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Mittwoch, 23. November 2022

Mehr Bock zum Gärtner war nie. Christian Ortner wird Leiter des Heeresgeschichtlichen Museums bleiben

Es gibt massive Hinweise, daß Herr Ortner im Heeresgeschichtlichen Museum sein eigener Nachfolger wird. 

Er, der von Rechnungshof und von mehreren Kommissionen massiv kritisiert wurde und der vom Ministerium selbst nicht verlängert, aber interimistisch eingesetzt wurde, er, der von Museolginnen, Kuratorinnen, Historikerinnen etc. in mehreren Veranstaltungen massiv kritisiert wurde, er dessen Museumsleitung den unbestrittenen Reformbedarf des Museums verursacht hat, er ausgerechnet ist intern im Ministerium nicht nur im Dreiervorschlag gelandet sondern intern auch Favorit, informell bereits erstgereiht.



Montag, 21. November 2022

Nachricht aus Kakanien: Wird Christian Ortner sein eigener Nachfolger im Heeresgeschichtlichen Museum?


Zur Illustration der mionisteriellen Politik ist mir nur das eingefallen: Wolf Vostells "Endoegne Depression", hier vielleicht zu übersetzen "Das Ministerium und sein Kandidat"

Die Debatte um das Heeresgeschichtliche Museum wurde von Vorwürfen ausgelöst, die die politische Haltung des Museums betrafen, sein Geschichtsbild, die Geschäftsführung und finanzielle Gebarung sowie museologische Defizite. Die Vorwürfe stammen aus Evaluierungen des Rechnungshofes, den Erhebungen mehrerer Kommissionen und aus mehreren zivilgesellschaftlich getragenen Veranstaltungen, auf denen namhafte WissenschafterInnen und MuseumsepertInnen zu Wort kamen.

Eine Konsequenz der Kritik am Museum war, daß sein Leiter, Christian Ortner, nicht wiederbestellt wurde. Allerdings setzte ihn das Ministerium interimistisch wieder als Leiter ein. Obwohl es doch auf der Hand liegt, daß er die Verantwortung für die Situation des Museum trägt.

Nun findet sich Christian Ortner im Dreiervorschlag der ministeriellen Besetzungskommission. Ein Signal, daß ihn das Ministerium ernsthaft als seinen eigenen Nachfolger in Erwägung zieht. Die Absurdität dieser Situation macht einen fassungslos. Wenn Reformbedarf außer Zweifel steht und, wie ich gehört habe, der Reformwille auch Grundlage der Gespräche in der Berufungskommission war, wieso soll dann der für den Reformbedarf ursächlich verantwortliche Leiter, den wie gesagt das Ministerium selbst nicht weiterbestellt hat, der geeignete Leiter des Museums sein?

Nicht völlig unerwartet dürfte der Wunsch nach tiefgreifender Reform des Museums scheitern. Denn ein zweiter Kandidat kommt, wie Ortner auch aus dem Ministerium. Das hat in den Berufungsgesprächen den Bewerbern klargemacht, daß deren Autonomie stark eingeschränkt sein würde und das Ministerium sich wesentliche Entscheidung vorbehalte. Mit anderen Worten, ein selbstverantwortliches, nach zeitgemäßen wissenschaftlichen, museologischen und organisatorischen Prinzipien geführtes Museum ist ganz klar unerwünscht.

Freitag, 24. Juni 2022

Direktion des Heeresgeschichtlichen Musuems ausgeschrieben

 Eben wurde die Direktion des Heeresgeschichtlichen Musuems ausgeschrieben. Mit dem klaren Auftrag einer Modernisierung des Museums. Immerhin. Jetzt kommt es darauf an, wie sehr das Ministerium diese "Neuaufstellung" des HGM unterstützt, wie die Berufungskommission zusammengesetzt ist und ob man wirklich eine starke und kompetente Person findet und auch akzeptiert. Weiters wird man sehen, ob der Beirat aktiviert wird und eine Rolle spielen wird und ob jene zivilgesellschaftliche Initiative und Expertise, die sich über drei Jahre aufgebaut hat, einbezogen wird oder sich selbst einmengen will.

Hier der entscheidende Passus der Ausschreibung (die hier ganz nachgelesen werden kann: https://bund.jobboerse.gv.at/sap/bc/jobs/#/details/0050568176C11EECBCC71A5287AC4997)

Die ausgeschriebene Funktion steht nur Personen mit österreichischer Staatsbürgerschaft oder mit unbeschränktem Zugang zum österreichischen Arbeitsmarkt offen.

Die Betrauung eines Bewerbers mit dieser Funktion setzt neben der Erfüllung der allgemeinen Ernennungserfordernisse gemäß § 4 des Beamten-Dienstrechtsgesetzes 1979 – BDG 1979, BGBl Nr 333 idgF, die Erfüllung folgender weiterer Erfordernisse voraus:
1. Das Bestehen eines öffentlich-rechtlichen Dienstverhältnisses in der Verwendungsgruppe A/A1 bzw. eines privatrechtlichen Dienstverhältnisses in der Entlohnungsgruppe a/v1 oder das Vorliegen der Voraussetzungen für die Übernahme bzw. Aufnahme in ein solches Dienstverhältnis.
2. Den erfolgreichen Abschluss eines Hochschulstudiums der Geisteswissenschaften (Geschichte) im Sinne der Z 1.12 der Anlage 1 zum BDG 1979.
3. Vorliegen einer Prüfbescheinigung der festgestellten Verlässlichkeit entsprechend den Bestimmungen des Erlasses vom 23. März 2022, GZ S93207/50-ndAbw/2022 (1). Dieses Erfordernis kann durch eine eidesstattliche Erklärung, dass die Verlässlichkeitserklärung ausgefüllt und an zuständiger Stelle abgegeben worden ist, d.h. die Verlässlichkeitsprüfung eingeleitet wurde, ersetzt werden, wobei der Beischluss einer diesbezüglichen Kopie der Verlässlichkeitserklärung aus datenschutzrechtlichen Gründen zu unterbleiben hat. Es wird darauf hingewiesen, dass das positiv abgeschlossene Prüfverfahren Voraussetzung für die Einteilung in der angestrebten Leitungsfunktion ist.


