Guiseppe Castiglione: Salon Carré des Louvre. 1861 |
Freitag, 31. Januar 2014
... das sehr große expositive festsetzen
Donnerstag, 30. Januar 2014
Der Blick ins Freie
Im April 1867 erhielt Claude Monet vom Superintendenten des Louvre die Erlaubnis, im Museum malen zu dürfen. Das Malen, das Studium von Kunstwerken in Galerien, Sammlungen und Museen hatte zu diesem Zeitpunkt eine jahrhundertelange Tradition. Zeitweise gehörte das Kopieren von 'Meisterwerken' zum festen Bestandteil der akademischen Ausbildung und viele Museen regelten den Besuch von Kunststudierenden mit besonderen Öffnungszeiten, etwa getrennt angesetzt vom allgemeinen Besuch.
Nur vor diesem Hintergrund versteht man den Bruch, den dieses Gemälde darstellt. Monet kehrte dem Kanon der musealisierten Werke den Rücken und malte die Aussicht aus einem der Fenster, den Blick auf die Eglise St.-Germain-l'Auxerroise und die in der gleissenden Sonne flanierenden Menschen vor ihr.
Das Gemälde ist also mehr als nur ein Bild, es ist auch eine Geste. Eine Geste der Abkehr, gesetzt etwa zu der Zeit als die Kritik am Museum, am Museum als solches, nicht nur am Louvre, fundamental zu werden begann und in museoklastische Appelle mündete. Der Ruf nach dem Anzünden des Louvre (als Inbegriff einer eine überfordernde wie belastende und überholte Tradition hinter sich zu lassen) wurde wenige Jahre nach Monets "Besuch" im Louvre wahr. 1871 schickten sich die Aufständischen der Commune an, die Parole in die Tat umzusetzten, wurde aber von beherzten Menschen davon abgehalten. So blieb es bei der Brandstiftung an den Tuilerien, die so beschädigt wurden, daß man sie wenige Jahre später abbrach.
Spielen Museen bei der Ausbildung von Künstlern noch eine Rolle? Wenn, dann sicher nicht mehr im Sinn des 18. oder 19. Jahrhunderts. Und das Kopieren? Ich habe bei meinen Besuchen im Kunsthistorischen Museum noch oft Kopisten gesehen und erinnere mich an den starken und angenehmen Geruch der Farbe, der die gesamte Wahrnehmung der Säle und der Werke veränderte. Das habe ich schon lange nicht mehr gesehen, allerdings eine Frau, die in der Lucien Freud Ausstellung gezeichnet hat...
Schauen wir aus dem Fenster, in Museen? Sicher, wenn dieser Blick ohnehin inszeniert ist, wie etwa in Hans Holleins Museum am Abteiberg in Mönchengladbach, oder Heinz Tesars Essl-Museum in Klosterneuburg oder gar im Vorarlberger Landesmuseum, das einen eigenen Raum besitzt, der dem Blick nach draußen gewidmet ist und sonst nichts.
Doch am Blickbleibt die Kränkung des Museums, vor allem der Dinge haften, wie in der Fotografie Lenkkeris. Er ist eine Abwendung von den Dingen, aber, wie in diesem Fall, scheint er melancholisch das Museum und die Verfasstheit der Dinge zu reflektieren.
Die Museen wehren sich gegen unsere Abschweifung, mit dem Vorwand konservatorischer Bedenken. Schützende Jalousien, raffinierte Fensterkonstruktionen nehmen uns diese Möglichkeit, wir werden blind für das, was draußen vorgeht, so lange wir im Museum weilen und seiner geschlossenen und immersiven Welt. Bis jemand kommt und das Fenster öffnet...
Ville Lenkkeri: Looking out of a museum window. 2004 |
Der orientalische Louvre
Mittwoch, 29. Januar 2014
Ein Coup - und was draus werden könnte
Hier (Interview), im "Salzburger Fenster" spricht Sabine Breitwieser ausführlicher als bisher über die Perspektiven ihrer Aufgabe am Museum der Moderne in Salzburg. Weder Interviewerin noch Befragte hatten irgendeine Neigung, sich mit dem zu beschäftigen, was die Koopeartion Generali und Salzburger Museum so fragwürdig macht. Aber es gibt mehr Informationen über das künftige Profil des Museums und die Vorstellungen, die die künftige Leiterin hat.
Ein bißerl dochnichtschon Erinnern
Das ist einen Querverweis wert: als Kolumnist der PRESSE berichtet Kurt Scholz, daß von der Stiftertafel des Kunsthistorischen Museums ein Namen verschwunden ist. Der von Gräfin Margit Batthany-Thyssen. Es wird vermutet, daß sie am Massaker an Zwangsarbeitern im burgenländischen Rechnitz, das am Palmsonntag 1945 stattfand, mitverantwortlich oder beteiligt war. Die Vorgänge sind nicht genau geklärt. Kurt Scholz fragt, ob sich denn das Kunsthistorische Museum der ehedem genannten Gönnerin nicht mehr erinnern will. Und er nennt es bemerkenswert, was ja nun wirklich so etwas wie die berühmte österreichische, also-und-vielleicht-sowohl-als-auch-Lösung (unabsichtlich-absichtlich) ist. Der Schriftzug wurde gelöscht, aber so, daß er lesbar blieb. Damnatio memoriae. Aber dann auch ein bißerl doch wieder nicht.
Hier der ganze Beitrag von Kurt Scholz hier.
Sonntag, 26. Januar 2014
Monet bis Picasso und Champagner bis Prosciutto . Privatisierung (2)
Bereits Dierk Engelken bezeichnete Kunst als Lebensmittel! "Die Kunst ist das Salz in der Suppe, nicht die Petersilie obendrauf!" Deshalb erschien es SPAR und ALBERTINA naheliegend, eine Kooperation einzugehen und Kunst einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen. SPAR-Gourmet-Kunden haben nun die Möglichkeit, mit einem Gutschein die Ausstellungen der ALBERTINA um nur 5 Euro zu besuchen.
Monet bis Picasso und Champagner bis Prosciutto
Am 13. und 14. Mai gibt's bei SPAR-Gourmet Gutscheine für eine Eintrittsermäßigung in die ALBERTINA. Statt 9,50 EURO können SPAR-Gourmet-Kunden das Museum um nur 5 EURO besuchen. "Mit dieser Kooperation bewegen wir uns von der Genusskultur für jedermann zum
Kulturgenuss für jedermann! Die Albertina präsentiert Monet bis Picasso und SPAR-Gourmet Champagner bis Prosciutto.", bringt es Alois Huber, SPAR-Geschäftsführer, auf den Punkt. (2011)
Kulturgenuss für jedermann! Die Albertina präsentiert Monet bis Picasso und SPAR-Gourmet Champagner bis Prosciutto.", bringt es Alois Huber, SPAR-Geschäftsführer, auf den Punkt. (2011)
Freitag, 24. Januar 2014
Ein Coup. Beginnt jetzt erst die Diskussion? Generali Foundation + Museum der Moderne Salzburg
Mehr als ein Dutzend Lehrende der Akademie der Bildenden Künste Wien haben in Der Standard einen Kommentar zur "Fusion" der Generali Foundation publiziert. Der Standard macht dieses Thema nun zu einem Schwerpunkt, der aber - abgesehen von den älteren Beiträgen der Zeitung - vorerst nur in zwei kurzen Kommentaren von Ann Kathrin Fessler besteht.
In ihrem Beitrag "Die Angst vor dem Scherbenhaufen" (hier) wird im Umzug von Wien nach Salzburg eine Rettung der Foundation angesichts der restriktiven Unternehmenspolitik der Generali und damit als Rettung des Werks von Noch-Vorstandsmitglied Karner gedeutet.
Fessler räumt ein, daß der Deal der Generali ziemlich billig kommen wird: "Auch die Behauptung, das Budget für die Foundation werde gleich hoch bleiben, relativierte sich bei der Pressekonferenz auf die Bereiche Ankauf und Ausstellung. Einsparungen ergeben sich durch den Abbau von neun Mitarbeitern. Ob die Generali die Kosten für den Bau des Depots übernimmt, konnte nicht in Erfahrung gebracht werden."
In ihrem zweiten Kommentar, "Kodex für Institutionen" (hier) stellt sie die Frage "...ob eine Kooperation eines privaten Unternehmens mit einem Museum der öffentlichen Hand überhaupt in dieser Art statthaft ist. (...) Für Häuser der öffentlichen Hand sollte geregelt werden, ob nur Schenkungen legitim sind – oder auch Dauerleihgaben, die in der Erhaltung Geld kosten. Sind zumindest Zeitspannen von 25 Jahren akzeptabel?" Deshalb sei ein Kodex zu fordern.
Der Kommentar (hier) der Lehrenden der Akademie hätte den Titel "Schlauer Umzug?" tragen sollen. Der Standard hat daraus "Ein Schlag ins Gesicht der Wiener Kunstszene" gemacht (was dem Text eine andere und viel engere als die intendierte Bedeutung gibt).
Die Autorinnen und Autoren des Textes bringen einen bislang nicht diskutierten, wie mir scheint gewichtigen Umstand, in Diskussion. Eine über langen Zeitraum entwickelte spezifische und vielfach mit anderen Institutionen, wie der Akademie der Bildenden Künste) vernetzte Öffentlichkeit lasse sich so einfach verpflanzen.
Die Foundation "....ist ein Ort, der sich im Namen eines institutions- und gesellschaftskritischen Diskurses und der damit adressierten Öffentlichkeiten etablieren konnte und der nicht zuletzt durch diese seine Bedeutung erlangt hat. Neben lokalen und überregionalen Kunst- und Kulturszenen gehören dazu auch politische Akteure und Akteurinnen, Autoren und Autorinnen sowie Vermittler und Vermittlerinnen, deren Engagement und inhaltliche Beiträge zum internationalen Ruf der Generali Foundation beigetragen haben. (...) Aber das gilt auch umgekehrt: Es war immer auch die Präsenz einer partizipierenden Öffentlichkeit, ihre Bereitschaft zur Kooperation sowie ihr Engagement bei Konferenzen und Diskussionen, die die Generali Foundation belebt und bereichert haben."
Die Art und Weise, wie die Entscheidung gefällt und kommuniziert wurde, stelle den Ruf der Foundation in Frage.
