Als ich unlängst nach sehr langer Zeit wieder einmal Gelegenheit hatte, an einer Diskussion unter Kulturvermittlerinnen teilzunehmen, hatte ich den Eindruck, als würde sich die jahrzehntelange Diskussion, die schon geführt worden ist, nicht bündeln und schärfen und die reichen Erfahrungen, die doch gemacht wurden, nicht akkumulieren.
Ich kann nicht sagen, woran das liegt. An Netzwerken, Gruppenbildungen, einschlägigen Veranstaltungen hat es doch nicht gefehlt. Aber warum muß jede neue Generation wie von Null beginnen, sowohl in den klassischen berufsständischen Fragen (Arbeitsverhältnisse, Beschäftigungsformen, Bezahlung etc.) als auch in den methodischen Fragen.
Mit einer durch Forschung gestützten Theoriebildung stand es schon immer nicht so gut, aber darin unterscheidet sich die Vermittlung nicht vom Museumswesen insgesamt. Hier wie dort wird die Kluft zwischen Theorie und Praxis eher größer als kleiner.
Durch Zufall habe ich eine Webseite entdeckt, die genau auf dieses Defizit zu reagieren scheint. Der Salon Kulturvermittlung ist ein Blog, der im Untertitel
"Eine virtuelle Diskussion zu theoretischen Grundlagen der Kulturvermittlung in Österreich" verspricht.
Es gibt erst eine handvoll von Texten, die sind aber sehr ambitioniert und auch sonst verspricht die Aufmachung und das Inhaltsverzeichnis recht viel. Der Blog existiert offenbar erst seit wenigen Monaten und ich bin gespannt, wie er sich entwickeln wird.
Montag, 14. Mai 2012
Freitag, 11. Mai 2012
Kleiner Partizipationsfragebogen
Kleiner Partizipationsfragebogen
Partizipation im Museum ist
A Teilhabe
B Mitwirkung
C Mitbestimmung
D Mitentscheidung
Partizipation ist
A Ziel
B Methode
C Inhalt
D nichts von alledem
Die Konjunktur von Partizipation hat zu tun
A mit der Dienstleistungsorientierung des Museums
B mit der finanziellen Krise des Museums
C mit der Suche nach dem demokratischen Museum
D mit dem Wunsch gesellschaftlicher Gruppen Zugang zum Museum zu
bekommen
Welche der vier Zitate passt am besten zu Ihrer Vorstellung von
Partizipation?
A Längerfristig zu partizipieren, zum Beispiel durch eine
ehrenamtliche Tätigkeit, bedeutet, mehr abzubekommen – eben ein Stück weit
‚dazuzugehören’. Dies bedeutet, sich in spezifischer Weise zu bilden,
Kenntnisse zu erlangen über die Inhalte genauso wie über die institutionellen
Codes des Museums.
B Partizipation an sich ist erstmal keine Aussage – bedeutsam
ist, wer, warum, wo und woran partizipiert
C (...) Vermittlungskonzepte, die sich an marginalisierte Gruppen
richten bzw. deren Ziel die soziale Inklusion ist (sind) bei näherer
Betrachtung viel mehr von Zuschreibungen als von Selbstdefinitionen getragen.
(...) Partizipation (ist) eine kollektive Praxis des öffentlichen Sprechens und
Handelns, die sich identitären Zuschreibungen widersetzt.
D Wenn beispielsweise ein Museum in Schweden TaxilenkerInnen als
Keyworker ausbildet, indem sie diese ins Museum einlädt, Workshops und Seminare
für sie und gemeinsam mit ihnen entwickelt, entsteht ein Austauschprozess, von
dem schlussendlich beide Seiten profitieren. Den DirektorInnen muss es doch
gefallen, wenn sich TaxifahrerInnen mit den Inhalten „ihres“ Museums
auseinandersetzen, sich mit ihm identifizieren und mit den Fahrgästen, die sie
vom Flughafen abholen, nicht über das Wetter, sondern über die aktuelle
Ausstellung zeitgenössischer Kunst reden – weil sie Teil der Organisationsstruktur
sind.
Ziel von Partizipation ist
A die Erhöhung der Besucherzahlen
B die größere und breitere Akzeptanz des Museums
C neue Besuchergruppen zu gewinnen
D bislang vom Museum ausgeschlossene Gruppen einzubeziehen
Wer profitiert von Partizipation
A Die Kuratoren
B Das Museum
C das Publikum
D der Museumsträger
Partizipation ist
A ein museologischen Projekt
B ein politisches Projekt
C ein museumspraktisches Experiment
D ein legitimatorischer Schachzug in auch Museen
infragestellenden Zeiten
Partizipation wendet sich an
A Minderheiten
B Nicht-Besucher
C die Öffentlichkeit
D Museumsbesucher
Wer soll Partizipation veranstalten?
