Montag, 11. März 2019

Jetzt zündet doch mal die Heimatmuseen an...! (Sokratische Fragen 38)

Beim Lesen eines Essays zur Konjunktur des Heimatbegriffs in allen politischen Lagern ist mir die Forderung des Wiener Volkskundlers Helmut Fielhauer aus dem jahr 1980 in Erinnerung getreten, die Heimatmuseen anzuzünden?

Wenn man liest, was Nina Moneke in ze.tt schreibt, möchte man fragen: Hatte er nicht recht?

Heimatgefühle haben mit der Realität so ziemlich gar nichts zu tun. Während reales Leben sich ständig durch neue Erlebnisse und Erfahrungen wandelt, fußt Heimat auf Identitätsbildung, auf Abgrenzung und damit Ausgrenzung. Der Sozialwissenschafter Salzborn dazu: „Heimat ist ein Fantasie- und Wertkonstrukt, mehr Erinnerung, Imagination und Magie als wahrgenommene Gegenwart. Mehr Sehnsucht, Hoffnung und Utopie als erfahrene Wirklichkeit und berechenbare Zukunft.“
Real ist hingegen das, was die Menschen, die sich nach Heimat sehnen, dazu treibt: der Verlust von Kontrolle in einer sich rasant wandelnden Welt, die soziale Kluft in der Gesellschaft. Nur ist es eben falsch, auf diese Probleme mit Heimat zu antworten, statt beispielsweise mit sozialpolitischen Forderungen. Denn wer Heimat will, will nichts verändern, sondern allenfalls Bestehendes versöhnen. In dieser fälschlich imaginierten Idylle ist es nur logisch, dass es die vermeintlich Fremden sind, die diese Idylle stören und für Probleme zu Unrecht verantwortlich gemacht werden.

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