Der Vorgang wird in einen weit über den einzelnen Fall hinaus größeren Zusammenhang gerückt. Der staatliche Sparkurs zwingt den öffentlichen Einrichtungen - keineswegs nur den Museen - geradezu Kooperationen mit "Privaten" auf. In unterschiedlichen und durchaus kritikwürdigen Bedingungen: "Es stellt sich auch die Frage, in welcher Form öffentliche Museen in Österreich zukünftig mit privatwirtschaftlichen Einrichtungen kooperieren können oder müssen. Wie steht es um die langfristigen kulturpolitischen Folgen, die die Zusammenführung einer öffentlichen und einer privatwirtschaftlichen Institution in einer Hand bedeutet?"
Unter dem Titel "Abschied der Generali Foundation" berichtet Almuth Spiegler in Die Presse (hier) von der Eröffnung der Ausstellung Wäre ich von Stoff, ich würde mich färben. Retrospektive Ulrike Grossarth in der Foundation (der wahrscheinlich vorletzten am Wiener Standort). Aus ihrem Artikel erfährt man, daß die Zukunft des Wiener Foundation-Teams einschließlich die der Leiterin, Sabine Folie, noch immer nicht geklärt ist. Auch sie, die eher wehmütig als kritisch berichtet, wundert sich über den Deal: "Unterm Strich bleibt für die Generali jedenfalls eine saftige Einsparung. Wurden in Wien zwölf Mitarbeiter beschäftigt, sollen in Salzburg nur noch drei finanziert werden. Die Kosten für Infrastruktur und Raum fallen weg – was mit ihm passiert, ist unklar. Nur das Budget für Ausstellungen und Ankäufe bleibt gleich (Summen werden keine genannt)."
Im Bericht der Salzburger Nachrichten Generali Foundation übersiedelt: "Natürlich Einsparung" (hier) wird das Bemühen des Vorstandsmitglieds der Generali, Dietrich Karner hervorgehoben, die von ihm initiierte Foundation angesichts der sich ändernden Konzerpolitik langfristig abzusichern. Er räumt ein, daß sich Generali dabei Geld erspare und daß die Errichtung des Depots und die Infrastruktur Sache des Museums seinen. Er hat sich für den Umgang mit Sabine Folie und dem Team mit dem Hinweis entschuldigt, amn habe alles geheim vorbereitet, um Querschüsse auszuschließen. Dennoch mutet man offenbar ihr und dem Team zu, die Übersiedlung abzuwickeln. Karner verteidigte den Umzug unter anderem mit dem Hinweis auf größere Ausstellungsflächen und größere Besucherzahlen.
In der Wiener Zeitung nimmt Brigitte Borchhardt-Birbaumer ihre Ausstellungsbesprechung, Das Fallen der Würfel ins Grün, zum Anlass kurz auf die Absiedlung der Generali Foundation bezug (hier), wie manche andere Kommentatoren wesentlich unterm Stichwort "Verlust" (für Wien): "Da die Sammlung wesentliche Werke der sechziger Jahre von Valie Export über Isa Genzken und Dan Graham bis Franz West enthält, kann das Wiener Kunstpublikum nur als Zeuge trauernd hinnehmen, wie das heute in der fortschreitenden Verquickung von Wirtschaft mit Kultur und Wissenschaft vor sich geht: Die stärkeren Argumente gewinnen."
24.1. - Der erste Post zum Thema mit diversen Links findet sich hier
In ihrem Beitrag "Die Angst vor dem Scherbenhaufen" (hier) wird im Umzug von Wien nach Salzburg eine Rettung der Foundation angesichts der restriktiven Unternehmenspolitik der Generali und damit als Rettung des Werks von Noch-Vorstandsmitglied Karner gedeutet.
Fessler räumt ein, daß der Deal der Generali ziemlich billig kommen wird: "Auch die Behauptung, das Budget für die Foundation werde gleich hoch bleiben, relativierte sich bei der Pressekonferenz auf die Bereiche Ankauf und Ausstellung. Einsparungen ergeben sich durch den Abbau von neun Mitarbeitern. Ob die Generali die Kosten für den Bau des Depots übernimmt, konnte nicht in Erfahrung gebracht werden."
In ihrem zweiten Kommentar, "Kodex für Institutionen" (hier) stellt sie die Frage "...ob eine Kooperation eines privaten Unternehmens mit einem Museum der öffentlichen Hand überhaupt in dieser Art statthaft ist. (...) Für Häuser der öffentlichen Hand sollte geregelt werden, ob nur Schenkungen legitim sind – oder auch Dauerleihgaben, die in der Erhaltung Geld kosten. Sind zumindest Zeitspannen von 25 Jahren akzeptabel?" Deshalb sei ein Kodex zu fordern.
Der Kommentar (hier) der Lehrenden der Akademie hätte den Titel "Schlauer Umzug?" tragen sollen. Der Standard hat daraus "Ein Schlag ins Gesicht der Wiener Kunstszene" gemacht (was dem Text eine andere und viel engere als die intendierte Bedeutung gibt).
Die Autorinnen und Autoren des Textes bringen einen bislang nicht diskutierten, wie mir scheint gewichtigen Umstand, in Diskussion. Eine über langen Zeitraum entwickelte spezifische und vielfach mit anderen Institutionen, wie der Akademie der Bildenden Künste) vernetzte Öffentlichkeit lasse sich so einfach verpflanzen.
Die Foundation "....ist ein Ort, der sich im Namen eines institutions- und gesellschaftskritischen Diskurses und der damit adressierten Öffentlichkeiten etablieren konnte und der nicht zuletzt durch diese seine Bedeutung erlangt hat. Neben lokalen und überregionalen Kunst- und Kulturszenen gehören dazu auch politische Akteure und Akteurinnen, Autoren und Autorinnen sowie Vermittler und Vermittlerinnen, deren Engagement und inhaltliche Beiträge zum internationalen Ruf der Generali Foundation beigetragen haben. (...) Aber das gilt auch umgekehrt: Es war immer auch die Präsenz einer partizipierenden Öffentlichkeit, ihre Bereitschaft zur Kooperation sowie ihr Engagement bei Konferenzen und Diskussionen, die die Generali Foundation belebt und bereichert haben."
Die Art und Weise, wie die Entscheidung gefällt und kommuniziert wurde, stelle den Ruf der Foundation in Frage.
Der Vorgang wird in einen weit über den einzelnen Fall hinaus größeren Zusammenhang gerückt. Der staatliche Sparkurs zwingt den öffentlichen Einrichtungen - keineswegs nur den Museen - geradezu Kooperationen mit "Privaten" auf. In unterschiedlichen und durchaus kritikwürdigen Bedingungen: "Es stellt sich auch die Frage, in welcher Form öffentliche Museen in Österreich zukünftig mit privatwirtschaftlichen Einrichtungen kooperieren können oder müssen. Wie steht es um die langfristigen kulturpolitischen Folgen, die die Zusammenführung einer öffentlichen und einer privatwirtschaftlichen Institution in einer Hand bedeutet?"
Unter dem Titel "Abschied der Generali Foundation" berichtet Almuth Spiegler in Die Presse (hier) von der Eröffnung der Ausstellung Wäre ich von Stoff, ich würde mich färben. Retrospektive Ulrike Grossarth in der Foundation (der wahrscheinlich vorletzten am Wiener Standort). Aus ihrem Artikel erfährt man, daß die Zukunft des Wiener Foundation-Teams einschließlich die der Leiterin, Sabine Folie, noch immer nicht geklärt ist. Auch sie, die eher wehmütig als kritisch berichtet, wundert sich über den Deal: "Unterm Strich bleibt für die Generali jedenfalls eine saftige Einsparung. Wurden in Wien zwölf Mitarbeiter beschäftigt, sollen in Salzburg nur noch drei finanziert werden. Die Kosten für Infrastruktur und Raum fallen weg – was mit ihm passiert, ist unklar. Nur das Budget für Ausstellungen und Ankäufe bleibt gleich (Summen werden keine genannt)."
Im Bericht der Salzburger Nachrichten Generali Foundation übersiedelt: "Natürlich Einsparung" (hier) wird das Bemühen des Vorstandsmitglieds der Generali, Dietrich Karner hervorgehoben, die von ihm initiierte Foundation angesichts der sich ändernden Konzerpolitik langfristig abzusichern. Er räumt ein, daß sich Generali dabei Geld erspare und daß die Errichtung des Depots und die Infrastruktur Sache des Museums seinen. Er hat sich für den Umgang mit Sabine Folie und dem Team mit dem Hinweis entschuldigt, amn habe alles geheim vorbereitet, um Querschüsse auszuschließen. Dennoch mutet man offenbar ihr und dem Team zu, die Übersiedlung abzuwickeln. Karner verteidigte den Umzug unter anderem mit dem Hinweis auf größere Ausstellungsflächen und größere Besucherzahlen.
In der Wiener Zeitung nimmt Brigitte Borchhardt-Birbaumer ihre Ausstellungsbesprechung, Das Fallen der Würfel ins Grün, zum Anlass kurz auf die Absiedlung der Generali Foundation bezug (hier), wie manche andere Kommentatoren wesentlich unterm Stichwort "Verlust" (für Wien): "Da die Sammlung wesentliche Werke der sechziger Jahre von Valie Export über Isa Genzken und Dan Graham bis Franz West enthält, kann das Wiener Kunstpublikum nur als Zeuge trauernd hinnehmen, wie das heute in der fortschreitenden Verquickung von Wirtschaft mit Kultur und Wissenschaft vor sich geht: Die stärkeren Argumente gewinnen."
24.1. - Der erste Post zum Thema mit diversen Links findet sich hier
Donnerstag, 23. Januar 2014
Das Haus der Natur in Salzburg restituiert Raubgut und arbeitet an derErforschung seiner NS-Geschichte
Zum neuesten Stand der
Erforschung, Diskussion und Aufarbeitung der Rolle von Eduard Paul Trat
und des von ihm gegründeten naturmuseums durch das Haus der Natur selbst
siehe den Post „Das Haus der Natur stellt sich zum ersten Mal seiner
Gesichte. Hier: http://museologien.blogspot.co.at/2014/10/das-haus-der-natur-stellt-sich-zum.html
Das Haus der Natur in Salzburg hat angekündigt, in der NS-Zeit geraubtes Sammlungsobjekte zu restituieren. Der damalige Museumsleiter (und Gründer) Eduard Paul Tratz hatte Bibliotheken, ganze Sammlungen z.B. kirchlicher Einrichtungen im eigenen Land beschlagnahmen lassen, aber auch aus Sammlungen und Institutionen in Warschau, Krakau, Smolensk u.a.m. kam Raubgut in das Museum.
"Durch Arisierungen" schreiben die Salzburger Nachrichten "gelangten Jagdtrophäen aus dem Besitz des Kunstsammlers Rudolf Gutmann, eine Trophäensammlung von Alphonse und Clarisse Rothschild sowie eine Sammlung südamerikanischer Vögel der Familie Bomstein-Bomi nach Salzburg."