A Kuratoren
B Besucher
C Teilnehmerinnen eines Partizipationsprojektes
D Vom Museum bislang ausgeschlossene Menschen
Partizipation im Museum
A muss zum Prinzip der Museumsarbeit generell werden
B kann nur punktuell und zeitlich begrenzt stattfinden
C gefährdet die Autonomie des Museums
D zielt auf die Transformation der gesellschaftlichen Funktion
des Museums
Partizipation
A soll Besuchern mehr Spaß am Museum vermitteln
B soll Schwellenängste abbauen
C soll aktive und gestaltende Teilhabe an Kultur ermöglichen
D soll bewirken, das Museum als öffentlichen und sozialen Raum zu
nutzen
Mittwoch, 9. Mai 2012
Donnerstag, 3. Mai 2012
Wieder ein Guggenheim-Projekt gescheitert - in Finnland
"The Guggenheim Helsinki Museum is to house the collection of the
Solomon R. Guggenheim Foundation and is to be an innovative
multidisciplinary museum of visual culture in Finland. Located in the
upper portion of the harbor, between the historical old town and the
island of Katajanokka, the proposal has to mitigate between both the
urban and the water edge in the newly designated cultural zone of
Helsinki. Various edge conditions are employed allowing for variability
in the experiential quality of the Harbor of Helsinki. The pools created
by the existing boat docks are reinterpreted in the scheme as a
continuation of pooling formations which introduce new social spaces to
the waterfront in the form of: user inhabitable pools, carpet washing
piers, an outdoor auditorium, and an enlarged waterfront promenade."
So konnte man es vor kurzem noch lesen - in der euphorisierenden Werbesparche der Projektmacherei. Und die entsprechenden Bilder gabs natürlich auch, von einem schwer nach Zaha Hadid aussehenden aber nicht von ihr stammenden Entwurf (Gabriel A. Huerta).
Viele Guggenheim-Projekte sind schon gescheitert. Dieses aber mal an der Nüchternheit der finnischen Politiker, die nicht nur die Zahlen abschrecketen, sondern in erster Linie der ihrer Meinung nach einseitige Vertrag, den Guggenheim anbot. Statt hinter einer Blockbuster-Architektur hinterherzuhecheln gab es eine ganz trockene Abschätzung von Vor- und Nachteilen. Und dann den nach unten gekehrten Daumen.
Das Projekt wurde von Guggenheim forciert, nach dem ein 2008 für Vilnius initiiertes unter skandalträchtigen Umständen scheiterte - die Unregelmäßigkeiten bei der Finanzierung sind Gegenstand von Untersuchungen. Jetzt, da das Projekt in Helsinki gescheitert ist, graben es litauische Politiker wieder aus...
So konnte man es vor kurzem noch lesen - in der euphorisierenden Werbesparche der Projektmacherei. Und die entsprechenden Bilder gabs natürlich auch, von einem schwer nach Zaha Hadid aussehenden aber nicht von ihr stammenden Entwurf (Gabriel A. Huerta).
Viele Guggenheim-Projekte sind schon gescheitert. Dieses aber mal an der Nüchternheit der finnischen Politiker, die nicht nur die Zahlen abschrecketen, sondern in erster Linie der ihrer Meinung nach einseitige Vertrag, den Guggenheim anbot. Statt hinter einer Blockbuster-Architektur hinterherzuhecheln gab es eine ganz trockene Abschätzung von Vor- und Nachteilen. Und dann den nach unten gekehrten Daumen.
Das Projekt wurde von Guggenheim forciert, nach dem ein 2008 für Vilnius initiiertes unter skandalträchtigen Umständen scheiterte - die Unregelmäßigkeiten bei der Finanzierung sind Gegenstand von Untersuchungen. Jetzt, da das Projekt in Helsinki gescheitert ist, graben es litauische Politiker wieder aus...