Im Sinne des § 5 Abs 2 AusG werden weiters besondere Kenntnisse bzw. Fähigkeiten vor allem in folgenden Bereichen erwartet:
a) mehrjährige Erfahrung im musealen Bereich, (10 %)
b) besondere Kenntnisse im Bereich Museumsmanagement, (20 %)
c) umfassende Kenntnisse im Bereich Sammlungs-, Ausstellungs- und Forschungsmanagement, (20 %)
d) Kenntnisse in der Budgetführung, (10 %)
e) Beherrschung der Anwendung moderner Planungstechniken und –werkzeuge einschließlich relevanter Informationssysteme und Bürotechnik sowie fachspezifische IT-Kenntnisse, (10 %)
f) besondere Fähigkeiten und Erfahrungen in der Verhandlungsführung mit ressortinternen und externen Spitzenrepräsentanten, (10 %)
g) besondere Qualitäten hinsichtlich des Führungsstils, hohe Belastungskapazität und besondere Kommunikationsfähigkeit, (15 %)
h) der Funktion entsprechende Fremdsprachenkenntnisse. (5 %)

Die bei den erwarteten besonderen Kenntnissen und Fähigkeiten angeführten Prozentpunkte stellen die Gewichtung dar. Diese Gewichtung ist gemäß § 5 Abs 2 AusG vorgesehen und soll über das Maß der Beurteilung der Eignung im Rahmen der Sitzung der Begutachtungskommission Aufschluss geben.

Gemäß § 5 Abs 2a AusG wird darauf hingewiesen, dass auch Erfahrungen aus qualifizierten Tätigkeiten oder Praktika in einem Tätigkeitsbereich außerhalb der Dienststelle, in deren Bereich die Betrauung mit dem ausgeschriebenen Arbeitsplatz (Funktion) wirksam werden soll, erwünscht sind.

Die Betrauung mit dieser Funktion erfolgt nach § 141 Abs 1 in Verbindung mit § 253 Abs 2 BDG 1979 bzw. § 68 Abs 1 des Vertragsbedienstetengesetzes 1948 – VBG, befristet auf die Dauer von fünf Jahren (Weiterbestellungen sind zulässig) und setzt ein Dienstverhältnis in der Verwendungsgruppe A 1 bzw. in der Entlohnungsgruppe v1 oder das Vorliegen der Voraussetzungen für die Übernahme bzw. Aufnahme in ein solches Dienstverhältnis voraus.


Mittwoch, 18. Mai 2022

Heeresgeschichtliches Museum im Umbruch HGM neu gestalten – aber wie?

 

Heeresgeschichtliches Museum im Umbruch

HGM neu gestalten – aber wie?

 

Eine Veranstaltung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Institut für Kulturwissenschaften und Theatergeschichte, in Kooperation mit der Universität Innsbruck, Institut für Zeitgeschichte

 

Zeit: 2. Juni, 14:00 – 18:00 Uhr

Ort: Österreichische Akademie der Wissenschaften, Hollandstraße 11-13,
1020 Wien


Die öffentliche Debatte über das Heeresgeschichtliche Museum (HGM) in Wien reißt nicht ab. Der vom Ringstraßen-Architekten Theophil Hansen geplante Prachtbau wurde 1869 als k.k. Hofwaffenmuseum eröffnet. Bis heute schließt das HGM sowohl architektonisch als auch inhaltlich bruchlos an das Erbe der Monarchie an. Seit zwei Jahren wird die Ausrichtung des Hauses öffentlich diskutiert, nicht zum ersten Mal, jedoch weitaus intensiver als zuvor. Eine umfassende Neupositionierung steht an. Aber wie soll das „HGM neu“ gestaltet sein? Und welche gesellschaftlichen und wissenschaftlichen AkteurInnen sollen an der Neugestaltung beteiligt werden?

 

Die Veranstaltung findet in Form von zwei Podiumsdiskussion statt.

 

14.00

 

Begrüßung

Ljiljana Radonić

 

Einleitungsstatement

Elena Messner, Peter Pirker

 

14:15 – 15:45 Panel 1

 

Wie soll sich das HGM neu positionieren? Welche Rolle kann es in Zukunft in der zeitgeschichtlichen Museumslandschaft in Österreich und Europa einnehmen? Welche gesellschaftlichen und wissenschaftlichen AkteurInnen sollen daran beteiligt werden?

 

Moderation: Elena Messner (Kulturwissenschaftlerin und Schriftstellerin)

 

Es diskutieren:

 

Wolfgang Müller, Stv. Leiter des Instituts für Osteuropäische Geschichte der Universität Wien; Vorsitzender des Militärhistorischen Beirates der Wissenschaftskommission beim Bundesministerium für Landesverteidigung

 

Ljiljana Radonić, Leiterin des ERC-Projekts „Globalized Memorial Museums“, Vize-Direktorin des Instituts für Kulturwissenschaften und Theatergeschichte, Österreichische Akademie der Wissenschaften

 

Dieter A. Binder, Historiker, Andrássy Universität Budapest, Vorsitzender der Militärhistorischen Denkmalkommission beim Bundesministerium für Landesverteidigung

 

Judith Götz, Politische Bildung am Zentrum für LehrerInnenbildung der Universität Wien

 

Monika Sommer, Direktorin des Hauses der Geschichte Österreich

 

 

 

15:45 – 16:15

Pause

 

16:15 – 17:45 Panel 2

 

Wie kann der Reformprozess „HGM neu“ gestaltet werden? Welche Kompetenzen sind nötig, um eine funktionierende Sammlungsverwaltung und die Gestaltung von Ausstellungen samt Vermittlung zu gewährleisten? Was ist für das Haus an Know-How und Ressourcen unabdingbar? Welche Organisationsformen sind denkbar?

 

Moderation: Peter Melichar (Vorarlberg Museum)

 

Es diskutieren:

 

Wolfgang Muchitsch, Vorsitzender des wissenschaftlichen Beirats des Heeresgeschichtlichen Museums, Präsident des Museumsbundes Österreich

 

Roswitha Muttenthaler, Museologin, war Kustodin am Technischen Museum und Dozentin an der zhdk Zürich und der Universität Oldenburg

 

Peter Pirker, Universität Innsbruck, Institut für Zeitgeschichte, Projekt "Deserteure der Wehrmacht"

 

Christian Stadelmann, Technisches Museum Wien

Sonntag, 12. September 2021

Heeresgeschichtliches Museum Wien. Eine Publikation dokumentiert die Kritik

Elena Messner und Peter Pirker bemühen sich seit über eineinhalb Jahren um eine sachliche und gründliche Kritik des Heeresgeschichtlichen Museums. Inzwischen haben mehrere Kommissionen und ein Rechnungshof die Kritik am Museum vertieft und erweitert. Messner und Pirker selbst haben zwei Veranstaltungen organisiert, bei denen eine Vielzahl von Expertinnen diese Kritik ebenfalls vertieft haben.