Noch läuft eine umfangreiche wissenschaftliche Untersuchung zur Geschichte des Hauses der Natur in Salzburg unter der Leitung des Zeithistorikers Robert Hoffmann.
Das Haus der Natur feiert heuer seinen 90. "Geburtstag" und plant für dieses Jubiläumsjahr eine Ausstellung zu seiner Geschichte.
Beides, Forschung, Aufarbeitung und Restitution waren überfällig. Das Haus der Natur, das bis 1976 (!) (mit einer Unterbrechung) von dessen Gründer Eduard Paul Tratz, hochaktiver Nationalsozialist der das Haus zur Institution des "Ahnenerbes" gemacht hat, geleitet wurde, leistete auch unter Tratz Nachfolger, Eberhard Stüber, keine Aufarbeitung und hielt des "Erbe" Tratz hoch. Erst mit dem Direktionswechsel zu Norbert Winding begann sich die Haltung des Museums zu ändern.
Der aktuelle Kulturlandesrat Salzburgs, Schellhorn, sagt "es gibt noch viel aufzuarbeiten". Dazu gehört die seit mehr als zehn Jahren unerledigte Debatte um die Aberkennung der Ehrenwürde Paul Tratz', die Ausdehnung der Aufarbeitung auf die Zeit nach 1945 und auf die Direktion Stüber und die dubiose Verleihung des Österreichischen Museumspreises unter ausdrücklicher Würdigung von Tratz "Verdiensten". (1)
An Aufarbeitung zu denken hat nicht nur das Museum guten Grund, den hätten auch viele Naturschutzorganisationen, die sich, z.B. in Form von Benennungen von Preisen und Institutionen (2) nach Paul Tratz, zu einer Geschichte des Naturschutzes bekennen, die auch äußerst fragwürdige Wurzeln hat. Das Naturverständnis, das Teile der Naturschutzbewegung prägt, aber auch die Naturideologie (von Telien) der Grünen, in ihrer Entwicklung durch das 20.Jahrhundert hindurch, also unter ausdrücklichem Einschluß der der NS-Zeit, wäre grade für die auflebende Debatte um den scheinbar apolitischen Naturfundamentalismus der Grünen von großem Interesse.
(1) Die Preisverleihung hat mich veranlasst, zusammen mit Sabine Schleiermacher einen Artikel im "Standard" zu veröffentlichen. Sabine Schleiermacher, Gottfried Fliedl: "Blutgebundene Abhängigkeit" Museumspreis 1991: Eine späte Ehrung für nationalsozialistische Rassenforscher. In: Der Standard, Donnerstag 13. Februar 1992, S.23 Hier in diesem Blog zu finden (mit Links zur Kontroverse des damaligen Landeshauptmannes Katschthaler und dem Zeithistoriker Robert Hoffmann, der erste Ergebnisse einer Untersuchung publiziert hatte) unter: http://museologien.blogspot.co.at/2010/04/blutgebundene-abhangigkeit-das-haus-der.html sowie ein Post aus dem Jänner 2010 "Das Haus der Natur in Salzburg als Institut des SS-Ahnenerbes"
Mitte 2013 habe ich das Thema noch einmal aufgegriffen und die Verlängerung dur selbstverordneten Amnesie des Hauses der Natur vor allem in seiner offiziellen Selbstdarstellung kritisiert (mit weiterführenden Links). http://museologien.blogspot.co.at/2013/06/selbstverordneter-gedachtnisschwund-das.html Auf diese Kritik hat Direktor Norbert Windung prompt reagiert und seither kann man auf der Webseite - zum ersten Mal - etwas über die Geschichte des Huases in der NS-Zeit erfahren. Hier zur Reaktion von Direktor Winding: http://museologien.blogspot.co.at/2013/07/das-haus-der-natur-in-salzburg-reagiert.html
http://museologien.blogspot.co.at/2010/01/das-haus-der-natur-in-salzburg-als.html
(2) Zur Umbenennung einer Forschungsstation nach längerer Kritik siehe hier: http://hausdernatur.wordpress.com/himmlers-darling/
Das Haus der Natur in Salzburg hat angekündigt, in der NS-Zeit geraubtes Sammlungsobjekte zu restituieren. Der damalige Museumsleiter (und Gründer) Eduard Paul Tratz hatte Bibliotheken, ganze Sammlungen z.B. kirchlicher Einrichtungen im eigenen Land beschlagnahmen lassen, aber auch aus Sammlungen und Institutionen in Warschau, Krakau, Smolensk u.a.m. kam Raubgut in das Museum.
"Durch Arisierungen" schreiben die Salzburger Nachrichten "gelangten Jagdtrophäen aus dem Besitz des Kunstsammlers Rudolf Gutmann, eine Trophäensammlung von Alphonse und Clarisse Rothschild sowie eine Sammlung südamerikanischer Vögel der Familie Bomstein-Bomi nach Salzburg."
Noch läuft eine umfangreiche wissenschaftliche Untersuchung zur Geschichte des Hauses der Natur in Salzburg unter der Leitung des Zeithistorikers Robert Hoffmann.
Das Haus der Natur feiert heuer seinen 90. "Geburtstag" und plant für dieses Jubiläumsjahr eine Ausstellung zu seiner Geschichte.
Beides, Forschung, Aufarbeitung und Restitution waren überfällig. Das Haus der Natur, das bis 1976 (!) (mit einer Unterbrechung) von dessen Gründer Eduard Paul Tratz, hochaktiver Nationalsozialist der das Haus zur Institution des "Ahnenerbes" gemacht hat, geleitet wurde, leistete auch unter Tratz Nachfolger, Eberhard Stüber, keine Aufarbeitung und hielt des "Erbe" Tratz hoch. Erst mit dem Direktionswechsel zu Norbert Winding begann sich die Haltung des Museums zu ändern.
Der aktuelle Kulturlandesrat Salzburgs, Schellhorn, sagt "es gibt noch viel aufzuarbeiten". Dazu gehört die seit mehr als zehn Jahren unerledigte Debatte um die Aberkennung der Ehrenwürde Paul Tratz', die Ausdehnung der Aufarbeitung auf die Zeit nach 1945 und auf die Direktion Stüber und die dubiose Verleihung des Österreichischen Museumspreises unter ausdrücklicher Würdigung von Tratz "Verdiensten". (1)
An Aufarbeitung zu denken hat nicht nur das Museum guten Grund, den hätten auch viele Naturschutzorganisationen, die sich, z.B. in Form von Benennungen von Preisen und Institutionen (2) nach Paul Tratz, zu einer Geschichte des Naturschutzes bekennen, die auch äußerst fragwürdige Wurzeln hat. Das Naturverständnis, das Teile der Naturschutzbewegung prägt, aber auch die Naturideologie (von Telien) der Grünen, in ihrer Entwicklung durch das 20.Jahrhundert hindurch, also unter ausdrücklichem Einschluß der der NS-Zeit, wäre grade für die auflebende Debatte um den scheinbar apolitischen Naturfundamentalismus der Grünen von großem Interesse.
(1) Die Preisverleihung hat mich veranlasst, zusammen mit Sabine Schleiermacher einen Artikel im "Standard" zu veröffentlichen. Sabine Schleiermacher, Gottfried Fliedl: "Blutgebundene Abhängigkeit" Museumspreis 1991: Eine späte Ehrung für nationalsozialistische Rassenforscher. In: Der Standard, Donnerstag 13. Februar 1992, S.23 Hier in diesem Blog zu finden (mit Links zur Kontroverse des damaligen Landeshauptmannes Katschthaler und dem Zeithistoriker Robert Hoffmann, der erste Ergebnisse einer Untersuchung publiziert hatte) unter: http://museologien.blogspot.co.at/2010/04/blutgebundene-abhangigkeit-das-haus-der.html sowie ein Post aus dem Jänner 2010 "Das Haus der Natur in Salzburg als Institut des SS-Ahnenerbes"
Mitte 2013 habe ich das Thema noch einmal aufgegriffen und die Verlängerung dur selbstverordneten Amnesie des Hauses der Natur vor allem in seiner offiziellen Selbstdarstellung kritisiert (mit weiterführenden Links). http://museologien.blogspot.co.at/2013/06/selbstverordneter-gedachtnisschwund-das.html Auf diese Kritik hat Direktor Norbert Windung prompt reagiert und seither kann man auf der Webseite - zum ersten Mal - etwas über die Geschichte des Huases in der NS-Zeit erfahren. Hier zur Reaktion von Direktor Winding: http://museologien.blogspot.co.at/2013/07/das-haus-der-natur-in-salzburg-reagiert.html
http://museologien.blogspot.co.at/2010/01/das-haus-der-natur-in-salzburg-als.html
(2) Zur Umbenennung einer Forschungsstation nach längerer Kritik siehe hier: http://hausdernatur.wordpress.com/himmlers-darling/
Koch-Kunst. Privatisierung (1)
Mittwoch, 22. Januar 2014
Der Salzburger Coup. Zwei neue Stimmen und Äußerungen.
Matthias Dusini
Heute gibt es einer erste eigenständige und substantielle Äußerung eines Kulturjournalisten, fünf Tage nach der Pressekonferenz, in der eine Zusammenarbeit der Generali Fundation unter der Bedingung ihrer Übersiedlung mit dem und Integration in das Museum der Moderne in Salzburg bekanntgegeben wurde.
Matthias Dusini trennt im heute erschienenen Falter strikt zwischen Bericht (ohne jede Wertung verfasst) und persönlich gefärbtem Kommentar.
Die Übereinkunft von Generali und Salzburger Politik nennt er in der Überschrift eine "eiskalte Übernahme", einen "Deal", eine "unfreundliche Übernahme" und, in Hinblick auf die Behandlung der Leiterin und der MirabeiterInnen "jemanden das Hackl ins Kreuz hauen."
Matthias Dusini bedauert, daß die Fundation mit ihrem "kompromisslosen Arbeitsethos" abwandert und "in einem Provinzmuseum" landet. Besser sei sie wohl im MUMOK im Museumsquartier aufgehoben.
Im Kommentar zerstreut er die Sorge, der Konzern könne das Museum in ein " Marketinginstrument" verwandeln. Die Angst davor sei deshalb "unbegründet", "denn die private Foundation (...) inhaltlich weiter links als das öffentliche Museum" stehe. Außerdem werde die Leiterin verhindern, daß "die Kunst einen schicken Hintergrund für glamouröse Festspielpartys abgeben wird".
