Mittwoch, 26. März 2014
Dienstag, 25. März 2014
"Zwei Rettungsaktionen" Karlheinz Essl im Wortlaut
„Meine Frau und ich sind bereit, die gesamte Sammlung der Republik
zu übergeben, wenn wir damit bauMax und somit rd. 4.000 Arbeitsplätze
allein in Österreich retten können. Wir haben über fünf Jahrzehnte diese
Sammlung mit viel Herzblut aufgebaut. Heute wird die Sammlung Essl
national und international als ein Musterbeispiel privater Initiative
zur Darstellung, Erhaltung und Vermittlung von zeitgenössischer Kunst
wahrgenommen. Nun sind wir an einem dramatischen Wendepunkt angelangt.
Es geht nicht nur um die Kunstsammlung, deren Zerschlagung zu einem
unwiederbringlichen Wertverlust in der österreichischen Kulturlandschaft
führen würde, es geht um rd. 4.000 Arbeitsplätze, davon 160 Menschen
mit Behinderung, allein in Österreich. Ich möchte daher die gesamte
Kunstsammlung der Republik Österreich anbieten und damit zwei
Rettungsaktionen einleiten: Zum einen könnte mit dem Erlös der
Kunstsammlung und der Mithilfe der österreichischen Banken, bauMax in
Österreich und in wesentlichen Ländern saniert und erhalten werden. Zum
anderen muss es gelingen, die wichtigste Sammlung österreichischer
Gegenwartskunst seit 1945 für unser Land und seine Menschen, für alle
Zeiten zu erhalten. Mit etwas gutem Willen ist das sicher auch möglich.“
To big to fail? Die Sammlung Essl als "Sanierungsfall"?
Inzwischen sind alle Zeitungen voll mit Berichten und Kommentaren zum Angebot an den Staat die Sammlung des Ehepaares Essl zu kaufen. Die Berichte sind ambivalent, die Bedeutung der Sammlung steht meist außer Frage, aber die staatliche Intervention wird angesichts des anderen Museen strikt verordneten Sparkurses sehr skeptisch beurteilt.
Thomas Trenkler stellt im Standard die Bedeutung der Sammlung in Frage, hier ginge es im Unterschied zu den Sammlungen Ludwig und Leopold um Werke und Künstler, die ohnehin in anderen Museen vertreten seien.
An der überhitzten Argumentation Essls und seines Beraters läßt sich ablesen, wie verzweifelt die Situation sein muß. Hier wird einerseits mit der Sammlung als "nationalem Kulturgut" argumentiert, das unwiderbringlich verlorengehen zu drohe und mit dem auch Künstlerexistenzen gefährdenden Zusammenbruch des Kunstmarktes, der dann drohe, wenn die Sammlung aus der Konkursmasse heraus versteigert oder verkauft würde.
Andrerseits wird der staatliche Ankauf als Rettung der Firma "baumax" lanciert und als Erhaltung von 4000 Arbeitsplätzen. Ein Kunstankauf als Firmenrettung? Abgesehen davon, daß es angesichts exorbitanter Verschuldung der Baumarktkette nicht ganz nachvollziehbar ist, wieso der Verkauf der Sammlung die Sanierung sichern soll, warum sollte der Staat ausgerechnet bei diesem Konzern und nicht in anderen Fällen (auch) einspringen?
Das "to big to fail" soll der Argumentation von Essl zufolge, vor allem für die Sammlung gelten. Aber er hätte gerne eine Lösung, bei der das Museumsgebäude im Besitz der Familie bleibt und er das Haus weiter leitet. Nur: der Staat müsste zukünftig auch für den Betrieb des Museums, für Personalkosten - auch für Ankäufe? - aufkommen. Wie beim Leopold-Museum gäbe es dann ein staatlich alimentiertes Privatmuseum. Das ist dann doch schwer vorstellbar.
Thomas Trenkler stellt im Standard die Bedeutung der Sammlung in Frage, hier ginge es im Unterschied zu den Sammlungen Ludwig und Leopold um Werke und Künstler, die ohnehin in anderen Museen vertreten seien.
