Dieser Kommentar bezieht sich auf den gestern verfassten Post zur Kooperation (um das neutralste aller Worte dafür zu verwenden) zwischen der Generali Foundation und dem Museum der Moderne Salzburg. Die durch eine Presseaussendung mitgeteilten Aspekte der Kooperation sollte man dort nachlesen: http://museologien.blogspot.co.at/2014/01/ein-coup-eine-ubernahme-eine.html
Kommentar (2)
Das Land Salzburg bezahlt den Museumsbetrieb einschließlich Erhaltung
des Baues, Lohnkosten der Mitarbeiter, die Errichtung eines Depots, die
Kosten der Deponierung, die Kosten der Einrichtung der Dauerausstellung,
die Kosten für Marketing und Pressearbeit, für Kataloge u.v.a.m.
Die Generali-Foundation spart sich (einige ihrer bisherigen)
Mitarbeiter, den Aufwand für den bisherigen Standort, den sie u.U. als
Immobilie verwerten kann, sie bekommt kostenloses Image und ihre
Sammlung wird über die Laufzeit der Leihgabe von 25 Jahren eine
veritable Wertsteigerung erfahren (und sich damit der Einsatz des
Ankaufsbudgets sehr günstig verzinsen), unter andern deswegen, weil sie
eine für den Kunstmarkt attraktive "museumsreife" Sammlung eines klassischen
öffentlichen Museums besitzt. Womöglich kann die Generali Foundation
dann, wenn das im Vertrag nicht untersagt ist (was ich mir nicht
vorstellen kann, weil das eine Schmälerung des Verfügungsrechtes über
Privateigentum wäre), die Sammlung oder Teile daraus verkaufen, ohne der
Öffentlichkeit etwas zu schulden.
Dabei geht es um eine Sammlung, die sich kritisch mit Politik,
(Kunst)Markt, Ökonomie auseinandergesetzt hat und in der mit Hans Haacke
die direkte Institutionenkritik am Museum und an seinen ökonomischen
und machttechnischen Rahmenbedingungen einen prominenten Platz hatte -
eine Kritik an genau jenen Machtverhältnissen und -techniken, wie sie
sich im gegenständlichen Fall zeigt - einschließlich des inferioren
Umgangs mit den bisherigen MitarbeiterInnen der Foundation und ihrer
Leiterin, die bis heute Montag, anders als versprochen, nicht über die
Absichten der Foundation in Bezug auf ihre Rolle, unterrichtet sind und
die nicht über den "Deal", der ihre Arbeit in Wien beendet, unterrichtet
wurden.
Nach der Transformation der Grafischen Sammlung Alberten mithilfe
der Sammlung des Ehepaares Batliner (die sie dem Museum der Moderne in Salzburg zuvor angeboten hatten, aber an der Kritik an der prominenten wie, nun sagen wir mal, von vielen Jornalisten und Beobachtern als ebenso problematisch eingestuften beruflichen Tätigkeit Herrn Batliners scheiterte) und der Einrichtung der
Leopold-Stiftung ist das das dritte Beispiel einer - indirekten und
unterschwelligen -, Privatisierung eines öffentlichen Museums.
Es ist eine Übernahme und eine Preisgabe. Aber alle, Initiatoren wie
Berichterstatter, sind zufrieden, glücklich oder gar enthusiastisch.
Der Schaden, nimmt man nicht nur diesen aktuellen Fall, sondern die
genannten Beispiele ins Auge, ist nachhaltig und wird es bleiben, denn
es geht um die Preisgabe eines kulturellen Projekts, das untrennbar mit
liberaler und diskursiver Öffentlichkeit, öffentlicher Verwaltung und
sorglicher Erhaltung, egalitärer Nutzung im Interesse aller ohne jeden
Ausschluss und um auch materiell-rechtlichen Gemeinbesitz an den
kulturellen Gütern verbunden war.
Ein dritter Kommentar - zu einer bemerkenswerten Meinungsänderung von Sabine Breitwieser hier: http://museologien.blogspot.co.at/2014/01/ein-coup-eine-gravierende.html
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