"Eigentumsfragen werden sich erst dann stellen, wenn der - bisher nicht veröffentlichte - Leihvertrag ausläuft und das Unternehmen die dann deutlich wertvollere Sammlung verkaufen wollen sollte."
Matthias Dusini: Eiskalte Übernahme: Die Generali Foundation zieht nach Salzburg.Nummer 4, 2014
Martin Fritz
Im Facebook hat Martin Fritz einige Zeilen veröffentlicht, die ich interessant fand, weil er er seit langem fundierte Kritik am Museums- und Ausstellungswesen in der Kolumne "causeries du lundi" in artmagazine betreibt. Auf manche seine Artikel und die seines Kollegen Vitus H. Weh (der seit kurzem nicht mehr in der Kolumne schreibt) habe ich verlinkt, weil die "Hauserin" oft übersehene oder unterschätzte Themen aufgegriffen haben. Ich veröffentliche seine Äußerung mit meinen Repliken.
Martin Fritz: Da ich oft gefragt wurde, was ich zur MdM-Generali Kooperation sage: Seriöserweise kann ohne Kenntnis der Verträge nichts gesagt werden. Dauerleihgaben von Privaten können Fluch oder Segen gleichermaßen sein. Die entscheidenden Punkte wären der Mitteleinsatz des Leihgebers für die Laufzeit der Leihgabe, die Verfügungsrechte und – vor allem – die Optionen der Beteiligten bei Beendigung der Partnerschaft. Also grundsätzlich, ob und inwiefern ein fairer Ausgleich der öffentlichen und privaten Interessen gegeben ist. Sicher ist es (überall auf der Welt) eine der Aufgaben von MuseumsdirektorInnen, Wege zu suchen, interessante private Sammlungen (oder Teile davon) langfristig für das eigene Haus zu „bekommen“.
Gottfried Fliedl: Sehr geehrter Herr Fritz! Man kann sich auch ahnungslos stellen. Ohne daß der Vertrag offengelegt ist - warum wohl? Und glauben Sie, er wird es je? - reicht die Pressekonferenz, um sagen zu können, dass alle Vorteile bei Generali liegen. Sie spart sich Personal, sie hat keine Infrastrukturkosten und könnte z.B. Ihre wiener Immobilie veräußern, und die Mittel von Ankäufen könnten sich mit veritabler Rendite nach der Laufzeit der Dauerleihgabe veritabel verzinst haben. Oder glauben Sie im Ernst, Generali schenkt ohne Gegenleistung seine gesamte Sammlung der Republik? Die öffentliche Hand stellt Steuergelder zur Pflege einer privaten Sammlung zur Verfügung, zu deren Beforschung und partiellen Publikation. Sie macht 25 Jahre lang - auch aus Steuergeldern - Imagepflege für einen internationalen Großkonzern, also für eine jener im sogenannten Finanzsektor tätiges Unternehmen, das unglaubliche Gewinne aus Geschäftstätigkeiten lukriert über deren - nun sagen wir - Kollateralschäden wir von Tag zu Tag mehr lernen. Der Leiterin konzedieren sie Handlungsfreiheit, möglicherweise aber im Wissen, daß ihr das absolut Unmögliche des Deals selbst bewusst ist, wie ein älteres Interview im Vergleich zur heutigen Haltung und Praxis von ihr zeigt. Bemerkenswerterweise verlieren Sie kein Wort über den Umgang mit den Mitarbeiterinnen der ja noch existierenden Foundation, kein Wort über den Umgang mit der Leiterin, kein Wort über die komplette Abwesenheit auch nur einer kritischen Zeile in der Kulturberichterstattung und last but not least kein Wort über den immanent institutionenkritischen Charakter der Sammlung, deren Potential durch die aktuelle kulturpolitische und konzernstrategische Entscheidung bis zur Lächerlichkeit degradiert und denunziert wird. Wenn Sie der Meinung sind, man kann ohne Vertrag nichts sagen, dann bemühen Sie sich doch um die Veröffentlichung des Vertrags, wenden Sie sich an die politisch Verantwortlichen, hier geht's ja nicht um klandestine Kabinettspolitik, sondern um eine öffentliche Einrichtung für die der Eigentümer, wir alle, Transparenz einfordern kann. Und zum Strukturellen der ganzen Angelegenheit, zur schleichenden oder auch gar nicht mehr so schleichenden Privatisierung - da hätten gerade Sie sehr viel Kompetenz uns zu helfen zu verstehen, was vorgeht, was wünschbar ist und vor allem, was der Unterschied von privat und öffentlich ist und in Hinsicht auf diese Unterscheidung einfach ganz und gar nicht erwünscht ist und nicht passieren darf.
Martin Fritz: Sollte die Öffentlichkeit den Vertrag kennen? Die Museum der Moderne Rupertinum Betriebsgesellschaft mbH steht im 100% Eigentum des Landes Salzburg und unterliegt der Kontrolle des Landesrechnungshofs. Es ist anzunehmen, dass der Vertrag mit Zustimmung des Gesellschafters abgeschlossen wurde. Es wird allen Beteiligten wohl offen stehen, ihre Auskunfts- und Aufsichtsrechte wahrzunehmen. Der Ball – so einer ein Match will – liegt also jetzt eher in Salzburg.
Gottfried Fliedl: Lieber Herr Fritz! Das ist die formalrechtliche Seite, gut. Umgekehrt gefragt: warum soll jene Öffentlichkeit, die idealster Träger, Finanzier und Nutznießer ist, bestimmte - entscheidende - Vereinbarungen nicht kennen? Gilt sinngemäß etwa auch für Albertina/Batliner, Belvedere/Thyssen. Welche Interessen werden durch Nichtöffentlichkeit geschützt? Und: sollen wir ernstlich unsere Ansprüche an kulturelle Einrichtungen allein via Rechnungshöfe und Betriebsgesellschaften vertreten sehen?
Heute gibt es einer erste eigenständige und substantielle Äußerung eines Kulturjournalisten, fünf Tage nach der Pressekonferenz, in der eine Zusammenarbeit der Generali Fundation unter der Bedingung ihrer Übersiedlung mit dem und Integration in das Museum der Moderne in Salzburg bekanntgegeben wurde.
Matthias Dusini trennt im heute erschienenen Falter strikt zwischen Bericht (ohne jede Wertung verfasst) und persönlich gefärbtem Kommentar.
Die Übereinkunft von Generali und Salzburger Politik nennt er in der Überschrift eine "eiskalte Übernahme", einen "Deal", eine "unfreundliche Übernahme" und, in Hinblick auf die Behandlung der Leiterin und der MirabeiterInnen "jemanden das Hackl ins Kreuz hauen."
Matthias Dusini bedauert, daß die Fundation mit ihrem "kompromisslosen Arbeitsethos" abwandert und "in einem Provinzmuseum" landet. Besser sei sie wohl im MUMOK im Museumsquartier aufgehoben.
Im Kommentar zerstreut er die Sorge, der Konzern könne das Museum in ein " Marketinginstrument" verwandeln. Die Angst davor sei deshalb "unbegründet", "denn die private Foundation (...) inhaltlich weiter links als das öffentliche Museum" stehe. Außerdem werde die Leiterin verhindern, daß "die Kunst einen schicken Hintergrund für glamouröse Festspielpartys abgeben wird".
"Eigentumsfragen werden sich erst dann stellen, wenn der - bisher nicht veröffentlichte - Leihvertrag ausläuft und das Unternehmen die dann deutlich wertvollere Sammlung verkaufen wollen sollte."
Matthias Dusini: Eiskalte Übernahme: Die Generali Foundation zieht nach Salzburg.Nummer 4, 2014
Martin Fritz
Im Facebook hat Martin Fritz einige Zeilen veröffentlicht, die ich interessant fand, weil er er seit langem fundierte Kritik am Museums- und Ausstellungswesen in der Kolumne "causeries du lundi" in artmagazine betreibt. Auf manche seine Artikel und die seines Kollegen Vitus H. Weh (der seit kurzem nicht mehr in der Kolumne schreibt) habe ich verlinkt, weil die "Hauserin" oft übersehene oder unterschätzte Themen aufgegriffen haben. Ich veröffentliche seine Äußerung mit meinen Repliken.
Martin Fritz: Da ich oft gefragt wurde, was ich zur MdM-Generali Kooperation sage: Seriöserweise kann ohne Kenntnis der Verträge nichts gesagt werden. Dauerleihgaben von Privaten können Fluch oder Segen gleichermaßen sein. Die entscheidenden Punkte wären der Mitteleinsatz des Leihgebers für die Laufzeit der Leihgabe, die Verfügungsrechte und – vor allem – die Optionen der Beteiligten bei Beendigung der Partnerschaft. Also grundsätzlich, ob und inwiefern ein fairer Ausgleich der öffentlichen und privaten Interessen gegeben ist. Sicher ist es (überall auf der Welt) eine der Aufgaben von MuseumsdirektorInnen, Wege zu suchen, interessante private Sammlungen (oder Teile davon) langfristig für das eigene Haus zu „bekommen“.
Gottfried Fliedl: Sehr geehrter Herr Fritz! Man kann sich auch ahnungslos stellen. Ohne daß der Vertrag offengelegt ist - warum wohl? Und glauben Sie, er wird es je? - reicht die Pressekonferenz, um sagen zu können, dass alle Vorteile bei Generali liegen. Sie spart sich Personal, sie hat keine Infrastrukturkosten und könnte z.B. Ihre wiener Immobilie veräußern, und die Mittel von Ankäufen könnten sich mit veritabler Rendite nach der Laufzeit der Dauerleihgabe veritabel verzinst haben. Oder glauben Sie im Ernst, Generali schenkt ohne Gegenleistung seine gesamte Sammlung der Republik? Die öffentliche Hand stellt Steuergelder zur Pflege einer privaten Sammlung zur Verfügung, zu deren Beforschung und partiellen Publikation. Sie macht 25 Jahre lang - auch aus Steuergeldern - Imagepflege für einen internationalen Großkonzern, also für eine jener im sogenannten Finanzsektor tätiges Unternehmen, das unglaubliche Gewinne aus Geschäftstätigkeiten lukriert über deren - nun sagen wir - Kollateralschäden wir von Tag zu Tag mehr lernen. Der Leiterin konzedieren sie Handlungsfreiheit, möglicherweise aber im Wissen, daß ihr das absolut Unmögliche des Deals selbst bewusst ist, wie ein älteres Interview im Vergleich zur heutigen Haltung und Praxis von ihr zeigt. Bemerkenswerterweise verlieren Sie kein Wort über den Umgang mit den Mitarbeiterinnen der ja noch existierenden Foundation, kein Wort über den Umgang mit der Leiterin, kein Wort über die komplette Abwesenheit auch nur einer kritischen Zeile in der Kulturberichterstattung und last but not least kein Wort über den immanent institutionenkritischen Charakter der Sammlung, deren Potential durch die aktuelle kulturpolitische und konzernstrategische Entscheidung bis zur Lächerlichkeit degradiert und denunziert wird. Wenn Sie der Meinung sind, man kann ohne Vertrag nichts sagen, dann bemühen Sie sich doch um die Veröffentlichung des Vertrags, wenden Sie sich an die politisch Verantwortlichen, hier geht's ja nicht um klandestine Kabinettspolitik, sondern um eine öffentliche Einrichtung für die der Eigentümer, wir alle, Transparenz einfordern kann. Und zum Strukturellen der ganzen Angelegenheit, zur schleichenden oder auch gar nicht mehr so schleichenden Privatisierung - da hätten gerade Sie sehr viel Kompetenz uns zu helfen zu verstehen, was vorgeht, was wünschbar ist und vor allem, was der Unterschied von privat und öffentlich ist und in Hinsicht auf diese Unterscheidung einfach ganz und gar nicht erwünscht ist und nicht passieren darf.