An der überhitzten Argumentation Essls und seines Beraters läßt sich ablesen, wie verzweifelt die Situation sein muß. Hier wird einerseits mit der Sammlung als "nationalem Kulturgut" argumentiert, das unwiderbringlich verlorengehen zu drohe und mit dem auch Künstlerexistenzen gefährdenden Zusammenbruch des Kunstmarktes, der dann drohe, wenn die Sammlung aus der Konkursmasse heraus versteigert oder verkauft würde.
Andrerseits wird der staatliche Ankauf als Rettung der Firma "baumax" lanciert und als Erhaltung von 4000 Arbeitsplätzen. Ein Kunstankauf als Firmenrettung? Abgesehen davon, daß es angesichts exorbitanter Verschuldung der Baumarktkette nicht ganz nachvollziehbar ist, wieso der Verkauf der Sammlung die Sanierung sichern soll, warum sollte der Staat ausgerechnet bei diesem Konzern und nicht in anderen Fällen (auch) einspringen?
Das "to big to fail" soll der Argumentation von Essl zufolge, vor allem für die Sammlung gelten. Aber er hätte gerne eine Lösung, bei der das Museumsgebäude im Besitz der Familie bleibt und er das Haus weiter leitet. Nur: der Staat müsste zukünftig auch für den Betrieb des Museums, für Personalkosten - auch für Ankäufe? - aufkommen. Wie beim Leopold-Museum gäbe es dann ein staatlich alimentiertes Privatmuseum. Das ist dann doch schwer vorstellbar.
Montag, 24. März 2014
Alarmierende Vorgänge um die Sammlung Essl
Karlheinz und Agnes Essl haben die Baumarktkette "baumax" gegründet und einen Teil des Gewinns in ihre Sammeltätigkeit investiert. Daraus entstand eine veritable Sammlung moderner Kunst mit österreichischem Schwerpunkt und schließlich ein Museum in der Nähe der klosterneuburger Konzernzentrale.
Seit einigen Jahren kämpft die Baumarktkette mit Schwierigkeiten, ob die Sanierung angesichts stark wachsender Verschuldung möglich ist, scheint fraglich und der Grund, daß die Essls mit dem zuständigen Bundesminister in Gespräche über den Ankauf der Sammlung durch die Republik eingetreten sind.
Zwar wurde die Sammlung und das Museum als Stiftung aus dem Konzern herausgelöst, aber noch würde im Fall einer Insolvenz auch die Sammlung in die Insolvenz hineingezogen werden.
Es soll freundliche Signale von der Politik geben, aber der Widerspruch, in den sie gerät, ist eklatant. Angesichts der srikten Aufrechterhaltung der Deckelung der Budgets der sogenannten ausgegliederten kulturellen Einrichtungen des Bundes, wäre der Ankauf einer Kunstsammlung um kolportierte 86 Millionen eine schwer der Öffentlichkeit vermittelbare Intervention. Das nahezu insolvente Burgtheater, dessen Direktor fristlos entlassen wurde, benötigt angeblich 8 Millione Euro. Das mehr als zehnfache wäre nötig um die Sammlung Essl anzukaufen.
Was wäre die Alternative? Soll eine so lange aufgebaute und gepflegte Sammlung einfach untergehen?
Ich weiß es nicht, ich weiß nur, daß ich das Museum sehr schätze und viele Austellungen besucht habe und so lange es das Museum geht ein "guter Kunde" sein werde. Und das Sammlerehepaar hat für mich ein deutlich anderes Ethos verkörpert, als so mancher andere Privatsammler, der nun als Referenzbeispiel herhält. Es ist den Essls nicht zu wünschen, daß ihr Lebenswerk doppelt zugrundegeht - wirtschaftlich und sammlungspolitisch. Und ich wünsche mir ganz egoistisch einen wunderbaren Ausgang der Angelegenheit - ohne freilich zu wissen, wie das gehen könnte.
Seit einigen Jahren kämpft die Baumarktkette mit Schwierigkeiten, ob die Sanierung angesichts stark wachsender Verschuldung möglich ist, scheint fraglich und der Grund, daß die Essls mit dem zuständigen Bundesminister in Gespräche über den Ankauf der Sammlung durch die Republik eingetreten sind.
Zwar wurde die Sammlung und das Museum als Stiftung aus dem Konzern herausgelöst, aber noch würde im Fall einer Insolvenz auch die Sammlung in die Insolvenz hineingezogen werden.
