Sonntag, 23. Mai 2021

Exzellent (Texte im Museum 986)

 

Heeresgeschichtliches Museum Wien. Foyer. Mai 2021. Foto GF

Glücksversprechen

 

Wien, im Mai 2021

Der ungewöhnliche Museumsbesuch

Dynamo Dresden ist aufgestiegen und besucht die Madonna in der Dresdner Gemäldegalerie 

 

Sicher sitzen (Texte im Museum 985)

Volkskundemuseum Wien, 2021. Foto GF

Jesus geht (Texte im Museum 984)

 

Gesehen in der Ausstellung „Die Küsten Österreichs“. 2021. Fot GF

Montag, 17. Mai 2021

Veranstaltung "Heeresgeschichtliches Museum neu?" – Chancen einer angesagten Reform

"Heeresgeschichtliches Museum neu?" – Chancen einer angesagten Reform

Do, 20.05. bis Fr, 21.05.2021

Tagung | Diskussionen, Lesungen, Videopräsentation
 

Die Veranstaltungen können über den Live Stream auf unserer Homepage mitverfolgt werden.
 

Im Jänner 2020 wurden bei der Tagung #hgmneudenken Probleme, Defizite und Potenziale des Heeresgeschichtlichen Museums (HGM) in Wien diskutiert. In Medienberichten, parlamentarischen Anfragen und in einem Rechnungshofbericht wurde deutlich Kritik formuliert. »Nicht mehr zeitgemäß und insgesamt unzureichend«, lautete auch das Urteil einer vom zuständigen Verteidigungsministerium eingesetzten Expert/inn/enkommission. Bundesministerin Klaudia Tanner kündigte eine Reform an. 
Infos zum aktuellen Stand: www.textfeldsuedost.com/hgm-neudenken/
 

Im Rahmen dieser Tagung widmen sich Fachpersonen aus unterschiedlichen Disziplinen grundlegenden Fragen, u. a.: Was soll das HGM leisten? Warum soll das Verteidigungsministerium die historische Vermittlung von Kriegen gestalten, tragen und finanzieren? Was sind die organisatorischen und inhaltlichen Eckpfeiler der angekündigten Reform? Diskutiert wird u. a. ein dringend notwendiger "Leitbildprozess" für die Neukonzeption des Museums.
 

Erstmals tritt auch das Literaturkonsortium – Fokusgruppe Heeresgeschichtliches Museum Wien (A30/Militär- und Literaturgeschichte Österreichs) in Aktion – es hat die Aufgabe, eine Literaturgeschichte des österreichischen Militärs zu erstellen und die beeindruckende Streitkraft der österreichischen Literatur unter Beweis zu stellen.
 

Konzept & Organisation: Elena Messner (Literaturwissenschaftlerin, Institut für Slawistik, Universität Klagenfurt) & Peter Pirker (Historiker, Institut für Zeitgeschichte, Universität Innsbruck)
 

PROGRAMM 

Do, 20.05.2021


16.00 Uhr: BEGRÜßUNG
16.30 – 18.00 Uhr: PANEL I
DAS HGM – EIN MILITÄRMUSEUM DES 21. JAHRHUNDERTS?
Es diskutieren: Gottfried Fliedl, Judith Götz, Georg Blaha, Mario Keller, Georg Spitaler, Nora Sternfeld, Dirk Rupnow Moderation: Peter Pirker
18.00 – 18.15 Uhr: MAROKKANERTURM UND RUHMESHALLE. EIN MANÖVER AUS DER PROVINZ
Videofilm von Matthias Breit
19.00 – 19.10 Uhr: DER RECHNUNGSHOFBERICHT ZUM HGM. EINE ANALYSE von Sebastian Reinfeldt
19.10 – 20.30 Uhr: LITERATURKONSORTIUM HGM: DIE STREITKRAFT DER ÖSTERREICHISCHEN LITERATUR
Es lesen und diskutieren: Maria Hofstätter, Stefan Maurer, Peter Pirker, Elena Messner
Projektionen und Kunstbeiträge von: Nils Olger, Lichtenstein & Mario nette, Anonym, Adolf Frankl
 

Fr, 21.05.2021 
17.00 - 18.30 Uhr: PANEL II: "NICHT MEHR ZEITGEMÄß UND INSGESAMT UNZUREICHEND" – WAS KOMMT NACH DER AUSSTELLUNG "REPUBLIK UND DIKTATUR"?
Statement: Michael Baier
Es diskutieren: Heidemarie Uhl, Niko Wahl, Eva Blimlinger, Tim Corbett, Andrea Brait
Moderation: Anna Goldenberg
19.15 - 20.45 Uhr: PANEL III: "EIN LEITBILDPROZESS FÜR DAS HGM?" CHANCEN EINER ANGESAGTEN REFORM
Es diskutieren: Wolfgang Muchitsch, Dieter-Anton Binder, Felicitas Heimann-Jelinek, Peter Melichar, Werner Wintersteiner, Renate Höllwart, Martin Fritz
Moderation: Linda Erker
 