Martin Fritz: Sollte die Öffentlichkeit den Vertrag kennen? Die Museum der Moderne Rupertinum Betriebsgesellschaft mbH steht im 100% Eigentum des Landes Salzburg und unterliegt der Kontrolle des Landesrechnungshofs. Es ist anzunehmen, dass der Vertrag mit Zustimmung des Gesellschafters abgeschlossen wurde. Es wird allen Beteiligten wohl offen stehen, ihre Auskunfts- und Aufsichtsrechte wahrzunehmen. Der Ball – so einer ein Match will – liegt also jetzt eher in Salzburg.
Gottfried Fliedl: Lieber Herr Fritz! Das ist die formalrechtliche Seite, gut. Umgekehrt gefragt: warum soll jene Öffentlichkeit, die idealster Träger, Finanzier und Nutznießer ist, bestimmte - entscheidende - Vereinbarungen nicht kennen? Gilt sinngemäß etwa auch für Albertina/Batliner, Belvedere/Thyssen. Welche Interessen werden durch Nichtöffentlichkeit geschützt? Und: sollen wir ernstlich unsere Ansprüche an kulturelle Einrichtungen allein via Rechnungshöfe und Betriebsgesellschaften vertreten sehen?
Dienstag, 21. Januar 2014
Ein Coup. Eine gravierende Meinungsänderung. Kommentar 3 zur Kooperation von Generali Foundation und Museum der Moderne Salzburg
Sabine Breitwieser im anlässlich ihrer Bestellung zur Leiterin des Museum der Moderne gegebenen Interview. Tageszeitung Der Standard, 13.August 2013 "...Es gab an diversen österreichischen Museen, auch am MdM, Ausstellungen privater Sammlungen und Institutionen. In den USA ist es tabu, eine Privatsammlung auszustellen, wenn einem nicht Werke auf Dauer zur Verfügung gestellt oder im Idealfall geschenkt werden. Das ist auch grundsätzlich richtig so: Eine private Sammlung zu zeigen, sozusagen zu ihrem Upgrading beizutragen und sie dann wieder ziehen zu lassen, ist nicht Aufgabe eines öffentlichen Museums. Mein Ziel ist es, eine wichtige Sammlung an das Haus zu binden und im Dialog mit den bestehenden Sammlungen zu entwickeln, welche weiteren Impulse für die Sammlung sinnvoll zu setzen sind."
Sabine Breitwieser weiß natürlich was sie sagt und sie weiß auch jetzt was sie tut. In dem Interview, aus dem ich zitiere, erwähnt sie den Code of Ethics des Museum of Modern Art (von dem sie ja nach Salzburg berufen wurde) und wie strikt der gehandhabt wurde. Es sei dahingestellt, ob wegen eines solchen Codes die Verhältnisse in den Museen der USA wirklich so viel anders sind, als in Europa. Allein die Existenz eines Codes weist ja darauf hin, daß es etwas zu regeln gibt. Und das gilt für keinen Museumstyp mehr, als für Museen moderner Kunst. Die Verflechtung von Museum, Markt, Galerien, Händlern, Experten, Sammlern ist nirgendwo derart eng und dickichhaft verflochten.
Sabine Breitwieser, weiß was sie tut. Und sie weiß, warum sie ihre Meinung ändern kann. Sie weiß, daß sie in Österreich anders agieren kann als anderswo. An der Albertina und an Klaus Albrecht Schröder gab es mancherlei Kritik, eine gezielte und wirksame an seinem Deal mit dem Ehepaar Batliner ist mir nicht bekannt, eine Auseinandersetzung mit Batliner und seiner Rolle in der Finanzwirtschaft auch nicht. Dabei müsste man z.B. nur die Süddeutsche Zeitung gelesen haben, seinerzeit und rechtzeitig. Als man die Stiftung Leopold einrichtete, statt die Sammlung in ein staatliches Museum zu integrieren, hat man über den Kaufpreis geschrieben. Was die Stiftungskonstruktion bedeutet, dämmert vielen erst jetzt, angesichts des Umgangs mit Restitutionsfragen und der Gründung einer Klimt-Stiftung durch Mitarbeiter des Hauses.
Weil die Verhältnisse so verschlampt sind, weil die Medien nicht reagieren oder auch wegschauen, kann Frau Breitwieser machen was sie eben macht. Was die Politiker betrifft, bleibt die Frage, wissen sie es auch, was sie tun oder haben sie ahnungslos und ohne jede Beratung agiert? Haben sie sich je mit der Frage beschäftigt, was den Unterschied von privat und öffentlich in bezug auf eine Kulturinstitution, auf ein Museum ausmacht?
(21.01.2014)
Der Ausgangstext mit den wesentlichen Informationen, einigen mir bekannt gewordenen Pressereaktionen und einem ersten Kommentar hier: http://museologien.blogspot.co.at/2014/01/ein-coup-eine-ubernahme-eine.html
Sabine Breitwieser weiß natürlich was sie sagt und sie weiß auch jetzt was sie tut. In dem Interview, aus dem ich zitiere, erwähnt sie den Code of Ethics des Museum of Modern Art (von dem sie ja nach Salzburg berufen wurde) und wie strikt der gehandhabt wurde. Es sei dahingestellt, ob wegen eines solchen Codes die Verhältnisse in den Museen der USA wirklich so viel anders sind, als in Europa. Allein die Existenz eines Codes weist ja darauf hin, daß es etwas zu regeln gibt. Und das gilt für keinen Museumstyp mehr, als für Museen moderner Kunst. Die Verflechtung von Museum, Markt, Galerien, Händlern, Experten, Sammlern ist nirgendwo derart eng und dickichhaft verflochten.
Sabine Breitwieser, weiß was sie tut. Und sie weiß, warum sie ihre Meinung ändern kann. Sie weiß, daß sie in Österreich anders agieren kann als anderswo. An der Albertina und an Klaus Albrecht Schröder gab es mancherlei Kritik, eine gezielte und wirksame an seinem Deal mit dem Ehepaar Batliner ist mir nicht bekannt, eine Auseinandersetzung mit Batliner und seiner Rolle in der Finanzwirtschaft auch nicht. Dabei müsste man z.B. nur die Süddeutsche Zeitung gelesen haben, seinerzeit und rechtzeitig. Als man die Stiftung Leopold einrichtete, statt die Sammlung in ein staatliches Museum zu integrieren, hat man über den Kaufpreis geschrieben. Was die Stiftungskonstruktion bedeutet, dämmert vielen erst jetzt, angesichts des Umgangs mit Restitutionsfragen und der Gründung einer Klimt-Stiftung durch Mitarbeiter des Hauses.
Weil die Verhältnisse so verschlampt sind, weil die Medien nicht reagieren oder auch wegschauen, kann Frau Breitwieser machen was sie eben macht. Was die Politiker betrifft, bleibt die Frage, wissen sie es auch, was sie tun oder haben sie ahnungslos und ohne jede Beratung agiert? Haben sie sich je mit der Frage beschäftigt, was den Unterschied von privat und öffentlich in bezug auf eine Kulturinstitution, auf ein Museum ausmacht?
(21.01.2014)
Der Ausgangstext mit den wesentlichen Informationen, einigen mir bekannt gewordenen Pressereaktionen und einem ersten Kommentar hier: http://museologien.blogspot.co.at/2014/01/ein-coup-eine-ubernahme-eine.html
Montag, 20. Januar 2014
Ein Coup. Ein zweiter Kommentar. Das Museum der Moderne in Salzburg und die Generali Foundation
Dieser Kommentar bezieht sich auf den gestern verfassten Post zur Kooperation (um das neutralste aller Worte dafür zu verwenden) zwischen der Generali Foundation und dem Museum der Moderne Salzburg. Die durch eine Presseaussendung mitgeteilten Aspekte der Kooperation sollte man dort nachlesen: http://museologien.blogspot.co.at/2014/01/ein-coup-eine-ubernahme-eine.html
Kommentar (2)
Das Land Salzburg bezahlt den Museumsbetrieb einschließlich Erhaltung des Baues, Lohnkosten der Mitarbeiter, die Errichtung eines Depots, die Kosten der Deponierung, die Kosten der Einrichtung der Dauerausstellung, die Kosten für Marketing und Pressearbeit, für Kataloge u.v.a.m.
Die Generali-Foundation spart sich (einige ihrer bisherigen) Mitarbeiter, den Aufwand für den bisherigen Standort, den sie u.U. als Immobilie verwerten kann, sie bekommt kostenloses Image und ihre Sammlung wird über die Laufzeit der Leihgabe von 25 Jahren eine veritable Wertsteigerung erfahren (und sich damit der Einsatz des Ankaufsbudgets sehr günstig verzinsen), unter andern deswegen, weil sie eine für den Kunstmarkt attraktive "museumsreife" Sammlung eines klassischen öffentlichen Museums besitzt. Womöglich kann die Generali Foundation dann, wenn das im Vertrag nicht untersagt ist (was ich mir nicht vorstellen kann, weil das eine Schmälerung des Verfügungsrechtes über Privateigentum wäre), die Sammlung oder Teile daraus verkaufen, ohne der Öffentlichkeit etwas zu schulden.