Es soll freundliche Signale von der Politik geben, aber der Widerspruch, in den sie gerät, ist eklatant. Angesichts der srikten Aufrechterhaltung der Deckelung der Budgets der sogenannten ausgegliederten kulturellen Einrichtungen des Bundes, wäre der Ankauf einer Kunstsammlung um kolportierte 86 Millionen eine schwer der Öffentlichkeit vermittelbare Intervention. Das nahezu insolvente Burgtheater, dessen Direktor fristlos entlassen wurde, benötigt angeblich 8 Millione Euro. Das mehr als zehnfache wäre nötig um die Sammlung Essl anzukaufen.
Was wäre die Alternative? Soll eine so lange aufgebaute und gepflegte Sammlung einfach untergehen?
Ich weiß es nicht, ich weiß nur, daß ich das Museum sehr schätze und viele Austellungen besucht habe und so lange es das Museum geht ein "guter Kunde" sein werde. Und das Sammlerehepaar hat für mich ein deutlich anderes Ethos verkörpert, als so mancher andere Privatsammler, der nun als Referenzbeispiel herhält. Es ist den Essls nicht zu wünschen, daß ihr Lebenswerk doppelt zugrundegeht - wirtschaftlich und sammlungspolitisch. Und ich wünsche mir ganz egoistisch einen wunderbaren Ausgang der Angelegenheit - ohne freilich zu wissen, wie das gehen könnte.
Donnerstag, 20. März 2014
Der "Coup" um die Generali Foundation. Sabine Folie tritt zurück
Ein weiterer Akt im Zuge der Übersiedlung der Sammlung der Generali-Foundation and das Museum der Modere Salzburg: Sabine Folie, Leiterin der Foundation, ist zurückgetreten. Hier die einschlägige Presseaussendung mit eingehender Würdigung ihrer Arbeit an der Foundation.
Überraschedn kommt dieser Rücktritt ganz und gar nicht. Brüskiert mit einem Deal, von dem sie erst durch die Pressekonferenz erfuhr, auf der Konzernvertreter und Landespolitiker die Übersiedlung öffentlich machten, war damit ihre Position auch strukturell unklar und unhaltbar - und ihr Rücktritt erwartbar.
Zur Sache selbst, dem "Coup", hier.
Überraschedn kommt dieser Rücktritt ganz und gar nicht. Brüskiert mit einem Deal, von dem sie erst durch die Pressekonferenz erfuhr, auf der Konzernvertreter und Landespolitiker die Übersiedlung öffentlich machten, war damit ihre Position auch strukturell unklar und unhaltbar - und ihr Rücktritt erwartbar.
Zur Sache selbst, dem "Coup", hier.
Sonntag, 16. März 2014
Freitag, 14. März 2014
Buchstäblich letztklassig - Das Kärntner Landesmuseum
Auf der Rückfahrt von Villach nach Graz wollte ich dem Kärntner Landesmuseum, in dem ich schon viele Jahre nicht gewesen war, wieder mal einen Besuch abstatten. Ich hatte nicht erwartet, großartig Neues zu sehen, davon hätte ich gehört. Aber entweder hatte ich es veergessen oder übersehen - die Dauerausstellung war geschlossen. Die Nachrichten über den vernachlässigten Zustand vor allem des Gebäudes und des Depots waren ja 2012 durch die Zeitung gegangen. Nun hatte also die Sanierung begonnen.
Was ich zu sehen bekam war eine Sonderausstellung, über die ich hier nicht schreiben möchte, und eine merkwürdige Nippes-Ausstellung in der Vorhalle des Museums, die mir in einem Landesmuseum vollkommen deplatziert vorkam. Fünfzig Krampusse aus der Sammlung Botka (?)
Auch die Bibliothek war geschlossen, auf unbestimmte Zeit, wie ein unauffälliger mit Maschine getippeter Zettel mitteilte.
So, ohne andere Besucher, machte das Museum - trotz seiner beiden freundlichen Mitarbeiter - einen trostlos verlassenen Eindruck. Nichts wies darauf hin daß man während der für die Publikumsbindung heiklen Schließzeit irgendetwas anbot, was Besucher hätte bei Laune halten oder ihr Interesse wecken könnte.
Es gab auch keinerlei Information, wie es denn mit dem Museum weitergehen würde. Ich hatte in Erinnerung, daß nur Mittel für nötigste Sanierungsarbeiten zur Verfügung standen. Für die hatte man die Dauerausstellung, sagte man mir an der Kassa, abgebaut. Und dann?