Montag, 10. Mai 2021

In the Gallery

 


Heeresgeschichtliches Museum: Noch eine Kommission, noch ein Bericht

Und noch eine Kommission!
Eine zum Museumsshop.
Zur Erinnerung: Zu den allerersten Vorwürfen, die an das Heeresgeschichtliche Museum gerichtet waren, gehörten (in einem Blog veröffentlicht) die gegen Literatur, Modelle und Spielzeuge gerichteten. Das sei eine äußerst einseitige, rechtslastige, vor allem die NS-Zeit verfälschende Auswahl.
Das Ergebnis der Kommission beeilt man sich unter anderem mit der Wendung "nichts Rechtsradikales gefunden" zusammenzufassen, was vom eigentlichen Problem ablenkt und nach Entlassung klingen soll. Wenn es Bücher aus rechtsradikalen Verlagen gibt, was soll dann diese "Entlastung"? Die vom HGM veröffentlichten Schriften hat man inhaltlich nicht geprüft. Wäre nicht gerade das interessant gewesen?

Aber die Kommission empfiehlt, einiges aus dem Shop zu entfernen und etwa dem Holocaust und den Verbrechen der Wehrmacht Gewicht zu verleihen.

Es ist ja schon ziemlich einzigartig, daß es einer Kommission bedarf, die ein Shop-Angebot evaluiert.

Interessant ist das, was da in der Pressekonferenz der Ministerin so alles nebenbei gesagt wird. Man werde, so Ministerin Tanner, ein neues Gesamtkonzept erarbeitet. Dann erst werde der Direktionsposten neu ausgeschrieben. Den hat noch immer Christian Ortner inne, obwohl sein Vertrag ausgelaufen ist. Und: Das Heeresgeschichtliche Museum soll einen ständigen wissenschaftlichen Beirat erhalten. Aber wann? Und wird er bereits beim Gesamtkonzept beraten - oder es gar selber ausarbeiten?

Der Standard berichtet (hier) und der ORF (hier)
 

Den Bericht zur Evaluation des Shops gibt es hier


 

 

Sonntag, 9. Mai 2021

Anmerkungen zur Ausstellung des Haus der Geschichte Österreich „Nicht mehr verschüttet“

 Information 1

Im Frühjahr 2018 wurde im Zuge der geplanten Erweiterung der Schulen des jüdischen Vereins Machsike Hadass im zweiten Wiener Gemeindebezirk ein mit Schutt verfüllter Raum entdeckt. Im Abraum wurden Überbleibsel entdeckt, hunderte Objekte, die sowohl aus dem einstigen Schulbetrieb stammten als auch aus dem einstigen Jüdischen Museum, das zu diesem Zeitpunkt dort seinen Standort hatte.

Das Haus der Geschichte Österreich zeigte diese Funde bis 6.April 2021 in einer Ausstellung unter dem Titel „Nicht mehr verschüttet“.

Die Talmud-Thora-Schule in der Malzgasse wurde im letzten Drittel des 19.Jahrhunderts eingerichtet, 1906 kam eine Synagoge dazu und 1913 übersiedelte das Wiener Jüdische Museum, das 1895 als erstes seiner Art weltweit eröffnet worden war, hierher.
In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 wurden Schule und Synagoge zerstört. Der nun vorgefundene Zustand geht auf die Zerstörungen dieser Nacht zurück.

Das Haus der Geschichte zeigt, unter Verantwortung der Kuratorin Birgit Johler, Fundstück aus der Malzgasse auf einem Tableau vor den Türen in der Neuen Burg, die zu jenem Altan führen, von dem Adolf Hitler 1938 zu einer auf dem Heldenplatz versammelten Menge sprach.

Die Nutzung des umgangssprachlich als „Hitler-Balkon“ bezeichneten Altan im Kontext des Geschichtsmuseums war schon im Zug der Museumsplanung unklar und als das Museum dann eingerichtet und eröffnet war, lobte das Haus der Geschichte einen Ideenwettbewerb aus. Das Arrangement der Fundsachen kann mithin als erster Versuch des Museums gelesen werden, diesen besonderen lieu de mémoire zu kontextualisieren. Die räumliche Konfrontation der Objekte mit dem Balkon rückt die Funde in einen expliziten Zusammenhang mit dem Nationalsozialismus und seine antisemitische Politik.

