Morbus Klimt ist eine in der medizinischen Literatur wegen ihres lokal und berufsspezifisch engen Auftretens noch kaum beschriebene, heilbare Krankheit. Betroffen sind von ihr vor allem Direktoren und Kuratoren von Museen, die Werke oder Dokumente des Wiener Malers Gustav Klimt ihr Eigentum nennen. Morbus Klimt tritt in Wien selbst ungleich häufiger auf, als in den österreichischen Bundesländern und hier wiederum ungleich häufiger als im benachbarten Ausland.
Symptome der meist harmlos aber hartnäckig verlaufenden Erkrankung sind unzusammenhängendes Stammeln ("Klimt und seine Modelle", Klimt und die Eotik", "Klimt und die Frauen") sowie die Manie, die Umwelt möglichst umfassend in ein Klimt-Ornament zu verwandeln, etwa Kaffetassen, Bieruntersetzer, Spielkarten, Schals, Aschenbecher, Notizbücher, Toilettenpapier, Servietten, Sektflaschen oder auch Teddybären.
Die Erkrankung kann zu einschlägigen Klimt-Gedenktagen bzw. -Jubiläen gehäuft beobachtet werden. So wurde im Wiener Allgemeinen Krankenhaus im Jahr 2012 vorübergehend eine eigene Ambulanz für von Morbus Klimt Befallene eingerichte, da in diesem Jahr nicht nur die genannten Symptome auftraten, sondern auch besorgniserregende Verwirrungszustände, und das über den einschlägig gefährdeten Kreis hinaus.
Zu ernstlicheren Verlaufsformen kam es in Zusammenhang mit der Eröffnung der sogenannten Klimt-Villa im XII. Wiener Gemeindebezirk, wo eine Koalition von "Verein Gedenkstätte Gustav Klimt", Bundesdenkmalamt, beratenden Architekten dem Eigentümer der Villa, "Kuratorium für künstlerische und heilende Pädagogik / Comenius-Institut" (sic!) die Wiederherstellung des sogenannten ursprünglichen Zustandes erfolgreich und zwingend nahelegte.
Wiewohl Klimt nie in dieser Villa gelebt und gearbeitet hatte, sondern für einige Zeit ein Atelier an ihrem Standort, in ungleich bescheidenerem baulichen Umfang betrieb, wurden alle Anstrengungen unternommen, das offensichtlich Unmögliche zu leisten: die "Rückführung" einer umfassenden baulichen Veränderung und Überformung - was bedeutete, die jahrzehntelange, wechselvolle Besitz- und Nutzungsgeschichte der - späteren - Villa in den "authentischen" Zustand, über den man mal mit gerade zwei Fotografien unterrichtet ist, gewissermaßen ungeschehen zu machen, um jene Räume wiederherzustellen, in denen Klimt einige seiner Gemälde entwarf oder fertigstellte.
Jetzt ist die "Klimt VIlla" eröffnet und noch ist nicht die Entwicklung einer mutierten, offenabr gefährlichern Verlaufsform von Morbus Klimt abzusehen. Es ist abzuwarten, ob in der Villa nicht fürderhin ein täuschend echter Klimt-Schauspieler sich auf einem penibel nachgebildeten Sofa mit ebenso täauschen von begabten Schauspielerinnen gemimten Modellen sich räkeln wird, nicht ohne zwischenzeitlich ab und zu seinen Pinsel an einer der Leinwände (in originalgetruer Fotoreproduktion) zu erproben.
Über die "Klimt Villa" und ihre merkwürdige Geschichte informiert gut der einachlägige Wikipedia-Eintrag, über die Einschätzung der "Rekonstruktion" Michael Hierner im Standard vom 3.10.2012 unter dem Titel "Die fünf größten Schönheitsfehler der Klimt-Villa". Der Verein, dem wir die "Rettung" der "Klimt-Villa" verdanken betreibt eine eigene Webseite. Thomas Trenkler hat schon im Mai 2012 auf die - freundlich gesagt - Widersprüche der Rekonstruktion hingwiesen und die trostlose (aber richtige) Feststellung getroffen, daß wohl der ganze Klimt-Rummel von 2012 wieder verscheinden werde, aber diese "Villa" nicht.
Also ein Living-History-Museum für Klimt?
AntwortenLöschenWar nicht ernst gemeint...
AntwortenLöschenVollste Zustimmung, nur bei einem bin ich mir nicht ganz sicher: Ich habe ehrlich gesagt so meine Zweifel, ob dieser Morbus Klimt denn wirklich heilbar ist...
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