Dabei geht es um eine Sammlung, die sich kritisch mit Politik, (Kunst)Markt, Ökonomie auseinandergesetzt hat und in der mit Hans Haacke die direkte Institutionenkritik am Museum und an seinen ökonomischen und machttechnischen Rahmenbedingungen einen prominenten Platz hatte - eine Kritik an genau jenen Machtverhältnissen und -techniken, wie sie sich im gegenständlichen Fall zeigt - einschließlich des inferioren Umgangs mit den bisherigen MitarbeiterInnen der Foundation und ihrer Leiterin, die bis heute Montag, anders als versprochen, nicht über die Absichten der Foundation in Bezug auf ihre Rolle, unterrichtet sind und die nicht über den "Deal", der ihre Arbeit in Wien beendet, unterrichtet wurden.
Nach der Transformation der Grafischen Sammlung Alberten mithilfe der Sammlung des Ehepaares Batliner (die sie dem Museum der Moderne in Salzburg zuvor angeboten hatten, aber an der Kritik an der prominenten wie, nun sagen wir mal, von vielen Jornalisten und Beobachtern als ebenso problematisch eingestuften beruflichen Tätigkeit Herrn Batliners scheiterte) und der Einrichtung der Leopold-Stiftung ist das das dritte Beispiel einer - indirekten und unterschwelligen -, Privatisierung eines öffentlichen Museums.
Es ist eine Übernahme und eine Preisgabe. Aber alle, Initiatoren wie Berichterstatter, sind zufrieden, glücklich oder gar enthusiastisch.
Der Schaden, nimmt man nicht nur diesen aktuellen Fall, sondern die genannten Beispiele ins Auge, ist nachhaltig und wird es bleiben, denn es geht um die Preisgabe eines kulturellen Projekts, das untrennbar mit liberaler und diskursiver Öffentlichkeit, öffentlicher Verwaltung und sorglicher Erhaltung, egalitärer Nutzung im Interesse aller ohne jeden Ausschluss und um auch materiell-rechtlichen Gemeinbesitz an den kulturellen Gütern verbunden war.
Ein dritter Kommentar - zu einer bemerkenswerten Meinungsänderung von Sabine Breitwieser hier: http://museologien.blogspot.co.at/2014/01/ein-coup-eine-gravierende.html
Kommentar (2)
Das Land Salzburg bezahlt den Museumsbetrieb einschließlich Erhaltung des Baues, Lohnkosten der Mitarbeiter, die Errichtung eines Depots, die Kosten der Deponierung, die Kosten der Einrichtung der Dauerausstellung, die Kosten für Marketing und Pressearbeit, für Kataloge u.v.a.m.
Die Generali-Foundation spart sich (einige ihrer bisherigen) Mitarbeiter, den Aufwand für den bisherigen Standort, den sie u.U. als Immobilie verwerten kann, sie bekommt kostenloses Image und ihre Sammlung wird über die Laufzeit der Leihgabe von 25 Jahren eine veritable Wertsteigerung erfahren (und sich damit der Einsatz des Ankaufsbudgets sehr günstig verzinsen), unter andern deswegen, weil sie eine für den Kunstmarkt attraktive "museumsreife" Sammlung eines klassischen öffentlichen Museums besitzt. Womöglich kann die Generali Foundation dann, wenn das im Vertrag nicht untersagt ist (was ich mir nicht vorstellen kann, weil das eine Schmälerung des Verfügungsrechtes über Privateigentum wäre), die Sammlung oder Teile daraus verkaufen, ohne der Öffentlichkeit etwas zu schulden.
Dabei geht es um eine Sammlung, die sich kritisch mit Politik, (Kunst)Markt, Ökonomie auseinandergesetzt hat und in der mit Hans Haacke die direkte Institutionenkritik am Museum und an seinen ökonomischen und machttechnischen Rahmenbedingungen einen prominenten Platz hatte - eine Kritik an genau jenen Machtverhältnissen und -techniken, wie sie sich im gegenständlichen Fall zeigt - einschließlich des inferioren Umgangs mit den bisherigen MitarbeiterInnen der Foundation und ihrer Leiterin, die bis heute Montag, anders als versprochen, nicht über die Absichten der Foundation in Bezug auf ihre Rolle, unterrichtet sind und die nicht über den "Deal", der ihre Arbeit in Wien beendet, unterrichtet wurden.
Nach der Transformation der Grafischen Sammlung Alberten mithilfe der Sammlung des Ehepaares Batliner (die sie dem Museum der Moderne in Salzburg zuvor angeboten hatten, aber an der Kritik an der prominenten wie, nun sagen wir mal, von vielen Jornalisten und Beobachtern als ebenso problematisch eingestuften beruflichen Tätigkeit Herrn Batliners scheiterte) und der Einrichtung der Leopold-Stiftung ist das das dritte Beispiel einer - indirekten und unterschwelligen -, Privatisierung eines öffentlichen Museums.
Es ist eine Übernahme und eine Preisgabe. Aber alle, Initiatoren wie Berichterstatter, sind zufrieden, glücklich oder gar enthusiastisch.
Der Schaden, nimmt man nicht nur diesen aktuellen Fall, sondern die genannten Beispiele ins Auge, ist nachhaltig und wird es bleiben, denn es geht um die Preisgabe eines kulturellen Projekts, das untrennbar mit liberaler und diskursiver Öffentlichkeit, öffentlicher Verwaltung und sorglicher Erhaltung, egalitärer Nutzung im Interesse aller ohne jeden Ausschluss und um auch materiell-rechtlichen Gemeinbesitz an den kulturellen Gütern verbunden war.
Ein dritter Kommentar - zu einer bemerkenswerten Meinungsänderung von Sabine Breitwieser hier: http://museologien.blogspot.co.at/2014/01/ein-coup-eine-gravierende.html
Sonntag, 19. Januar 2014
Ein Coup. Eine Übernahme. Eine Privatisierung - Das Salzburg Museum wird zum Schauplatz des Generali-Konzerns
Was?
Am Freitag den 17.1. wurde in einer in Salzburg abgehaltenen Pressekonferenz mitgeteilt, daß die Sammlung der Generali Foundation, eines großen Versicherungskonzerns, von Wien ins Salzburger Museum der Moderne übersiedelt. Die Pressekonferenz wurde von den Initiatoren dieses Transfers abgehalten: den Vertretern des Versicherungskonzerns, der Direktorin des Museums der Moderne, Sabine Breitwieser, die 1988 die Institution der Generali Fundation in deren Auftrag gegründet und eröffnet hatte, dann kurzzeitig am Museum of Modern Art New York als Kuratorin tätig war und 2013 zur Leiterin des Salzburger Museums bestellt worden war, sowie Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) und Kulturlandesrat Heinrich Schellhorn (Grüne).
Die Vereinbarung sieht eine Dauerleihgabe von 2100 Werken von 250 Künstlern an das Salzburger Museum der Moderne auf 25 Jahre vor, aus der eine immer wieder modifizierte Dauerausstellung gebildet werden soll, die Bereitstellung von Personal, die Übersiedlung auch des dazu gehörigen Archivs und der Bibliothek sowie ein Ankaufsbudget, in nicht genannter Höhe, "um die Sammlung auch in den kommenden Jahren weiterzuentwickeln." (Die Presse 17.01) Sabine Breitwieser, Gründungsdirektorin der Generali Foundation und bis 2007 für die Sammlung zuständig, leitet seit September 2013 das Museum der Moderne. " Sabine Breitwieser "bringt die einst von ihr gegründete und Wiener Generali Foundation in ihren Einflussbereich zurück. (...) Breitwieser stellte in Abrede, dass sie den Deal schon eingefädelt hatte, als sie 2012 ihren Top-Job als Chefkuratorin im New Yorker Museum of Modern Art zugunsten des Direktorsposten in Salzburg aufgab. Für die gebürtige Welserin ist die Fusion gewiss ein Glücksfall." ("Breitwieser holt Generali-Foundation nach Salzburg" in: Kurier, 17.01)
Warum?
„In Wien", sagte Peter Thirring, Vorsitzender des Vorstands der Generali Holding Vienna AG, "war es gut, aber an diesem prominenten Standort am Mönchsberg spielen wir in einer anderen Liga“. (Die Presse 17.01) Dr. Dietrich Karner, Präsident der Generali Foundation und Vorsitzender des Aufsichtsrates der
Generali Holding Vienna AG und der Generali Versicherung AG sagte: "Wir werden uns weiterhin um diese Sammlung bemühen (...) Die Sammlung war für unser Unternehmen immer ein bedeutender Imageträger. Aber in Wien sind wir an Grenzen gestoßen. In Salzburg wissen wir sie in guten Hände, da gibt es viel mehr Platz, große Teile der Sammlung der Öffentlichkeit häufiger zugänglich zu machen." (Die Presse 17.01) Und derselbe in einer Aussendung der Austria Presseagentur: "Diese Partnerschaft ist auch Garant dafür, dass sowohl die Kunstsponsoring-Aktivitäten der Generali Gruppe Österreich als auch die Vermittlung der internationalen Sammlung der Generali Foundation langfristig sichergestellt sind. Ich freue mich sehr, dass die Generali Foundation mit dem Museum der Moderne Salzburg einen so kompetenten Partner unter der visionären Leitung von Dr. Sabine Breitwieser gefunden hat."
Die Museumsdirektorin Sabine Breitwieser: „Wir können mit einem Schlag Defizite der internationalen Kunst der 1960er-Jahre bis zur Gegenwart ausgleichen.“ (Die Presse 17.01) Und dieselbe: "Man müsse Museumsdirektoren wie Chris Dercon, dem Direktor der Londoner Tate Modern, einen Grund geben, nach Salzburg zu kommen." (Der Standrad, 17.01.)
Der Landeshauptmann von Salzburg, Wilfried Haslauer begründet den Nutzen, den das Land von der Vereinbarung habe so: Kunstwerke der Generali-Sammlung seien bei internationalen Leihgebern sehr gefragt: „Das bedeutet, dass wir im Gegenzug auch häufig Kunstwerke nach Salzburg holen könne, die wir ohne die Generali-Sammlung nur selten bekommen würden.“ (Die Presse 17.01) Sowie: "Mit der wegweisenden wie stringenten Sammlung Generali Foundation
am Museum der Moderne Salzburg wird das Land Salzburg ein noch stärkerer Anziehungspunkt für Kunstfreunde aus aller Welt". (Aussendung der Austria Presseagentur 17.1.)
Dr. Heinrich Schellhorn, Landesrat für Kultur in Salzburg (Die Grünen): "Die hochkarätige und international anerkannte Sammlung Generali Foundation erweitert das Potenzial des Museum der Moderne Salzburg um ein Vielfaches und bringt inhaltlich und qualitativ Neues. Das wird dem Museum, den Besucher_innen und allen Interessierten zugutekommen. Das Museum kann damit auch seinen Vermittlungs- und Bildungsauftrag verstärkt wahrnehmen. Als Landesrat für Kultur freue ich mich riesig über die Aufwertung des Museum der Moderne und bedanke mich bei der Generali Foundation und allen, die dies möglich gemacht haben." (Austria Presseagentur 17.1.)