Nun haben die beiden ein Buch veröffentlicht, das auf über 300 dichten Seiten umfassend so gut wie alle Aspekte der Debatte und der Kritik von 41 AutorInnen sammelt: Elena Messner, Peter Pirker (Hg.): Kriege gehören ins Museum. Aber wie? Atelier Verlag. Wien 2021

Woran es inzwischen keinen Zweifel gibt, ist die Unreformierbarkeit des Museums. Es braucht eine von Grund auf neue Konzeption. Aber es ist noch immer fraglich, ob das zuständige Landesverteidigungsministerium dazu Willens und in der Lage ist.

Das Buch bietet alle nur erdenklichen Argumente für einen Neubeginn eines Museums, von dem allerdings nicht einmal seine grundsätzliche Aufgabe feststeht und diskutiert ist. 

Freitag, 4. Juni 2021

Peter Melichar: Fragen, die bleiben. Zur Tagung zum Heeresgeschichtlichen Museum

Die Tagung am 20. und 21. Mai im Wiener Literaturhaus brachte ein paar überraschende Erkenntnisse: Die gesamte Historikerzunft ist reumütig, weil man das HGM in den vergangenen Jahrzehnten nicht grundlegend kritisierte. Aber auch von allen anderen Vertretern sämtlicher Disziplinen, aber auch von Soziologinnen, Intellektuellen, Pfarrerinnen und Priestern hätte Kritik kommen können. Immerhin: Die Schriftstellerinnen Marlene Haushofer und Ingeborg Bachmann thematisierten das Museum schon um 1970 unnachahmlich in ihren Texten „Die Mansarde“ (Haushofer) und „Malina“ (Bachmann). Der Rest der Bevölkerung schwieg: Vermutlich lag das schlicht daran, dass es nur von kleinen Buben mit ihren Grossvätern besucht wurde. Da sich nun die Erkenntnis eingestellt hat, dass es so nicht geht, kamen überraschende Vorschläge:  Dirk Rupnow sprach sich für eine Sprengung aus (zumindest als rhetorisches Manöver). Weil einer der Teilnehmer den Einsatz eines Fieseler Storches nicht verstand, den Manfried Rauchensteiner aus schwedischem Besitz erwerben und zum Kriegsflugzeug umfärben ließ, verlangte er, dass ihm dieser die Bedeutung dieses deutschen Militärflugzeuges für die österreichische Geschichte erklären solle (Peter Melichar). Andere fragten, ob es überhaupt ein Heeresgeschichtliches Museum in Österreich brauche und sprachen sich für eine Neugründung als Demokratiemuseum aus (Gottfried Fliedl), wieder andere plädierten für eine temporäre Schliessung und völlige Neurorientierung. Was tatsächlich kommen wird, wusste der Leiter der HGM-Kommission, Wolfgang Muchitsch: Eine neue Direktorin bzw. ein neuer Direktor, der ein Team mit zwei oder drei Mitarbeiterinnen mitbringen darf und von einem kompetenten Beirat begleitet wird. Doch weder wird an der Einbettung des Museums in das bürokratische Gefüge des Verteidigungsministeriums etwas verändert noch an der Verwendung des Museums im Sinne der Traditionspflege. Das überraschendste überhaupt: Dass es einer zivilbürgerlichen Initiative gelungen ist, innerhalb einiger Monate Bewegung in die Sache zu bringen. Erstaunlich auch, dass es der Leitung des Ministeriums sowie des Heeresgeschichtlichen Museums selbst so völlig am Kampfeswillen mangelt. Nur noch ein paar matte Ablenkungsmanöver brachte man zustande. Das peinlichste darunter ist folgendes: Eine seit 2016 durch Österreich wandernde Ausstellung der Historiker Michael John und Albert Lichtblau, entstanden im Auftrag der Freunde von Yad Vashem, mit dem Titel „Gerechte“ wird seit kurzem im Eingangsbereich, in der sog. Ruhmeshalle und im Ersten Stock gezeigt. Diese Ausstellung thematisiert mutige Menschen, die Verfolgte während der NS-Zeit zu schützen und zu retten versuchten. Man fragt sich: Was hat diese Ausstellung mit dem HGM zu tun? Sie beantwortet keine der in diesem Zusammenhang dringlichen Fragen:   -       Haben österreichische Heeresverbände irgendwelche „Gerechte“ hervorgebracht? -       Wie viele ehemals österreichische Militärs haben wie viele Verfolgte geschützt und gerettet oder es zumindest versucht? -       Wie viele Kriegsverbrecher waren österreichischer Herkunft und wie viele waren in ehemals österreichischen Heeresverbänden und Militärschulen ausgebildet und sozialisiert? Welche Rolle spielten österreichische Armeeangehörige bei den Verbrechen der Wehrmacht? -       Wie viele österreichische Soldaten (bzw. Soldaten österreichischer Herkunft) wurden als Mitglieder des Widerstandes aus anderen Gründen verfolgt?  Zumindest die Direktion des Heeresgeschichtlichen Museums hätte sich diese oder ähnliche Fragen stellen und beantworten müssen, wenigstens den Versuch dazu wagen. Warum sie das nicht getan hat kann sie nur selbst beantworten. Feigheit vor dem Feind?

Donnerstag, 3. Juni 2021

Wolfgang Muchitsch: Heeresgeschichtliches Museum Wien. Wie könnte es weitergehen?

 Auf der von Elena Messner und Peter Pirker veranstaltete Tagung "Heeresgeschichtliches Museum neu" (20. und 21.Mai 2021, Literaturhaus Wien) war Wolfgang muchitsch zu Gast. Er ist Leiter des Universalmuseum Joanneum und des Österreichischen Musuemsbund. Als Leiter der Kommission, die das Heeresgeschichtliche Museum evaluiert hat, kennt er dessen Situation genau und hat auch Einflüß auf den weiteren Prozess der Entwicklung des Museums.

Ich habe ihn gebten, seine Sicht der Dinge nach der Tgaung darszustellen - hier ist der Text.

Martin Fritz hat mir vor wenigen Tagen sein klares Statement zu wünschbaren Optionen zur Verfügung gestellt. Auf der Tagung hat sich daraus eine kurze Kontroverse mit Wolfgang Muchitsch zum Leitbildprozess entwickelt. Hier der Link zum Statement von Martin Fritz. https://museologien.blogspot.com/2021/06/martin-fritz-ein-leitbildprozess-fur.html

 


Gottfried Fliedl

Wolfgang Muchitsch

Heeresgeschichtliches Museum Wien - Wie könnte es weitergehen?