Seinen 130. "Geburtstag" wird das Museum wohl versäumen. Halte ich mich an den Eindruck meines Besuchs müsste ich eher sagen "verschlafen". Denn eine Antwort, wie es nach den "Notmaßnahmen" weitergeht, gibt auch der Direktor des Museums nicht.
In einer ausliegenden Kulturzeitschrift schreibt er unterm Untertitel "Wir bauen an der Zukunft des Landesmuseums" über alles mögliche, zum Beispiel über die für die Interimsdeponierung nötigen 12,4 Kilometer Luftpolsterfolie, seinen Museumsbegriff - "Museum wird von Menschen für Menschen gemacht" -, die Verlagerung von Aktivitäten auf Außenstellen - die aber selbst mit Notmaßnahmen gerettet werden müssen, wie der Archäologische Park Mgdalensberg. Kein Wort aber zur Zukunft des Landesmuseums, zu einem Konzeot für eine neue Dauerausstellung, zum Termin einer Wiedereröffnung.
Inzwischen wird, wie man der heutigen Kleinen Zeitung entnehmen kann (hier), gegen vier Mitarbeiter ermittelt, vermutlich auf Grund einer Untersuchung des Landesrechnungshofes. Die Liste der Anschuldigen ist lang und enthält unter anderem Untreue, Veruntreuung, Beitragshinterziehung sowie Amtsmissbrauch. Das ist einzigarteig für ein österreichisaches Museum. Und da die Anzeigen vermutlich vom Direktor des Museums kommen, kann man von einem schwersten internen Konflikt ausgehen, der - je nach Dauer und Ausgang der Verfahren - das Museum lange lähmen könnte.
Zudem haben sich die politischen Rahmenbedingungen mehrfach geändert. Ein möglicherweise dem Landesmuseum gewogener, jedenfalls hoch kompetenter Kulturmanager ist als Landesrat abhanden gekommen (der ehemalige Leiter des Wiener Museumsquartiers) und selbst die möglicherweise für die Bestellung des derzeitigen Museumsdirektors nicht unwichtige politische Qualifikation (hier und hier - ich beziehe mich auf die Einschätzung wiederum der Kleinen Zeitung) ist durch den tiefgreifenden politischen Wechsel an der Landesspitze und in der Landesregierung vielleicht zur Hypothek geworden.
Im Vergeleich mit den anderen Landesmuseen ist das Kärntner Landesmuseum schon lange im Hintertreffen. Jetzt, wo auch das Vorarlberger Landesmuseum seine Zeit der Verschlafenheit wunderbar überwunden hat, ist das Museum in Klagenfurt buchstäblich letztklassig geworden. Und es gibt keine Anzeichen, daß sich daran so bald etwas ändern könnte.
Was ich zu sehen bekam war eine Sonderausstellung, über die ich hier nicht schreiben möchte, und eine merkwürdige Nippes-Ausstellung in der Vorhalle des Museums, die mir in einem Landesmuseum vollkommen deplatziert vorkam. Fünfzig Krampusse aus der Sammlung Botka (?)
Auch die Bibliothek war geschlossen, auf unbestimmte Zeit, wie ein unauffälliger mit Maschine getippeter Zettel mitteilte.
So, ohne andere Besucher, machte das Museum - trotz seiner beiden freundlichen Mitarbeiter - einen trostlos verlassenen Eindruck. Nichts wies darauf hin daß man während der für die Publikumsbindung heiklen Schließzeit irgendetwas anbot, was Besucher hätte bei Laune halten oder ihr Interesse wecken könnte.
Es gab auch keinerlei Information, wie es denn mit dem Museum weitergehen würde. Ich hatte in Erinnerung, daß nur Mittel für nötigste Sanierungsarbeiten zur Verfügung standen. Für die hatte man die Dauerausstellung, sagte man mir an der Kassa, abgebaut. Und dann?
Seinen 130. "Geburtstag" wird das Museum wohl versäumen. Halte ich mich an den Eindruck meines Besuchs müsste ich eher sagen "verschlafen". Denn eine Antwort, wie es nach den "Notmaßnahmen" weitergeht, gibt auch der Direktor des Museums nicht.