Die Bedeutung des Fundes liegt vor allem im überraschenden Auftauchen von Objekten aus dem einstigen Jüdischen Museum, das in der NS-Zeit beraubt wurde und das nach 1945 nur einen Bruchteil seiner Sammlung rekonstruieren konnte. Es wurden aber auch Teile der Ausstattung der Synagoge gefunden und Reste, die aus dem Alltagsbetrieb der Schule stammen.

Das Haus der Geschichte Österreich schreibt zu der Vorgeschichte und den Motiven seiner Ausstellung unter anderem auf seiner Webseite: “80 Jahre nach der Zerstörung dieses jüdischen Ortes ist durch das Auffinden der Räume und Gegenstände die Geschichte der Malzgasse 16 nun nicht mehr verschüttet. Die Funde wurden professionell gereinigt, zu einzelnen Objekten konnte bereits geforscht werden, viele Fragen bleiben bis auf weiteres offen: Weshalb wurden die Objekte, Bücher und Gebrauchsgegenstände mitverschüttet? Was verbirgt sich hinter der Ascheschicht? Der Schulverein und das Haus der Geschichte Österreich laden ein, in diesem Stadium des Projekts die Malzgasse 16 als einen vielschichtigen Ort jüdisch-österreichischer Geschichte, seine Gegenwart und auch seine Ideen für die Zukunft kennenzulernen.“


Information 2

So wie ich die Geschichte eben erzählt habe, scheint sie stimmig und rund. Ein überraschender Fund wird geborgen, konserviert, erforscht und ausgestellt.

Es gibt aber eine zweite Geschichte, die hinter der ersten liegt und die bislang öffentlich noch nicht erzählt wurde. Sie beginnt mit der naheliegender Frage: Warum hat das Haus der Geschichte eine Ausstellung mit den Funden ausgerichtet und nicht das Jüdische Museum der Stadt Wien?

Es ging doch um Reste der Sammlung des ersten Jüdischen Museums das sich doch für den Fund unbedingt verantwortlich fühlen und interessiert sein müsste. Nun, die entdeckten Dinge wurden dem Museum angeboten, und zwar nicht von den für die Entdeckung und Bergung Verantwortlichen selbst, sondern von der Kuratorin des HdGÖ, Birgit Johler.

Die Direktorin des JMW lehnte die Annahme der Objekte ab. Und das HdGÖ beschloss daraufhin, selbst eine Ausstellung zu machen.

Das ist die eine Merkwürdigkeit. Die andere die: Das Haus der Geschichte Österreich nahmen keinen Kontakt auf mit den besten Kennern der Materie und der Geschichte und Sammlung des ersten jüdischen Museums, Bernhard Purin, heute Direktor des Jüdischen Museums München und Felicitas Heimann-Jelinek, ehemalige Chefkuratorin des JMW,.

Beide hatten einschlägige Forschungsarbeiten geleistet und gelten als die besten Kenner der Sammlung und Sammlungsgeschichte. Sie hätten Fundobjekte schon allein mit Hilfe von Fotos und erst recht als Originale sofort und ohne jede Recherche identifizieren können.

Warum haben die Leiterin des HdGÖ, Monika Sommer und auch nicht die Kuratorin Birgit Johler (sie ist inzwischen Kuratorin am Volkskundemuseum des Joanneum in Graz) Kontakt mit den beiden Experten aufgenommen? Felicitas Heimann-Jelinek und Bernhard Purin, erstaunt über die Vorgänge, haben ihrerseits Kontakt mit den Museen und ihren Leiterinnen aufgenommen. Die entsprechenden an das HdGÖ adressierten Mails blieben z.T. vage oder gar nicht beantwortet.

Wenn das HdGÖ auf seiner Webseite schreibt, „zu einzelnen Objekten konnte bereits geforscht werden“ muß man das so verstehen, daß es sich um Forschungen des HdGÖ selbst handelt und daß es mithin selbst ausreichende Expertise für sich beansprucht.

Kommentar

Warum wurde vorhandene, hilfreiche Expertise nicht gesucht und nicht angenommen?

Das Museum ist unter fragwürdigen politischen Bedingungen gegründet worden, es hatte alles andere als einen guten Start und es leidet sowohl unter der komplexen Organisationsstruktur wie auch an nicht ausreichenden Ressourcen und ebenso am Mangel an politischer Unterstützung. Das Museum arbeitet schon lange so gut wie ohne Zukunftsperspektive. Wollte das Museum also schnell und von niemanden abgelenkt rasch etwas für seine Reputation bewerkstelligen?