 

Über die Kritik am Heeresgeschichtlichen Museum Wien (HGM) wurde in den letzten Monaten vielfach in den Medien berichtet, wurden entsprechende Kommissionen zur Evaluierung eingesetzt und deren Ergebnisse veröffentlicht[1] sowie unter dem Titel #hgmneudenken öffentliche Diskussionen geführt.

Im Zuge dieses Prozesses hat die Kommission, der ich angehört habe und die erstmals ein österreichisches Museum in einer solchen Form überprüft hat, zu keinem Zeitpunkt die Existenz und Notwendigkeit des HGM in Frage gestellt und auch keine Hinweise auf antisemitische, rassistische oder rechtsextreme Inhalte gefunden, auch wenn fehlende Kontexte bei einigen Objektgruppen Interpretationsspielräume bieten.

Einzelne Bereiche wurden positiv hervorgehoben, wie die international bedeutenden Sammlungen, die Ausstellung zum Ersten Weltkrieg im Vergleich zu den übrigen Ausstellungsteilen sowie die engagierte Arbeit der Kulturvermittler*innen und die zahlreichen Angebote.

Gleichzeitig ist die vorgefundene Problemlage aber so vielschichtig, dass man diese nicht mit einzelnen kosmetischen Interventionen beheben kann, sondern nur mit einer Gesamtlösung, im Grund einer Neugründung des HGM.

 

Wo liegen die Probleme?

Zuallererst mangelt es an einem stringenten Gesamtkonzept, das die Haltung der Institution, seine Visionen und Ziele widerspiegelt und aus dem sich alle anderen Maßnahmen, Sammlungs- und Ausstellungspolitik, Zielgruppendefinition, Vermittlungskonzepte etc. bis hin zur Organisationsstruktur ableiten lassen. Da die im HGM zu verhandelnde Militärgeschichte untrennbar mit der politischen, gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung des Landes vom 16. Jahrhundert bis in die Gegenwart verbunden ist, sollte ein solches Konzept naturgemäß auch mit anderen musealen Einrichtungen abgestimmt werden.

Das nächste „Problem“ ist die Hülle des HGM: das kulturhistorisch äußerst wertvolle Gebäude selbst und dessen Ausstattung, in dem ein inhaltliches und politisches Programm in Stein gegossen wurde – Glanz und Glorie der habsburgischen Armee und der Ruhm ihrer erfolgreichen Feldherren. Dieses politische Programm des Gebäudes mit seiner unkommentierten Feldherren- und Ruhmeshalle ist bis heute ungebrochen. Dementsprechend ist das Gebäude selbst das erste Museumsobjekt des HGM, dessen politischer Inhalt zu dechiffrieren ist. Dass das Gebäude einer umfassenden Sanierung und die räumlichen Funktionen einer Bereinigung bedürfen, ist ebenso offensichtlich wie der Investitionsrückstau in anderen Bereichen des HGM.

Ein weiteres „Problem“ sind die international bedeutenden Sammlungen des HGM, die in weiten Bereichen auf den Hinterlassenschaften von Offizieren, Feldherren und Mitgliedern des Hauses Habsburg aufbauen und daher die heute zurecht geforderte Multiperspektivität nicht in sich tragen. Die Perspektiven der einfachen Soldat*innen, der von Gewalt, Konflikten und Kriegen betroffenen Zivilbevölkerung oder die der Gegner fehlen dementsprechend.

Ein zusätzliches Problem, das auch vom Bundesrechnungshof aufgezeigt wurde, ist die Struktur, in der das HGM in das BMLV eingebettet ist. Ob das HGM innerhalb des BMLV überhaupt richtig angesiedelt ist oder ob es nicht eher in den Verband und damit die Kooperation der vom Bundesmuseen-Gesetz umfassten Bundesmuseen aufgenommen werden sollte, ist eine immer wiederkehrende Frage. Dass es sehr wohl möglich ist, auch innerhalb eines Verteidigungsressorts ein kritisches und selbstreflexives Militärmuseum zu führen, zeigt das immer wieder als Vorbild zitierte Militärhistorische Museum der Bundeswehr in Dresden. In welchem Ministerium es schlussendlich auch angesiedelt ist, das HGM braucht, neben den finanziellen Mitteln für die Umsetzung und den künftigen Betrieb einer neue Gesamtlösung, jedenfalls eine Struktur, die größere wirtschaftliche Freiheit und Kompetenzen beinhaltet, zumal dem HGM in § 31a (7) Forschungsorganisations-Gesetz inhaltliche Weisungsfreiheit und organisatorische Autonomie zuerkannt wird. Dementsprechend muss das bestehende Team breit aufgestellt und interdisziplinär erweitert werden, um neben den anerkannten militärhistorischen und waffentechnischen Expertisen auch andere Aspekte und Perspektiven der Geschichts-, Sozial- und Wirtschaftswissenschaften in sein Programm und seine Präsentationen einfließen lassen zu können.

Das bislang am intensivsten diskutierte Problem des HGM sind sicherlich dessen über die Jahrzehnte entstandenen ständigen Schausammlungen. Auch hier wird deutlich, dass ein Gesamtkonzept für das Haus und seine Ausstellungen fehlt. Kritisiert wird außerdem der Mangel an Multiperspektivität, die fehlenden Ansprüchen einer modernen Militärgeschichte, die fehlenden Kontextualisierungen sowie die im Vergleich zur gesamten Ausstellungsfläche von 7.300 m2 zu bescheidene Sonderausstellungsflächen von 115 m², was sehr viel über die Ausstellungspolitik eines Hauses aussagt. Die Schausammlungen erwecken den Anschein, von Fachwissenschafter*innen für ein Fachpublikum gemacht worden zu sein, haben vielfach den Charakter eines Schaudepots mit einer Überfülle an Objekten ohne nähere Erklärungen und Kontextualisierungen. Das HGM zeigt, wie Kriege vom österreichischen Feldherrnhügels aus geführt wurden, aber nicht warum sie entstanden sind, welche Auswirkungen und Folgen sie hatten und wie sie beendet wurden. Ruhm und Ehre des Hauses Habsburg und seiner Heerführer stehen im Mittelpunkt, Siege überstrahlen alles. Ursachen, Niederlagen und Gegner bleiben im Dunkeln, Beutestücke werden als Siegestrophäen präsentiert und bestehende Feinbilder weitertradiert.

 

Wie könnte es weitergehen?

Ausgelöst von den zivilgesellschaftlichen und medialen Debatten haben sowohl Bundesminister Thomas Starlinger (3. Juni 2019 bis 7. Jänner 2020) als auch Bundesministerin Klaudia Tanner (seit 7. Jänner 2020) den dringenden Handlungsbedarf erkannt und parallel zu einer laufenden Prüfung des Bundesrechnungshofs externe Kommissionen sowohl mit der Überprüfung des Museumsshop-Sortiments als auch der ständigen Schausammlungen beauftragt.

Der vorgelegte Bericht zu den Schausammlungen hat Bundesministerin Tanner sowie die Verantwortlichen im BMLV mittlerweile aus meiner Sicht und Wahrnehmung ernsthaft dazu bewogen, eine „große“ Lösung für das HGM anzustreben und anzugehen, die sowohl eine Reform der Struktur, eine Erweiterung des Teams, eine Generalsanierung der Liegenschaft als auch eine inhaltliche Neuorientierung und darauf aufbauend Neuaufstellung des Museums beinhaltet.

Sosehr ich dem von Martin Fritz in der letzten Diskussion vorgeschlagenen Prozess einer zivilgesellschaftlichen Neugründung einiges abgewinnen kann, bin ich doch angesichts der aktuellen Rahmenbedingungen und des im Augenblick gegebenen window of opportunity im Sinne einer realistischen Lösung der Verfechter eines eher pragmatischen Zugangs.

Erste Schritte dazu sind neben der internen Reform der Struktur, die mehr Autonomie und wirtschaftliche Spielräume eröffnet, die Einsetzung eines breit aufgestellten internationalen Beirates, der der Ministerin sowie vor allem der Leitung des HGM bei der weiteren Entwicklung kollegial und konstruktiv kritisch beratend zur Seite stehen soll. Aufbauend auf einer internationalen Ausschreibung des BMLV im Herbst, die den Willen zu einer Neuorientierung bzw. Neugründung des HGM klar zum Ausdruck bringen müsste und von potenziellen Bewerber*innen als Entscheidungsgrundlage für eine Bestellung Konzepte für die mögliche Entwicklung des HGM einfordert, sollte eine neue Leitung des HGM bestellt werden, der man in weiterer Folge auch unbedingt die Möglichkeit geben muss, zwei bis drei Schlüsselposition mit Personen ihres Vertrauens zu besetzen. Dieses neue Leitungsteam wäre gemeinsam mit den Mitarbeiter*innen des HGM gefordert, in einem ersten Schritt unter der Einbindung möglichst vieler Stakeholder und Initiativen sowie des Beirates ein Gesamtkonzept für das „HGM Neu“ zu entwickeln, aus dem heraus sich alle weiteren Ziele und Maßnahmen ableiten. Inwieweit – bis zur tatsächlichen Umsetzung eines neuen Konzeptes, die schlussendlich einige Jahre benötigen wird – in bestehende Ausstellungsbereiche interveniert wird bzw. Teile geschlossen werden, sollte in der Entscheidung der künftigen Leitung liegen. Sinnvoll wäre es jedenfalls, die vom BMLV bereits zusätzlich in Aussicht gestellten Mittel nicht in einzelne kleine Reparaturmaßnahmen, sondern in die sorgsame Planung und Vorbereitung eines „HGM Neu“ einfließen zu lassen. Zugleich muss sich das BMLV bewusst sein, dass es sich dabei nicht nur um das spannendste, sondern wohl auch finanziell größte Museumsprojekt des Bundes in den kommenden Jahren handeln wird. Ein Vergleichswert wäre die nunmehr beginnende Neuaufstellung des Deutschen Historischen Museums in Berlin, für die bei einer ähnlichen Dimension, aber bei weiten vielfach besseren baulichen Infrastruktur über EUR 46 Mio. veranschlagt sind. Es bleibt zu hoffen, dass die zur Umsetzung des Konzepts erforderlichen Budgetmittel langfristig abgesichert zur Verfügung stehen und der politische Wille dafür in den kommenden Jahren nicht verloren geht.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 



[1] Bericht über die Überprüfung der Dauerausstellungen des Heeresgeschichtlichen Museums Wien (exkl. Des Zeitabschnitts 1918 bis 1945/46 Republik und Diktatur), 11. 1. 2021, Bundesministerium für Landesverteidigung (BMLV), https://www.bundesheer.at/download_archiv/pdfs/bericht_hgm_01022021.pdf [11.3.2021]

Mittwoch, 2. Juni 2021

Martin Fritz: Ein Leitbildprozess für ein "Heeresgeschichtliches Museum neu" ist notwenig

Die von Elena Messner und Peter Pirker veranstaltete Tagung "Heeresgeschichtliches Museum neu" (20. und 21.Mai 2021, Literaturhaus Wien) spitzte sich gegen Ende auf die Frage zu, in welchem Prozess und von wem denn die Entscheidungen über die künftige Entwicklung des Musuems kommen werden.

Martin Fritz hat in einem sehr klaren Statement die wünschbaren Optionen benannt. Ich habe ihn gebeten, sie mir zur Verfügung zus stellen. Hier also die Schriftfassung seines Statemts auf dem Panel „Ein Leitbildprozess für das HGM?" 

Gottfried Fliedl

 

„Es ist bezeichnend für die Situation, wenn man - wie jetzt gerade - hört, dass im Verteidigungsministerium bereits an Beiratsbesetzungen und Direktionsausschreibungen gearbeitet wird, während wir hier glauben, dass sich gerade erst grundsätzliche Interventions- und Denkräume eröffnet haben. Es ist also schwer, den Raum der Fantasie für einen Neuanfang offen zu halten, wenn er sich vielleicht schon wieder schließt. Doch ich will es versuchen:

 

1)     Nur zur Erinnerung: Es liegt nun mehrere Expert:innenberichte vor, die dem Museum und seinen Verantwortlichen sowohl inhaltliche wie auch organisatorische Unzulänglichkeit attestieren. Die selektive Zitierung der Berichte und der Fokus auf den Teil zu „Republik und Diktatur“ lies dabei in Vergessenheit geraten, wie grundlegend viele der Kritikpunkte zu fast allen Ausstellungsteilen sind. Im Grunde wäre eine vorübergehende Schließung notwendig.