Das Glasmuseum Bärnbach
Das Glasmuseum in Bärnbach (Steiermark) entstand aus der Landesausstellung "Glas und Kohle" 1988 und befindet sich in dem damals vom Architekten Klaus Kada geplanten Bau. Das Museum wird von einem Verein betrieben ist aber eng räumlich und funktionell mit der Produktionsstätte des Glasherstellers Stölzle Oberglas verbunden. Während das Museum über die Geschichte der Glaserzeugung informiert, kann man (im Rahmen der Führung) auch die Glashütte betreten, in der noch für spezielle Aufträge mundgeblasenes Glas hergestellt wird. Demnächst wird in den Rundgang - weltweit einmalig, wie das Museum szolz betont -, die aufgelassene Glaswanne einbezogen, das heißt ein Schmelzofen, in dem in großen Mengen Glas für die unmittelbar anschließende industrielle Fertigung geschmolzen wurde.
Das Museum erneuert jedes Jahr seine Ausstellung unter einem Thema, wobei Leitobjekte belassen werden und das Rückgrat der historischen Darstellung bilden. Inzwischen nutzt das Museum Kontakte zu osteuropäischen Museen, die einerseits Gelegenheit erhalten, hier erstmals außerhalb ihrer eigenen Ausstellungsräume auszustellen, während das Museum so zu seltenen und bemerkenswerten Objekten kommt.
Allerdings wird durch die Mischung eigener Sammlungsbestände, geborgter und von eher kuriosen Objekten, die durch Größe und technische Eigenschaften eher, denn durch Ästhetik überzeugen (das größte Bierkrügel der Welt, eine mannshohe "Almdudler"-Limonadeflasche uam. ein ganz schön disparater Eindruck erweckt, der auch durch keine gestalterische Stringenz zusammengehalten wird.
Das Museum hat, so sagte man mir, etwa 40.000 Besucher im Jahr, davon ein Drittel Schulklassen. Das Museum ist offenbar für Spezialisten aller Art interessant, in der Glashütte traf ich z.B. auf einen älteren Herrn, der für ein kanadisches Glasmuseum Film- und Fotoaufnahmen machte.
Der Museumsrundgang endet in einem großen Shop (Werksverkauf von Stölzle) mit einer sehr großen Palette von Glaswaren, von billigster Industrieware bis hin zu handgearbeitetem oder -geschliffenem hochpreisigen Glas.
Das Museum erneuert jedes Jahr seine Ausstellung unter einem Thema, wobei Leitobjekte belassen werden und das Rückgrat der historischen Darstellung bilden. Inzwischen nutzt das Museum Kontakte zu osteuropäischen Museen, die einerseits Gelegenheit erhalten, hier erstmals außerhalb ihrer eigenen Ausstellungsräume auszustellen, während das Museum so zu seltenen und bemerkenswerten Objekten kommt.
Allerdings wird durch die Mischung eigener Sammlungsbestände, geborgter und von eher kuriosen Objekten, die durch Größe und technische Eigenschaften eher, denn durch Ästhetik überzeugen (das größte Bierkrügel der Welt, eine mannshohe "Almdudler"-Limonadeflasche uam. ein ganz schön disparater Eindruck erweckt, der auch durch keine gestalterische Stringenz zusammengehalten wird.
Das Museum hat, so sagte man mir, etwa 40.000 Besucher im Jahr, davon ein Drittel Schulklassen. Das Museum ist offenbar für Spezialisten aller Art interessant, in der Glashütte traf ich z.B. auf einen älteren Herrn, der für ein kanadisches Glasmuseum Film- und Fotoaufnahmen machte.
Der Museumsrundgang endet in einem großen Shop (Werksverkauf von Stölzle) mit einer sehr großen Palette von Glaswaren, von billigster Industrieware bis hin zu handgearbeitetem oder -geschliffenem hochpreisigen Glas.
Dienstag, 1. Mai 2012
Montag, 30. April 2012
Pierre Bourdieu | Heiligtümer (Das Museum lesen 25)
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"Alles, aber auch alles in diesen bürgerlichen
Tempeln, in denen die bürgerliche Gesellschaft deponiert, was sie an Heiligstem
besitzt, nämlich die ererbten Reliquien einer Vergangenheit, die nicht die ihre
ist, in diesen heiligen Stätten der Kunst, die einige Erwählte aufsuchen, um
den Glauben an ihre Virtuosität zu nähren, während Konformisten und Philister
hierher pilgern, um einem Klassenritual Genüge zu tun, alles in diesen
ehemaligen Palästen oder großen historischen Wohnsitzen, denen das neunzehnte
Jahrhundert imposante, oft im graecoromanischen Stil der bürgerlichen
Heiligtümer gehaltene Anbauten hinzufügte, besagt schließlich nur das Eine: daß
nämlich die Welt der Kunst im selben Gegensatz zur Welt des alltäglichen Lebens
steht wie das Heilige zum Profanen."
Samstag, 28. April 2012
Museum schauen
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