Die Tageszeitung Die Presse vom Tag der Bekanntmachung der Vereinbarung nennt noch weitere Bewertungen, wie sie in der Pressekonferenz geäußert wurden: "Strategische Weichenstellung für Salzburg", "Meilenstein", "Aufwertung des Kulturlandes Salzburg", "Liebesheirat."
Ein Problem wird mit der Übersiedlung für das Land Salzburg größer. Das Museum der Moderne hat keine Depoträume. Andere Salzburger Museen benötigen ebenfalls dringend Depotflächen. Nun sei mit der Übersiedlung der Bedarf auf das etwa dreifache gestiegen. Deswegen habe man (Wilfried Haslauer) den schon vorbereiteten Plan Einers Depots auf dem Mönchsberg aufgegeben. Man suche eine verkehrsgünstige Immobilie auf der grünen Wiese und nennt Ende 2015 als Ziel des Einzugs der Sammlungen in das Depot. (Die Presse 17.01)
Wie?
Die Generali Foundation hat vor, ihr Haus im vierten Bezirk in Wien noch bis Ende 2015 bespielen. Keine Pläne hat sie, was mit den Räumen in Wien nach der Übersiedlung geschehen soll. Sowohl einige der Medien (nicht alle) und vor allem viele Postings in den diversen Zeitungen nennen den Umgang mit der Leiterin und dem Team der Generali Fundation irritierend und unverständlich, auch schädigend für den Ruf des Generali-Konzerns: "Auf APA-Nachfrage am Wiener Standort zeigte man sich zunächst überrascht und war seither für keinen Kommentar erreichbar." (Die Presse 17.01). Offenbar wurde die Leiterin der Generali Foundation, Sabine Folie, von der Auflösung der von ihr geleiteten Institution zugunsten einer Partnerschaft mit dem Museum der Moderne in Salzburg vom Generali-Vorstand vor der Pressekonferenz nicht informiert. „Das Haus und seine Mitarbeiter inklusive der Direktorin“ seien vor der Salzburger Pressekonferenz „nicht in Kenntnis gesetzt worden“, hieß es am Freitagnachmittag via ORFNews und Presseaussendung. Zu der "für 2015 angesetzten Umsiedlung der Sammlung der Generali Foundation sowie der Bibliotheks- und Archivbestände in das Museum der Moderne, kann die Generali Foundation keine Stellungnahme abgeben, da das Haus und seine Mitarbeiter_innen inklusive der Direktorin, Dr. Sabine Folie, bis heute zum Zeitpunkt der Pressekonferenz in Salzburg nicht über die Entscheidungen des Vorstandes in Kenntnis gesetzt worden sind." APA Aussendung, 17.1. Der Generali-Konzern hat für Montag, den 20.1. eine Information dazu angekündigt. Die Zukunft von Sabine Folie, der derzeitigen Direktorin, wird vom Präsidenten der Foundation als "noch unklar" bezeichnet. „Wir sind dafür bekannt, dass wir mit unseren Mitarbeitern sehr wertschätzend umgehen.“
Pressestimmen
"Gottfried Bechtold, der seine Werke in der Generali Foundation immer gut aufgehoben sah, hat absolut nichts gegen den Ortswechsel. Er traut aber vor allem der neuen MdM-Leiterin viel zu. Wer das Ringen um die Errichtung des Baus verfolgt und immer wieder einmal die attraktiven Ausstellungsräumlichkeiten besucht hat, der kann sich über eine Belebung der Kunsthallenlandschaft nur freuen. Mit dem Kunsthaus Bregenz, dem erwähnten MdM in Salzburg und dem Lentos in Linz wurden Fixpunkte geschaffen. Jetzt sollte nur noch das tolle Kunsthaus Graz etwas deutlicher hervortreten." Christa Dietrich, Vorarlberger Nachrichten, 18.01
"In Salzburg kann die Sammlung der Generali Foundation – für sich und die Stadt als Kunststandort - zum heutigen Zeitpunkt noch wesentlich mehr erreichen. Sie kann einen „luftleeren Raum“ (Sabine Breitwieser, Direktorin MdM) im Museum der Moderne füllen und die Standortvorteile eines bekannten Landesmuseums für sich nutzen. Schließlich sollte das finanzielle Engagement des Generali Konzerns von Anfang an auch der Imagepflege dienen." Ann Katrin Feßler unter dem Titel "Generalis schlauer Umzug" in: Der Standard, 17.1.
"Ein Deal, den man durchaus als Coup bezeichnen kann." Ann Katrin Fessler, Stefanie Ruep, "Kunstsammlung verlässt Wien", in: der Standard 17.01.
"Es ist ein bisschen so, als hätte im nach dem Finanzskandal von Budgetnöten geplagten Salzburg jemand ein Füllhorn ausgeschüttet: Die Generali Foundation überträgt ihre international beachtete Sammlung als Dauerleihgabe an das Salzburger Museum der Moderne". Claudia Lagler, Die Presse 17.01.
Kommentar
Ein Museum ist dann öffentlich, wenn es von der öffentlichen Hand (Staat, Land, Stadtgemeinde) erhalten und verwaltet wird, in einem gesellschaftlichen Interesse an egalitärem Zugang zu Bildung und an einem sozialen und zivilisierenden Raum, an dem die permanente Auseinandersetzung mit den Grundlagen und Grundfragen des gesellschaftlichen Zusammenlebens und Zusammenhalts stattfinden kann. Dazu ist die Öffentlichkeit des Museums zusätzlich noch bestimmt, nämlich als liberale - bürgerlich traut man sich angesichts dieses Vorganges (und anderer in manchem vergleichbarer) gar nicht zu sagen -, also allgemein zugängliche Sphäre des Diskurses, der Argumentation, der Willens- und Erfahrungsbildung. Materiell ist dazu die staatliche Finanzierung und das allgemeine Eigentum an den Sammlungen zwingend. Jede Partikularisierung, d.h. jede Privatheit steht im strikten Widerspruch zu den Aufgaben und zur Struktur des öffentlichen Museums.
Auch wenn man die Einzelheiten des Vertrages nicht beurteilen kann, der ja nicht oder noch nicht veröffentlicht wurde, so lassen einzelne deklarierte Vereinbarungen und die Sprachregelung der Initiatoren keinen Zweifel daran (auch wenn sie das selbst vielleicht nicht so sehen oder nicht sehen wollen), daß es sich um die Privatisierung eines öffentlichen Museums handelt. Nicht de jure, aber de facto.
Die Wendung des Vorstandes "wir spielen in Salzburg in der ersten Liga" drückt, wahrscheinlich unbeabsichtigt, das Selbstbewusstsein des Konzerns aus, die Entscheidungshoheit und Verfügungsgewalt zu haben. Der Konzern mag Mittel bereitstellen, aber diese fließen in eine Sammlung, die ihm gehört, aus der er expressis verbis Image beziehen will, und die u.U. nach der Laufzeit der Vereinbarung wieder an ihn zurückfallen kann, womöglich auch zur Veräußerung. Das ist bei einem öffentlichen Museum undenkbar. Die aus Steuermitteln gespeiste Infrastruktur kommt nun wesentlich dem Konzerninteresse zugute, Ausstellungen, Sammlungserweiterung, bauliche Investitionen wie die Errichtung des Depots, Medienarbeit und Marketing, - von allem dem profitiert der Konzern.
"Ein Deal, den man durchaus als Coup bezeichnen kann," nennt das eine Journalistin. Ja, ein Coup, auch deswegen, weil mit ihm die Leiterin der Foundation kalt abserviert wird, samt ihrem Team, weil die bisherige Arbeit des Museums abgewertet wird, von der Direktorin selbst, die vom "luftleeren Raum am Mönchsberg" spricht, so als hätten dort nicht namhafte Leiter und exzellente Kuratoren gearbeitet an Ausstellungen, von denen ich von eigenen Besuchen nur schöne und eindrucksvolle Erinnerungen mitgenommen habe. Ja, ein Coup also, ein "frech und kühn angelegtes Unternehmen", ein "Handstreich", so wie es der Duden übersetzt. Eine kalte Enteignung der Öffentlichkeit. Mit Unterstützung ihrer wichtigsten Vertreter, Landeshauptmann und Kulturlandesrat. Ein Coup, der in die Zeit passt, der aber deswegen nicht entschuldbarer oder relativierter würde.
Öffentliche Orte sind kostbare Gefäße. Es bedurfte nicht erst des in Ausmaß und Tragweite kaum abschätzbaren NSA-Skandals, um wieder einmal in Erinnerung zu rufen, wie sehr die Demokratie einer lebendigen, vitalen Öffentlichkeit bedarf und wie fragil und gefährdet sie ist. Deswegen muß man gegen jede Zumutung, auch diese, auftreten.
P.S.: Der Post gibt meinen Informationsstand vom Abend des 19.1. wieder.