 

2)     Trotzdem ist es zu früh für Direktionsausschreibungen. Interessanter wäre eine Form von Interimsverwaltung oder Gründungskonvent, die/der sich als temporäres Übergangsregime versteht. Nachdem durch die Berichte der Kommission endgültig klar wurde, dass die alten Kräfte abgelöst werden müssen, braucht es ein grundlegend neues Konzept. In einem solchen (Neu)gründungskonvent müsste sich mindestens die Vielfalt und die Expertise der aktuellen Tagung widerspiegeln.

 

3)     Alles andere als eine Integration der Initiative „HGM neu denken“ in diesen Prozess wäre ein Affront, wenn man bedenkt, welchen Dienst diese Gruppe der Republik Österreich durch ihre Aktivität bereits jetzt erwiesen hat.

 

4)     Auf den Einwand, dass es notwendig wäre, „pragmatische“ Lösungen zu suchen, kann geantwortet werden, dass es nur in einem überpragmatischen Umfeld wie dem ministeriellen als „unpragmatisch“ gelten kann, die Forderung nach einer breiteren Diskussions- und Neukonzeptionsphase zu erheben. Für die Einbeziehung von Fach- und Zivilgesellschaft in Veränderungsprozesse gibt es gute Vorbilder. Solche Prozesse brauchen Zeit, Geld und Sachverstand. Viele haben in den letzten Monaten ihren Sachverstand bereits ehrenamtlich eingebracht.

 

5)     Die letzte Chance des HGM wäre es gewesen, wenn es selbst die Kommission beauftragt hätte. Wenn die Initiative „HGM neu denken“ und der Impuls für diese Tagung vom HGM selbst ausgegangen wäre, hätten wir uns heute im HGM getroffen. Nicht zufällig habe ich beim HGM immer die Vorstellung, dass es eine physische Inbesitznahme des Museums durch die Zivilgesellschaft - wie nach einer Machtübernahme - bräuchte: Dann müsste man es auch nicht schließen, denn in jedem Raum könnte ein Vertreter/eine Vertreterin des Übergangsregimes für die Teilhabe des Publikums an den notwendigen Veränderungs- und Lernprozessen sorgen. Ich bleibe beim Schlusssatz meines Textes für den Reader: Die alten Kräfte hatten 103 Jahre dafür Zeit. Sie haben sie nicht genutzt.“

 

Martin Fritz

Freitag, 28. Mai 2021

Das Heeresgeschichtliche zeigt eine Ausstellung, die die Verfolgung der Juden und damit den Holocaust thematieiert. Aber wie!?

Im Heeresgeschichtlichen Museum wird derzeit die Ausstellung „Die Gerechten“ gezeigt. Mit diesem Namen zeichnet die Internationale Holocaust Gedenkstätte Yad Vashem Menschen aus, die während des Naziregimes jüdischen Mitbürger:innen das Überleben ermöglicht haben
Der Verein »Die österreichischen Freunde von Yad Vashem« initiierte eine Ausstellung zu den österreichischen „Gerechten“, die unter der wissenschaftlichen Leitung der Professoren Michael John und Albert Lichtblau entstand ist.

Auf der Tagung zum Heeresgeschichtlichen Museum, die jüngst im Literaturhaus Wien stattfand, wurde diese Ausstellung heftig kritisiert. Und zwar nicht ihr Inhalt und ihre Gestaltung, sondern einerseits als Instrumentalisierung des Holocaust-Gedenkens im Kontext der seit über einem Jahr massiv kritisierten ideologischen, musenlogischen und organisatorischen Missstände am Museum und andrerseits wegen der ausserordentlich befremdlichen Unterbringung der Ausstellung in den Räumlichkeiten des HGM.

Vor allem im Bereich der Feldherrnhalle wirkt die Ausstellung wie abgestellt, wie etwas, was man vergessen hat, wegzuräumen. Die diversen Teile der Ausstellungen konkurrieren mit diversen Möbeln, Partytischen, auf denen Info-Material liegt, Kleiderständern, Garderobeschränken, Info-Tafeln zum HGM. Man scheint sich überhaupt nicht die Frage gestellt zu haben, welche Effekte die Konfrontation von Architektur, Ausstattung, Dekor und v.a. der Monumentalstatuen der Feldherrn einerseits und der Ausstellung andrerseits hat. Unklar ist auch, auf der Webseite scheint es keine Erwähnung dazu zu geben, warum und wie eine zweite Ausstellung, eine zu Zivilcourage, miteinander kombiniert wurde, eine Ausstellung, die, so habe ich gehört, vom Österreichischen Mauthausen-Kommitee erstellt wurde.

Völlig unklar bleibt, auch hier gibt die Webseite des Museums keine Auskunft, wie man sich im Museum den Zusammenhang der „Gerechten“-Ausstellung zur Dauerausstellung vorstellt.

Ich leiste hier keine Ausstellungskritik, ich begnüge mich mit Fotografien, die einen Eindruck von der Art und Weise gibt, wie das HGM die Ausstellung in ihr Haus „implementiert“ hat.

 












Montag, 24. Mai 2021

Besuchen Sie das Heeresgeschichtliche Museum solange es noch steht. Die Veranstaltung von HGMneudenken bringt ein eindeutiges Ergebnis


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Veranstaltung der Initiative HGMneudenken von Elena Messner und Peter Pirker vom 20. und 21. Mai im Wiener Literaturhaus hat ein eindeutiges Ergebnis: Das Museum ist nicht reformierbar, es kann nicht überarbeitet werden. Man muß ein neues Konzept erstellen, eine neue Direktion berufen und ministeriumsinterne organisatorische Änderungen vornehmen.

Wie weit der Mut dabei tragen wird, wird sich zeigen. Den großen Schritt einer Ausgliederung wird es wohl nicht geben und auch nicht eine sorgfältige, nicht überhastete Vorbereitung der Neugründung des Museums - auf nicht weniger läuft es hinaus. Was man hoffen darf, ist eine personelle Erneuerung und Rahmenbedingungen, die einem neuen Museumsteam alle Chancen für einen Neuanfang bietet.

Die Kritik am Museum war eindeutig: die Ausstellungen, auch die zuletzt gestalteten, entsprechen weder in (militär)wissenschaftlicher noch museologischer Hinsicht heutigen Standards. Weniger als das - in großen Teilen unterbietet das Gezeigte so gut wie alles, was man an Anforderungen ans historische Ausstellen kennt. Besonders massiv war die Kritik an der Ausstellung, die unter dem Titel „Republik und Diktatur“ seinerzeit als Ausbau des Museums zum zeitgeschichtlichen Nationalmuseum gedacht war.

