Montag, 24. September 2012

Ein Museum: Bergsturzmuseum Goldau

Schwyz, 5. Sept. Der 2. Sept. war für den Bezirk Schwyz ein trauriger, jammervoller Tag. Nach einem vier und zwanzig stündigen ausserordentlich heftigen Platzregen borst um 5. Uhr Abends an dem Berge Spitzebüol, ob dem Dorfe Röthen, dessen oberste Felsenspitze. Zugleich trennte sich, durch unterirrdisches Wasser von dem Kern des Berges gelöset, eine ungeheure bey 300. Ellen tiefe Erdmasse in einer Breite von 100. Fuss vom Gebürg. Diese fürchterliche Errdlauwe, riss Wohnungen, Menschen und Vieh mit sich, über den Rücken des Bergs, und stürzte mit unbeschreiblicher Gewalt in das unten gelegene Thal. Viele Centnerschwere Steine vor sich her durch die Luft auf eine unglaubliche Weite schleudernd, trieb der viele Ellen hohe Erdstrom mit Blitzesschnelle über die eine Stund breite, fruchtbare und mit Wohnungen übersäete Ebene an den gegenüber liegenden Rigi-Berg, drückte den Schutt mehrere tausend Fuss hoch den Berg hinauf, zersprengte da die dickesten Bäume in Splitter, weit herum alles verheerend und überschüttend. Ein kleiner Theil der schrecklichen Masse hatte schon beym Anbruche eine von der Hauptmasse verschiedene Richtung genommen; diese drehte sich links, wälzte sich aufwärts gegen den Lauwerzer-See, trieb ihn aus seinem Bethe, und nöthigte die Fluth 150. Schuh hoch über das zu springen. Die Gewalt des Wassers riss alle Gebäude rings um den See mit sich fort, zerstörte die Landstrasse, und bedeckte den See mit Trümmern und Ruinen." (Neue Zürcher Zeitung 9.9.1806)

An der Südflanke des Rossberges im Kanton Schwyz setzten sich beinahe 40 Millionen m³ Nagelfluhgestein von der Gnypenspitze auf einer circa 20° talwärts geneigten Gleitbahn über stark durchfeuchteten tonigen Zwischenschichten in Bewegung und stürzten ungefähr 1000 Meter ins Tal hinab. Der Rutsch breitete sich unten fächerförmig aus, brandete an der gegenüberliegenden Rigikette hundert Meter empor, überschüttete insgesamt eine Fläche von rund 6,5 km² und zerstörte die Dörfer Goldau, Röthen sowie Teile von Buosingen und Lauerz. [2] 457 Menschen kamen ums Leben, über 100 Häuser, 220 Ställe und Scheunen sowie zwei Kirchen und zwei Kapellen wurden zerstört. Die Dörfer Goldau und Röthen waren verschwunden, und der Lauerzersee verkleinerte sich um ein Siebtel seiner Fläche.


Im Jahre 1956 errichtete der initiative Goldauer Bahnhofbuffet-Wirt Edwin Simon in einer selbst finanzierten Militärbaracke, die er neben den Tierparkeingang stellen liess, eine Ausstellung der Fundgegenstände aus dem 150 Jahre zuvor verschütteten Dorf Goldau.
1965 wurde eine Stiftung gegründet, welche im folgenden Jahr einen Museumsneubau eröffnete, um dem Publikum die Dokumente der Katastrophe zu präsentieren.
Die bestehende Sammlung wird seither laufend erweitert. 1994 wurde das Museumsinnere umgestaltet, um das restaurierte Messgewand, welches die Katastrophe vollkommen unbeschadet überlebte, sowie das grosse Ölgemälde von David Alois Schmid - Goldau vor dem Bergsturz darstellend -, das bis zur Renovation der Pfarrkirche unter der Empore derselben hing, besser zu präsentieren. Kürzlich wurden plakatgrosse und drehbare Schautafeln angebracht, welche die Entwicklung Neu-Goldaus besser dokumentieren. So sind zum Beispiel sämtliche Baudaten der Häuser zwischen 1806 und 1934 aufgelistet. Auch die geologischen Erklärungen sind verbessert worden.




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