Kritikwürdig ist aber vor allem der erklärungsbedürftige Umgang mit vorhandenem Wissen und Forschungsressourcen. Die, wie Bernhard Purin schreibt, nicht ohne Folgen gewesen sein muß.

Bernhard Purin: “Besonders ärgerlich sind die Beschreibungstexte zu den einzelnen Objekten, die einerseits von großer Unkenntnis, andererseits vom untauglichen Versuch, banale Alltagsobjekte zu ‚judaisieren‘ geprägt sind: Da gibt es eklatante Fehlzuschreibungen, wenn etwa bei Zugketten von WC-Spülkästen über die Möglichkeit, es könnte sich um Ketten von Tora-Schilder handeln, spekuliert wird. Ein völlig verrosteter Henkelbecher soll ein ‚Ritualbecher‘ (für welches Ritual auch immer) sein und Säulenprofile von Gründerzeitmöbeln werden zu Mesusot, den Kapseln für den Türsegen an jüdischen Häusern, erhoben. Bei sammlungsgeschichtlich spannenden Funden wird deren Bedeutung nicht erkannt. Einige Scherben, die schlicht mit ‚Teile eines Keramiktellers für das Pessach-Fest‘ bezeichnet wurden, sind die traurigen Reste einer Trouvaile des Jüdischen Museums in der Malzgasse, eines Majolika-Seder-Tellers, der damals in das 17. Jahrhundert datiert wurde. Eine illustrierende Fotografie zum Bereichstext über die Geschichte des Jüdischen Museums hätte das bei genauer Prüfung erkennen lassen: Jakob Bronner, langjähriger Direktor des Museums bis 1938, ließ sich neben ihm porträtieren. Solche Beispiele ließen sich weiter fortführen. So gesehen ist die Schau auch ein unverantwortlicher Rückschlag im Bemühen, sich ernsthaft und verantwortungsvoll den Sachzeugnissen jüdischer Geschichte und Kultur vor 1938 zuzuwenden und lässt mich mit den Gefühlen von Empörung und Traurigkeit zurück."







Freitag, 16. April 2021

o.T.

 


Was kommt. Kommt da was?

 Diversität - da wollte auch das Moma dabei sein. Vor zwei Jahren hat es seine Dauerausstellung so umgebaut, dass jetzt neben der Kunst der alten weißen Männer - Picasso, Monet oder Rauschenberg - auch Kunst von Frauen und nicht weißen Künstlern hängt. Das reicht aber nicht, mussten die Herren des Moma gerade erschreckt feststellen: Man will auch ihnen an den Kragen, berichtet ein amüsierter Peter Richter in der SZ. Viel Wind macht dabei eine Gruppe, die gerade mal 50 Leute für eine Demo auf die Beine brachte: "Andererseits hatten diese 50 aber unmissverständliche Botschaften: 'Dieser Ort hier repräsentiert Kolonialismus, weiße Vorherrschaft und den Grund, warum unsere Vorfahren sterben mussten.' Denn zuvor wurde mit einer rituellen Wasserausgießung der Lenape gedacht, die einst da zu Hause waren, wo jetzt Midtown Manhattan ist. Das Ganze war der Auftakt einer auf zehn Wochen angelegten Protestkampagne von einer 'Koalition von Aktivisten' unter dem Namen 'Anti-National Anti-Imperialist Feelings (IIAAF)'. Das mag in vielen Ohren zwar klingen wie eine Parodie, aber sie meinen es ganz offensichtlich sehr, sehr ernst, wenn sie jetzt schon über die Zeit 'Post-MoMA' nachdenken." (Fundsache aus dem Perlentaucher 16.4.2012)

Freitag, 9. April 2021

Ex cathedra. Ein Direktor spricht. Mit sich selbst

Das Video, das ich hier gerne gezeigt hätte, ist zu umfangreich, als daß das technisch möglich wäre. Zwanzig Minuten, das überfordert mein Blog-Programm. Schade. Aber unter diesem Link findet man das Interview.


Klaus Albrecht Schröder, Leiter der Albertina in Wien, interviewt sich selbst. Ich finde diesen Auftritt bemerkenswert. Er gibt tiefe Einblicke in die Gedankenwelt eines neoliberalen Museumsmanagers und hat hohe symptomatische Qualität in Hinblick auf die Person und auf den Zustand der österreichischen Museumsdebatte.

Außerdem erfährt man hier, was ein Fremdenei ist.

Viel Vergnügen!