Die Tagung bot viele Anregungen, was für ein künftiges Museum von Belang sein sollte, es wurden mögliche Szenarien sichtbar und auch über die Rolle des Museums als Ort eines Bundesheeres in einer demokratischen Gesellschaft wurde ebnso debattiert wie etwa über das Verhältnis des künftigen Museums zu bestehenden historischen Museen, v.a. zum Haus der Geschichte Österreich. Bemerkenswert war die Beobachtung, das Bundesheer sei schon weitzer als das Museum was die sogenannte Traditionspflege betrifft. Das habe sich am offenen und konstruktiven Umgang mit dem Burgtor als Denkmal und Gedenkstätte gezeigt, wo das Heer sich von überholten Riten verabschiedet habe.

Historiker:innen sparten übrigens nicht mit Selbstkritik. Zu lange habe man dem Museum nicht energisch genug Aufmerksamkeit geschenkt und kaum Kritik öffentlich vorgetragen. Hier liegt freilich auch ein ungelöstes Problem. Meiner Meinung und beobachtung nach gibt es viel zu wenige Historiker:innen, die sich den anspruchsvollen spezifischen medialen Anforderungen des Ausstellens widmen. Aber gerade sie fühlen sich sowohl in der Politikberatung wie bei der Produktion von historischen Ausstellungen gewissermaßen als Berufsstand zum Agieren berechtigt und privilegiert. 

Insofern war die Veranstaltung wichtig, als sie viele Kompetenzen aufrief und im Grunde eine Art von bürgergesellschaftliche Initiative bildete, die implizit den Anspruch nach Mitsprache erhob. Museen sind öffentliche Angelegenheiten und so ist jeder aufgerufen, der sich verantwortlich mit anderen zusammen äußern und beteiligen will.

Die Initiative HGM neudenken stützte sich in ihrer Veranstaltung auch nicht bloß auf Wissenschaft, sondern bezog Literatur, in Form literaturwissenschaftlich und zeithistorisch kommentierter Romanfragmente - und Film ein - ein schöner Weg, Dingen auf mehreren Ebenen auf den Grund zu kommen.

Meine eigene Haltung habe ich als Frage nach dem Sinn eines Heeresmuseums formuliert. Wozu braucht wer einen solchen Museumstyp? Die Frage scheint absonderlich, da ja niemand ernsthaft an eine Auflösung des Museums und der Sammlung denkt. Aber sie provoziert eine symmetrisch dazu gleichermaßen grundsätzliche Antwort. Die Antwort ist offen, aber sie würde, ernsthaft beantwortet eher in Richtung eines (kultur)historischen Musuems gehen. Womit dann erneut das Verhältnis v.a. zum Haus der Geschichte Österreich aufgerollt werden müsste.

Die Initiative HGMneudenken wird im September einen Sammelband mit kritischen Beiträgen vorstellen. Und sie wird, das ist zu hoffen, aufmerksam die Einleitung des Erneuerungsprozesses beobachten und begleiten. Ihr ist es zu verdanken, daß die öffentliche Kritik am Museum nicht abriss. Daß nun das Museen grundlegend neu gedacht wird, ist ihr Verdienst.

Die Direktion des HGM weigerte sich übrigens, die Buchpräsentation im Museum stattfinden zu lassen. Sie folgte auch nicht der Einladung, sich an der Veranstaltung bzw. am Diskussionsprozess überhaupt zu beteiligen. Damit hat die Museumsleitung nicht wenig dazu beigetragen, daß nun nur noch ein grundlegender Erneuerungsprozess eingeleitet werden kann.


Montag, 17. Mai 2021

Veranstaltung "Heeresgeschichtliches Museum neu?" – Chancen einer angesagten Reform

"Heeresgeschichtliches Museum neu?" – Chancen einer angesagten Reform

Do, 20.05. bis Fr, 21.05.2021

Tagung | Diskussionen, Lesungen, Videopräsentation
 

Die Veranstaltungen können über den Live Stream auf unserer Homepage mitverfolgt werden.
 

Im Jänner 2020 wurden bei der Tagung #hgmneudenken Probleme, Defizite und Potenziale des Heeresgeschichtlichen Museums (HGM) in Wien diskutiert. In Medienberichten, parlamentarischen Anfragen und in einem Rechnungshofbericht wurde deutlich Kritik formuliert. »Nicht mehr zeitgemäß und insgesamt unzureichend«, lautete auch das Urteil einer vom zuständigen Verteidigungsministerium eingesetzten Expert/inn/enkommission. Bundesministerin Klaudia Tanner kündigte eine Reform an. 
Infos zum aktuellen Stand: www.textfeldsuedost.com/hgm-neudenken/
 

Im Rahmen dieser Tagung widmen sich Fachpersonen aus unterschiedlichen Disziplinen grundlegenden Fragen, u. a.: Was soll das HGM leisten? Warum soll das Verteidigungsministerium die historische Vermittlung von Kriegen gestalten, tragen und finanzieren? Was sind die organisatorischen und inhaltlichen Eckpfeiler der angekündigten Reform? Diskutiert wird u. a. ein dringend notwendiger "Leitbildprozess" für die Neukonzeption des Museums.
 

Erstmals tritt auch das Literaturkonsortium – Fokusgruppe Heeresgeschichtliches Museum Wien (A30/Militär- und Literaturgeschichte Österreichs) in Aktion – es hat die Aufgabe, eine Literaturgeschichte des österreichischen Militärs zu erstellen und die beeindruckende Streitkraft der österreichischen Literatur unter Beweis zu stellen.
 

Konzept & Organisation: Elena Messner (Literaturwissenschaftlerin, Institut für Slawistik, Universität Klagenfurt) & Peter Pirker (Historiker, Institut für Zeitgeschichte, Universität Innsbruck)
 

PROGRAMM 

Do, 20.05.2021


16.00 Uhr: BEGRÜßUNG
16.30 – 18.00 Uhr: PANEL I
DAS HGM – EIN MILITÄRMUSEUM DES 21. JAHRHUNDERTS?
Es diskutieren: Gottfried Fliedl, Judith Götz, Georg Blaha, Mario Keller, Georg Spitaler, Nora Sternfeld, Dirk Rupnow Moderation: Peter Pirker
18.00 – 18.15 Uhr: MAROKKANERTURM UND RUHMESHALLE. EIN MANÖVER AUS DER PROVINZ
Videofilm von Matthias Breit
19.00 – 19.10 Uhr: DER RECHNUNGSHOFBERICHT ZUM HGM. EINE ANALYSE von Sebastian Reinfeldt
19.10 – 20.30 Uhr: LITERATURKONSORTIUM HGM: DIE STREITKRAFT DER ÖSTERREICHISCHEN LITERATUR
Es lesen und diskutieren: Maria Hofstätter, Stefan Maurer, Peter Pirker, Elena Messner
Projektionen und Kunstbeiträge von: Nils Olger, Lichtenstein & Mario nette, Anonym, Adolf Frankl
 