In einer ausliegenden Kulturzeitschrift schreibt er unterm Untertitel "Wir bauen an der Zukunft des Landesmuseums" über alles mögliche, zum Beispiel über die für die Interimsdeponierung nötigen 12,4 Kilometer Luftpolsterfolie, seinen Museumsbegriff - "Museum wird von Menschen für Menschen gemacht" -, die Verlagerung von Aktivitäten auf Außenstellen - die aber selbst mit Notmaßnahmen gerettet werden müssen, wie der Archäologische Park Mgdalensberg. Kein Wort aber zur Zukunft des Landesmuseums, zu einem Konzeot für eine neue Dauerausstellung, zum Termin einer Wiedereröffnung.
Inzwischen wird, wie man der heutigen Kleinen Zeitung entnehmen kann (hier), gegen vier Mitarbeiter ermittelt, vermutlich auf Grund einer Untersuchung des Landesrechnungshofes. Die Liste der Anschuldigen ist lang und enthält unter anderem Untreue, Veruntreuung, Beitragshinterziehung sowie Amtsmissbrauch. Das ist einzigarteig für ein österreichisaches Museum. Und da die Anzeigen vermutlich vom Direktor des Museums kommen, kann man von einem schwersten internen Konflikt ausgehen, der - je nach Dauer und Ausgang der Verfahren - das Museum lange lähmen könnte.
Zudem haben sich die politischen Rahmenbedingungen mehrfach geändert. Ein möglicherweise dem Landesmuseum gewogener, jedenfalls hoch kompetenter Kulturmanager ist als Landesrat abhanden gekommen (der ehemalige Leiter des Wiener Museumsquartiers) und selbst die möglicherweise für die Bestellung des derzeitigen Museumsdirektors nicht unwichtige politische Qualifikation (hier und hier - ich beziehe mich auf die Einschätzung wiederum der Kleinen Zeitung) ist durch den tiefgreifenden politischen Wechsel an der Landesspitze und in der Landesregierung vielleicht zur Hypothek geworden.
Im Vergeleich mit den anderen Landesmuseen ist das Kärntner Landesmuseum schon lange im Hintertreffen. Jetzt, wo auch das Vorarlberger Landesmuseum seine Zeit der Verschlafenheit wunderbar überwunden hat, ist das Museum in Klagenfurt buchstäblich letztklassig geworden. Und es gibt keine Anzeichen, daß sich daran so bald etwas ändern könnte.
Mittwoch, 5. März 2014
De-Extinction. Eine neue Vokabel im museologischen Glossar
Daß man aus DNA-Spuren ausgestorbene Tiere gleichsam wiederherstellen will, diese Idee gibt es schon länger. Aus welchen Gründen auch immer ist das in dem Zusammenhang meistegenannte Tier das Mammut. Jetzt will mans aber doch mal mit was Kleinerem versuchen, mit einer Taubenart, die von Menschenhand ausgerottet wurde und die man offenbar gerne wiederhaben möchte. Das Fachvokable für diese frankensteinsche Anstrengung lautet de-extinction, eigentlich unübersetzbar ins Deutsche. Ob das mehr an Motiven hergibt, als den Ehrgeiz, es mal zu versuchen? Und ob dann der bekannte Kanon der Museumsaufgaben, Sammlen, Bewahren, Erschließen und Vermitteln um Wiederherstellen erweitert werden wird?
National Geographic hat der Ressurektions-Forschung ein Sonderheft gewidmet: http://www.nationalgeographic.com/deextinction/
National Geographic hat der Ressurektions-Forschung ein Sonderheft gewidmet: http://www.nationalgeographic.com/deextinction/
Dienstag, 4. März 2014
Schneewittchensärge
Montag, 3. März 2014
Privatsammlungen in Öffentlicher Hand? Podiumsdiskussion am 12. März
Privatsammlungen
in Öffentlicher Hand?
Podiumsdiskussion
am 12. März 2014 um 19.00 Uhr
Universität
für angewandte Kunst
Lichthof
Oskar-Kokoschka-Platz
2
1010
Wien
Die
Übernahme der Sammlung der Generali Foundation seitens des Museums der Moderne
in Salzburg erfordert einmal mehr eine Diskussion über das Verhältnis von
Privatsammlungen im öffentlichen Museum.
