Ich
liebe Museen nicht sonderlich. Es gibt viele, die man bewundern kann,
es gibt keines, das einem Wonnen schenkte. Was an Vorstellungen über
Ein- und Zuord-nung, Erhaltung und Nutzen für die Allgemeinheit umläuft,
ist richtig und einleuchtend, hat aber mit Spendung von Wonnen wenig zu
tun.
Beim ersten Schritte den schönen Dingen entgegen nimmt eine Hand
mir den Stock weg, untersagt mir ein Anschlag das Rauchen.
Das Museum übt eine nicht abreißende Anziehungskraft auf alles
aus, was Menschen tun. Der Mensch, der Werke schafft, der Mensch, der
stirbt, füttern es. Alles endet an der Wand oder im Schauschrank...
Ich kann mich nicht enthalten, an die Spielbank zu denken, die bei jedem
Umlauf gewinnt. Doch das Vermögen, diese immer voller werdenden Speicher
zu nutzen, steigt keineswegs mit ihrem Wachstum. Unsere Schätze erdrücken
uns und verwirren uns. Die Notwendigkeit, sie in einer Behausung zusammenzudrängen,
treibt die Betäubung und die Trauer, die von ihnen ausgehen, noch
über sich hinaus. So weiträumig das Schloß auch sein mag,
noch so angepaßt, noch so geordnet - immer kommen wir uns in diesen
Galerien ein wenigverloren und verzweifelt vor, so allein gegenüber
so viel Kunst! Was alles diese Tausende von Stunden hervorgelockt haben,
die so viele Meister aufbrachten, um zu zeichnen und zu malen, wirkt in
einigen wenigen Augenblicken auf unsere Sinne und auf unserm Geist—
und diese Stunden waren doch eine jede selbst bis zum Rande voll mit Jahren
des Suchens, des Erfahrens, des Wachseins, des Genies befrachtete Stunden!
. . . Da müssen wir notwendig erliegen. Was tun? Wir werden oberflächlich.
Paul Valery: Das Problem der Museen
|
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen