen und zwei Kapellen wurden zerstört. Die Dörfer Goldau und Röthen waren verschwunden, und der Lauerzersee verkleinerte sich um ein Siebtel seiner Fläche.
An der Südflanke des Rossberges im Kanton Schwyz setzten sich beinahe 40 Millionen m³ Nagelfluhgestein von der Gnypenspitze auf einer circa 20° talwärts geneigten Gleitbahn über stark durchfeuchteten tonigen Zwischenschichten in Bewegung und stürzten ungefähr 1000 Meter ins Tal hinab. Der Rutsch breitete sich unten fächerförmig aus, brandete an der gegenüberliegenden Rigikette hundert Meter empor, überschüttete insgesamt eine Fläche von rund 6,5 km² und zerstörte die Dörfer Goldau, Röthen sowie Teile von Buosingen und Lauerz. [2] 457 Menschen kamen ums Leben, über 100 Häuser, 220 Ställe und Scheunen sowie zwei Kirchen und zwei Kapellen wurden zerstört. Die Dörfer Goldau und Röthen waren verschwunden, und der Lauerzersee verkleinerte sich um ein Siebtel seiner Fläche.
Im Jahre 1956 errichtete der initiative Goldauer
Bahnhofbuffet-Wirt Edwin Simon in einer selbst finanzierten
Militärbaracke, die er neben den Tierparkeingang stellen liess, eine
Ausstellung der Fundgegenstände aus dem 150 Jahre zuvor verschütteten
Dorf Goldau.
1965 wurde eine Stiftung gegründet, welche im
folgenden Jahr einen Museumsneubau eröffnete, um dem Publikum die
Dokumente der Katastrophe zu präsentieren.
Die bestehende Sammlung wird seither laufend
erweitert. 1994 wurde das Museumsinnere umgestaltet, um das restaurierte
Messgewand, welches die Katastrophe vollkommen unbeschadet überlebte,
sowie das grosse Ölgemälde von David Alois Schmid - Goldau vor dem
Bergsturz darstellend -, das bis zur Renovation der Pfarrkirche unter
der Empore derselben hing, besser zu präsentieren. Kürzlich wurden
plakatgrosse und drehbare Schautafeln angebracht, welche die Entwicklung
Neu-Goldaus besser dokumentieren. So sind zum Beispiel sämtliche
Baudaten der Häuser zwischen 1806 und 1934 aufgelistet. Auch die
geologischen Erklärungen sind verbessert worden.
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