Gemeinsam
mit der Akademie der bildenden Künste Wien veranstaltet die Universität für
angewandte Kunst Wien am 12. März 2014 um 19.00 Uhr eine Podiumsdiskussion
unter dem Titel „Private Sammlungen in Öffentlicher Hand?“ Am Podium werden Eva
Blimlinger, Sabeth Buchmann, Dieter Bogner, Eva Kernbauer, Karola Kraus, Doris
Krüger, Oswald Oberhuber und Eva Maria Stadler aus ihrem jeweiligen Tätigkeits-
und Erfahrungsbereich die gegenwärtige Tendenz der privaten Inanspruchnahme des
Öffentlichen erörtern.
Auf
Grund seines spezifischen Sammlungsschwerpunktes - konzeptuelle und
institutionskritische Arbeiten, die nicht zuletzt die Vereinnahmungen der Kunst
durch korporative Interessen reflektieren – bildet der sog. „Coup“ der Generali
Foundation sicherlich einen Sonderfall des Verhältnisses von Privatstiftungen
zu öffentlichen Sammlungen. Insofern sich viele der in der Sammlung vertretenen
Arbeiten der klassischen Werklogik verweigern, soll u.a. die Frage diskutiert werden, was es für ihre ästhetisch-politische
Konzeption heißt, wenn sie genau nach den Mechanismen, die sie kritisieren, in
Gestalt einer befristeten Leihgabe an ein Museum wertschöpfend für den Konzern
wirken.
Wir
haben bewusst nicht die Beteiligten des „Coups Generali“ eingeladen, weil uns
nicht an seiner Verteidigung oder Verurteilung gelegen ist, sondern an einer
Debatte über die Verantwortung, die der öffentlichen Hand in Bezug auf die
Wahrung eines bildungs- und kulturpolitischen Auftrags auch gegenüber
privatwirtschaftliche Repräsentation zukommt: Was, so die seit einigen Jahren
auch hierzulande verstärkt gestellte Frage, legitimiert die Übernahme privater
Sammlungen, die meist eigenen Interessen
folgen, über die Hoffnung auf eine erfolgreiche Mehrwertbildung hinaus durch
ein öffentliches Museum? Bilden diese Interessen im Unterschied zu einer
öffentlichen Sammlung, die nach wissenschaftlichen Kriterien aufgebaut sein
sollte, nicht eher einen marktkonformen oder subjektiv gesteuerten Kanon ab?
Gerade weil sich die Generali Foundation solchen Fragen stets gestellt hat,
scheint ihr Transfer von besonderer und zugleich exemplarischer Relevanz.
Eva
Blimlinger – Rektorin der Akademie der bildenden Künste Wien
Sabeth
Buchmann – Kunsthistorikerin und Kritikerin, Professorin für Kunst der Moderne
und Nachmoderne an der Akademie der bildenden Künste Wien
Dieter
Bogner - Kunsthistoriker, Universitätsdozent, Ausstellungskurator,
Museumsplaner und Inhaber der Firma bogner.cc
Eva
Kernbauer – Professorin für Kunstgeschichte an der Universität für angewandte
Kunst Wien
Karola
Kraus – Direktorin des Museum Moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien
Doris
Krüger (Krüger & Pardeller) – Künstlerin,
Universitätsassistentin in der Klasse für Transmediale Kunst bei Brigitte Kowanz an der Universität für
angewandte Kunst Wien
Oswald
Oberhuber – Künstler und ehemaliger Rektor der Universität für angewandte Kunst
Wien
Eva
Maria Stadler – Kuratorin, Professorin für Kunst und Wissenstransfer an der
Universität für angewandte Kunst Wien
Samstag, 1. März 2014
Freitag, 28. Februar 2014
Was leitet ein Museum?
"Künstlerisch-wissenschaftliche Museumsleitung: Otto Hochreiter" steht da am Ende der Credits einer aktuell laufenden Ausstellung des Stadtmuseums Graz. Früher war man "Direktor" - jetzt ist man was Spezielles. Daniel Spera, Direktorin des Jüdischen Museums der Stadt Wien nennt sich in einem akademischen Netzwerk (oder läßt sich nenen) "CEO". Den "künstlerischen Leiter" hat meiner Erinnerung nach Peter Noever eingeführt, als er Direktor des MAK war. Noever hat sich als Künstler verstanden, als Architekt. Aber was ist "künstlerisch" an der Leitung eines Museums? Inzwischen war ja schon aus dem Ersten Direktor des Kunsthistorischen Museums unter Wilfried Seipel der "Generaldirektor" geworden, der einen Museumsverbund leitete und vermutlich daraus den militärischen General ableitete.