Fr, 21.05.2021 
17.00 - 18.30 Uhr: PANEL II: "NICHT MEHR ZEITGEMÄß UND INSGESAMT UNZUREICHEND" – WAS KOMMT NACH DER AUSSTELLUNG "REPUBLIK UND DIKTATUR"?
Statement: Michael Baier
Es diskutieren: Heidemarie Uhl, Niko Wahl, Eva Blimlinger, Tim Corbett, Andrea Brait
Moderation: Anna Goldenberg
19.15 - 20.45 Uhr: PANEL III: "EIN LEITBILDPROZESS FÜR DAS HGM?" CHANCEN EINER ANGESAGTEN REFORM
Es diskutieren: Wolfgang Muchitsch, Dieter-Anton Binder, Felicitas Heimann-Jelinek, Peter Melichar, Werner Wintersteiner, Renate Höllwart, Martin Fritz
Moderation: Linda Erker
 

Montag, 10. Mai 2021

Heeresgeschichtliches Museum: Noch eine Kommission, noch ein Bericht

Und noch eine Kommission!
Eine zum Museumsshop.
Zur Erinnerung: Zu den allerersten Vorwürfen, die an das Heeresgeschichtliche Museum gerichtet waren, gehörten (in einem Blog veröffentlicht) die gegen Literatur, Modelle und Spielzeuge gerichteten. Das sei eine äußerst einseitige, rechtslastige, vor allem die NS-Zeit verfälschende Auswahl.
Das Ergebnis der Kommission beeilt man sich unter anderem mit der Wendung "nichts Rechtsradikales gefunden" zusammenzufassen, was vom eigentlichen Problem ablenkt und nach Entlassung klingen soll. Wenn es Bücher aus rechtsradikalen Verlagen gibt, was soll dann diese "Entlastung"? Die vom HGM veröffentlichten Schriften hat man inhaltlich nicht geprüft. Wäre nicht gerade das interessant gewesen?

Aber die Kommission empfiehlt, einiges aus dem Shop zu entfernen und etwa dem Holocaust und den Verbrechen der Wehrmacht Gewicht zu verleihen.

Es ist ja schon ziemlich einzigartig, daß es einer Kommission bedarf, die ein Shop-Angebot evaluiert.

Interessant ist das, was da in der Pressekonferenz der Ministerin so alles nebenbei gesagt wird. Man werde, so Ministerin Tanner, ein neues Gesamtkonzept erarbeitet. Dann erst werde der Direktionsposten neu ausgeschrieben. Den hat noch immer Christian Ortner inne, obwohl sein Vertrag ausgelaufen ist. Und: Das Heeresgeschichtliche Museum soll einen ständigen wissenschaftlichen Beirat erhalten. Aber wann? Und wird er bereits beim Gesamtkonzept beraten - oder es gar selber ausarbeiten?

Der Standard berichtet (hier) und der ORF (hier)
 

Den Bericht zur Evaluation des Shops gibt es hier


 

 

Freitag, 26. Februar 2021

Aus allen Rohren wird gefeuert. Die Debatte um das Heeresgeschichtliche Museum geht weiter


Hier die wichtigsten und jüngeren Beiträge zum Heeresgeschichtlichen Museum:

Den letzten Kommissions-Bericht findet man hier: 


https://www.bundesheer.at/download_archiv/pdfs/bericht_hgm_01022021.pdf


Der Standard berichtet hier:


https://www.derstandard.at/story/2000123782814/heeresgeschichtliches-museum-experten-sehen-grossen-reformbedarf?ref=push_os_forum_post#posting-1066670261


Und hier:


https://www.derstandard.at/story/2000123782418/hgm-bericht-praesentiertkeine-hinweise-auf-antisemitische-inhalte

 

Sowie:

 

https://www.derstandard.at/story/2000123821091/reform-des-heeresgeschichtlichen-tanner-ist-auf-dem-richtigen-weg

 

Die Wiener Zeitung berichtet über den Vorschlag der NEOS, das Heeresgeschichtliche Museum mit dem Haus der Geschichte zusammenzulegen

 

https://www.wienerzeitung.at/nachrichten/politik/wien/2091403-Neos-fuer-Zusammenlegung-von-HGM-mit-Haus-der-Geschichte.html

 

Im Standard ein kurzer Bericht über den Wunsch der Gewerkschaft, daß das Museum beim Landesverteidigungsministerium bleiben soll

https://www.blogger.com/blog/stats/week/936424358107584429?pli=1

 

Michael Hochedlinger findet die gesamte DEbatte verfehlt. "Geistiger Musikantenstadel"). Ebenfalls im Standard

https://www.derstandard.at/story/2000124090680/hgm-reform-geistiger-musikantenstadel 

 

Und dann macht sich der Standard noch auf die Suche nach dem Narrativ (15.2.)

https://www.derstandard.at/story/2000124142638/neue-geschichtsmuseen-auf-der-suche-nach-dem-narrativ 

 

ORF-Kulturmontag (1):  

https://orf.at/stories/3199810

ORF-Kulturmontag (2):  

https://tv.orf.at/groups/kultur/pool/hgm

 

Martin Fritz im Standard, 19.2.2021

https://www.derstandard.at/story/2000124297015/keine-adaequate-erinnerungskultur-schwachpunkt-heeresgeschichtliches-museum  

 

Und der Zeithistoriker Peter Pirker, am gleichen Tag im Standard, der sich mit eineigen NS-Biografien von Musuemsleitern und-mitarbeitern beschäftigt

https://www.derstandard.at/story/2000124297015/keine-adaequate-erinnerungskultur-schwachpunkt-heeresgeschichtliches-museum

 

 Manfried Rauchensteiner, der langjährige Direktor, wiederum im Standard

https://www.derstandard.at/story/2000124391599/hgm-debatte-kraeftig-uebers-ziel-geschossen


Und ein Ruf nach mehr Sachlichkeit von Erwin A. Schmiedl am selben Tag in derselben Zeitung

https://www.derstandard.at/story/2000124390494/hgm-debatte-zurueck-zu-mehr-sachlichkeit