Ein inzwischen am 20.1. verfasster zweiter Kommentar hier: http://museologien.blogspot.co.at/2014/01/ein-coup-ein-zweiter-kommentar-das.html
Ein dritter Kommentar vom 21.1.: http://museologien.blogspot.co.at/2014/01/ein-coup-eine-gravierende.html
Lümmeln im Museum
Donnerstag, 16. Januar 2014
Wien ist nicht New York
So in etwa könnte das dann aussehen |
Und so könnte man dann dort frühstücken |
Etwas vergnüglicheren Lesestoff bietet die taz-Korrespondentin Ophelia Abelere, die detailliert und mit Zitaten der New Yorker Presse angereichert über jenen Vorgang berichtet, den artin Fritz zum Vergleich mit Wien heranzieht. Museum schluckt Museum, das MOMA das wegen Verschuldung weichende American Folk Art Museum. In New York muß es noch eine weitaus reichere, vergnüglichere und respektlosere Museumskritik geben, als hierzulande. Der Gigant MOMA wächst und wächst aber so wirklich besser, sagen uns Frau Abeler und die New Yorker Kritiker, auch nicht. 80 Stockwerke hoch ist der Neubau, wird aber nur teilweise genutzt, um, sic!, nicht etwa konzeptuell begründet sich zu erweitern, sondern um die Besucher, von denen es derzeit im Verhältnis zum Bauvolumen zu viele gibt (Scherz!), unterzubringen. Von allen Nettigkeiten & Bösartigen, dies in der taz zu lesen gibt hier, nur eine: Jerry Saltz vom New York Magazine meint da, die Erweiterung sei dazu da, damit "Leute anderen Leuten dabei zugucken können, wie sie anderen Leuten beim Leuteangucken zugucken". (Ophelia Abeler: Sich einfach nur mal hinsetzen, in taz, 16.1.2014)
Dienstag, 14. Januar 2014
Aus der Reihe "Heroinen der Museumsgeschichte".... Martha Maxwell
Martha Maxwell mit Flinte (oben) und im von ihr geschaffenen Rocky Mountain-Museum, Boulder, Colorado. 1875 |
Das "ur"-älteste Museum der Welt und die erste Objektbeschriftung
1924 hat ein englischer Archäologe im babylonischen Ur, einer Nekropole im Gebiet des heutigen Irak, gegraben. Eine seiner Funde, auf etwa 530 v.Chr. datiert, die als sorgfältig zusammengestellte Objekte beschrieben werden, zirkulieren als ältestes Museum der Welt. Einerseits weil aus der Fundsituation auf eine überlegte Zusammenstellung von Objekten einer Sammlung geschlossen wird, andrerseits weils sich (Abb.) Texte fanden, die man als den Objekten zugeordnete "Erläuterungen" interpretiert. Flugs bringt man auch eine Person mit dem Fund in Zusammenhang, die gewissermaßen die "Autorin" dieses Arrangements sein soll, die Prinzessin Ennigaldi-Nanna, Tochter des letzten Königs von Neu-Babylon Nabonidus. Da hätten wir also auch die erste Museumskuratorin der Welt.
Ein Hoax? Vermutlich nicht. Eher eine populärwissenschaftliche Überinterpretation, die aus den Funden "the first museum known to historians dating to circa 530 BCE" macht.
Wie auch immer - mein Fund kommt als Prachtexemplar in meine Sammlung "Erste Museen"....!
Sonntag, 12. Januar 2014
Verlustanzeige (Objet trouvée)
Samstag, 11. Januar 2014
Erholung vorm Museum (Entrée 110)
Montag, 6. Januar 2014
Bitte nicht! (Museumsphysiognomien)
Das klassische Museumstabu, die Dinge nicht zu berühren, durch praktische Gebrauchsaskese an ihrem ewigen Leben mitzuweben, ist nicht so selbstverständlich jedem Besucher eingebildet, als das es nicht notewendig wäre, es mit Hilfe einer entsprechenden Beschriftung zu erinnern und zu erneuern. Zumal dann, wenn ein Objekt geradezu dazu einlädt, es in Gebrauch zu nehmen.
So scheinen dieser Sessel und dieses Textblatt trivial. So etwas gibt es in vielen Museen. Aber die scheinbar unauffällige Geste, ist doch auch noch etwas anderes als nur ein bekräftigtes Gebot, sich gefälligst auf den Augensinn zu beschränken.
Diese Geste trennt das Museum vom Nicht-Museum. Denn woher soll ein Besucher wissen, daß er vor einem Sessel steht, auf den auszuruhen er eingeladen ist oder der, wie hier im Freud-Museum, zum Interieur einer Wohnung einer "historischen Person" gehört, deren Andenken wir in der Betrachtung von Resten würdigen?
Der kleine Unterschied von Museum und Nicht-Museum ist in aller Regel keinem der Dinge zu entnehmen, die im Museumsraum exponiert werden. Wir trennen beim Museumsbesuch rasch und unbewusst auf Grund von Alltagserfahrung den Feuermelder, die Sicherheitskordel, die transparente Vitrine, den Beleuchtungskörper, die Objektbeschriftung und vieles andere mehr von den "eigentlichen" Exponaten.
Sie alle werden durch eine vorgängige Entscheidung, durch ein Positionieren, ein Stellen und Zeigen und ein Rahmen zu dem, was wir "Museum" nennen. Sie selbst bleiben sich gleich, egeal ob wir sie nur symbolisch besitzen (als Eigentümer staatlichen Sammlungsgutes, wenn auch abstrakt und abgeleitet von der Idee des gemeinsamen kulturellen Erbes) oder real besetzen. Davor sei der beschriftete Zettel vor! Auf den setzt man sich, eingedenk höflicher Umgangsformen und bürgerlicher Sittsamkeit eher noch weniger, als auf den Stuhl selbst.
Bitte nicht! heißt also: hier ist Museum!
Sonntag, 5. Januar 2014
Dark tourism in Rumänien
Rumänien, eins der ärmsten und politisch hoffnungslosest erscheinenden Länder Europas, scheint eine neue Form des Tourismus erfunden zu haben und aus seiner Not eine Tugend machen zu wollen. Die rabenschwarzen Seiten seiner Geschichte vernetzt man in einem touristischen Besichtungspfad zu einer Tour der Schrecken, die, in bewährter musealisierende Manier, zur konsumierbaren Gruseligkeit herabgemildert werden. Die traumatischen Erfahrungen einer Nation, von ih selbst kaum aufgearbeitet, sollen zu Touristenattraktionen werden.
Der "Standortvorteil", den speziell Rumänien hat, wird sofort klar, wenn man die Vermarktung gleichsam zeitlich rahmenden Schlüsselpersonen nennt: Vlad Tepec, den (angeblichen) Vampir und Ceaucescu, den Diktator.
Beide, Vlad Tepec, der "Pfähler" und Vorbild für Bram Stokers Dracula und der barbarische Staatschef lassen sich in der Provinzstadt Targoviste, etwa 80 Kilometer von Bukarest entfernt liegend, lokalisieren. Hier stehen die Reste von Tepec Schloss (allerdings ist das nur ein Ort, der mit mehren anderen um Authentizität konkurriert) und die Kaserne, in der dem Ehepaar Ceaucescu der Prozess gemacht und wo sie erschossen wurden.
Eilig und oberflächlich wurden die Räume der Kaserne für Besichtigungen hergerichtet, als "Expozitia 25 Decembrie 1989", in denen Nicola und Elena Ceaucescu ihre letzten Stunden vor ihrer Hinrichtung verbrachten und der Hof, wo die Erschießung stattfand, in einer Provinzkaserne in Targoviste, wo man die Einschusslöcher zu sehen bekommt, die allerdings ein Zeuge der Ereignisse als nachträglich angebracht bezeichnet.
Zur "roten Rundfahrt" gehört Ceaucescus Geburtshaus, sein aberwitziger Regierungspalast in Bukarest, der Sitz der Kommunistischen Partei.
Verbunden können zwischen diesen beiden Personifikationen des schieren Entsetzens die diversen martyrologischen Plätze, die von Verbrechen, Terror, Folter, Mord kontaminiert sind.
"Die Hoffnung der Tourismusministerin, dass der circuitul rosu Besucher aus Westeuropa, den USA und China nach Rumänien lockt, dürfte im Trend zum dark tourism begründet liegen. Fachleute verstehen darunter eine Reiseform, bei der Voyeurismus, Nervenkitzel, Faszination des Schreckens, aber auch die persönliche Auseinandersetzung mit Leiden und Tod eine Rolle spielen. Zu den Zielen zählen Schlachtfelder, Genozid-Museen und Konzentrationslager genauso wie Tschernobyl oder das London Dunkeln." (1)
Für Devisen die schwarze Seite deer Landesgeschichte an die Touristen zu bringen ist das Ziel der rumänischen Tourismusministerin Elena Udrea: "Western tourists are very interested in Ceausescu's history, provided we can sell it properly," Elena Udrea. Trauma wird Sehenswürdigkeit.
(1) Burkhard Strassmann: Der letzte Weg des Karpatengenies, in: DIE ZEIT 14.11.2013 Nr.47 (online)
Samstag, 4. Januar 2014
Die (Museums)Verhältnisse zum Tanzen gebracht
Freitag, 3. Januar 2014
Wie viel darf ich essen?
Ehedem vorbildliche Museumsdidaktik im Deutschen Museum in München... (Siehe auch den folgenden Post)
Die Sache mit dem definierten Kammervolumen. Oder: Geht es aufwärts mitder Museumsvermittlung?
Gerhard Matzig fühlt sich verhöhnt. Er, Journalist und Ingenieur, bekommt im Deutschen Museum in München Informationen, die er nicht versteht. "Zwei achteckige Drehkolben werden vom einströmenden Gas beaufschlagt und drehen sich in einem Gehäuse, mit dem zusammen sie ein definiertes Kammervolumen bilden." Allerdings ist er durch einen anderen Text vorgewarnt worden: "Zum Verständnis der in der Übersichtstafel dargestellten Prozesse ist ein Grundwissen über die Rohölverarbeitung erforderlich."
Was er offenbar nicht weiß ist, daß das deutsche Museum schon seit langem eine eigene kleine Abteilung führt, die sich mit Texten beschäftigt. Man könnte deshalb vermuten, der erste Text sei vom Fachkurator, der zweite von den Textexpertinnen.
In der Glyptothek findet Matzig nur Spurenelemente an Information, "Saal des Fauns ist auf einem Schild zu lesen - und das hätte man sich beinahe auch selbst gedacht, angesichts eines Saals, in dem sich ein Faun befindet."
Der um Hilfe gebetene Herr Wenrich von der Bayerischen Museumsakademie nimmt ihn in die FC Bayern-Erlebniszentrum mit, die mit Medien, Lautstärke, Abwechslung und Interaktion beeindruckt.
Aber ist ein Erlebniszentrum ein Museum fragt sich Matzig bange? So wird er dann glücklich erst im - neuen - Ägyptischen Museum in München. Obwohl einem als Leser nicht ganz so klar wird, warum eigentlich. Weil es hier "keine Replik, kein Plastik, kein Disneyland" gibt?
Die Direktorin ("wir sind Dienstleister") wird als "Pionierin der Museumspädagogik" (2014 - sind das noch Pionierzeiten?) vorgestellt und Museumspädagogik ist hier, in diesem Text der süddeutschen Zeitung vom 2.1.2014, eine Überredungskunst, mit deren Hilfe es gelingt, etwas schwer Genießbares bekömmlich zu halten: "Es ist eigentlich wie im Unterricht", sagt Herr Wenrich, von der Bayerischen Museumsakademie, "den muß man auch spannend gestalten, um als Erfolg als Lehrer zu haben."
Donnerstag, 2. Januar 2014
Museumsszene
Museum Moderner Kunst Wien. 2.1.2014
Elf Stunden Dienst verrichtet eine Aufseherin. Stehend. Setzen darf sie sich nur, wenn niemand im Raum ist.
Mittwoch, 1. Januar 2014
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