Also, was ist "künstlerisch" an der Leitung eines Museums? Man könnte sagen, daß das Ausstellungsmachen eine Tätigkeit zwischen Wissenschaft und Kunst ist, mal mehr zu der einen, mal mehr zu der anderen Seite neigend. Aber nur künstlerisch ist sie sehr selten und dann ist der Autor von so einer Ausstellung meist tatsächlich Künstler. Und nur wissenschaftlich kann Ausstellungsmachen auch nicht sein, weil sie unter anderem mit ästhetischer und narrativer Kompetenz zu tun hat, die aus der jeweiligen Fachwissenschaft nicht ableitbar ist. Also ist "künstlerischer Leiter" ein Unding. Und "wiisenschaftlicher" auch. Ausstellungen machen ist "dazwischen" angesiedelt und etwas, wofür es ein Wort eigentlich noch gar nicht gibt.
Natürlich trifft die Selbstbezeichnung "künstlerisch" nicht mal dann zu, wenn ein Museumsleiter selbst Ausstellungen kuratiert. Denn er ist ja auch noch jemand, der für die Finanzen, das Personal, die gesamte Infrastruktur, das Programm, die Öffentlichkeitsarbeit uam. (letzt)verantwortlich ist. Und daran ist bekanntlich wenig künstlerisch.
Diese Spaltung in "künstlerisch" und z.B. "administrativ" (oder finanziell) erlaubt immerhin im Notfall die Ausrede, man sei eben nur für das eine (oder das andre) zuständig gewesen. Wie man auf dieser Klaviatur spielt, zeigt uns derzeit der Burgtheaterdirektor Matthias Hartmann. Plötzlich ist er (nur mehr) "künstlerischer Leiter", was bei ihm zwar plausibler ist, denn er ist ja auch Regisseur und inszenieren wird man mit Recht als künstlerisch bezeichnen dürfen, mit mehr jedenfalls, als das Ausstellungsmachen. Aber natürlich trägt Herr Hartmann ja auch die Verantwortung für die gesamte Organisation Burgtheater, seine Finanzgebarung, sein künstlerisches Profil. Mit einer Bezeichnung "künstlerisch-wissenschaftlich" für die Leitungsposition, wie hier im Bild, am GrazMuseum, gehts aber auch nicht, denn natürlich liegt auch hier die gesamte Verantwortung immer bei der Direktion, was ja (unfreiwillig wohl) in der Bezeichnung "Museumsleitung" eingestanden wird. Ja, was wenn nicht Museumsleiter ist ein Direktor eines Museums? Und wenn er Museumsleiter ist, dann leiter er alles und nicht einen Teilbereich.
Dann hätten wir in Graz noch einen "Intendanten" als Museumsleiter (Peter Pakesch, am Joanneum, aber den aus Proporzgründen neben einem zweiten Leiter, dem "wissenschaftlichen Geschäftsführer" (Wolfgang Muchitsch). Diese Bezeichnung ist schon in sich nicht stimmig, ich muß jetzt nicht mehr sagen warum, auch wenn man gutwillig unterstellen könnte, das Universalmuseum in Graz sei eben eine nach wissenschaftlichen Grundsätzen geführte Organisation. Aber die Erläuterungen zur Tätigkeit auf der Homepage des Museums lauten so: "Direktion; Wahrnehmung aller wissenschaftlichen Belange; Belange der Sammlungen und ständigen Schausammlungen; Belange der Abteilungen Interne Dienste und Museumsservice."
So, und was sagt uns das jetzt? Was ist daran eigentlich wissenschaftlich und was nicht? Und wie grenzt sich das vom "Intendanten" ab?
Diese Bezeichnung kommt aus dem Musik- und Sprechtheater, den Festivals und war bislang für eine Museumsleitung eher unüblich. Übersetzt heißt "Intendant" auch nicht viel mehr als Aufseher oder Verwalter und leitet sich aus der gleich geschriebenen französischen Vokabel ab, die, einst im höfischen Bereich (das sagt Wikipedia und lege dafür nicht meine Hand ins Feuer), den Verwalter der Kleiderkammer bezeichnete.
Modern bezeichnet Intendant den Geschäftsführer und künstlerische Leiter einer öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalt, einer Oper, eines tHeaters usw. Man könnte also beim Leitungsduo des Joanneum von einer Trennung der künstlerischen und wissenschaftlichen Funktionen sprechen, aber in der Praxis stimmt das natürlich nie wirklich und vor allem sind ja beide, im Sinne der Definition von "Intendant", eben Geschäftsführer einer in einer bestimmten Organisatiuonsform verfassten kulturellen Institution, für die sie der Öffentlichkeit gegenüber verpflichtet handeln.
Man kann noch die "Arbeitsplatzbeschreibung" des Intendanten des Joanneum nachreichen: "Intendanz; Wahrnehmung aller künstlerischen Belange; Ausstellungsprogramm; Belange der Abteilungen Außenbeziehungen und Besucher/innenservice."
Jetzt könnte man noch drüber grübeln, warum die lange übliche Bezeichnung Direktor oder Leiter nicht mehr genügt.
Es hat wahrscheinlich mit der Differenzierung der Museumsberufe insgesamt zu tun und mit der Ansiedlung neuer Funktionen und Kompetenzen in der gesamten Hierarchie großer und mittlerer Museen. Das soll sich auch in der Benennung der Leitung und der Beschreibung ihrer Aufgaben abbilden. Und vielleicht geht aus auch um jene Abgrenzung und Markenprofilierung, die Museen zunehmend glauben betreiben zu müssen, also um eine möglichst unikale und nicht so leicht verwechselbare Berufsbezeichnung der Leitung - so wie man ja auch bei der Benennung von Museen darauf bedacht ist, eine unverwechslbare "Marke" zu schaffen (etwa: "Universalmuseum" beim Joanneum). Schauen wir mal, was noch so alles kommt.
In der Phantasie der Direktoren, mit der sie ihre Arbeit neu (wirklich neu?) beschreiben kommt ein widersprüchliches Strukturmerkmal zu Tage: die extrem hierarchische Gliederung komplexer und hoch arbeitsteiliger Organisationen (bei Museen mit entsprechender Größe). Mit der Entstehung von Museen hat sich diese Konzentration auf eine Leitungsperson rasch entwickelt, korporative Verwaltungsformen sind die Ausnahme. Über Vor- und Nachteile wird nicht diskutiert. Den einzigen Unterschied, den ich sofort zwischen der Frühzeit der Museumsgründungen und der heutigen Situation erkennen kann, ist der Grad der Professionalisierung und eine Verschiebung der Zuständigkeit. Kunstmuseen wurden sehr häufig und manche noch sehr lange von Künstlern geleitet (die deswegen nie "künstlerischer Leiter" genannt wurde) und fachliche Professionalisierung entwickelte sich erst allmählich und parallel zu und auch in den Museen, wie etwa bei der Kunstgeschichte.
Die diversen Varianten von Neubezeichnungen halten alle an der autoritativen Konzeption der Organisation fest - aber sie spitzen, im Unterschied zur Bezeichnung Direktor, etwas zu, was ein Museumsleiter selbst im Ausnahmefall eigentlich nie sein wird: Autor.
Wenn jemand ein Theater in Personalunion von Textautor, Regisseur und Intendant (also Verwalter) leitet, so steht seine Autorschaft immer in einem Spannungsverhältnis zum Autor des aufgeführten Stücks. Der Widerspruch ist ja ein Liebkind der animosen Anschreiberei gegen das sogenannte Regietheater.
Beim Museum könnte man also weit eher von der Rechtmäßigkeit einer Autorschaft sprechen, da es ja keinen Autor, keinen Text und keine Partitut gibt und ja alle Elemente, die zur Verfügung stehen und in einer Ausstellung genutzt werden können, frei kombinierbar und verfügbar sind. Aber wo gibt es den Fall, daß der (administrative) Leiter eines Theaters zugleich "inszeniert" und "schreibt" - und dabei auf jede Unterstützung eines Teams verzichtet?
Das gibt es nur bei kleinen Museen. Aber was heißt "nur", das sind ja viele. Dennoch hat dort noch niemand das Recht für sich in Anspruch genommen, "künstlerischer Leiter" oder "Intendant" zu sein. Kann ja noch kommen.
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